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„DlßerNsertnng" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. A> Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Änzelne Nummern K Pfg- - Me Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Jnserate, welche bet der bedeutenden Auflage deS BlatteS eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. «Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitige« »Hllrrstrirtm UnterhaltungSblatt". Mit land« «nd hanswirthschaftlicher Manatlbeilage. Nr. 41. Dienstag, den 14. April 1896. 62. Jahrgang. -Lokales ««d Sächstsches. Dippoldiswalde. Auf zum Turnen! Die Entlassung aus der Schule bildet einen wichtigen Ab schnitt im Leben deS modernen Menschen und wenn der unvermittelte Uebergang aus dem fast sorgenfreien Schülerleben in die ernste berufliche Thätigkeit nicht allzuichwer empfunden wird, so liegt dies daran, daß der Reiz der Neuheit in der ersten Zeit die jugend lichen Sinne gefangen nimmt und den Unterschied zwischen sonst und jetzt vergessen macht. Der Reiz der freien Stunden, die dem Spiele gewidmet werden konnten, fällt weg und wenn, gerade wie jetzt, der Frühling alle seine Zauber über die Erde ausgießt, so mag es Manchem hart ankommen, an Schraubstock und Hobelbank gebannt zu sein. Nebenbei aber ist auch zu berücksichtigen, daß der Fortfall des freien Umhertummelns auch in gesundheitlicher Beziehung für die jungen Leute nachtheitig ist, wenn nicht ein entsprechender Ersatz dafür geboten wird, der die nur einseitige Ausbildung des Körpers und der Körperkräsle zu verhindern vermag. Ein solches Mittel aber be sitzen wir in unserem deutschen Turnen und jeder Vater, Lehrherr oder Vormund sollte es als heilige Pflicht gegen seinen Pflegebefohlenen ansehen, denselben regelmäßig zum Turnen anzuhalten, damit die körper liche Entwickelung in richtige Bahnen gelenkt werde und der Ueberschuß an Krastgesühl, der sich in diesem Lebensalter so ost unliebsam für die übrigen Leute äußert (vie sogen. „Flegeljahre"), einen zweckmäßigen Ableiter findet. — Wer in der Jugend richtig turnt, erwirbt sich einen Schatz, der ihm nicht so leicht ver loren geht und ihm im späteren Leben reichliche Früchte trägt! Gut Heil! — Herr Amtshauptmann vr. Uh le mann hat bedauerlicherweise durch einen Fall einen Fußknöchel bruch erlitten und ist in dessen Folge zur Zeit ans Bett gefesselt. — Wir greisen der officiellen Einladung hierdurch vor und weisen schon heute darauf hin, daß der konservative Verein im DippoldiSwalder Amts- gerichtsbezirke Sonntag, den 26. ds. Mts., Nachm. in dem Saale der hiesigen Reichskrone seine diesjährige Generalversammlung abhält, und daß in dieser der König!. Kammerherr, Herr Major v. Blumenthal, einen Vortrag über „Wahlrecht" halten wird. — Zu derselben Zeit, wenn die Schwalben zu uns zurückkehren, zieht auch ein anderer, weniger be liebter Gast in unser HauS ein, es ist der Steuer zettel, der diesmal wohl mit etwas größeren Augen betrachtet werden wird, enthält er doch, was die städtischen Anlagen anbelangt, auch etwas größere Zahlen als im vorigen Jahre, und der Bürger wird sich ob dieser Hochschätzung zwar selbstbewußt in seine Brust werfen, aber doch kopfschüttelnd fragen: „Wie komme ich zu dieser Ehre?" Ein einfaches Rechen - «xempel wird ihn ausklären. Infolge eines größeren Einlagekapitals muß der Reseroefond der Sparkasse erhöht werden, und kann dieselbe daher in diesem Jahre 4000 Mk. weniger Ueberschuß aü die Stadt kaffe abgeben. Weiter sind bei der vorjährigen, größeren Einquartierung 2000 Mk. aus der EinquarticrungS- kaffe entnommen worden, die, aus 2 Jahre verthetlt, wieder eingelegt werden müssen. So ist bei sämmt- lichen ftädt. Kaffen ein durch Anlagen zu deckender Fehlbetrag entstanden in Höhe von rund 24000 Mk. gegen circa 19000 Mk. im vor. Jahre. Bon diesen 24000 Mk. haben regulativmäßig 6000 Mk. die