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MMMOMW Wochen- und Kachrichtsblatt zugleich UMts-Anzeiger für Hohüm, RDlitz, Vniisiiorf, Wkrf, 8t. KDien, Htinrichsorl, Minieuil iliid Mülsen. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. 4«. Jahrgang. — Nr. 36. Donnerstag, den 13. Februar 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark SS Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergetpalten« Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Sparkassen-Expeditionstage in Lichtenstein: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. BekanntMachlmg. Das zum Nachlasse weil. Carl Gustav Friedrich's gehörige Hausgrundstück Nr. 54 des Brandkarasters, Fol. Nr. 54 des Grund- und Hhpothekenbuchs über Heinrichsort, ortsgerichtlich auf 1500 Mark —- taxiert, soll auf Antrag der Erben Montag, den 17. Februar 181)0 Vormittags 11 Uhr im Schwalbe'schen Gasthofe zu Heinrichsort versteigert werden. Die Versteigerungsbedingungen hängen an Amtsstelle wie nicht minder im Schwalbe'schen und im Tröger'schen Gasthofe zu Heinrichsort zur Einsicht aus. Erstehungslustige werden hiermit geladen,.zu obigem Termine im Schwalbe' schen Gasthofe zu Heinrichsort sich einzufinden und nach Ausweis über ihre Zahlungs fähigkeit der Versteigerung gewärtig zu sein. Lichtenstein, den 3. Februar 1890. König! Amtsgericht das. Keil, Ass. u. Hlfsr. Die AmneSSUNß der zu Ostern d. I. schulpflichtig werdenden Kinder erfolgt im Laufe dieser Woche für die Stadtschule: Donnerstag und Sonn abend nachmittag von 2—3 Uhr im Bibliothekszimmer (Nr. 6) und für die Seminarübungsschule: Freitag nachmittag von 2—4 Uhr im 1. Klassen zimmer des Seminarschulgebäudes. Anzumelden sind alle Kinder, welche bis Ostern, bez. 30. Juni d. I. das 6. Lebensjahr vollenden. Außer dem Impfschein ist für auswärts geborene Kinder die Geburtsurkunde nebst einer Taufbescheinigung vorzulegen. Callnberg, den 10. Februar 1890. Die Schuldirektionen. Schmidt. H öser. Bekanntmachung. Bei der am 20. dieses Monats anberaumten Reichstagswahl für den Ge meindebezirk Hohndorf ist der unterzeichnete Gemeindevorstand als Wahlvorsteher, der Gemeindeälteste Herr Gottlieb Sonntag als dessen Stellvertreter und der Forbrig'sche Gasthof hier als Wahllokal be stimmt. Solches wird mit dem Bemerken hiermit bekannt gemacht, daß die Wahl handlung um 1tt Uhr vormittags beginnt und um G Uhr nachmittags geschlossen wird. Jeder Wähler hat bei Abgabe seiner Stimme seinen Namen zu nennen und seine Hausnummer anzugeben. Hohndorf, den 11. Februar 1890. Der Gemeindevorstand. Reinhold. BekauuMachUUg^ Es wird hiermit für die Steuerpflichtigen des Gemeindebezirks Hohndorf zur Kenntnis gebracht, daß vom 15. Februar dieses Jahres ab alle für die fol gende Zeit fälligen Gemeindeanlagen und Krankensteuern an den Kassierer Herrn Gartenbesitzer Fürchtegott Schaufuß hier abzuführen sind, daher direkt beim Gemeindeamt nicht mehr angenommen werden. Zugleich wird bekannt ge macht, daß Anlagenreste vom Jahre 1889, welche nur beim Gemeindeamt ange nommen werden, bei Vermeidung der Zwangsvollstreckung nunmehr sofort zu berichtigen sind. Alle anderen Steuern sind beim Gemeindeamt abzuführen. Ter Gemeindevorstand. A. Reinhold. Tagesgeschichte. — Der diesjährige milde, fchneearme Winter wird, wenn nicht noch ein größeres Nachspiel kommt, von wesentlichem Einfluß für den Sommer sein. Bekanntlich halten die Schneemassen der Gebirge bis in den Mai, je nach der Witterung, bis Anfang Juni nach und liefern für unsre Bäche und Flüsse nicht unbeträchtliche Wassermassen. Der wenige Schnee, der in diesem Winter selbst im Gebirge gefallen ist, hat dem rasch gefolgten Temperaturwechsel immer gleich weichen müssen. Und so ist jetzt das Gebirge ebenso schneearm wie die Thalebene. Die nächste Folge ist, daß bei eintretender milder Temperatur und bei anhaltenden schönen, sonnigen Tagen, die im Boden befindliche Feuchtigkeit bald aufgezehrt ist, der Wasserzufluß aus dem Gebirge bald nachläßt und uns ein trockener, wasserarmer Sommer in Aus sicht steht. Für die Landwirtschaft ist daran die Mahnung zu knüpfen, mit der Feldbestellung in die sem Jahre so bald als möglich zu beginnen, damit sich die Saaten in der Frühjahrsfeuchtigkeit so weit entwickeln können, daß ihnen der nachfolgende trockene Sommer weniger nachteilig ist. Späte