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1888. Ich.ui da». Mittwoch, den 26. December M 163 Brgrmstr. Wieck. Nichtamtlicher Theil. de» serbisch-bulgarische» Krieg und im Sommer 1886 durch die Entthronung des Fürsten Alexander fanden und durch die ablehnende Haltung Rußlands bezüglich der Wahl eines neuen Fürsten noch immer keine definitive Lösung erfuhren, drohten wiederholt, die ganze orientalische Frage aufzurollcu nnd bei der cigenthümlichc» Wechselwirkung der kriegslusti gen Parteien in Ruhland und Frankreich auf cinauder den ganzen Srdlhcil i» Kriegöflaminen anfgchcn zu lassen. Dank der Nahe nnd Mäßigung, aber auch der kriege, ischcn Stärke der friedfertigen Mächte scheint die schlimmste Periode der politischen Beunruhigung vorüber zu sein nnd alle christ lichen Völker Europas können diesmal Weihnachten, das hohe Fest des Friedens und der Liebe, frei von dem Alpdrücke politischer Beängstigungen feiern. Diese Thatsache ist von Wichtigkeit für die Gesundung des öffentlichen Lebens und für da« Emporblühe» von Handel und Industrie, wie aller Gewerbe, und die Wcihnachtsfrendc dieses Jahres darf des, halb eine allgemeinere als in den drei Vorjahren genannt werden, denn sie prägt sich nicht nur in den Gotteshäusern und nicht »nr im tränten Familienkreise, sondern anch drau ßen in der Weit, im politischen und wirlhschaftlichen Leben anö. Freilich darf man bei Betrachtung dieses günstigen Standes der allgemeinen Situation nicht vergessen, daß es in der menschliche» Unvollkommenheit und in dem ewigen Ringen der guten und bösen Mächte miteinander liegt, daß eine Wcihnachisstimmnng nicht auf die Dauer das polili sche Leben beherrschen kann. Schon die kurze Spanne Zeit, welche uns »och vom neuen Jahre trennt, kann die Situa tion ändern nnd rosige Hoffnnugcn in schwarze Befürchtun gen »mwaudcl» nnd auf dauernde Ruhe und ewigen Frie den ist in dieser Welt ja auch gar nicht z» rechne», dazn fehlen ans unserer Erde ja gerade;» noch alle Bedingungen. So prosaisch nüchtern und realistisch mau also in dieser Hinsicht die Zustände auf dieser Welt und darunter zumal die politischen, auffassen nnd beurlhcilen muß, so gewährt doch das pocsicvollc WcihnachtSfcst mit seiner friedlichen nnd fröhlichen Devise auch für den ranhc» Realismus der Po litik einen nicht zu nnlcrschähcndcn Trost. Weihnachten ist und bleibt unn einmal das Triumphfest erhabener Hoffnungen nnd unendlicher göttlicher Valcrlicbc, und wie diese vor nahezu neunzehn Jahrhunderten der Menschheit In verrotteter Zeit den Stern versöhnender christlicher Liebe leuchten ließ nnd ihr damit eine» Weg anö der Finstcrniß der öden Barbarei zeigte, so dürfen wir auch hoffen, daß, wenn übcr unsere Ratio» oder über die ganze Culinrnicnschheit Prüf- »ngc», dunkele, böse Zeiten, künftig verhängt werden sollten, daun doch Allen, die Vertrauen auf die göttliche Wcltord- nung, die unendliche Güte des Schöpfers haben, der Weih- nachisstcrn der Hoffunug leuchten wird. Dieser verheißnugs- volle Gedanke sollte uns auch dann nicht verlassen, wenn die Fest- und Fricdc»swochc vorüber ist und die politischen Sorgen und Kämpfe wieder in ihre alten Rechte treten. als Lohn für ihre Bcmühnngeu eine recht große Weihuachlö- freudc bereiten. (Siche Inserat in diesem Blatte.) — In den beiden Monaten October nnd November sind bei der König!. AllcrSrcuteubank zn Dresden (Landhaus, Köuig.Johannslraßc) 944 Einlagen mit einem Gcsammt- betrage von 447,517 Rik. bewirkt worden. Bedenkt man, daß Oktober nnd November Monate sind, iu welchen ein großer Theil de» Wochen- oder MonatSlohucS ans die An- schaffnug von HeizungSmatcrial verwendet werden muß, so ist die obige Summe immerhin eine ansehnliche und von der Sparsamkeit der Bevölkerung crfrcnlichcS