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Mchmh-Zeitmz Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk« same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionell«» Theile, die Spaltenzeile SO Pfg. Die „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis Vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Nr. 52. Sonnabend, den 2. Mai 1885. 51. Jahrgang. Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Die zweite Lesung der Zoll tarif-Novelle wird aller Voraussicht nach in diesen Tagen endlich zum Abschluß gebracht werden und der Reichstag somit vorläufig einen Gegenstand erledigt haben, der ihn wochenlang in Anspruch genommen hat. Es ist natürlich, daß, je länger sich die Ver handlungen über diese Vorlage hinausziehen, das In teresse weiterer Kreise an denselben mehr und mehr schwindet, zumal sich im Reichstage selbst eine gewisse Abspannung immer deutlicher geltend macht. — Das preußische Abgeordnetenhaus hat nach dreitägiger Pause seine Verhandlungen mit der Plenarberathung des bekannten Antrages Huene am Donnerstag wieder ausgenommen, welcher das Haus wohl eine Reihe von Sitzungen hindurch in Anspruch nehmen wird. Von den Nationalliberalen ist zum Antrag Huene ein Gegenantrag eingebracht worden, welcher dahin geht, anstatt der Mehrerträge aus den Getreide- und Vieh zöllen drei und eine halbe Monatsrate der Grund- und Gebäudesteuer den Kommunalverbänden zu über weisen. Es ist indessen bei der Partei-Konstellation im Abgeordnetenhause nicht 'im Mindesten zweifelhaft, daß der Antrag Huene durchdringen wird. — Die „National-Zeitung" enthält in ihrer Morgen-Ausgabe vom 28. April folgende bemerkenswerthe Notiz: „Gegenüber dein in diplomatischen Kreisen zirkulirenden, von uns erwähnten Gerüchte bezüglich einer für unfern Kaiser bestimmten Aeußerung des Kaisers Alexander über das Sinken der Friedensaussichten vernehmen wir mit voller Bestimmtheit, daß diese Aeußerung keinesfalls im Wege eines Schreibens des Kaiser Alexanders hierher gelangt ist. Unser Kaiser hat überhaupt weder ein Schreiben, noch eine Depesche seitens des Kaisers Alexander in der letzten Zeit empfangen. Wir lassen dahingestellt, wie weit die bezügliche Aeußerung auf anderweitigem Wege über mittelt worden ist. Wie wir weiter vernehmen, steht die deutsche Regierung dem Konflikt zwischen England und Rußland mit vollständiger Neutralität gegenüber. Eine Anfrage wegen Uebernahme einer Vermittlerrolle ist Deutschland weder von Seiten Rußlands noch Englands zugegangen." Oesterreich-Ungarn. Die cisleithanische Hälfte des Habsburgischen Kaiserstaates steckt mitten in den Vorbereitungen zu den Neichsrathswahlen. Bereits sind für Galizien, Oberösterreich, die Bukowina, Krain, Steiermark und Böhmen die Wahltermine bekannt und schon sind auch in zahlreichen Bezirken die Kan didaturen festgestellt. Von besonderem Interesse werden jedenfalls die Wahlen in letztgenanntem Kronlando sein, nicht blos wegen der starken nationalen Be wegung, welche dort die Deutschen ergriffen hat, sondern auch, weil nunmehr im böhmischen Groß grundbesitze sich die Wahlen zum ersten Male auf Grund des von den Czechen durchgesetzten Gesetzes vollziehen werden, wonach der Großgrundbesitz in zwei Kurien und fünf Bezirke eingetheilt wird, ein Arrange ment, dessen Kosten sicher die Verfassungspartei zu Gunsten der Feudalpartei zu tragen haben wird. Frankreich. Die Streitaffaire in Sachen des „Bosphore Egyptien" zwischen Frankreich und Egypten ist jetzt durch Englands Vermittelung wieder beigelegt. Die Hauptpunkte des Ausgleichs sind folgende: Egyp ten wird dem französischen diplomatischen Agenten sein Bedauern aussprechen; die Druckerei des „Bosphore" wird geöffnet und das Journal soll sofort wieder erscheinen können. Angesichts dieser seitens Egyptens geleisteten Genugthuung