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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.05.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120520015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912052001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912052001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-05
- Tag 1912-05-20
-
Monat
1912-05
-
Jahr
1912
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Morgen-Ausgabe BezugS-PreiS ros. IsyrykMsi Nr. 2S4 Monwy, »en L0. Mal ISIS u Die vorliegende Ausgabe umfaßt 10 Seiten. noch auf eine Mine (!) DM7 Man beacht« auch di« Inserate in der Abend-Anrgabe. 'MW Voltfch««tont» ii«i»ti» »08. L«t»«i« 8Ä. Die tiivkiltkr Adrehdebatke. Nus K c I st a n t i n o p e l wird gemeldet; Dis Deputiertenkammer begann am Sonnabend die De batte über den Adreßentwurf. Der Adreßentwurf be tont bezüglich des Krieges, daß die Ottomanen, die den Wunsch hegen, ein wichiger Faktor des Welt friedens zu sein, die Fortsetzung und Ausdeh nung des Krieges bedauern. Aber die otto- manische Nation, der vor allem ihre Rechte, ihre Sou veränität heilig sei, werde in der hartnäckigen Ver teidigung der nationalen Rechte ihres Vaterlandes verharren. Die Kammer nahm den Adreßentwurf an und beschlaf;, an Stelle der Worte italienische Negierung einfach Italien zu sagen, da Ita lien den Titel Regierung nicht verdiene. Der Antrag, der Adesse einen Passus hinzuzufügen., worin der Wunsch nach Wiederherstellung der Ordnung in Albanien ausgesprochen wird, wurde vom Hause verworfen, da die Kammer noch keine amtliche Kennt nis von den gegenwärtigen Vorgängen in Albanien habe. in der Dardanellcnsrage. Zeitung ,,Rjetsch" vernimmt * Die Lipsia, das Hanptrenncn des gestri gen Leipziger Renntages, gewann Lt. Miezcs Pois de Senteur unter seinem Besitzer. (S. Sport.) * Den Jubiläums-Preis in Berlin- Hoppe garten (30 000 Mart) gewann der Wernbcrgische Hengst Carino unter Jockey Fox. (S. Sport.) Lel.-Auschl.j »4«ss Plan verfolgt habe und führt als Beweis Depesche an, die er dem Kaiser über die des Rückzugs nach Chalvns sandte: „Tie wird nicht gut sein. Natürlich reden wir in politischem Sinne, aber der strategiscl-c — „Könnte man nach Kenntnis fährt der Ermin ist er fort, „noch * Die russische Regierung soll ihre Entschädigungsansprüche wegen der Dardan eilen sperre zu rück gezogen haben. (S. bes. Art.) Chevandicr in größter Eile nach der Place Beauvau. Wir waren im Augenblick dort; nnsere Kollegen hatten sich auch bereits cingeinnden. Ganz bestürzt las uns Chevandicr folgende Dcpcsck/e vor: „Frossard ward zum Rückzug gezwungen; MacMahon ist ge schlagen; erheben wir uns zur Höhe der Umstände; setzen Sie Paris in Verteidigungszustand; erklären Sie den Belagerungszustand." In anderen Worten hieß das: „Alles ist verloren, die Hauptstadt selbst bedroht." Nach sechs I-eldzngstagen! Welch ein Alp druck! Wir waren einig, daß sofort Maßregeln getroffen werden müßten, um Paris den Stoß er tragen zu lassen, wenn es bei seinem Erwachen er fahren würde, was in Wahrheit der Sieg war, den es am Vorabend ivic im Delirium gefeiert hatte." die llnteroffizierspolitik, die- Nur dev: Vie MeüererSllnung üer Dsrüsnellen. Nachdem am Sonnabend nach Entfernung sämt licher Minen Vie Dardanellendurchfahrt für Handels schiffe freigegeben worden ist. haben gleich am ersten Tage sechzig