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Upped. v. Redaktion EreSdeu-Neustadt N. Meitzner Satze 3. Die Zeitung erscheint Dteuftag, D»»nersta> und -»»«adeud früh. Rdoune«eut-- -»ferat e älhsische VorhkilliV werden bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dieispalt. Zeile 15 Ps. Unter Eingesandt . 30 Ps. Znferateu- A»nah»efte0en: 43. Jahrgang Dienstag, den 20. December 1881 dem letzteren eine wirksame Unterstützung oder Ermuthi- gung zu Theil werden ließen. Die Klerikalen halten den Augenblick für gekommen, Lie Probe zu machen, wie dauerhaft daS Bündniß mit den Konservativen ist und deshalb brachte Abg. Windt horst, unterstützt vom Centrum, von den Polen und den Elsässern, einen Antrag auf Aufhebung deö Gesetze- vom 4. Mai 1874 über die Verhinderung unbefugter Ausübung von Kirchenämtern ein. Einem Geistlichen, welcher durch ein gerichtliches Urtheil aus seinem Amte entlassen ist, dasselbe ab-r trotzdem ferner auSübt oder Handlungen vernimmt, auS denen sein fernerer Anspruch auf das Amt heroorgeht, versagt dieses Gesetz den Aufenthalt in bestimmten Bezirken und ermöglicht Ler ReichSregierung ihm die Staatsangehörigkeit zu ent- z ehen und den Aufenthalt im Bundesgebiete zu verbieten. Der Zweck deS Gesetzes war die wegen Widersetzlichkeit gegen die Staatsgrsitze vom Amte entfernten Geistlichen wirksamer alS eS durch die Androhung von Geld- und Gefängnißstrafe geschehen konnte, an ter Vornahme ungesitzlicher geistlicher Amtshandlungen zu hindern. Der Antrag WindlhvrstS zwingt die Regierung und die Konservativen Farbe zu bekennen und sich für ober wider das Centrum zu entscheiden und solche Klärung der Situation ist entschieden im allseitigen Jrteresse. Der Reichstag lehnte am Freitag auf Vorschlag der Bubgetkommission die für die Errichtung eines Militär- und KnabenerziehungSinstitutS in Neu Breisach geforderten 290,000 Mk. ab, trotzdem der Kriegsminister v. Kameke, Graf Moltke und Abg. v. Treitzschke für die Position energisch eingetreten waren. Hierauf erfolgte die Beralhung des Etats der Pcst- und Telegraphenver- waltung und bewilligte dabei der Reichstag, imWiber sprucke mit dem Anträge der Budgetkommission, die als erste Rate für Erwerbung von Grundstücken und den Neubau eines PostgebäudeS in Lübeck eir gestellten 721,000 Mk. Demnächst ging daS Haus zum Etat der Zölle und Verbrauchssteuern über, kam aber über allgemeine Er örterungen über die Wirkungen der neuen Wrrthschafts- Politik wenig hinaus. An der Debatte bethriligten sich nach dem einleitenden Referate deS Abg. v. Wedell- Malchow die Abgg. Leuschner (Eisleben), vr. Bam berger, der Direktor des ReichSschatzamrS Burchard, der Staatssekretär deS Innern v. Bötticher und der Abg. v. Schröder (Lippstadt). — Der Reichstag be endigte in der Lonnabendsitzung die zweite Lesung de- EtatS mit Ausschluß eines Titels, der an die Kom mission zurückverwiesen werden mußte. Auf Vorschlag des Abg. v. Bennigsen wurde für die noch kurze Zeit der Session das bisherige Piäsibium durch Akkla mation definitiv gewählt. Im Laufe der Debatte be klagte Abg. Schneider die Ungewißheit, unter welcher Pret» r »ierteljährl. M. 1,50. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- «statten und durch unsere Boten. Sei freier Lieferung in» HauS erhebt die Post noch eine Be- hühr von 25 Pfg. Die Arnoldtsche Buchhandlung, Invalid endank, HaasenfteinL Bögler, Rudolf Motze, G. L- Daube L Lo. in Dresden, Leipzig» Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. VsMiM WeMÄüu. Deutsches Reich. Es war die höchste Zeit, daß die deutsche Volksvertretung in die Ferien ging, denn die Spannung halte einen wahrhaft bedenklichen Grad erreicht. ES steht nun zu hoffen, daß dir milden Eindrücke deS Festes die wilden Parteilridenschaflen abkühlrn und daß im neurn Jahre die Abgeordneten in versöhnlicherer Stimmung zu ihren Arbeiten zurück- krhren. Es ist in den letzten Sitzungen von beiden Seiten so rücksichtslos gekämpft worden, daß ein pol nischer Abgeordneter bemerken durfte, der Reichstag deutscher Nation habe dem ehemaligen polnischen Reichs tage nichts Vvrzuwerfen. Der Minister v. Puttkammer goß mit seiner Erklärung, da- monarchische Princip mache die Agitation der Beamten sür die Regierung unerläßlich, wahrhaft Del in's Leuer. Oie Liberalen zeigten jetoch auch nicht die geringste Mäßigung. Richter sprach von einer „bruialen Vergewaltigung des VolkS- willenS brhufö Aufrichtung eines launenhaften Kanzler- Despotismus", Virchow von „osficiöscn Schuften, Mangel an sittlichem Bewußtsein"; „Verläumdung, Lügengewohrheit, Unverfrorenheit" waren noch milde, aus beiden Seiten gebrauchte Ausdiücke. Die liberalen Blätter befürworten bereits ernstlich eine theilwkise Verweigerung des Budgets. Zunächst sollen die Mittel für die osficiöse Presse, aber auch alle anderen Diepo- sitionkposten abgelchnt werden. ES wurde ferner vor- geschlagen, der Eisenbahn-Verstaatlichung Einhalt zu thun, da dieselbe die Perspektive ernster politischer Ge fahren eröffnet, wenn das abhängige Beamte Heer noch vermehrt werde. Auch viele konservative Blätter miß billigen die Herausforderung deS Parlaments durch die Erklärung über die Wahlverwendung der Beamten. Die frukonservative „Post' drückt ausdrücklich den Wunsch auS, daß jede amtliche Bern stussung, jedes Einsetzen ' der amtlichen Autorität bei den Wahlen str-ng ver mieden werde. DaS Gegentheil schädige das Ansehen der Beamten, daher mittelbar dasjenige der Regierung und nütze für die Wahlen nicht nur nichts, sondern schade geradezu. Seitens der drei liberalen Gruppen, der national- liberalen Partei, der liberalen Vernnigung und der Fortschrittspartei wird der stenogiaphische Bericht der Verhandlungen über Len Antrag Hänel und Genossen «egen der Wahlbeeinflussungen in einer besonderen Broschüre herauSgegeben werden. Man wünscht auf liberaler Seite die größtmögliche Verdre tung dieser Verhandlungen bei dem v. Bennigsen gemeinsam mit Virchow und Rickert dem Minister v. Puttkammer in schärfster Weise entgegentrat, ohne daß die Konservativen Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerruurn« Müller in DreSdtN. ^^ssindustrie leide, eine Erörterung, welche der K R-ich-w-S«""-« Sch°lz -IS un. Dindar Mit der Etatsberathung bezerchn.tr. Präsident ° darauf, daß NU, idm -Urin di« üd-r dir Srgmftände d«r B-s°r,«uug »iMadr. A- -°br<n " wü-d, für d-S M-nop-l wenn I» da« Pairiwonium drr Snterd,,» sein soll, k- ungewShutt». Ziel- ungewShnlich. Mittel