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Dresdner Journal : 25.09.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185909251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590925
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590925
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1859
-
Monat
1859-09
- Tag 1859-09-25
-
Monat
1859-09
-
Jahr
1859
- Titel
- Dresdner Journal : 25.09.1859
- Autor
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Hoheit dem Großhuzogvon Baden zum Cousul ip Leipzig ernannten dortigen^Kaus mann uyd Bauqzüer Theodo, Knauth in di«s« Ei-en- sckaft anzurrkrnnen gerubt , > D»Sd«M^3Na ^eplestbcr. Sein, Höni-liche Majestät haben ällergnchiassgcruht. demRathsschornsteinfegermeister Friedrick yvupk zn Meisten auf Anlaß seines am 24. Jute dieses Jahres stattgefnndtncn Fünfzigjähri gen Jubiläum» als Bürger und Meister, die zum Ver dienstorde« gehörige silbern» Medaille zu verleihe«. Nichtamtlicher Theil. Us»«Ks»cht. Telegraphische Nachrichten. Zettun-sschau. (Gegen »ie „konstitutionelle Ztg.") Tagestßeschichta. Wien: Tagesbericht. Rundschreiben «S neuen Ministers des Innern. — Klagenfurt: Berathung de» neuen GemeindegesedeS. — Triest: Oestetzreichffchxi «Schiffe in Frankreich versteigert. Ver kehrserleichterung. Ueberfttzwemmung. — Berlin: Vom Hof«. Berathung von Landtag-Vorlagen verscho ben. Die Expedition nach Japan. Herr v. Bis marck. — München: Prinz Luitpold, v. Maurer nach Madrid. Diplomatische Besprechungen. Mini- - steriakrakh Coulon — Hannover: Neue Kopfbe deckung der Infanterie. — Oldenburg: Stiftungs stier der stenographischen Vereine. — Karl-ruhe: DK Conventton mit Rom ratifirirt. — Bernburg: Hur BerfaffungSfrage. — Frankfurt: DenStatntcn der „Nattonalpartei" die polizeiliche Genehmigung versagt. Pari»: Hr. ». Persignh. Da- geraubk Kind gefun den. Aufhebung der Lager CtzalonS und Helfaut. Nachrichten au- Marokko. Der Bey von Tunis. Mi litärische-. — Amsterdam: Präsidentenwahl der II. Kammer. — Turin: UebungSgeschwader nach dem Mitttlmerr. Rundreise de- König». Florenz: Au den Wahlen. Au- den Herzogthiimrrn. — Lis sabon: Expedition gegen Tanger. — Madrid: Ruhe vor Ceuta. London: Spuren der Franklinerpedition. Vermischte«. — Koptnhagen: Truppenübusttzan be endigt. — Bukarest: Neuer Chef der MilitSrge- schäfte. — Belgrad: Gefangene Senatoren geflohen. Eröffnung der Skupschtina. Telegraphische Nachrichten. München, Areira», 23. September. Die Erz herzogin Sophie, Mutter Gr. Majestät de» Kaiser» von Oesterreich, wird »orgen hier eiutreffen und tangere Zeit in Possenhofen ihren Aufenthalt nehmen. Paris, Freitag. 28. September, AhendS. Die soed«>n erschi«ntne„Pa1rie" enthält folgende Rachrich^ Erzherzog Maximilian zum Gouverneur ernannt und mit außerordentlichen Bollmachten bekleidet worden fein. Dieselbe Depesche besagt, gieu Vorsitz ein Congreß zusammentreten. Florenz, Donnerstag, Eine Gedächtnißfeier det wurde hente, so telegraphlrt In der Kirche Gta. Croce be ten: Rach einer in Paris eingetroffenen Depesche soll Erzherzog Maximilian zam Gouverneur Venetiens ernannt und mit außerordentlichen Vollmachten bekleidet worden sein. Dieselbe Depesche besagt, in Brüssel werde unter König Leopold s von Bel- „, 22. September, Abends, nißfeter des Todestages Manin's t man der „Jndep.", , _ begangen. Zwei Mit glieder des Cabinrts, die Natiovalgarde und die Offiziere der Armee wohnten dieser Feier