will Frankreich auf die Amts entsetzung der Polizeiagenten, die sich einer Verletzung des Hausrechts schuldig gemacht, verzichten. Belgien. Der neue Kongostaat hat jetzt in dem König der Belgier sein Oberhaupt erhalten, da die belgische Repräsentantenkammer am Dienstag ein stimmig die Vorlage genehmigte, welche König Leo pold II. ermächtigt, den Titel eines Souveräns des Kongostaates anzunehmen. Diese Würde ist indessen vorläufig keine erbliche, und dürfte überhaupt erst ab- zuwarteu sein, ob sich die neue Schöpfung an den Usern des Kongo zu einem lebenskräftigen Staaten gebilde entwickeln wird. England. Der Prinz und die Prinzessin von Wales haben ihre irische Rundreise beendigt und sind am Dienstag früh wieder in London eingetroffen. Ehe sich das hohe Paar wieder nach London ein schiffte, hielt der Prinz von Wales in Carrickfergus eine Abschiedsrede, in welcher er seine hohe Be friedigung über den ihm zu Theil gewordenen Em pfang und den lebhaften Wunsch aussprach, daß die Wohlfahrt Irlands sich weiter entwickeln möge. Daß der englische Thronfolger letzteres aufrichtig wünscht, ist wohl nicht zu bezweifeln, weniger aufrichtig scheint aber seine Befriedigung über seinen Empfang in Ir land; die geradezu feindseligen Demonstrationen, welche die Anhänger Parnells gegen das prinzliche Paar während dessen Fahrt von Dublin nach Cork in Scene setzten und dann auch der förmliche Auf lauf in letzterer Stadt, stechen zu grell von der warmen Aufnahme ab, die demselben in Dublin, Belfast rc. bereitet worden ist, als daß der Prinz und seine Ge mahlin mit ungetrübten Empfindungen auf ihre irische Reise zurückblicken sollten. Ob diese übrigens dazu beitragen wird, einen baldigen Umschlag in der Stimmung des ir'schen Volkes gegen England herbei zuführen, muß bezweifelt werden; dazu ist der Haß der Iren gegen die englische Herrschaft viel zu alt und festeingewurzelt. — Im englisch-russischen Konflikt wechseln fortwährend Licht und Schatten. Während der englische Premier in der Montagssitzung des Unterhauses eine große Rede gehalten hat, welche die Lage im Allgemeinen als sehr ernst hinstellt, ohne in dessen bestimmte Erklärungen zu geben, hat sein Kollege der Handelsminister Chamberlain, auf einem am Dienstag in London stattgefundrnen Banket Aeußerungen gethan, welche wieder eine mehr fried liche Auffassung der Lage gestatten. Chamberlain erklärte, selbst ein erfolgreicher Krieg wäre ein so großes Unglück für alle Betheiligten, daß jede patrio^ tische Regierung verpflichtet sei, alle Mittel anzuwendeit? um eine friedliche Lösung herbeizuführen. Glücklicher weise seien die Dinge noch nicht so weit gediehen, um jede Hoffnung auf eine solche Lösung aufzugeben. Wenn die Negierung aber gezwungen würde — schloß Chamberlain — den Beistand des Landes anzurufen, so werde die englische Demokratie dieselbe Ausdauer zeigen, ivie ihre Vorfahren. — Die Worte aus dein Munde eines Negierungsvertreters klingen etwas tröst licher als die bisherigen Berichte über den Stand der afghanischen Streitfrage, an denen es auch bis in die letzten Tage hinein nicht gefehlt hat. Neuter's Bureau wußte sogar vou der bevorstehenden Abreise des Kaisers Alexander nach Moskau und einem kriegerischen Mani feste desselben zu berichten — eine Allarmnachricht, welcher glücklicherweise das Dementi auf dem Fuße nachgefolgt ist. Auch die Gerüchte von einem neuen Zusammenstoß zwischen russischen und afghanischen Truppen werden als völlig unbegründet bezeichnet und zwar von Petersburg aus. Weiter will der „Standard" von einem beiin Londoner auswärtigen Amte eingelaufenen Telegramm wissen, welchem zu folge russische Truppen Merutschak besetzt hätten; doch fehlt auch dieser Nachricht einstweilen noch die Be stätigung «Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde. Am Mittwoch