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UWkltz -MW Verantwortlicher Redakteur: C-rl Ithne in Dippoldiswalde, Dienstag, den 10. Januar 1888 54. Jahrgang. Nr. 4. 28960 Mark 85 49 10 40 50 6976 85 6 9176 297 769 10818 249 583 95 50 34 Amtsblatt für die Königliche AmishaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die StadträtHe zu Dippoldiswalde und Irauenstein 10585 Mark — 11203 111 256 . DU „Weißerth-Zeitung" «rscheint wiichmtltch drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. M Pfg., zweimonatlich 8t Pfg., einmonatlich 42 Pfg- Gnzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sonne die Agenten nehmen Be stellungen an. triebes im Königreich Sachsen ist bei der in neuerer Zeit so wesentlich veränderten Lage der Landwirthschaft bereits mehrfach in Frage gekommen und eine Klar heit bezüglich des rechten Maßes, in welchem die ein zelnen Produktionsmittel zur Verwendung kommen müssen, um die Erträgnisse wirklich zu fördern, muß als die eigentliche Kunst, eine Wirthschaft gedeihlich zu führen, erachtet werden. Es kann daher nur erwünscht sein, daß über eine so wichtige Frage in der Oekonomischen Gesellschaft zu Dresden Herr Oberlehrer Roth - Döbeln einen Vortrag halten wird, zumal derselbe durch langjährige Erfahrungen in der Praxis, sowie auf Grund allseitiger Kenntniß der natürlichen und wirthschastlichen Verhältnisse Sachsens völlig berufen ist, belehrend über das genannte Thema zu sprechen. Der Vortrag des Herrn Oberlehrer Roth-Döbeln findet Freitag, den 13. Januar, Nachm. 5 Uhr, in C. Außendorfs Saale, gr. Brüdergasse 13,1., statt und der Zutritt von Gästen ist nur willkommen. — In der Landtagsnachwahl am 7. November v. I. wurde, nachdem der Amtshauptmann Starke in Marienberg die auf ihn gefallene Wahl abgelehnt hatte, im 34. Wahlkreise des platten Landes der Orts richter Friedr. Ang. Louis Uhlig in Grumbach mit 661 Stimmen gegen den Kommerzienrath Wimmer in Kleinrückerswalde gewählt, der nur 658 Stimmen er hielt. Gegen diese Wahl waren mehrere Proteste ein gegangen, die aber von der 3. Abteilung der zweiten Kammer, der die Prüfung der Wahl vorlag, nach Lage der Sache nicht weiter beachtet werden konnten, so daß sie die Wahl für gültig zu erklären bean tragte. Radeberg. Frau Agathe Zeis, die frühere Leiterin der Lehrmeierei Heinrichsthal bei Radeberg, die in Konkurs kam und steckbrieflich verfolgt wurde, ist am 27. Dezember in Bern, wohin sie sich mit ihrem Manne gewendet, gestorben. Pirna. Der Fonds für das in unserer Stadt zu errichtende Lutherdenkmal weist jetzt nach Hin zurechnung des erfreulichen Ergebnisses der erfolgten Drucklegung der Feuerwehrpredigt deS Superinten denten vr. Blochmann einen Bestand von 2485 M. 97 Pf. auf, darunter 1000 M. vom Verschönerungs verein, 1338 M. 75 Pf. als Geschenk und «Annahmen aus öffentlichen Veranstaltungen, sowie 137 M. 22 Pf. Sparkaffenzinsen bis zum 31. Dezember 1887. Neugersdorf. Am 1. Januar ist hier eine Fern sprecheinrichtung, vorläufig für 11 Theilnehmer, eröffnet worden, welche ebenso wie die gleichartigen Einrichtungen in Großschönau und Reichenau mit dem Fernsprechnetz von Zittau, dem Verkehrsmittelpunkte der südlichen Lausitz, verbunden ist. Strehla. Seit dem Jahre 1879 ist das Treib eis der Elbe am 3. Januar hier zum ersten Male wieder zum Stehen gekommen. Anuaberg. Die Steuerkraft unserer Stadt ist seit mehreren Jahren im Aufschwung begriffen. Im Jahre 1879 betrug das steuerpflichtige Einkommen 4,299,140 Mark, im Jahre 1887 aber 6,644,620 Mark, so daß sich in acht Jahren die Einkommensteuer von 57,647 Mark auf 105,717 Mark gehoben hat. Reichenbach. Nach langen und qualvollen Leiden ist am 4. Januar die Ehefrau des Schutzmanns Bügel hier an den Folgen der Trichinosis verstorben. Entsetzlich abgemagert hat die beklagenswerthe Frau 10 Wochen hindurch dieser heimtückischen Krankheit Widerstand geleistet