Handelsschiffe verschiedener Nationen die Meerenge passiert. Auch am Sonntag durchfuhr die gleiche Anzahl von Handelsschiffen die Dardanellen. Die Beschränkung der zur Durchfahrt zugelassenen Handelsschiffe wird damit begründet, daß die Durch- Dss Wichtigste. * In Berlin fand gestern die Hauptver sammlung des Deutschen Verbandes kauf männischer Vereine statt. «Ar Letp-ta »nd »Vorort« durch«nler« Trager und EvedNeur« 2mal täaltch in» Hau» »«beacht: »Vt. m»naL.r.7VMl. vienelläbrt. Bet unl«ru tzittale» nähmest«!!«» abaehoU: 7» Vt- r 2.2S Mk. otertelsährl. Durch dl« Volt: inn«rhall> Dentlchland» and der deutschen Kolonien vtertelsährl. 3.8» «aaatt 1.2» Ml. ausschl. PoftbefteUaeU». Serner in Brlgte«, Dänemark. d«n Donauftaaten, Jtalirn, iluremdura, Ni«d«rland,, Nor wegen. t»«n«rreich»Ungarn, Aukland, Schweden und Schwelt. In ollen üvrtaeu Elasten nur direkt durch dir iSelchäst» stell« de» Blatt«» erhältlich. Da» L«tp»t0«r TagebUM «rlchetnl 3«at täglich. Sonn» a. Üeteaag» nur morgen». Adonnements-lllnnahme: 2»da»»i»»»ll» 8, det unseren Trägern. Ktltalen, SpedUeuren »nd Annahmestellen, iowce Postämler» und Bnesirägern. Et»r«lverk«»t»pr«t» U> Bt. Anzeige«-Preis fLr Inserat« an» L«t»rta and Umgebung »t« lfpalttg« PeMteil« 2SPs.,dt« Reklame- ««tletML oonau»wärt» 3» Ps, Reklamen Ü20 Mk. Inserat« oon B«hörden im amt lich«» T«tl dl« Betitjetle «I Pf. L«schäft»anietgea mit Platzvorschritt«» im Preis« «rdödt RabattuachTaris BeilagegedUdribelaml» auslag« b Mk. o Tausend «rkl. Postgebühr. Teiideilag« Höver gesterteUt« Austräa« können nrchi »urUck- aerog«» werd«», stür da» Erscheinen an oeltimmt«» Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anjetgen» Annahme! llouanniogass, 8» bet sämtliche» Filialen u. allen Annoncen» Erpedtttonea de» 2n» and Au»lanbe». Druck au» Verlag »o» gisch«, ch Kürst«, Tndader: Paul tkürltrn. Redaktion and lb«>chail»ftrll«: clodannisaalle 8 pau^r-giliol« Dr«»den: Eeeuraft« t. l lTeleobon Eli. fahrt noch nicht ganz gefahrlos sei und der Fall cintreten könnte, daß bei Zulassung einer größe ren Anzahl oon Handelsschiffen auf einmal das eine oder das andere doch stoßen könnte. Rückzug Rußlands Die Petersburger ous zuverlässige.- Quelle, daß die Regierung beschloß sen habe, die E r s a tz a n s v r ii ch e wegen der Sper rung der Dardanellen einstweilen aufzu ge be n. Weitere Schritte werde sie nur im Einverneh men mir den anderen interessierten Mächten run. unter denen Deutschland an erster Stelle zu nen nen .st. Das neuerliche energische Auftreten des Bot schafters "i Konstantinopel, von Kiers, bedeute lediglich crn Sche:noe»echt zur Deckung ler diplomatischen R ückzuges. befreundet gem lg, als daß ich Ihnen anders als mit nein antworte n könnte; wären wir befreundeter, würde ich vielleicht anders antworten." Soll der Kaiser beim f zcerc bleiben? Prinz Napoleon ersucht Eastelnau, de m Herrsche zur Rückkehr nach Paris zu raten. Dc-r Kaiser tritt ein und setzt sich auf ein Kanapee. Eä steluau erinnert ihn daran, daß sein Onkel 1812 nicht zögerte, sein Heer zu verlassen und sich nach Po, is zu begehen. „Ich dachte schon daran", erwidert Kaiser, „es ist aber unmöglich. AlS mein Ongel 1812 nach Paris zurückkchrte, halte er Moskau e robert und Siege ersuchten; ich aber habe noch keine Schlacht geliefert nnd kann nicht sein Bei spiet befo hy.cn." In diesem Angenbtick kam der wie