circa S3000 Grundst-uereinheiten zu tragen, ergiebt ll Pf. auf die Einheit, gegen 9 Pfg. im vorigen Jahr. Die übrigen >8000 Mk. müssen von den Anlagen au« dem Einkommen gedeckt werden. Bei einfachem Steuersatz würden ungefähr 1500M. einkommen, obige 18000 M. erfordern aber La« IS fache, gegen da« lOfache im vor. Jahre. Da nun die Deckung«mittel außer der ge ringeren Zuwendung au« der Sparkaffe wegen ge sunkener Pachterträgniffe für städt. Grundstücke einen weiteren Niedergang erfahren haben, so mußte der Finanzausschuß mit der größten Sparsamkeit die Aus gaben abmeffcn, um einen noch höheren Steuerzuschlag vermeiden zu können. Es ist aber sicher zu hoffen, daß die Erhöhung der städt. Anlagen nur eine vorüber gehende fein wird, da die Sparkaffe nach Erfüllung des Reservefonds wieder gröbere Zuschüsse leisten kann. Ganz besonders wollen wir aber hervorheben, daß die Erhöhung der Steuern nicht auf das Elektrizitätswerk zurückzuführen ist, da die Einnahmen desselben nicht nur die Ausgaben vollständig decken, sondern noch einen kleinen Ueberschuß erzielen. — Der in Ulberndorf wohnhafte Stuhlbauer Robert Fürchtegott Neubert, 38 Jahre alt, wurde am 12. ds. Mts., früh in der 6ten Stunde, auf dem Wege nach Ulberndorf, in der Nähe der Mendenmühle be wußtlos ausgefunden und nach dem hiesigen Stadt krankenhause überführt. Derselbe verstarb jedoch bereits auf dem Wege dahin, vermuthlich infolge Herz schlages. Neubert, der in der hiesigen Stuhlsabrik be schäftigt war, hat sich am Sonnabend Abends nach Schluß der Arbeitszeit, und nachdem er vorher noch im Gasthof zur Sonne hier gewesen, aus den Heim weg begeben und ist wahrscheinlich an obenbezeichneter Stelle niedergesunken und während der Nacht liegen geblieben. — Zum Anschluß an den Mittwoch, Nachts 11 Uhr 40 Minuten in Dresden abgehenden Zug verkehrt auf der Hainsberg-Kipsdorfer Eisenbahn eln Theater- sonderzug. Im Altstädter Theater wird an diesem Abend „Der Dämon", Anfang >/»8 Uhr, und im Neu städter „Wallensteins Tod", Anfang i/e7 Uhr, ge- gegeben werden. Flechtstroh-Ausstellungen. Wie wir erfahren, hat der landwirthschastliche Kreisverein zu Dresden schon jetzt die Zweigoereine in Kenntniß gesetzt, daß für den kommenden Herbst die Abhaltung von Flecht stroh-Ausstellungen mit Prämiirungen aus Staats mitteln an hierzu geeigneten Orten, geplant wird. Die Wahl der Orte und der betr. Tage wird sich nach den seinerzeit vorliegenden Verhältnissen richten müssen, nachdem bekanntlich die Witterung hier der beinahe allein maßgebende Faktor ist. Hoffentlich betheiligt sich diesmal die Landwirthschaft unserer Umgebung in solchem Maße, daß auch in unserer Stadt eine solche Ausstellung nunmehr zu stände kommt. Rechenberg. Am Freitag Nachmittag, zwischen 5 und 6 Uhr, gerielh das ohne Aussicht gelassene, gegen r/i Jahre alte Söhnchen des hiesigen Maurers Göhler, in den stark angeschwollenen Muldenfluß und ertrank in demselben. Pirna. Vier Pfennige für hundert Mark — das ist so ungefähr das Ergebniß des nunmehr beendeten Concursversahrens über den Nachlaß des ehemaligen Bankdirektors Gustav Franz Weiß, gegen welchen ein schließlich der Ansprüche der Concursverwaltung der verflossenen Pirnaer Vereinsbank Forderungen in der Gesammthöhe von ca. 1 Million Mark erhoben worden waren, welcher gewaltigen Summe aber nur eine ganz verschwindend geringe VertheilungSmasse gegenüber stand. Nachdem hiervon zunächst die als bevorrechtigt gegoltenen Forderungen im Betrage von 2026 Mark 2 Pfg. Deckung gefunden hatten, verblieben nach Ab zug der Concurskosten für die fämmtlichen übrigen Ansprüche wie wir vernehmen, nur noch — 417 Mk. 42 Pfg., ein Resultat, durch daS die tm vollsten Sinne de» Wortes als hetllo« zu bezeichnende Wirthschast der Bankleitung verblüffend durch Zahlen demonstrirt wird. So hat ein hiesiger Aleischermeifter, um im Anschluffe hieran ein besonder» instruktive« Beispiel