und doch mußte sie — als das einzige Opfer der Trichinosis in unserer Stadt — durch dieselbe noch ihren Tod finden. Leipzig. In das Dunkel des Lindenthaler Dop- pelmorves, welcher vor wenigen Tagen an dem -ochbetagten Messinger'schen Ehepaar zur Nachtzeit verübt wurde, ist endlich Licht gedrungen. Den eifri gen Bemühungen der hiesigen Staatsanwaltschaft, welche am Tage nach dem Morde sofort an Ort und Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 9. Januar. Die hiesige Haupt verpflegstation ist im vergangenen Jahre in Summa von 2404 Reisenden in Anspruch genommen worden; nämlich ,im Januar von 174, im Februar von 223, im März von 246, im April von 200, im Mai von 241, im Juni von 217, im Juli von 178, im August von 155, im September von 195, im Oktober von 173, im No vember von 186, im Dezember von 216. Von diesen Reisenden erhielten 672 Tag- und 1732 Nachtver pflegung. Da erstere mit 20, letztere mit 25 Pfg. in Anrechnung zu bringen ist, so betrug der Aufwand 136 Mark 40 Pfennig für die Tag- und 433 Mark für die Nachtverpflegung, in Summa 569 Mark 40 Pfennig. — Den Berufsarten nach geordnet besuchten die Station 194 Schuhmacher, 161 Bäcker, 136 Hand arbeiter, 131 Schlosser bez. Maschinenschlosser, 124 Fleischer, 109 Schneider, 100 Schmiede, 91 Müller, 87 Tischler, je 75 Brauer und Weber bez. Seiden weber, 60 Maler, 52 Klempner, 46 Buchbinder, je 43 Bergarbeiter und Kaufleute bez. Kommis, 40 Maurer, 33 Schriftsetzer, je 32 Färber und Gärtner, je 29 Kellner und Sattler, 28 Stellmacher, je 27 Hutmacher und Töpfer, 22 Barbiere, je 21 Fabrik arbeiter, Seiler und Strumpfwirker, je 19 Cigarren arbeiter und Former, 18 Kürschner, je 17 Buchdrucker, Kupferschmiede und Steindrucker, je 16 Dachdecker, Drechsler und Glasmacher, je 15 Konditoren, Tape zierer und Tuchmacher, 14 Lohgerber, je 13 Glaser und Zimmerleute, 12 Uhrmacher, I I Lackirer, je 10 Porzellanmaler und Steinmetzen, je 9 Bürstenmacher, Dienstboten, Gürtler, Schleifer bez. Siebmacher und Schorsteinfeger, je 8 Böttcher, Dreher (Eisendreher), Schieferdecker und Ziegelarbeiler, je 7 Grlbgießer, Gold- bez Silberschläger und Müller und Bäcker, je 6 Nadler, Papiermacher, Schreiber und Seifensieder, 5 Instrumentenmacher, je 4 Bildhauer, Feilenhauer, Korbmacher, Musiker, Steinbrecher, Schneidemüller, Vergolder und Weißgerber, je 3 Goldarbeiter, Kutscher, Mechaniker, Maschinenbauer, Packer (Glaspacker) und Zinngießer, je 2 Bautechniker, Büchsenmacher, Eisen hüttenarbeiter, Handschuhmacher, Nagelschmiede, Oeko- nomen, Ofensetzer, Pfefferküchler, Photographen, Por zellandreher, Posamentiere, Schauspieler, Schirmmacher, Stallschweizer, Tuchscheerer und Zeugschmiede, während folgende Berufsarten von je I Reisenden vertreten waren: Apotheker, Blechschmied, Blumenpresser, Kol porteur, Kontordiener, Drahtzieher, Drucker, Erzgießer, Formenstecher, Forstmann, Friseur, Gas- und Wasicr- leitungsarbeiter, Glasschleifer, Glasschmelzer, Hechler, Holzarbeiter, Jäger, Kanzlist, Kesselschmied, Kistenbauer, Köhler, Küfer, Lithograph, Maschinenmeister, Muske tier, Papierpreffer, Porzellanmacher, Scherrer, Schiffs mann, Schiffbauer, Spiegelrahmenarbeiter, Steinhauer, Steinschleifer, Strohhutpreffer, Stuhlbauer, Wirker, Zeichner, Zugsbegleiter (?). — Was das Alter der Durchpassirenden anlangt, so waren das höchste 68, 65, 64, 60, 59, 57 Jahre, das geringste 16 Jahre. Fast alle deutschen Länder auch viele Nachbarstaaten, besonders Oesterreich-Ungarn waren vertreten. — 9. Januar. Die Stollensaison naht ihrem Ende; und wenn auch vorsorgliche und wohlsituirte Hausfrauen noch einen mäßigen Vorrath des beliebten Weihnachtsae- bäcks in Reserve bewahren mögen, die Mehrzahl hat wohl am Hohen Neujahr das letzte Nestchen beim Nachmittagskaffee geopfert, und schon beginnt auf's Reue der „Stollenverein" seine vorsorgliche Thätigkeit. Aber es ist bereits für Ersatz