vnl-n-ttu. Seine «utfüdeung.n, die er ,um g.Sßttn Lb tte abia«. er,,«een auf d» km km w.ednhditt» S-. Als er jetoch im Laufe seiner wettercn AuS- Len , -l"' »ar,ei de. I-ichnete welche auf den Thronwechsel sp.kulire, ertönten K.""»'e Ruse der Entt-stung und B-tt-ng.n nach dem Ordnungsruf, dem daS Podium leooch nickt entsprach. Der Zwischenfall berührte daS Hau» um so peinlicher, als Prinz Wilhelm auf der Tribüne anwesend war. Namen- der ReichSpartei erklärte der Abg. Freiherr von Ow, dieselbe sei nicht gewillt, die Tabakemonopolfrage mit der soc al-politischen Reform in Verbindung zu bringen. 3um Etat der Ruben, »uckersteuer motivirte Abg. Ha er le seinen Antrag, den Reichskanzler zu Erhebungen aufzufordern ob und wie der Ertrag der Steuern durch die AuSfuhroergütungen umaeändert werde. Der Staatssekretär Scholz er klärte daß die Regierung zur Zeit mit Vor- arbeiten nach dieser Richtung hin sich nicht befasse. Sobald sie aber dieser Frage näher trete, werde sie e» nur auf das allerzarteste thun können, denn hierbei handle eS sich um die LebenSinteressen eines bedeutenden land- wirthschaftlichen Nebengewerbes. An der weiteren De batte bethe.ligte sich der «bg. v. Minnigerode, worauf der Etat über die Rübenzuckcrsteuer genehmigt wurde; ebenso der Antrag Haerle'S. Beim Etat über die Brausteuer verlangte Abg. Goldschmidt ein Gesetz, welches die Verwendung von Surrogaten beim Bier brauen verbietet. — Die nächste Sitzung deS Reichs tags findet am 9. Januar 1882 Mittags 1 Uhr statt. Auf der Tagesordnung steht außer RechnungSsachen die Beantwortung der Interpellation des Abg. Or. Frhrn. v. Hertling, betreffend die Fabrikgesetzgebung. Am Fre tag war das Befinden deö Reichskanzler» noch nicht genügend gebessert, um denselben im Reichstage erscheinen zu lassen, waS dem Minister v. Bötticher au-- Li ückiich durch den Grafen Bismarck angezeigl wurde. Da» Unwohlsein des Reichskanzler-, welches am Sonn abend soweit gehoben war, daß derselbe bei dem Kaiser eine Audienz haben konnte, hat er sich, wie ver lautet, durch eine Erkältung beim Verlassen deS Reichs- tagsgebäude» zugezogen. Fürst Bismarck unterwarf sich auch diesmal wieder einer homöopathisch-» Behand lung. Feuilleton. Tie achte Todsünde. Roman von m. Höffer. ;6. Fortsetzung.) Der Buchhalter schien im Pulte einen Gegenstand lange und emsig zu suchen. „Das geht nicht," versetzte er endlich, „eS wäre gegen den Willen Ihre- Vaters, Herr Wolfram. Ich bin als Vormund gerichtlich bestellt, — sie muß bis zu ihrer Mündigkeit wenigstens bleiben, oder die kleine Rente, welche ihr da- Geschäft zu zahlen hat, geht verloren. DaS darf ich nicht zugebcn." Leo nickte. „Wohl," sagte er, „ich bewillige natür lich diese Rente, vcn der ich durch da- Testament weiß, auf alle Fälle." Aber der Buchhalter schüttelte den Kopf. „Sie muß bleiben," beharrte er, „eS ist unmöglich." Durch seinen Ton klang etwas wie verzweifelte Furcht, Leo hörte es und ein unangenehme- Gefühl preßte ihm die Brust zusammen. Dieser Mayn, der sehr rrohl ihr Vater hätte sein können, sollie er Hoff nungen hegen? — und berechtigte sogar? „Ich will doch auf alle Fälle mit Mama sprechen," dachte er. „Bei Ehrhorn nnd Sohn ziehen wir uns