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und Tageblatt. Amtsblatt deS -gl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. ^L«7 Erscheint t. Freiberg jed. Wochen», Ab. KU. für den and. Tag. Jnser. werden bi« V. ll U. für nächste Nr. angen. Mittwoch, den 6. September Preil vierteljthrl. LV Ngr, Inserate werdm die gespaltene Zeile »der deren Rau», mit 8 Pf. berechnt. L. Zkagesgeschichte. Berlin, 3. September. Wie die „N. A. Z." meldet, hat Vee deutsche Kaiser anläßlich deS Jahrestage» von Sedan nach stehendes Telegramm an Se. Excellenz den Kriegs- und Marine- Minister Grasen Roon, datirt aus Gastein vom 1. September, ge richtet: „Empfangen Sie am heutigen wichtigen Jahrestage Meinen Dank und Meine Anerkennung von Neuem für den Zustand, in welchen Sie die Armee zu versetzen gewußt haben, damit dieselbe solche Thateu vollbringen konnte. Als Erinnerung werde ich Ihnen zwei eroberte Geschütze senden." — Der Kaiser wird vor den ersten Tagen deS OctoberS nicht zurückerwartet. Nach seiner Rückkehr soll auf den königl. Residenzschlössern an Stelle der bisher dort wehenden KrtegSflagge die deutsche Reichsfahne aufgezogen werden, wozu man bereit» Vorkehrungen trifft. — Bei Ihren kais. und kSnigl. Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin fand am 31. August im neuen PalaiS ein größeres militärisches Diner statt, zu welchem namentlich die in Berlin und Potsdam anwesen den, während deS Feldzuges zum Stabe Sr. kaiserl. Hoheit com- maudirt gewesenen Offiziere eingeladen waren. — In dankbarer Rückerstmerung au die denkwürdigen Ereignisse vom 2. September 1370 waren gestern die öffentlichen, wie die Privatgebäude der Hauptstadt mit Fahne» geschmückt; vom Thurme des in vollem Flaggenschmuck prangenden RatLhauseS wurden in der Mittags stunde Choräle und patriotische Lieder geblasen. — Die „Kreuzzettung dementirt die Mittheilung der Zeitungen, wonach angeblich ein Rückkaufsgeschäft zwischen Preußen and Frank reich, betreffend die erbeuteten 500,000 Chassepot-Gewehre, abge schloffen worden sei. — Die „Nordd. Allg. Ztg." sagt: ES giebt also wieder einen „Präsidenten der Republik" in Frankreich; diese RegierungSform hat, wenn auch unter dem Widerstreben eines großen Theils ihrer Mitglieder, die Sanction der Majorität der Nationalversammlung erhalten, und damit ist das staatsrechtliche Jnterimisticum beendet, das — zum empfindlichsten Nacktheil Frankreichs selbst — seit dem 4. September v. I. über diesem Lande grwaltet hatte. Eben, häß in dem Gesetzentwürfe über die Verlängerung der Vollmachten deS Herrn ThierS mittelbar die Anerkennung der republikanischen RegierungSform ausgesprochen wurde, hatte die monarchische Rechte veranlaßt, dieser Vorlage mit allen erdenklichen Einwendungen entgegen zu treten. Dieser Pärtei wäre eS öffenbar am angenehmsten gewesen, daS bisherige Provisorium zu erhalten; die Entschiedenheit aber, mit welcher Herr ThierS und seine Minister für eine „Lösung" her ProrogationSsrage eintraten, hat nun in der That den Erfolg gehabt, daß die Rechte wepigstenS iu dem Titel des Herrn ThierS Ue republikanische Staatsform anerkannte, diese Partei hat aber gleichzeitig die Vollmachten deS Staatsoberhauptes zu Gunsten der legislativen Versammlung in einer Weise eingeschränkt, daß in Wahrheit hie souveraioe Gewalt, noch immer, wre nach dem Pacte pp» Bordeaux, ausschließlich iu der Nationalversammlung liegt, deren Majorität die von ihr selbst geschaffene Ordnung in jedem Augenblicke wieder abändern kann. Daß unter solchen Umständen die Stabilität der französischen Republik unter Thiers Präsidentschaft nicht als zweifellos angesehen werden könne, das dürste wohl die Schöpfer dieser neuen Institution selbst nicht befremden. Die Einen haben den Namen „Republik" acceptirt, weil fie vorauS- sahen, daß sie mit jedem ayderey Namen einen kaum zu bewältigenden Sturm gegen sich heraufbeschwören würden; die Andere» haben Herrn Thiers ihre Stimmen gegeben, weil für ihre eigenen Candidaten die Zeit noch nicht reif ist und fie in