bei. Fürst PvniatowSki hat gestern Florenz verlassen. Die „Gazetta di Parma" veröffentlicht zur Entgegnung auf die Angaben der „Correspovdance SMs^ über die Neutralität der Regierung der HDWogin einen angeblich von dem Vertreter Par mas 1« Wien am 26 Mai d. I. an den österrei chischen Minister des Auswärtigen geschriebenen Brief. Dasselbe Blatt verspricht ferner die Veröffentlichung anderer Aktenstücke von gleicher, ja noch höherer Wichtigkeit über die Regierung der Bourbonen, als eine nothwendige Folge des Ver fahrens der Lertheidiger des bourbouischen Herr scherhauses. St. Petersburg, Freitag, 23. September. Dtt brütige „Senatszeituna" veröffentlicht mehrere kaiserliche Ukase. Lämmtliche Eredttinstitnte wer den unter Aussicht des Finanzministerium» eov- kentxirt. Es soll eine Emission von fünfvroern- tigea Bankbillet» al» Austausch der jetzt existireu- den stattfinden. Es soll eine jährliche Ziehung statthaben. Dieselbe beginnt mit dem Jahre 1861 und dauert bis zum Jahre 1898. Gelder, welche die Dank in Depot nimmt, wird dieselbe statt bisher mit 3 Procent, von jetzt ab nur mit 2 Pro cent verzinsen. Die Militärdienstzeit ist festgesetzt für die Land armee auf 15, für die Marine auf 14 Jahre. Konstantinopel, 17. September. Ans der am L3. September in Triest eingetroffenen Post von obigem Datum wird der „Jnd« p." Folgendes telegraphisch mitgetheilt: Derwisch Pascha soll zum Gesandten in St. Petersburg und Riza Bey zum Vertreter der Pforte in Teheran ernannt sein. Zwei Dampffregatten mit Truppen find nach Kreta abgegavgen. Die Statuten der Bank find frstgestellt. Zwei constatirte Fülle der Pest in Berrnt haben strenge Vorsichtsmaßregeln hervor- gernfen. Der türkische Eonsnl in Antwerpen bat die Eoncesfion zum Bau einer Eisenbahn von Varna nach Rustschuk erhalten. Die telegraphi sche Verbindung zwischen Ehios und Smyrna ist unterbrochen. Dresden, 24. September. Die hiesige „Constitutionelle Zeitung" ent hält in Nr. 218 vom 21. September einen Artikel, wel cher in leidenschaftlichem Tone einen Streit fortführt, der an sich sehr unfruchtbar ist, aber auch vor dem Forum der Ocffeutlichkeit um deswillen nicht zu Ende gebracht werden kann, weil zu dessen Erledigung ein umfängliches, auf Thatsachea und Acten gestütztes Be weis- und GegenbeweiSverfahren erforderlich sein würde. Wir sehen daher - unsrerseits von der weitern Fortfüh rung diese- Streite- ab und halten uns blo« noch für verpflichtet, auf einige Bemerkungen im obigen Artikel der „Coust. Atg." Folgendes zu erwidern. ES ist unter Anderm gesagt: daß nach dem Jahre 184C bet fast jedem bekannter» Bekenner demokratischer Gesinnung lediglich auf den Grund dieser politischen, Gesinnung polizeiliche AnSsmtmngen-, Hau-fmbungen in-- Masse stattgefunden hätten, und zwar alle vergeblich. Nun ist allerdings wahr, daß nach der Besiegung der hiesigen Mairevolution sich sehr viel Haussuchungen bei verschiedenen Demokraten nöthig gemacht haben, aber es ist dies seitcn der competenten Behörden geschehen, wenn besondere faktische Gründe dazu die Veranlassung gaben ; und der Erfolg hat gelehrt, daß diese Haussuchungen größtentheilS nicht vergeblich gewesen sind, sondern an verschiedenen Orten beachtens,verthes Material für die betreffenden Untersuchungen geliefert haben. E- ist in der „Const. Ztg." ferner gesagt: daß jedem, wenigsten« jedem bekannten Demokraten Paßkarten ver weigert worden seien und — wenigstens zum