immer se'lvc überreizte kaiserliche Prinz herein. Der Kaiser nc i,m ihn auf die Knie und sagte: „Ich will, daß du i a dieser Frage urteilst." Das Kind hörte an, um tuns es sich handelte und schrie: „Unmöglich! Heimkehr n, bevor wir geschlagen wurden, das wäre ein Ungtziick!" — „Es wäre betrübend", versetzte der General,, „wenn inan in Ihrem Alter anders denken würde; lvir aber können die Dinge nicht so sehen." Die Uns crhalkung wurde hier abgebrochen . . Olli! her schildert daun die allgemeine Verwir rung, d ie der Rückzugsplan hcrvorrief. Er verteidigt sich geszen den Vorwurf, daß auch er seinen mili tärische n folgend«' Wirlil- ig Wirku ng hier i rur Gesick stspunkt muß über den politischen siegen;" Sic sind > allein Richter, diese- > Dokuments" von einem militärischen Plan des Ministeriums Olli- Vier: reden? Unser einziger militärischer Plan war, kein eu zu haben,, um nicht Entschlüsse mitvcrant- wor teil zu müssen, die wir von weitem nicht be- urt eilen konnten." Weiter schildert Ollivier hoch- drc anatifch die ungeheure Erregung, die in Paris die Nachricht eines großen Sieges Mac Mahons hcr- vocrief; er sollte 25 000 Gefangene gemacht haben, do munter auch den Kronprinzen. Alte Fenster der R ne de la Paix waren beflaggt. Die Pferde trugen a n den Scheuklappen kleine Fahnen. Als Emile Olli- vier zu Fuß nach dem Ministerium ging, zog sich ihm bei diesem Schauspiel das Herz zusammen. Ec 'fragte euren Mann, was denn diese Begeisterung ver- ! nrsacht habe und erfuhr, daß an der Börse eine Sicgesdepesche angeschlagen worben sei. „Im Nu stand die Börse leer; von der Treppe herab ver kündete die Menge den Vorübergehenden die frohe 'Botschaft. Bravorufe ertönten, die „Marseillaise" wurde gesungen. Die Nachricht verbreitete sich mit Windeseile in der Stadt, die von einem Freuden delirium befallen wurde. Im Justizpalast hatte man alle Verhandlungen abgebrochen; mau umarmte und küßte sich auf den Straßen; man begegnete Leuten, die vor Freude fast verrücktge- worden waren. Seit zwanzig Jahren hatte man Paris nicht in einem solchen Zustand gesehen. Zwei beliebte Sangeskünstler, Capoul und Marie Sasse, die in einem offenen Wagen erkannt wurden, mußten inmitten der pH re ne tischen Beifall klatscl>cnden Menge die Nationalhymne singen. Ich beschleunigte den Schritt; auf der Place Vendome geriet ich in eine sehr überreizte Menschenansammlung, die wütend war, weil die Regierung nichts verlauten ließ und sofort die Bestätigung des glücklichen Sieges for derte. Die jungen Attaches meines Kabinetts, vom Lärm herbeigezögeu, befreiten mich mit großer Mühe und geleiteten mich in den Hof des Ministeriums, wo mich eine Deputation von Kaufleuten erwartete, die mich befragen wollte. Ich klärte sie auf. Aber die Menge, die auf dem Platze geblieben war, schwoll immer mehr an und brüllte: „Auf den Balkon! Auf den Balkon!" Jcb erschien also auf dem Balkon und rief mit schmcrzbcwegtcr Stimme: „Die heute an der Börse angeschlagene Depesche ist ein un- lviivdiiges Manöver. Eine Untersuchung ist eingeleitet, uni jene zu ermitteln, die in einem so feierlichen Moment die öffentlich Ruhe stören. Die Regierung gibt sofort alle Nachrichten, die sie erhält, an die Zeitungen . . Mitten unter dem Geschrei und Gejohle mußte Ollivier wciterrcdcn, um die Menge zu beschwichtigen: „Sagen Sie allen Leuten in Paris, daß die Regierung