dem gegenwärtigen StaatSleyker eine Bürgschaft zu haben meinen, daß nicht eine ent schieden aMrepublikattische Strömung die Gewalt an sich reiße. Die neueste französische Republik ist also ebetisowohl ein Kind von Comprymiffen, eine Schöpfung der Vorbehalte, wie eS die Prä« stdentschaft deS Herrn ThierS in dieser Republik ist, und ent sprechend diesem Charakter der ersten coilstituireuven Akte der Nationalversammlung ist die Grundlage, auf welcher dieses ruhen, ein seltsames Gesetz voll halb ausgesprochener Wünsche und leise qngedeuteter Hoffnungen. ein Denksteii» am Wege der historisch«» Entwickelung Frankreichs, aber kein Grundstein, der eine Epoche der Geschichte dieser Nation endgültig abschließt und die Möglichkeit zum Aufbau eines neuen dauerhaften Gebäudes bietet. Das Ober haupt der französischen Republik neuesten Datums, Herr ThierS selbst, hat sich dereinst über die republikanische RegierungSform dahin vernehmen lassen, „daß die Republik nicht gemacht ist für die großen, seit lange bestehenden civilisirten Staaten, daß fie nicht bestehen könne in den Militairstaaten, inveut fie hier bald in ein Säbelregiment ausarte." Es gehört mit zu de» eigenthümlicht» Schicksalswendungen, an denen die neuere Geschichte Frankreichs so reich ist, daß der berühmte Historiograph, der den Republiken da« obige Urtheil gesprochen, in seinem Hohen Alter selbst berufen ist, an die Spitze einer Republik unter Umständen zu treten, »fit denen er die Existenz republikanischer Einrichtungen für unvereinbar erklärt hatte. Jedenfalls hat er jenes Amt auch nur übernommen, weil sein Patriotismus ihn vorhersehen ließ, daß eine Weigerung seinerseits das Land unverweilt in eine Reche von Verwickelungen stürzen würde, deren Gefahr noch bedeutend größer gewesen wäre, als die der Verlängerung des gegenwärtigen Zustande«. Strelitz, 2. Septbr. Die officielle „Neustrel. Ztg." schreibt: Durch eine gütige Mittheilung deS Herrn Grafen v. Waldersee, kaiserlich deutschen Geschäftsträgers in Parts, welche, infolge unserS an denselben gerichteten Gesuchs, unS gestern zuging, sind wir in den Stand gesetzt, zu erklären, daß die kürzlich in der „StaatSb.- Ztg." und der „Berl. Börsen-Ztg." enthaltene Angabe, e- hätte sich eine Anzahl Strelitzer Damen an die deutsche Gesandtschaft in Paris gewendet, um gewisse Ansprüche an früher hier internirt ge wesene französische Officiere zu erheben, in die Kategorie der ge meinen Verleumdungen gehört. München, 2. Septbr. Aus den Bureaulocalitäten de-MiMr- krankenhauses in der Müllerstraße dahier wurde gestern Nacht die Summe von beiläufig 7300 Fl., beinahe ausschließlich auS Thaler stücken bestehend, entwendet, und ist über den oder die Thäter biS zetzt noch nichts bekannt. — 4. September. Der deutsche Kaiser reist am 8. September von Salzburg über Berchtesgaden nach Müvchen ab und verbleibt daselbst einen Tag. Trier, 2. Sept. Gestern sta»d der katholische Pfarrer Prinz aus Ehreng vor den Schranke» deS hiesigen AtchtpolizeigerichteS, angeklagt der Majestätsbeleidigung, die er in einer Predigt am 21. Januar begangen haben sollte, welche das Evangelium von Beelzebub behandelte, durch welchen Christus den Teufel auötreibe, wie die Pharisäer sagte». Der Angeklagte, welcher den incriminirten Wortlaut zugestand, suchte durch Umdeutung seiner Worte die Schuld von sich abzuwälzen. (Er war u. A. angeklagt, in der Predigt gesagt zu haben: „Ich mußte lachen, als ich von einer Adresse an den König zu Gunsten deS Papstes (also gegen Victor Emanuel) hörte. DaS hieße ja den Teufel durch de» 2?nU auS- treiben.") DaS öffentliche Ministerium beantragte drei Monate Gefänguiß, der Gerichtshof verurthetlte den Angeklagten zu sechs Monaten Festungsstrafe. Wien, 2. September. Wie die „Pr." erfährt, erhielt der . hiesige Turnverein eine polizeiliche Zustellung, worin ihm für die Zukunft der Vortrag deutscher Nationallieder untersagt wird. — Die „N. Fr. Pr." meldet: Von den 21 nieder österreichischen Landgemeindewahlen find bisher (2. September b W AbeddS) H