Theil — heute noch verweigert würden. Wenn die- aber als Beweis dafür angeführt werden soll, daß in Sachsen eine besondere Einschüchterung aus geübt worden sei, oder noch ausgeübt würde, so ist dieser Beweis um deswillen verfehlt, weil nach dem, zwischen den deutschen Staaten im Jahre 1850 abgeschlossenen Paßkartenvertrage Z. 2 einerseits Niemandem ein An spruch auf Erlheilung einer Paßkarte zusteht und anderer seits nur solchen Personen, welche der Polizeibehörde als vollkommen zuverlässig und sicher bekannt sind, Paßkarten ertheilt werden dürfen. Wenn also die Polizei behörden „bekannten Demokraten" Paßkarten nicht aus stellen, so sind sie nicht nur in ihrem Rechte, sondern sie sind auch zu diesem Verfahren verpflichtet, weil der gleichen Individuen, den bestehenden verfassungsmäßigen Staatseinrichtuugen gegenüber, nicht als vollkommen zu verlässig und sicher betrachtet werden können. In dem fraglichen Artikel der „Eonst. Ztg." ist so dann ein von der Polizeibehörde in Dresden angeblich sogar gegen solche Bekenner demokratischer Gesinnung, welche entweder überhaupt gar nicht in Untersuchung, oder doch in derselben vollständig freigesprochen, und da ¬ her gcnz unbescholten gewesen seien, geübte« Verfahren ge rügt und dabei bemerkt wordrp, diese- Verfahren habe nicht nur nicht einen gesetzlichen, sondern überhaupt nicht einen haltba?en Grund und Zweck gehabt, die Betheiligten seien der Polizeibehörde und wohl jedem Gendarmen, wenig stens jedem, der sie verhaftete, bekannt gewesen, hätten zum Neberfiusfe ihre Reiselegitimationen, obwohl sie deren alS Inländer und der Polizei bekannt, nicht bedurft hät ten, in Ordnung bei sich gehabt, seien in der Regel auch gar nickt danach gefragt worden und seien dem gerügten Verfahren lediglich wegen ihrer politischen Gesinnung auSgesttzt gewesen. Zv Beurthrilung dieser Behauptungen kann nach ein gezogener Erkundigung Folgendes angeführt werden: Das fragliche Verfahren der Dresdner Polizeidirection ist gegen zwei Personen geübt worden, nämlich gegen die beiden Advocaten vr. Joseph aus Lindenau und IW. Schaffratb, damals in Neustadt b. St. wohnhaft. Daß die Polizei behörde sich veranlaßt fand, den Verkehr dieser als her vorragende Demokraten genügend bekannten beiden Per sonen in der Msidenzstabt einer besonder» Aufmerksam keit zu unterziehen, bedarf in den Augen aller Unbe fangenen gewiß nicht erst der Rechtfertigung. Thatsachc ist es aber, daß der Advocat Iw. Joseph das erste Mal, als jenes Verfahren gegen ihn stattfand, am 8. Novbr. 1853, wegen Mangels irgend eines Reiseauf- weiseS sistirt wurde, Thatsache ist es ferner, daß Vr. Schafsrath daS erste als er sistirt wurde, am 27. Februar 1851, beim Justizamte Hohnstein in Cri- minaluntersuchung sich befand, nur gegen Handgelöbniß auS dem Gefängnisse entlassen war und „zum Ueberflussc" nach Dresden gekommen war, nickt blos ohne irgend welche Reiselegitimation, sondern auch ohne schriftliche Erlaubnis des Untersuchungsrichters zu seiner Entfer nung aus dem gegen Handgelöbniß ihm angewiesenen Aufeuthaltsorte. Daß diese beiden Advoraten jedem ein zelnen hiesigen Stadtgendarmen gerade von Person be kannt gewesen sein sollen, ist bei dem unvermeidlichen Wechsel de» Erecutivpersonals einer Behörde', wie die Dresdner Polizeidirection, zu viel verlangt. Daß aber Inländer zu Reisen im Inland« an sich einer Legitimation nicht bedürften, widerspricht dem Regulative über die