sichere Nachrichten verbreiten lvird. Sind sie gut, geben wir sie Ihnen mit Freude; sind sie schlecht, geben wir sie Ihnen mit Vertrauen, gewiß, daß ein vorübergehendes Mißgeschick Ihren Patriotismus und Ihre Zuversicht in den Endcrfolg nicht erschüttern wird. Vertrauen Sie auf uns, wie wir auf Sie. Während sich unsere Brüder au der Grenze schlagen, bewähren wir unsere Ruhe, um ihnen mit unserer Geduld zu helfen. Einigen wir uns im Rufe: „Hock das Vaterland!" (Allgemeine Rufe: „Hoch das Vaterland! Hoch Frankreich!ch Tic Menge zerstreute sich. Das Manöver an der Börse war mehr äls ein Akt finanzieller Piraterei; es handelte sich darum, die Geister aus übertriebener Freude in übertriebene Verzweiflung zu stürzen." Ollivier blieb dauernd auf der Pvlizeipräsektur, wohin ihm Chevandicr um 8 Uhr die erste Depesche aus Metz sandte: „Frossard befindet sich im Gefecht, zu weit, äls daß wir ihm Hilfe bringen könnten; alle Hoffnung ist noch nicht verloren." „Wieder eine Niederlage," sagte ich voll Schmerz zu Pistri, „nach der heutigen Erregung wird die Lage morgen schreck lich sein." Schon meldeten die Agenten dem Prä fekten, daß die Gärung in Paris zunähme. Ein langer Menschenzug kam die Boulevards herunter, Fahnen voran, die „Marseillaise" singend und nach dem Takt der „Lampions" schreiend: „Ollivier! Olli vier!", hier und da auch: „Ollivier an die Laterne!" Man hörte auch Rufe: „Hoch die Republik!" und selbst: „Hoch Preußen!" Die Bande kam bis unter meine Fenster und brüllte: „Nachrickstcn! Nach» richten!" Als die Truppe sie zurückgetrieben batte, zog sie wieder die Boulevards hinauf, immer lauter schreiend: „Nieder mit Ollivier!" Piötri und ick gaben Befehle. Aber wir konnten sie nicht gleichzeitig in Paris und in Metz geben. Während beruhigendere Berichte aus der Stadt kamen, wo die Ruhe wieder, hergestellt war, erwarteten wir in unbeschreiblicher Angst, was wieder aus dem Hauptquartier über uns hereinbrechen würde. Gegen Mitternacht berief uns Die GnMeiüungsstunüe Les Deutuy - KsnMlilche» Kriegs. (Von unserem Pariser Mitarbeiter.) Emile Ollivier, der nimmermüde Minister Napoleons 111., veröffentlicht in der „Revue des Deux MoudeS" ein interessantes, vielleicht das interessanteste Kapitel seiner Erinnerungen: er be schreibt die Vorgänge in Paris und auf dem Kriegs schauplatz, alS die Entscheidungsstunde gekommen war, die dem srauzösischen Wasfeuglück ein Ende bereitete. In drastischerer Weise ist noch nicht das Durchein ander geschildert worden, das im Oberlomiuando und in der Regierung Frankreichs 1870 herrschte. Sehr bedeutsame, bisher unbekannte Einzelheiten, die der alte Ollivier anSplandcrt, vervollständigen das historisch' Bild der Tragödie, die in Sedan ihren vorläusigeu Abschluß fand . . . MacMahon befand sick ans dem Rückzug. Failly bestätigte die zuerst vom Bahnhofsvorsteher in Reichshoffeu ge sandte Nachricht nnd dementierte die erste Depesche Frossavds, der um 3 llhr das Terrain behaupten k zu können glaubte und um 7 Uhr dem Feinde den jj Rücken gedreht hatte. General Lebrun nannte seine unglücklichen Kameraden unfähige Dummköpfe und redete davon, er werde sie füsilieren lassen . . . < Prinz Napoleon (der Vetter des Kaisers) schimpfte ' auf die - <- ? - zum Kriege geführt habe . . Kaiser behielt seine Ruhe und Gleichgültigkeit, trotz; seines Pessimismus. Er gab das Spiel