gesorgt: die „Fasten brezel" tritt in ihre Rechte. Dieses in rührender Be scheidenheit und Anspruchslosigkeit sich in sich selbst zusammenkrümmende Gebäck, sei es nun mit Kümmel, Mohn, Zimmet bestreut, oder biete eS sich in einfach ster Gestalt im glänzend braunen Kleide dar, hat sich zu behaupten gewußt und gern sieht man es wieder kommen. So wird denn auch diesmal der wohlbe- gnjerat«, welch« bet de» bedeutenden Auflage d«t Blatte- ein« fchr wirk same Verbreitung finden, "werden mit Iv Pfg. dta Spaltemeile aber der«, Raum berechnet. — Ta bellarische und compNeirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.—«na» sandt, im räwktwneli» Theile, di« «paltrnz«tle SOPfg. kannte „Brezeljunge" im Hause, auf dem Eise (wenn es nur schon wieder welches gäbe!) und am Biertische eine gern gesehene Erscheinung sein. Die Herstellung der Fastenbrezeln hat für dieses Jahr der Bäcker meister Schönberger übernommen. Nur recht hübsch scharf und alle Tage neubacken! — Geschäfts-Bericht des Vorschußvereins für Dippoldiswalde und Umg. auf Monat Dezember. Einnahme: Mark 36 Pf. Kaffenbestand vom vor. Monot. - Stamm-Einlagen. - Eintrittsgelder und Bücher. - eingezahlte Spareinlagen. - Erlös von Staatspapieren. - Zinsen von Staatspapieren. - zurückgezahlte Vorschüsse. - Provision von Vorschüssen. - Zinsen von Vorschüssen. Pf. Summa der Einnahme. Ausgabe: Pf. ausgeliehene Vorschüsse. - zurückgezahlte Spareinlagen. - erhobene Dividende pr. 1886. - Regie-Aufwand (Steuern und Remuneration des Ausschusses). 22156 Mark 79 Pf. Summa der Ausgabe. — Dem Gemeindevorstand Herrn Heinrich Gott lieb Rüdiger in Berreuth, welcher die von ihm am 1. Januar 1857 übernommene Funktion des Ge meindevorstandes für Berreuth mit Seifen, zugleich mit dem Ortsrichteramt ununterbrochen bis jetzt, mit hin über 30 Jahre, verwaltet, ist für seine lang jährige amtliche Wirksamkeit, wie sein hierbei bezeigtes lobenswerthes Verhalten von der König!. Amtshaupt mannschaft schriftliche Anerkennung ausgesprochen und ist das betreffende Diplom dem Eingangsgenannten am hohen Neujahrstage auf dem Rittergute Berreuth in Gegenwart der dasigen Guisherrschaft, des Herrn Gemeindeältesten Hamann von Seifen und den sämmt- lichen Gemeindemitgliedern von Berreuth vom Herrn Amtshauptmann, Oberregierungsrath von Kessinger, unter entsprechender Ansprache persönlich überreicht worden. Rabenau. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Dezember vorigen Jahres 278 Einzahlungen im Betrage von 15,817 M. 26 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 57 Rückzahlungen im Betrage von 5294 M. 99 Pf. Sparniarken, ä 10 Pf., wurden 210 Stück verkauft. — Die Gesammt - Einzahlungen im Jahre 1887 betragen in 3035 Kaffenposten 168,892 Mark 16 Pf. Die Rückzahlungen dagegen in 715 Kassen posten 71,790 M. 93 Pf. Pretzschendorf. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat Dezember 224 Einzahlungen im Betrage von 15 652 M. 38 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 38 Rück zahlungen im Betrage von 19 286 M. 86 Pf. Die Ge sammt-Einnahme in diesem Monat betrug 24105 M. 94 Pf. in 298 Kaffenposten, die Ausgabe 28 334 M. 3 Pf. in 84 Posten. Dresden. Der Verlaus der Masern-Krankheit beim Prinzen Friedrich August ist ein ganz nor maler. Das Fieber hat sich ganz verloren und der Ausschlag erblaßt bereits. Regelmäßige Bulletins werden deshalb vom 7. Januar an nicht mehr aus gegeben. — Mit welchen Schwierigkeiten die Staatsbahn verwaltung bei dem Schneetreiben voriger Woche zu kämpfen hatte, ist daraus zu ersehen, daß zwischen Bautzen und Pommritz die Bahn in einer Länge vom Schnee zu reinigen war, die der von Dresden bis Hainsberg entspricht. Es darf somit nicht Wunder nehmen, daß der am 2. Januar von Dresden abge gangene Personenzug erst am 7. Januar aus den Schneemaffen befreit werden konnte. — Die Intensität des landwirthschastlichen Be