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Blatt Amts und des Stadtrathes des Königl. Amtsgerichts AlS Beiblätter: 1 JllustrirteS SoimtagSblatt (wöchentlich); 2. ^andwirthschaftlichc Beilage (monatlich). Abonnements - Preis Vierteljahr!. 1 M. 25 Ps. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. K«schäfisstelr-n: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauSvonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Moffe und. G. L. Daube L Comp. Erscheint: lKlttwvch und Sonnabend zu» Wulsnitz Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Freitag . /Ad. Vorm. 9 Uhr aufzuaebm. Mü Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Dm» und nnn^E. L. Fö-st.e« Srb-N Murmndvierffgftex Jahrgang. «r. 50 Mittwoch. Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in Pulsnitz. 14. Juli 1897. Montag, den IS. Zuli: Viehmarkt Dienstag^-en 2S. Zuli: Krammarkt in Pulsnitz. Montag, den I S. Zuli 1887: Viehmarkt in Bischofswerda. Mittwoch, den 21. Inti 1897: «nä Vieümur^t zu Ruäeburg. Der Stadtrath zu Radeburg. Russische Freundschaft. Alexander HI. Zar von Rußland, war ein Mann von hohem persönlichen Stolz, der zwar die Vor- theile der französischen Freundschaft mitnahm, sich aber Wohl hütete, als Zar den französischen Boden zu betreten. Der junge Nikolaus II. den man vielfach kränklich und einen wenig bedeutenden Mann nannte, hat sich unter dem Einfluß feiner — weiblichen und männlichen — Rat- geber doch als ein Mann von großem, modern praktischem Sinne gezeigt, der alle Skrupel beiseite läßt, Etiketten-Details für Null erklärt, um das eigentliche Ziel zu behaupten. Und da er nun einmal A gesagt hat, geht eS auch ohne Weiteres zum B, C und so weiter über. War der auto kratische Zar in Paris, kann der republikanische Präsident auch nach Petersburg kommen, und da sich deshalb in Frankreich noch einige Bedenken erhoben, hat der Zar sich sogar bemüht, diese Bedenken durch eine freundliche Ein ladung zu zerstreuen. So erreichte er mit einer liebens würdigen Höflichkeit, ohne alle Verpflichtungen Rußlands, alles, was er nur wünschen konnte. Die russische Polizei und die russische Zeitungs-Zensur sind sehr streng! Dem unglücklichen Zeitungsschreiber, welcher für republikanifche Ideen sich erwärmen wollte, würde ohne weiteres ein Sibirien erblühen. Giebt der Zar dem Präsidenten einer Republik die Hand, dann ist daS selbstverständlich etwas anderes und man wird eS schon verstehen, dem russischen Volke, daS ja in seinen Massen über den Wutki jede Politik vergißt, wenn cs diese über- Haupt treibt, den republikanischen Besuch in der Stadt PeterS beS Großen verständlich zu machen. Wer trotzdem ausmucken sollte, der bekommt die Knute, und wer auch dann noch nicht still ist, der wandert nach Sibirien. Es wird sich also schon alles machen, und was ja noch fehlen sollte, besorgt schon der panslawistische Deutschenhaß in Rußland, der die Moskowiter für Frankreich schwärmen, Deutschland aber hassen läßt. DaS Erelgniß deS Präsidentenbesuches in Petersburg sorgt doch aber auch im höchsten Maße dafür, daß die Komik in der Weltgeschichte nicht auSstirdt. Vor einem Menschenalter und etwa- mehr der Herrscher eines Reiches als unerbittlicher und rücksichtsloser Feind einer modernen Idee, heute sein Urenkel intimer Freund zu dem offiziellen Vertreter dieser Idee. Daß dieser Vertreter einmal Volontair in einer Gerberei war, soll alS nebensächlich gar nicht weiter erwähnt werden, Arbeit schändet nicht. Aber der radikale Republikaner und der selbstherrliche Zar, der jed wede Verfassung in Rußland für Unsinn erklärte, Arm in Arm, daS ist die beißende Ironie. Präsident Felix Faure reist nächsten Monat nach Petersburg, er