Ver waltung der Paßpolizci vom 27. Januar 1818 insofern, als nach diesem Regulativ, Abschn. U. Hl., der Inlän der auch im Jnlande, sowie er nicht persönlich bekannt ist, im Stande sein soll, über seine Person sich auszu weisen. UebrigenS ist von beiden Betheiligten gegen das jetzt gerügte Verfahren nie eine Beschwerde geführt wor- kuou-bah« di« Ausübung desselben nicht eine so belästigende gewesen sein, wie sie dargestellt worden. Auch die auS Hainichen wegen Nichtbestätigung der Wahl eines Rathmannes eingegangene Rcclamation er weist sich als ungegründet. Das Bestätigungsrecht der Wahlen zu Rathsmitgliedern ist der Regierung gesetzlich verliehen worden, unzweifelhaft auch mit zu dem Zwecke, um sie davor zu schützen, daß ihr nicht solche Personen, welche eine oppositionelle, regierungsfeindliche Stellung «innehmen oder zu denen sie kein Vertrauen fassen kann, als Mitglieder einer öffentlichen Behörde und als Organe der Staatsgewalt (Allgem. Städte-Ordnung H. 182) auf- genöthigt werden können. Dies Recht ist der Regierung aber nicht gegeben, um es zu ignoriren, sondern um vorkommenden Falls davon Gebrauch zu macken, und die Regierung, welche ein solche- Recht nicht ausüben wollte, würde sich nicht blos schwach zeigen, sondern geradezu ungesetzlich verfahren. Daß in dem Falle, welcher nur von Hainichen aus als Beispiel angeführt worden ist und nach «ingcgangener Erkundigung den zum Rathmann gewählten Fabrikanten August Flatter betrifft, die Nicht bestätigung der Rathmannswahl auf Grund von That- sachen, nicht bloS wegen politischer Gesinnungen, er folgte, wird sich aus Folgendem ergeben: Der Fabrikant Flatter in Hainichen war bei den tumultuarischen Be wegungen von 1849 während der damaligen Mairevo lution gravirt, indem er als damaliger Vorstand der Stadtverordneten und des Eommunalgardenausschusses an den Beschlüßen dieser beiden Körperschaften Theil ge nommen hatte, durch welche der Bürgermeister und zwei andere Rathsmilglieder zur Erklärung wegen Anerken nung der provisorischen Regierung aufgewrdert und zur Niederlegung ihrer Aemter genöthigt worden waren. Flatter ist deshalb in Untersuchung gezogen und später zwar amnestirt worden, hierdurch sind aber die Handlun gen, deren er sich schuldig gemacht, nicht aufgehoben. Tagesgrschichte. Wien, 23. September. (W. Bl.) Der Bundes-Prä- sidialgrsandte, Freiherr v. Küb eck, hatte gestern Mittag eine Audienz bei Sr. Maj. dem Kaiser. — Der neapo litanische Gesandte, Fürst Petrulla, ist von Triest, wo er zum Gebrauche der Seebäder verweilte, zurückgekommen und wird binnen wenigen Tagen von der Villegglatur in der Brühl wieder nach Wien zurückkehren. — Das Händel fest, welches hier im Herbste abgrhalten werden sollte, unterbleibt, da ein passendes Local nicht zur Ver fügung steht. So meldet die „Aut. Corr." — Kapell meister Johann Strauß geht von St. Petersburg nach Stockholm und wird im November wieder in Wien ein treffen, um die Leitung der Eonccrte im Volksgarten zu übernehmen. — Wenige Tage, nachdem Graf Goluchowski dem Freiherrn v. Bach im Amte gefolgt war, veröffent lichten die Journale nach der „Frankfurter Postzeitung" die Inhaltsangabe eines Rundschreibens, das der neuernrnnte Minister des Innern bei der Uebernahme seiner Functionen an die Beamten seines Ministeriums erlassen hatte. Die „Presse" theilt nun nachstehenden Wortlaut des Erlasses mit, welcher von Sr. Ercellenz am 25. August an die „Herren