verloren, sah Paris bereits belagert, erklärte, daß man a.r nichts mehr anderes als au die Verteidigung de r Hauptstadt denken, Elsaß-Lothringcn und die Ehau i- paguc räumen und sich eiligst auf Chalous zurü, ch zichen müsse. Anfangs stimmte ihm Prinz Napvlei in bei, gab aber dann Le Boeuf recht, der Paris in Lothringen und im Elsaß verteidigen und die Tri-rp- pen in Saint-Avold zusammenzichcn wollte, „s Der Plan war kühn", meint Ollivier, „aber seine Du rch- snhrung konnte uns retten. Prinz Napoteon nw. mte ihn später „würdig Napoleons I.". Bloß der Klach'cr ließ sich nicht dafür gewinnen. Vernunftgrivrche, flehendliches Bitten, alles war unnütz. „Man kann schwerlich gleich Instruktionen erteilen." ,,Mnn braucht nur eine einzige Instruktion zu erteilen, Sire: Vorwärts marschieren, sich auf den Fciuid werfen, wo man ihn trifft, ohne sich um seine Zahl zu kümmern." Gegen 11 Uhr erhebt sich der. Kaiser und sagt: „Meine Herren — bis morgen!" L: Boeuf verfolgt den Kaiser bis in sein Schlafzimmer», konnte aber nichts durchsetzen. Prinz Napoleon sagt:; „Gehen >vir auch schlafen. Schließlich werden wir ja nicht heute nacht aufgehoben werden." Inzwischen triffst Jerome David ein, der von einem Hause dein Kampffe um Forbach zusah und ihn für einen Sieg hast, nur der Rückzug kann als eine Niederlag/: ausgelegt werden, man muß sofort wieder vorrückev. Le Boeuf begibt sick abermals zum Kaiser, der endlich »an Bazarne telegraphiert: „Ich werde im Acntrum k»er Position Aufstellung nehmen und den Vormarsch organisieren." Als er am Morgen in den Zug steigen will, erfährt er aus einer Depesche, decß man keine Nachrichten von Frossard hat. Es Hütte das crn Grund mehr für einen Oberbefehlshaber sein müssen, sick in die vorderste Linie zu begeben, um Klarheit über die Lage zu bekommen. Der 'Kaiser läßt Le Boeuf allein nach Sarnt-Avold gehen, von h>:m Bazcrine die Niederlage bei Wörth erfährt. Indessen verficht der Kaiser wieder seinen Gedanken, man müsse auf Chalvns zurückmarschicren; er erteilt dem entsprechend Befehle. Man sieht, daß seit des Kaisers Eintreffen beim Heere die Ntwutio-n Le Boeufs unhaltbar geworden toar . . . Napoleon wollte zwar nicht das höchste Kommando, ausübcn, sondern nur ein Ratgeber sein und etwas Kohäsion in die Gesamtaktion bringen; Le Boeuf wußte aber nilcht wie Niel seinen Willen durchzusetzen; der Kaiser hörte mehr aus andere; Lebrun wlieb nicht in seiuer Nolle als Unteachef, wurde ein Rivale. So gab es zwei Befehlshaber, von denen der eine zerstörte, Nias der andere getan . . . Marschall Le Boeuf beklagte sich beim Prinzen Napoleonn „So kann das nicht weitergehen; nwckdem Frossavtz die Attacke aus Sa ar brücken heransbeschworen hat, erklärt er, daß er sie nickt durchführen könne; er wechselt sein Haupt quartier, ohne zn sagen, wvhin er es verlegt; F ros sard ist disziplinlos, Failly nicht auf der Hö!