Nachmittag ist das 5 Jahr alte Söhnchen des auf der Freiberger Straße wohnenden Schuhmachers Zönnchen in den zur hiesigen Stadtmühle gehörenden Mühlgraben ge fallen und ertrunken. — Erfahrene Obstzüchter sollen versichert haben. daß nach den vorhandenen Merkmalen für dieses Jahr ein reicher Obstsegen zu erwarten stehe. Man kaün gewiß nur wünschen, daß hierin keine Täuschung ob walte. Altenberg, 30. April. Gestern feierte unser Herr Kantor Clemens Benke mit seiner Gattin das Fest der silbernen Hochzeit unter allseitigster und regster Theilnahme von hier und auswärts. Der hiesige Männergesangverein, dessen langjähriger Liedermeister Herr Benke ist, eröffnete am frühesten Morgen durch ein Ständchen den festlichen Tag und daran schloffen sich, wie nicht anders zu erwarten war, die aufrich tigsten Glückwünsche und Gaben der Erinnerung in größter Zahl. — Am gleichen Tage feierte dasselbe Fest ganz in der Stille der ansässige Bürger und Maurer Bobe mit Gattin. Möge den wackeren Jubel paaren dereinst die goldene Hochzeit auch beschicken fein. Dresden. Der sächsische Landtag hat bekanntlich schon im Jahre 1883 für den Neubau der Kunst akademie auf der Brühl'schen Terrasse die Summe von 2'/» Millionen Mark bewilligt. Wie die „Dresd ner Zeitung" berichtet, erklärt nun Prof. Lipsius, nachdem die Baupläne nochmals im Detail durchge arbeitet und zum Theil geändert worden sind, mit dieser Summe nicht auskommen zu können, sofern die Ausführung eine würdige sein solle. Die Landstände werden daher im Herbst d. I. ersucht werden, die Mehrforderung von 700,000 M. nachträglich zu be willigen. Bis dahin soll mit dem Neubau noch nicht begonnen werden. Der neuere, von Prof. Lipsius herrührende Bauplan bedinge übrigens eine Beseitigung der in der Gegend der Frauenkirche stehenden Münze, die nach Freiberg verlegt werden solle. Das dein nächsten Landtage vvrgelegte Budget werde außerdem die Kosten für einen Neubau der Bergakademie in Freiberg und einer neuen Fürstenschule in Grimma enthalten. Dagegen werde, um den Etat nicht allzu sehr nach dieser Richtung hin zu belasten, von dem Bau einer vierten Elbbrücke hierfelbst, sowie dem Neu bau des Finanzministeriums, zunächst noch Abstand genommen. — Der Aufruf des Dresdner Kegelklub „die Sandhasen" an sämmtliche deutsche Kegelklubs zu einer Versammlung ain 6., 7. und 8. Juni in Dresden hat großen Erfolg gehabt. Bereits haben sich 170 Klubs aus allen Theilen Deutschlands und einer aus Amsterdam zur Theilnahme angemeldet. Freiberg. Als Vorsitzender für die im Kalender vierteljahre beginnende Sitzungsperiode für das hiesige Schwurgericht ist der Landgerichtsdirektor Vollert gewählt worden. Freiberg. Die Gewerkenversammlung der beiden Gewerkschaften Himmelfahrt und Himmelsfurst Fund grube haben vor Kurzem hier stattgefunden und u. A. mit der wichtigen Frage sich beschäftigt, welche Stellung von ihnen gegenüber etwaigen Anträgen auf Ankauf der Berggebäude durch den sächsischen Staat einzu nehmen sein werde. Der bereits auf dem letzten Landtage viel ventilirten Frage der Verstaatlichung der Silberbergwerke beziehentlich des Freiberger Reviers scheint die Staatsregierung näher getreten zu sein oder näher treten zu wollen. Wenigstens läßt sich dies aus dem Umstande schließen, daß im Auftrage des kgl. Finanzministeriums seit Monaten ein aus Preußen hierher berufener Sachverständiger damit beschäftigt ist, den Werth und die Ertragsfähigkeit der einzelnen Gruben festzustellen und darüber hohen Osts Bericht zu erstatten. Herrnhut. Die Thätigkeit der von hiesiger Missionsanstalt entsendeten Missionen ist auch in kolonisatorifcher Hinsicht von größter Wichtigkeit. Außer in Amerika und anderen Welttheilen sind die von der Brüdergemeinde ausgerüsteten Männer auch in Afrika in erster Linie Verbreiter des Christenthums, dann