LänderchefS" ergan gen ist: „Durch das Brrtrauen Sr. k. k. apostolischen Majestät für die Stelle des Ministers des Innern berufen, habe ich die Ge schäftsleilung heute übernommen, und unterziehe mich dieser eben so schwierigen, als ehrenvollen Aufgabe in der zuversichtlichen Erwartung der bereitwilligen und kräftigsten Unterstützung seilen der Herren bändercheft. Es soll vor Allem mit der diensteifrig sten Beschleunigung an die Ausführung jener im kaiserlichen Manifeste vom l5. Juli d. I. in Aussicht gestellten Reformen in der Gesetzgebung und Verwaltung Hand angelegt werden, welche in Anbetracht der bisherigen Erfahrungen unerläßlich nothwcn- dig erscheinen, um in Anstrebung einer fortschreitenden Ent wickelung der Rationalwohlfahrt den gegründeten Bedürfnissen und Erwartungen der Bcvdlterung gerecht zu w.rden, und im Allgemeinen eine dem Sinheitsintrreffe der Monarchie entspre chende, zugleich jedoch auch den Eigrnthümlichkeiten der einzelnen Kronländer die thunlichste Berücksichtigung und Geltung gewäh rende feste und kräftige Verwaltung zu begründen. Die Finanz lage des Reichet und bat aufliegendr Bedürfnis eine« Bleichgr wichts im Staatshaushalte erheischen die vollste und dringendste Beachtung, weil der geordnete finanzielle Zustand die Grund bedingung einer geregelten Verwaltung bildet. Ich rechne in dieser Beziehung mit unbedingtem Vertrauen auf dir wirksamste Unterstützung der Herren LänderchefS, damit bei der zu erfolgen den Anregung alle Momente in reiflichste Erwägung gezogen werden, welche die Vereinfachung de« behördlichen Or-aniSmu«, sowie des amtlichen Geschäftsgänge«, und demzufolge di« Erzie lung von Budgetersparnissen ermöglichen. In weiterer Rich tung liegt es in der Absicht, durch baldige Regelung der Akatho- liwnfrag» »ntz durch edrnfo schleunige, den provtnz. Au ständen an gepaßte Lösung der Krage hinsichtlich der bürgerlichen Stellung der Israeliten einem seit Jahren tiefgefühlten Bedürfnisse, abzu- helfenj ferner durch organisch« Rormirung der Semeindrverhält- nisse mit Rücksicht auf die eigenkhümlichen Zustände der rintzelnen Kronländer, und durch angemessene, möglichst erweiterte Ueber- weisung gewisser, dermalen den Behörden obliegenden Agenden an autonome Privatorgane, endlich durch Bildung und Activi- rung der ständischen Vertretungen in den einzelnen Kronländern, die wichtigsten Grundlag-n «inet den Anforderungen der Zeit und dem Bildungsgrade der Bevölkerung entsprechenden staatlichen Leden« festzustellen. Damit di« besondern Eigenthümlichkeiten der einzelnen Kronländer hinsichtlich der Rationalität, der hergebrach ten Sitten und Ortsverhältniffr in den aagedcuteten Bezi«hun- gen, unter strenger Wahrung des Einheittinteressrs der Monar chie die geeignete Beachtung erfahren, wird e« den Herren Län derchefs vorzugsweise obliegen, die wahrhafte« und au« thatsäch- lichen Zuständen abgeleiteten Bedürfnisse in der bezeichneten Rich tung sorgfältig wahrzunehmen, und die hierin gesammelten Er fahrungen bei Erstattung der abzuverlangenden Aeußcrungrn über die beabsichtigten Reformen bestimmt und mit freimüthiger Offen heit darzulegen oder nach Umständen auch unaufgefordert zur Kenntniß de« Ministeriums zu bringen. Nachdem der gewünschte Erfolg der zu treffenden Maßnahmen von der entsprechenden und im Geiste der k. k. Regierung vollzogenen Durchführung dersel den bedingt ist, so muß ich zuvörderst auf die Aefinnung«tüch