Zengniß ab- lcgcude zu nennen. Mit dieser Summe ist zugleich ein Mehrbetrag von über 75,000 Mk. gegenüber der in den beiden gleichen Monaten des Vorjahres eingezahltcn Summe erzielt worden. — Das Jahr 1889 beginnt mit einer totalen Sonnen^ finstcrniß, die zwar nicht in Europa, wohl aber in Amerika nnd namentlich an der Westküste der Vereinigten Staaten sichtbar sein wird, wo anch bereits Anstalten zn sorgfältigster wissenschaftlicher Beobachtung getroffen werden. Der Cen- tralpuukt der Finstcrniß liegt im Staate Nevada. In der AcobachtungSstation Point Arena in Californien beginnt die Verfinsterung nm 12 Uhr 15 Min. 12 Scc. Mittags, die vollständige Sonncufiusterniß nm 1 Uhr 48 Min. 43 See. Diese dauert 120 Sccnndeu. Znm letzten Male fiel auf den Ncujahrölag eine Souuenfiustcrniß im Jahre 1682, und das nächste Mal wird dieses der Fall sein im Jahre 2162. Früher war eö der Fall in den Jahren 865 nnd 1405 der christlichen Zeitrechnung. — Bei einer dieser Tage ans dem linken Elbufer abgchaltencn Jagd erschoß ei» Jäger seinen Hund. Der Hund war dem Hasen nachgclaufen und dabei unglücklicher Weise mit getroffen worden. Ganz langsam, zu Tode ver wundet, lief das trenc Thier auf seinen Herrn, einem Guts, bcsitzcr, zu und legte sich zn seinen Füßen nieder, wo eö auch gleich darauf verendete. — Nach der vom Kaiser!. Statistischen Amt herans gegebenen Statistik des Deutschen Reichs habe» die Volks- zählmigcn von 1871, 1880 nnd 1885 einige Ergebnisse ge liefert, die einiges Interesse bcansprnchc» dürfen. Die evan gelische Bevölkerung hatte sich im Jahre 1885 ans 29369847 (statt 25581685 im Jahre 1871) erhoben, die katholische auf 16 785734 (statt 14869292 im Jahre 1871). Dem zufolge haben sich in den, Zeitraum von 1871 bis 1885 die evangelischen Christen um 14,8, die katholischen nur um 12,9 Proccnt vermehrt. An und für sich betrachtet, haben sich die Katholiken um 1916442, die Evangelischen aber nm zwei Mal 1916442 nnd noch 155278 Personen ver mehrt. — Von der Grenze. Ein alter volköthümlichcr Branch, welcher sonst anch in den Ortschaften unseres be- uachbartc» Erzgebirges und anderer deutscher Mittelgebirge gepflegt wurde, wird hiersclbst noch aufrecht erhalten: daö Weihuachlö- oder Lichtmcßsmgcn. Seit etwa 20 Tagen, gewöhnlich mit Beginn dcö Christmoiiatö, ziehen die Weih- nachischörc in den böhmischen Nachbarorten Hcrrnökrctschen, Nicdcrgrund, Jonsdorf, Rosendorf, Dittersbach re. umher. Fast jedes Haus wird besuch,; die dabei staltfindcndc Maö- kirnng bewirkt ein hübsches Wcihnachtöbild. Selbst die benachbarte» sächsische» Grcnzortschaslcn werde» von diesen WcihnachlSchörcn besucht. -7 Mau berichtet auö Böhmen, daß dortsclbst der Bau einer zweiten großen Elbhafcnanlagc beschlossen worden ist. Dieselbe wird unterhalb dcö Winterhafens gegen daö Dorf Schönpricscn zn geplant und soll sowohl als Verkehrs- wie als Winterhafen eingerichtet werden. Der Ban wird vom Staate für Rechnung der Aussig-Tcplitzcr Bahn auö- gcführt; die Aausnmmc ist auf eine Million Gulden, die Bauzeit auf zwei Jahre veranschlagt. Es sollen bereits im nächste» Frühjahre die Arbeiten in Angriff genommen werden. Pirna. In der am Donnerstag nnter Vorsitz des Herrn Superintendent Or. Blochmami und in Gegenwart von dreizehn Mitgliedern abgehaltenen Kirchenvorstandösitzung machte der Herr Vorsitzende die Mitthcilung, daß der Stadt- ralh nunmehr die Genehmigung zur Erneuerung der Stadt- WcitMlhttii 1888. N»u grüß' dich Golt im Fcstgcpräuge, Chrislbaumdnrchgläuzlco deutsches Reich! Vorbei die düster» Tranerkläuge Für deine Kaiser, todtcublcich . . . Vorbei daö sorgcnlrübc Bangen, Weil schwarz der Zukunft Firmament — Wo wär' ein Hoffen florbehangen, Wenn lichlcrvoll der Christbaum brennt! Den Arm, mein