wird, das ist nicht zu bezweifeln, mit einem himinelstürmenden Jubel begrüßt werden, mit einem größeren voraussichtlich, als der deutsche Kaiser. An und für sich besagt das in den Verhältnissen nichts Neues, eS bedeutet auch nichts Neues, aber eS Hilst, vertrauensselige Gemüther vor Illusionen bewahren. In Interessen, die Rußland und Deutschland nicht gemein sind, können wir auch auf Rußland nicht rechnen, der Russe liebt den Deutschen nicht und hat jeden französischen Dienst umsonst. Da giebt eS durchaus keine Wahl, und kein Staatsmann kann hierin etwas Wesentliches ändern, daS vermag nur ein hartes Völkerschickjal. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Von einem hiesigen Festtheilnehmer am Bundesgesangsfest in Bischofswerda gehl uns in dan- kenswerther Weise folgender Bericht zu: „Das X. Bundes- gesangssest des Oberlausitzer Sängerbundes, welches am vergangenen Sonntag und Montag in 2 ischofswerda statt fand, war ein in all' feinen Theilen wohlgelungenes zu nennen und gereichte dem Festausschuß zu hoher Ehre. An diesem Fest wurde wiederum gezeigt, wie die Städte der Oberlausitz ihre Sängerfeste feiern, die Gastfreundschaft und Gemächlichkeit obenan, wie man es gewöhnt ist. Schon die Begrüßungsrede des Herrn Reichstagsabgeord neten Gräfe am Bahnhof ließ die Herzen der Sänger höher fchlagen, derselbe verstand mit markigen Worten die volle Begeisterung der Sänger zu entfachen. Der Anblick der Stadt bez. der Straßen war ein großartiger, der Markt mit den mächtigen Masten und besonder- das Rachhaus machten einen überwältigenden Eindruck. Ein Gang auf den Festplatz überzeugte uns von der Schönheit und Größe desselben, wohlgeeignet Tausende von Menschen bequem aufzunehmen. Von den 2800 Mitgliedern deS Bundes waren 76 Vereine (darunter der Gesangverein „Lieder- kranz"-PulsmtzM.S.mit30 Sängern) mit 1850 Sängern er- fchlenen. Nach den Vormittags 11'/, und Nachmittags 2'/, Uhr adgehaltenen Proben fand um 3 Uhr von ca. 500 Sängern das Concert in der gefüllten Hauptkirche statt. Daran schlossen sich Nachmittag 5'/, Uhr GesangS- und Musikaufführungen auf dem Festplatze, vorher eine Be grüßungsrede des Bundesvorsitzenden, Herrn Färbereibesitzer Richter-Bischofswerda Die Concerte wurden mit besonderem Fleiß gut auSgefühlt. Die Unermüdlichkeit der Sänger hinsichtlich des umfangreichen Programms, dazugerechnet noch die langen Proben, wurde vielfach bewundert. Der Besuch der Concerte war ein sehr reger, insbesondere am Montag, an welchem auch ein imposanter Festzug mit über 60 Fahnen stattfand. Aus dem Markte richtete der Bürger, meister von Bischofswerda vom RathhauS aus herzliche Begrüßungsworte an die Sänger, woran sich das Lied: „ES liegt ein Gau in Deutschlands Grenzen- schloß. Während deS FestzugeS waren die Blumenfpenden der Einwohner noch nie gesehene, mitunter vermochte man der vielen Sträußchen und Blumen wegen nicht in die Höhe zu sehen, auch waren lheilweise die Straßen mit grünen Reisern bestreut. DaS deutsche Lied, der schöne Ziergesang, die Harmonie, that sich überall kund, die Begeisterung wuchs mit jeder Stunde und so verlief daS Fest ohne jede Störung. — Erwähnt sei noch, daß auch vor 25 Jahren das Bundesgesangsfest in Bischofswerda abgehalten wurde und das in diesen Tagen so herrlich verlaufene Fest zugleich eine Jubelfeier war. — DaS Sonnenlicht ist nicht nur daS hellste auf dieser Erde ohne für die Augen beleidigend zu sein, son dern auch daS reinste und von außerordentlicher gesund- heitlicher Wirkung auf den Körper; ebenso wirkt eS rei- lügend aus die Lust, weil in ihm die schädlichen Bakteri- en, Bazillen, Pilzkeime usw-, vertrocknen. Freilich wird die Luft durch Answirbeln