tigkeit und die pflichteifrigste Mitwirkung sämmtlicher Organe ein ganz besondere« Gewicht legen und et al« «ine der ersten und unerläßlichsten Pflichten eine« Staattdienrr« bezeichnen, daß derselbe da« Interesse der k. k. Regierung unter allen Um ständen vertrete, daher sowohl im amtlichen, al« außeramtlichen Verhalten nur jenen Anschauungen Ausdruck gebe, die gegen die beschworene Diensttreue nicht verstoßen. Die Behörden und Aem- ter sind berufen, «die Bevölkerung im Interesse der gesetzlichen Ordnung zu leiten und derselben den gesetzmäßigen Schutz un geschmälert angedeihen zu lassen; e« ist daher eine weitere we sentliche Pflicht jede« Staattdienrr«, in amtlicher Berührung mit den Parteien ein humanes, gelassenes und Vertrauen erweckendes Benehmen einzuhalten- Dir Vorsteher der Behörden und Aemter sind vorzugsweise verpflichtet, in dieser Beziehung da« unter stehende Personal anzuleiten und demselben mit gutem Beispiele voranzugehen. Dir Absichten der Regierung werden am nach haltigsten dadurch gefördert, wenn der gerechten und gegründeten u Nach de« Orient. Von Professor Nk. Tischendorf. (ffosSsetzung au« Nr. 21L.) Am Vormittage des 20. Juni hielten wir vor Ladakia, dem alten Laodieea. Da- ist nicht dasjenige, da- die Offenbarung Johannis durch einen der an die sieben Gemeinden gerichteten Briese so berühmt gemacht; dagegen ist «S durch seinen ausgezeichneten Tabak im ganzen heutigen Orient berühmt geworden. Ich selbst aber hatte ein ganz besonderes Interesse an diesem Ladakia. Schon seit einiger Zeit nämlich ist durch ge lehrte Schriften die Nachricht gegangen, man besitze zu Ladakia ein griechisches Bibelmanuscript vom höchsten Alterthume, ja man brachte sogar den Namen deS Bar naba-, des Apostelschüler-, damit in Verbindung; in seinem Grab« sollte e- aufgesunhea worden sein. Im vorigen Jahre schrieb auch der Oxforder Bibliothekar Core in seinem osficiellen Berichte über die griechischen Handschriften de- Morgenland«- darüber , man hatte ihm zu JerusalRN »,b «doavtM gesagt, daß für dieses im ältesten Schriftcharaktrr abgefaßte Gvangelienbuch umsonst von verschiedenen Seiten beträchtliche Kaufsummen ge boten worden seien. Zuletzt hatte mir der Patriarch zu Jerusalem davon erzählt; er meinte offenbar, datz dieser christliche Schriftschatz noch etwa- ganz Andere- sei, al- die Stnattische Bibel hr» vierten Jahrhundert-, deren glückliche Auffindung durch mich der Großfürst Konstan tin ihm mittheilte. Unbekümmert um die gebotenen „Tausende von Pfunden", von denen auch der Patriarch Erwähnung that, hatte ich mir erlaubt, dieser mich so nahe berührenden Pratension starke Zweifel an der hier geübten Sachkenntniß gegenüberzustellen. So war ich denn nun schon wenig Wochen später im Stande, den Lobspruch deS Patriarchen genauer zu prüfen. Als wir in den stattlichen Räumen des russischen Consulats ab gestiegen waren, wurde der griechische Bischof zu unS eingeladen. Meinem Wunsche gemäß, sein Bibelkleinod zu sehen, schickte er sogleich zwei Priester und zwei Dia konen danach ab. Mit wahrer Festlichkeit, unter Vor tragung zweier Lichter wurde eS herbeigcbracht; der Bischof küßte es, als er's in Empfang nahm. Damit stimmte aber sehr wenig meine eigne Prüfung zusammen ; enttäuscht war ich nicht, denn ich hatte allen Gerüchten darüber gemißttaut. Diese in rothen Sammet gebundene und gut erhaltene Handschrift war nicktS Andere-, al- ein zu kirchlichem Gebrauche