>e." Immer aufgeregter nahm «r den Prinzen am Arm und sagte: „Bei solchem Ungehorsam ist ein K. ieg unmöglich. Wenn das so sprtgeht, frage ich mich, ob ick mir nicht lieber eine. Kugel in den Kopf ja gen soll." — Ter Prinz gcch zurück: „Wir sind nicht kiuslsnü. Frankreich. * ffremdenfeindichast der französischen Hochschüler. Im Pariser lateinischen Viertel herrscht zurzeit wieder einmal große Aufregung. Unter den französischen Hochschülern nimmt eine fremdenfeindliche Stimmung immer mehr überhand, die bei jeder Gelegenheit zum Ausdruck kommt. Die Einheimischen finden, daß die Zahl der Ausländer an den Fakultäten ungebührlich zunimmt, daß sie sich da zu oreit machen und den Franzosen unbequem werden. Sie wollen, daß sie nicht mehr, wie bisher, als vollberechtigte Mitglieder in den allgemeinen Hochschülcrverein zugelasfen werden, wogegen die Ausländer entrüstet Einspruch erheben. Am Freitag kam es im Luxembourg Garten wiederholt zu heftigen Zusammenstößen SsiMche parlsmeutsmoche. (V v n unserer Dresdner Redaktion.) x Ain 22. Mai ist auf Grund des Uebcrein kommens zwischen Regierung und Kammer der Schlußtermin für die Erledigung des Etats. Da heißt es arbeiten und — das Versäumte nach holen. Denn versäumt worden ist viel, recht viel in den ersten Wochen der neuen Tagung. Der Lust, sich iu Kleinigkeiten rednerisch zu pro duzieren, ist anfangs zu viel Spielraum eui- gcrüumt worden, und das muß man jetzt büßen. Tagesordnungen von 12—25 Punkten waren in der verflossenen Woche in beiden Kämmern nichts Seltenes. Die Ucberlastnng der beiden gesetz gebenden Faktoren mit Arbeit läßt sich nicht leugnen. Trotz des Feiertags wurde auch in dieser Woche ein ganz respektables Arbeitspensum er ledigt. Stcuertitel wechselten in beiden Körper schaften ab mit Elscnbahnfragen nnd Petitionen, deren cs bekanntlich in dieser Session nicht zu wenig gibt. Die Position „Jndrickte Abgaben" gab den Sozialdemokraten Gelegenheit, wieder einmal, wenn auch in milderer Form, ihre Wünsche bezüglich einer Aufhebung dieser Steuer dnrzulegen. Die Regierung lehnte jedoch dan kend ab. Große Meinungsverschiedenheit inner halb der einzelnen Parteien herrschte besonders bezüglich der Forderung deS W o h n u n g s g e l d- zu sch'u s s e s, so daß die mühevolle Arbeit der Finanzdeputation auf Grund der Annahme eines fortschrittlichen Antrags auf Zurückverweisung noch einmal wiederholt werden muß. Angesichts der Schwierigkeit der Geschäftslage des Hauses ist dieses Ergebnis nicht zu begrüßen, und auch die betroffene Beamtenschaft dürfte kaum mit der dadurch eingetretcnen Verzögerung der Er füllung ihrer Wünsche zufrieden sein. Anderer seits muß man aber dem Bestreben der Kammer Gerechtigkeit widerfahren lassen, verschiedene durch die Besoldungsordnung hcrbeigeführtc Här ten durch diese Novelle nach Kräften beseiti gen zu wollen. Der Minister beleuchtete bei der Vertretung dieser Forderungen besonders die Erscheinung der in erdrückend großer Anzahl ein gelaufenen Petitionen der Beamten seiner An sicht nach, die er durch verschiedene Daten be gründete, sollten die Beamten allen Grund haben, mit dem Entgegenkommen der Regierung zu frieden zu sein. Auch die Interessen des Mittelstandes, insbesondere der Handwerker, fanden in diesen Verhandlungen warme Fürsprecher. Die Lage wurde eingehend erörtert und die Notwendigkeit einer staatlichen Hilfsaktion anerkannt. Aktuell wurde die Debatte durch die Hinein ziehung der letzten Kaiser Worte über Elsass Lothringen durch den fortschrittlichen Abgeord neten Günther. Einen sachlichen Wert hatte die Anfrage des Abgeordneten zwar nicht, aber sic berührte ein interessantes, gern gehörtes Thema und vermochte zum mindesten die durch die lieVer arbeitung etwas ermüdenden Verhandlungen wie der ein klein wenig zu beleben. Den Schluß der Woche bildet der Fall Dr. Roth. Es ist aufrichtig