Freund, und laß uuö gehen Entlang der Straßen bunten Pracht! O Wcihnachtöjubel, himmlisch Wehe», I» solcher glückumlachlcu Nacht! Rings frisch erblühte Festesfreuden, Auf Markl und Straßen goldncr Schein, Und feierliches Glockenläuten Will Herd und Saal und Kammer wcih'n. Und doch — bei all dem frohen Neige», Bei all dem Glanz und Lichtcrschcin, Wo Becher schäumen, Sorgen schweigen — Wie manches Menschenkind — allein! . . . Die Brust durchzuckt ein schmerzlich Bebe», Das schlügt voll Sehnsucht hcimathwärtS — Was so das WcihuachlSfcst gegeben? Ein banges, schwervcrwmidct Herz! Nnn blüh'n der Jugend Lcnzgcfilde Im goldenen Erinnern auf Und ziehen mit manch' thcurem Bilde Gar wchmulhsvoll nnd lind herauf. . . Ach, tauscud Dank, ihr Liebe», Gute», Ob fern ihr seid, ob längst schon lobt — Der Schmerz, mag er anch fürder bluten, Er glüht im Herz als Morgenroth! O Wcihnachtözanbcr, himmlisch Freuen, Das siegreich über'» Erdball fliegt, Als wollt' eö Alles jäh erneuen, Was stnmm nnd stumpf daruicdcrlicgt . . . O Herzcusfcst, so frcudcnprächtig, Daö jede Brust süßwouuig schwellt, Du wehst, gleich Lenzlust, schöpfnngSmächlig, Alö Odem Gottes durch die Welt! Karl Söttchcr. Weihnachten in der Politik. Wendet man den Blick rückwärts ans die Reihe der letzten, in politischer Hinsicht sorgenvollen Jahre, so darf mau sagen, daß seit vier Jahren wieder znm ersten Male die allgemeine politische Lage in keinem so grellen Contraste zu der hehren Weihnachtsfeier steht, die nun wieder in al- leii christlichen Ländern begangen wird. Die bulgarische» Wine», die im Jahre 1885 mit dem ostrumclischen Staats streich begannen, im Winter 1885/86 ihre Fortsetzung durch T a g e s g e s ch i ch te. Sachsen. Schandau. Nun sind sic da die Tage der Wcchnachtöfrcndc, an welchen anch im Wohlthnn, dem Werke der Nächstenliebe überaus Großes gcthaii wird, nm den au irdische» Gütern nicht reich gesegnete», ja wohl gar m großer Noth und tiefem Elend sich befindenden Men schenkinder» nach Möglichkeit auch fröhliches Weihnachten zu bereiten. Von Vereinen der verschiedensten Art werden mich au diesen Tagen Vcraustallnngcn getroffen, um Ver anlassung zu geben, für daö Werk der Nächstenliebe etwas belzustcnern. Auch hier hat eine Corporation sich znsammcn- gcthan, nm, so weit co in ihren Kräften steht, für das Wohl der Ncbcnmcnschcn zu wiiteu, zu schütze» Hab und Gut und sogar daö Leben in Stunden schrecklicher Gefahr. Die e Vncnugnng, hefige freiwill. Turnerfcncrwchr, wird er Bewohnerschaft von hier nnd der Umgebung während Fcicrtagen Gelegenheit geben, durch den zahlinchen Besuch der Thcatcranfführnngcn ein Schcrflcin .M' weiteren Ausrüstung der Fcncrwchr. Auch den Muwlrkcndcn dürste die Erzielung voller Häu er Wir erinnern au die Beobachtung der Vorschriften über die An- und Abmeldung hier aufhältlicher bez. vou hier wcgzichendcr Personen. Schandau, am 9. April 1888. Abonnements - Gintadung. Auf daö mit dem 1. Januar 188» beginnende erste Quartal der „Sächsische» Elbzeitung" mit illnstrirtem Sonntags-Blatt nimmt die unterzeichnete Exvedition, sowie jede kai. serlichc Postanstalt zu dem Preis vou 1 Mk. 2s Pf. Bestellungen an. Wir ersuchen unsere geehrten anö- wärtigcn Leser, die Abonnements-Bestellung gefälligst sofort machen zn wollen, indem wir bei späteren Auf. trägen für die vollständige Nachlieferung der bereits erschienenen Nummern nicht cinstchen können. I»8vratv finden durch dieses Blatt eine weite Verbreitung. Die Expedition der Sachs. Elbzeitung. in vorkommenden Fällen bekannt gemacht wird. Schandau, am 17. Dezember 1888. Der SLadtrath. Brgrmstr. Wieck. Sächsische M;erlung. AmtMlltt werden mit V0 Pf. berechne., ,tabellarische oder cmnpli-irte nach Hanstein L Vogler, Invalides und Nnd. Mosse.