den Lesern vorzuführen, für sein« 214 Mk. 34 Pfg. betragende Forderung volle und ganze — 9 Pfg. er- halten, während im Uebriqea noch mehrfach Theil- beträge von nur 1 und 2 Pfg. fetten« de« Eoncur«- vsrwalters zur Auszahlung gelangten: Der ganze leidige Bankkrach mit allen seinen Einzelheiten tritt unter solchen Eindrücke» wieder auf« Lebhafteste in die Erinnerung und unwillkürlich denkt man auch der einst stattgefundenen glänzenden Feten, bei denen da« Geld fremder Leute gewissenlos zum Fenster hmauSgeworfen wurde, so baß jetzt für die Befriedigung der andrängen den Gläubiger nur noch einige elende Kupfermünzen übrig geblieben waren! Meißen. Bezüglich der Bürgermeisterwahl wird, wie in der letzten SladtgemeinderathSfitzung mit- geth-ilt wurde, schon in der nächsten Woche von der Kreishauptmannschaft dahin Entscheidung getroffen werdest, ob nur eine juristische Stadtrathsstelle aus geschrieben, ob zugleich die Wahl für den Bürger- meisterposten in Aussicht gestellt oder sofort die Bürger meisterstelle ausgeschrieben werden soll. Meißen. Der hiesige Turnverein kann in diesem Jahre sein goldenes Jubiläum begehen, da er in einer Versammlung am 4. Juli 1846 gegründet worden ist. Krakau k>. Königsbrück. Der wegen deS am zweiten Osterfeiertage auf den Mühlenbesitzer Hüntsch hier unternommenen Mordversuchs als Thäter in Frage kommende, wegen Raubes schon einmal bestrafte Müller Kreische ist in Dresden festgenommen worden. Oederan. Im Städtchen Oederan scheint zwischen den Behörden nicht Alles im Lothe zu sein, wie man wohl aus nachstehenden beiden Bekanntmachungen ersehen kann, die das dortige Amtsblatt bringt. „Bekanntmachung. Nachdem Seiten des Vorstände« des hiesigen Königlichen Amtsgerichts ohne Angabe eines Grundes es abgelehnt worden ist, sich an der bisher Hierselbst üblich gewesenen Einladung zu dem zur Feier des GeburlsfesteS Sr. Majestät des König- Albert stattfindenden Festessen zu betheiligen, laden die unterzeichneten städtischen Collegien hiermit ihre Mitbürger, sowie die Bewohner der Umgegend, ins besondere die Königlichen und Kaiserlichen Behörden und deren Beamte zu dem aus oben gedachten An lasse Donnerstag, den 23. ds. Mts., Abends 7 Uhr im Saale des RathhauseS stattfindendm Festessen hier mit ergebens! ein. Der Preis deS Gedecke» beträgt 3 Mk. Anmeldungen werden in der Schlesingerschen Buchhandlung, in dem Rathskeller und in der Bahn hofs-Restauration entgegengenommen. Oederan, den 8. April 1896. Der Stadtrath. vr. Schoene, Bürger meister. Die Stavtverordneten. Ernst Seifert, Vor steher." — Ferner. „Einladung. Zur Feier des Ge burtstages Seiner Majestät deS Königs Albert von Sachsen soll Donnerstag, den 23. April 1896, von Abends 7 Uhr ab im Hotel Hirsch hier ein Festessen staltfinden, wozu alle königstreuen Sachsen von Stadt und Land hiermit ergebenst eingeladen werden. Alle- Nähere ist ersichtlich auS den im Hotel Hirsch und im Cigarrengeschäst von Earl Uhlemann zur Einzeichnung ausliegenden Listen. Oederan, den 8. April 1896. AmtsgerichtSralh ObenauS." Mügeln bei Oschatz. Die Errichtung einer Ge müse dörrfabrik am hiesigen Orte ist gesichert. Borna. Die zuerst in hies. Umgegend beobachtete Pferdekrankheit ist auch in verschiedenen weiter gelegenen Dörfern aufgetreien. Von Interesse dabei ist die Thatsache, daß man den ersten Fingerzweig zur Behandlung der erkrankten Pferde erhalten hat. Die Krankheit ist nie mit tödtlichem AuSgang verlaufen, wenn der Pferdestall stets geheizt wurde, sodaß die Etalltemperatur immer einige 20» betrug. Sus den Rücken der Thiere wurden Säcke mit erwärmtem Hafer gebunden. Allerdings hat die Krankheit ein schweres Augenleiden zurückgelaffen, da» hoffentlich auch noch gehoben werden kann. Plagmttz zeigt ein WachSthum, wie e« ihm kaum ein amerikanischer Ort nachmacht. 1754 zählte e« 19, 1840: 193, 1864: 1736, 1890: 14600 Einwohner.