zu bedauern, daß die Session zu güter letzt noch ein „öffentliches Schauspiel" bieten mußte, und man kann nur wünschen, daß die an demselben direkt Beteiligten die entsprechen den Lehren gezogen haben. Die vor Schluß der Svnnabendsitzung vom Abgeordneten abgegebene lange Erklärung vermochte die vom Minister begründete Ablehnung in keiner Weise zu er schüttern. Außerdem kündigte der Minister die Uebcrreichung der für das Ministerium mast gebend gewesenen Unterlagen an das Direktorium der Kammer an, so daß sich die Abgeordneten dann selbst ein Urteil bilden kön nen. Hoffentlich ist damit definitiv ein bedauer liches „Intermezzo" in der II. sächsischen Kammer abgeschlossen. OeutMes 8elül. Leipzig, 20. Mai. * Der Präsident des Thüringischen Oberverwal- tungsgcrichts. Ministerialdirektor Unteutsch aus Weimar ist zum Präsidenten des neuen Thüringi schen Oberverwaltungsgerichts ernannt worden. * Die deutsch-englische Fernsprechverbindung. Wie der „Inf." mitgeteilt wird, haben die Fern- sprechvcrsuche, die Ende des Jahres 1011 zwischen Deutschland und Frankreich einerseits nnd Eng land anderseits unternommen wurden, bereits zur Einrichtung einer Fernsprechverbindung zwi schen Frankreich und allen bedeutenden Orten Englands geführt. Die Versuche, zwischen Eng land und Deutschland über Frankreich eine Tcle- phonverbindung herzustellcn, die mehrfach unter nommen wurden, sind aber als gescheitert anzu sehen. Ein direktes Telephonkabel zwischen Deutschland und England würde außerordentlich kostspielig nnd nicht rentabel sein. Es werden deshalb weitere Versuch zunächst gemacht wer den, eine Verbindung über Belgien und Holland herzustellen. Auf Grund von Versuchen mit dem neuen englisch-belgischen Kabel ist anzunehmen, daß sich auf diesem Wege eine Verbindung we nigstens mit dein westdeutschen Jndustriebezirk ermöglichen lassen kann. Die Möglichkeit eines Telephonverkehrs mit Berlin auf diesem Wege unterliegt gleichfalls weiteren Versuchen. * Deutscher Arbeiterschutz in der Schweiz. Wie der „Inf." mitgeteilt wird, wurde soeben im geheimen Rat der schtveizerischcn Bundesver sammlung ein für rcichsdeutsche Arbeiter in der Schweiz bedeutsamer Antrag eingcbracht. Ter durch seine Förderung deutschfreundlicher Unter nehmungen bekannte sclxveizerischc Nationalrat Engster-Züst reichte eine von ihm und 30 weiteren Mitgliedern der Versammlung unterzeichnete Mo tion ein, die den Bundesrat aufsordert, einen Bericht und Antrag einzureichen, daß eventuell, und zwar in geeigneter Weise, in den vor kurzem beschlossenen Fürsorgemaßnahmen für unver schuldete Arbeitslose, besonders in der Versiche rung durch den Bund, auch rcichsdeutsche Ar beiter berücksichtigt werden können. * Streik der Königsberger Straßenbahner. Die im Transportarbeiteroerband organisierten Führer und Schaffner der Elektrischen Straßenbahn in Königsberg haben beschlossen, da ihre Forderungen auf Lohnaufbesserung und Erleichterung der Arbeitszeit nicht erfüllt worden sind, in den Ausstand zu treten. Am Sonnabend früh ruhte der elektrische Straßenbahnverkehr vollständig. eipMrrTaMaü Handelszeitimg « rllla,m«tn« Deutsch« Credtt- 8anktktanka- < Anltaü Vrühl 75/77 VllNKKVNio.i Deutsch« vank. »Mal« L«,p,«ll k Drv.-Kasse Eriinm. St«inw«a L Amtsbla tt Ses Rates nnd des Nolizeiamtcs der Ltadt Leipzig
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