angefertigtes Evangelien- buch, ein sogenannte» Evangelistarium, deS zwölften Jahr hundert», da« nicht auf die geringste wissenschaftliche Wichtigkeit Anspruch machen kann, wohl aber auf den Bibliotheken de» Orient« und deS OccidentS Hunderte seines Gleichen hat. Ich hielt cS für grausam, den Bischof und seinen EleruS aus ihren Himmeln zu reißen; ich deutete nur an, daß da« Alter der Handschrift gegen 700 Jahre betragen könne, und wünschte, daß sie dieselbe treulich verwahren und benutzen möchten. Eine besondere Verehrung hegte der Bischof für eine Namenschiffer, die sich mitten im Buche auf einer Tertsritr am obern Rande beigeschrieben fand. Sie sollte einem Kaiser Theodosius angehören und als Aeuzniß dienen, daß die kaiserliche Hand selbst das Buch geschrieben. In diesem Falle kann es keine gelungenere Nachahmung der ersten besten Schreiberhand des zwölften Jahrhunderts geben. Der Bischof erzählte mir darauf, wie vielen und großen Unbilden die Christen seines SprengelS fort während auSgesetzt seien. Alle seine Hoffnungen waren unter diesen Bedrückungen auf Rußland gerichtet; die jüngste Reise des Großfürsten Konstantin hatte nicht verfehlt, auch auf ihn großen Eindruck zu machen. In Betreff dieser Unbilden lag leider keine Uebertreibung vor. Von Personen, die auf» Beste unterrichtet waren, wurden mir haarsträubende Thatsachen der neuesten Zeit erzählt, die nur als geflissentliche Verhöhnungen deS Hat- Humayum betrachtet werden können. Unter Andern, ließ zu Anfang dieses JahreS ein fanatischer Mudir ein christliche« Dorf unter vielen einzelnen Greuelthaten aus plündern und niederbrennen. Daß für diesen Act tür kischer Barbarei, trotzdem daß die sämmtlichen Consular- agenten zu Ladakia deshalb Schritte gethan — eine Ab schrift der Eonsulareingabe wurde mir selbst übergeben —, noch bi- in den Monat Juni keinerlei Genugthuung geleistet worden, wird kaum glaublich erscheinen. Die Frechheit der türkischen Beamten gegen die christlichen Unterthanen, die Consularagenten mit eingeschlossen, ist seitdem natürlich nur noch größer geworden. Btöchle nur auch das Blut der armen Opfer des wie zu einer letzten Orgie erwackten muselmännischen Fanatismus um so lauter in die Ohren Derer sckrcien, die das Interesse der Christenheit bei der hohen Pforte zu vertreten haben. Wir hatten den ganzen Tag unter lebhafter Unter haltung und ländlichen Erquickungen auf dem Landhause des russischen Consuls zugebracht, als wir mit herein brechendem Abend das Schiff wieder bestiegen und der asiatischen Küste entlang weiter fuhren. Die beiden näch sten Stationen, Alerandrette und Mersina, mit Aleppo und Antiochien im Hintergründe, sind erst in neuerer Zeit durch die vermehrten Dampfschifffahrten zu einiger Bedeutung gelangt. Beide Ortsckaften sind berüchtigt durch die daselbst herrschenden Fieber; uni die Aus dünstungen des Bodens unschädlicher zu machen, hat man in Alerandrette mehrere Wohnungen einige Fuß über dem Boden angelegt, so daß die Bewohner auf Leitern oder Treppen hinaufsteigen müssen. Nachdem wir am 24. vor Rhodos, am 25. vor Chios gehalten hatten, wobei uns auch die Insel Syme, die Heimath deS Aristoteles und de» neuerdings ein Jahr lang mehr als Aristoteles genannten Simonides vor Augen getreten war, erreichten wir.nach zehntägiger Fahrt am Morgen des 26. den prächtigen Hafen von Smyrna. (Fortsetzung folgt.)
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