also möglichst gut auS der Affaire, nicht wahr?" fragte nach rincr Pause der Buchhalter. Leo fuhr auf. „In keinem Fall, Nordheim! — Kredit wird Lie Firma denn doch schließlich — »der — ?" „DaS natürlich. Aber ich rathe Ihnen, nicht so ungestüm vorzugehen, Herr Wolfram. Die geschäftliche Lage ist mehr alS schlecht." „Bah — Sie sehen schwarz, Freund. WaS übrigen- mein armer Vater nicht that, das bleibt mir immer möglich, die Mutter um baareS Geld zu bitten." Nordheim lächelte. „Versuchen Sie daS," antwor tete er kühl. Damit war die Unterhaltung beendet. Leo laS seine Briefe, deren einer ihm Len Besuch eines Freundes arkündigte und dann ging er fort, während Nordheim weiter arbeitete, bis das Komptoirpersonal entlassen wurde und für heute alle Federn ruhten. Es mochte acht Uhr abends sein, al- er langsam durch den Garten und hinaus auf LaS freie Feld ging. Ein sanfter Halb schatten lag auf der Umgebung, e,ste Frühlingsblumen hoben ihre Köpfchen auS dem Grün hervor und auf allen Aeckern prangte daS frische Werden und KnoSpen der Natur. Am Rande deS Gehölzes standen hier nnd da niedere Tagelöhnrrhütten, blauer Rauch kräuselte Sü den Schornsteinen empor und jubelnde Lieder erschallten überall. Nordheim ging langsam dem Wäldchen zu. Alte Erinnerungen, neuer heimlicher Groll und neues Fürchten waren in seiner Seele erweckt worden, er vergaß darüber sogar die Cigarre. DaS stolze, vornehm auf die Hütten herabseherde Herrenhaus — wie viele Stürme barg eS trotzdem in seinem Innern. Wer plötzlich hätte auf und davon zi-htn können — für i-nmer — wie schön! Aber er mußte bleiben und er wollte eS auch, seinem Liebling zum Schutz. Sine Grenze gab eS koch, die Frau Klara Wolfram nie zu überschreiten wagte, eine Grenze, an der er ihr Halt gebot — ost schon und immer erfolgreich. Ging er, so war Ler letzte Freund dem armen Kinde geraubt. „Nie Friede," dachte er, „nie, so lange ich athme.' „Onkel Robert!" rief hinter ihm eine Stimme, „nimm mich mit Dir!" Nordheim erschrak plötzlich. Hatten seine Gedanken daS Mädchen gerufen? — Er blieb stehen und ließ e- herankommen. So im Abendschein, sorgfältig gekleidet, M't dem Auödruck innerer Freude auf allen Zügen war der Buchhalter trotz seiner fünfundvierzig Zahie ein schöner stattlicher Mann, dem nicht so le cht irgend ei» Mensch daS Prädikat „alt" verliehen haben würde. Jetzt streckte er lächelnd der Herar kommenden die Hand entgegen. „Darf man fragen, waS da- Fräulein zu so später Stunde in- Gehölz führt?" neckte er Siegfriede trug ein schwarze- Kleid und einen Strvhbut mit wallendem Schleier von gleicher Farbe, sie nick-e kindlich und schob ihren Arm unter den de» Buchhalters. „Onkel Robert, haben sie Dir'S noch nicht erzählt? — Die alte Tante Erna ist gestorben." „Ach! — aber das ist eine gute Botschaft, Kind. Welche Tage hat sie in der spukhaften Kammer da oben verlebt!" «.Ja, ja, gewiß. ES berührt mich aber gerade darum wnderdar w.hmüthig. DaS sind die Aermsten, die den SchckialSbrief unerbrochen zurückdringen müssen — sie glauben^ wunder, waS für schöne Sachen darin stehen.' .h' süh, wie wir zunehmen an Weisheit und Verstand! — Dein SchicksalSbrief soll übrigens nicht ähnlich an Ort und Stelle gelangen, mein MäuSchrn,