von Staub in der Sonnen wärme wieder leichter verschlechtert; allein daran ist die Sonne nicht schuld, sondern der Wind und der Mensch. Viel Licht im Zimmer ist eine der ersten gesundheitlichen Forderungen. Schon an dem guten Einfluß aus die Ge- müthSstimmung kann man die Bedeutung des Lichtes mer ken. Große Fenster erfreuen ganz unwillkürlich. Darin, daß man die Fenster jetzt viel größer macht, wie früher, liegt auch ein Fortschritt unserer Zeit; in dem freien fort, schrittlichen Amerika sind sie noch viel größer wie bei uns und das wirkt nur sehr wohlthätig. Freilich sind die Frauen beflissen, den Lichtzutritt durch Vorhänge zu hin dern. Ohne Vorhänge sieht zwar ein Fenster kahl aus, aber die Vorhänge sollten nur für das Aussehen zur Ein fassung dienen, aber nicht daS Fenster verdunkeln. Licht ist ein Lebenselement. — Auf der Chaussee Radeberg-GroßröhrSdorf ist im Laufe der vorigen Woche ein arger Baumfrevel dadurch verübt worden, daß weit über 50 Bäume durch Umbrechen und Zerschneiden vernichtet worden sind. Möchte die nichts würdigen Frevler bald die verdiente Strafe treffen. Kamenz. Dem Bedürfniß und dem Wunsche der obersten Militärbehörde entsprechend, wird unsere Stadt- commun eine Exerzierhalle erbauen und die Entschließung der städtischen Collegien demnächst erfolgen. Dem Ver nehmen nach ist daS Terrain hinter „Stadt Berlin" dazu in Aussicht genommen. DaS Gebäude wird von dem MilitärfiSkuS ermiethet und entsprechend verzinst. — In der Nähe deS Exerzierplatzes beabsichtigen die Herren Goldberg und Mierisch die Erbauung eines Massenquar- tierS für ca. 130 Mann. Beide Bauten fallen im Herbst fertiggestellt sein. DreSden, 12. Juli. Prinz und Prinzessin Friedrich August werben am Mittwoch zu längerem Aufenthalt nach Norderney reisen. Dresden. In Gegenwart Sr. Excellenz des Herrn Finanzministers und mehrerer Herren deS König!. Finanz- Ministeriums und der Generaldirektion der Staatsbahnen fanden — wohl zum ersten Male in Sachsen — Versuchs fahrten mit eine»! Eisenbahn-Accumulatorwagen statt. Um die Versuche eingehendst zu gestalten, erfolgten sie auf der besonders starke Steigungen (1:40) zeigenden Bahn DreS- den-Klotzsche. Gedachter Wagen ist aus der Kummer'schen Fabrik in Niedersedlitz hervorgegangen und soll ein Gewicht von 26 Tonnen gleich 250 Centnern haben. — Die Errichtung eines zweiten Dresdner Schlacht- und Viehhofe» ist nunmehr beschlossene Thatsache. Die für den Ankauf deS fi-califchen Areals im Ostragehege nöthigen 1,115,000 Mark werden von der 1893er Anleihe entnommen. DaS Geviertmeter des 55 in 84 «, großen Flächenraumer stellt sich auf 2 Mark. Die Inbetriebnahme soll 1907 erfolgen. — AuS Dresden wird geschrieben: Bei der Ver- schmelzung von mehreren großen Vororten mit der Resi denz hat Herr Oberbürgermeister Beutler in einer Rede den Executivbeamten der Polizei eingeschärft, daS Publi kum fei von ihnen mit Wohlwollen und Güte zu behan deln; auch bei Strafanzeigen sei in milder und anständi ger Form zu verfahren. Der Mann im schlichten Rock sei für den Executivbeamten zunächst eine anständige Per sönlichkeit. Würden rohe Elemente den Polizeibeamten in tadelnSwerther Weise entgegentreten, so sollten die Be amten doch denken, daß sie die Ehre der Stadt zu wahren hätten und ein flegelhaftes Wort roher Personen sie un möglich beleidigen könne. Auch solchen Personen gegen über sollten sie mit Ruhe und Besonnenheit auszukommen suchen. In der im vorigen Jahre erlassenen neuen Ge schäftsordnung für die sächsischen Justizbehörden wird je dem Beamten zur Pflicht gemacht, im amtlichen Verkehr mit dem Publikum sich unausgesetzt vor Augen zu halten, daß Jedermann den Anspruch habe, von der Behörde