Saaten und späte Feldbestellung dürsten sür den nächsten Som- Der Erbe des Haukes. Roman von Hermine Frankenstein» (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Wie kannst Du es wagen, Deinem Vater zu fluchen, Hugh," rief sie aus, den Eindringling entsetzt anschauend. „Wie kannst Du es wagen, so zu mir von dem edelsten, zärtlichsten Vater zu sprechen, dessen Herz Du mit Deiner Schlechtigkeit und Niedrigkeit zerrissen hast? Glaubst Du etwa, daß Dein Fluch ihm Unglück bringen könne? Oh, Du bist nicht wert, sein Sohn — nicht einmal würdig, sein Diener zu sein!" „Er hat einen wackeren Verteidiger in Dir," höhnte Lowder. „Schade, daß er Dich nicht hören kann. Er spricht von Schlechtigkeit und Verrat! Er ist der schlechteste und verräterischste. —" „Halt!" befahl Blanche, während ihre grauen Augen Flammen sprühten. „Ich will solche Worte von Dir nicht hören. Schämst Du Dich denn nicht Deiner selbst? Sir Arthur hat mir nicht gesagt, daß Du den Diebstahl begangen hast, sondern ich habe es ihm gesagt!" Lowder starrte das Mädchen ungläubig an. „Hat — hat er es nicht gestern Abend erst entdeckt?" fragte er. „Hat er es nicht erfahren, indem er meine Unterredung mit dem Italiener behorchte?" „Ich weiß nichts von Deiner Unterredung mit einem Italiener. Ich will die Wahrheit sagen. In der Nacht des Diebstahls konnte ich nicht schlafen. Ich hörte leise Schritte in der Halle und Räuber befürchtend, zog ich meinen Schlafrock an, in der Absicht, Sir Arthur zu wecken. Ich ging in die Halle hinaus, verbarg mich in der Nische hinter dem bronzenen Kreuzritter und da kamst Du mit dem Kassenschlüssel aus Sir Arthurs Zimmer heraus." Lowders Gesicht wurde leichenfahl. „Du hast mich gesehen?" stammelte er zurück weichend. „Ja, ich beobachtete Dich, als Du Dich schwach und zitternd in der Halle niedersetztest. Ich sah Dich in Dein Zimmer gehen, nm Licht zu holen. Dann sah ich Dich die Treppe hinabgehen, schlich Dir nach und war Zeuge des ganzen Diebstahls." Lowder stieß einen heißeren, wilden Schrei aus. „Ich sah Dich mit Deiner Beute aus dem Bibliothekzimmerfenster eilen," fuhr Blauche erbar mungslos in entrüstetem Tone fort. „Ich schlich ungesehen auf mein Zimmer zurück. Und gestern Morgens schickte ich zu meinem Vormund und teilte ihm die ganze Wahrheit mit. Du kannst denken, wie schwer es ihm wurde, dieselbe zu hören. Ich bete zum Himmel, nie wieder Zeuge eines solchen Schmerzes sein zu müssen, wie der seinige. Mein Herz hat für ihn geblutet." Lowders Augen glühten von unheimlichem Glanz und leuchteten wild aus seinem bleichen Gesichte hervor. Er fühlte sich gedemütigt und war zornig, daß das Mädchen Zeuge seines Verbrechens ge wesen, daß sie seine Schlechtigkeit gesehen und so viel von seinem wirklichen Charakter wußte. „Du warst es also, die Sir Arthur gestern Abend auf meine Spur brachte," murmelte er. „Hat Dir mein Vater heute Morgen mein Geständnis — meine Reue mitgeteilt?" „Er hat mir gar nichts mitgeteilt, als daß Du das Geld genommen hast, um eine Spielschuld zu bezahlen." „Es ist so", sagte Lowder, den Kopf senkend. „Ich habe meinem Vater gestern Abend Alles ge sagt. Und er hat mir ganz verziehen. Die ganze Geschichte war nur eine knabenhafte Thorheit." „Ich bedaure, daß ich die Angelegenheit nicht in diesem Lichte betrachten kann," entgegnete Blanche kalt. „Hast Du kein Erbarmen, Blanche?" Siehst Du nicht, wie schrecklich ich leide in dem Bewußtsein, meine Verirrung vor Dir blosgelegt zu sehen?" rief Lowder leidenschaftlich. „Ich spielte in Neapel. Ich war einem Manne dort zweitausend Pfund schuldig. Er kam gestern nach Tressilian-Hof und beschimpfte mich, weil ich ihm das Geld noch nicht gegeben hatte. Mein Vater betrachtet das Spiel als ein Verbrechen und ich wünschte, mein Unrecht vor seinen Augen zu verbergen. Ich wußte nicht, wie ich in so kurzer Zeit so viel Geld aufbringen sollte. Da erfuhr ich, daß eben die Summe, die ich brauchte, in der Kasse liege und zum Ankauf eines Geschenkes für mich bestimmt sei. Ich habe die Sache nicht als einen Raub betrachtet. Ich verhalf mir zu dem, was ohnehin einst mein werden sollte —" „Und bezeichnetest Purmton oder Paxter oder sonst einen der Diener als den Dieb," sagte Blanche mit bitterem Hohne. „Blanche, Du treibst mich vollends zur Ver zweiflung. Es ist meine Verirrung — ich will sie