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Dresdner Journal : 24.04.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187404241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740424
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740424
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-04
- Tag 1874-04-24
-
Monat
1874-04
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 24.04.1874
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1874 WS3 Freitag dr» ,24. April DrrMerZMrnal VerautwortUchcr Nedacteur: I. G. Hartmann. : F>. CowlLinoivuLr ck»» Vrvsllaer 3ouru»I»; ebanä»» . L«Acn /'s»' u L 4»>evep» Vi»ll-l^tp,t^-L»»«I.>r«,l«o-rr»Lk1ar1» » : //uc4»^te»n F Vt«» L»md«rU-rr»U-I.«txii^-rr»LL l»rt».H -ULueti«»^ R«lt ^VvE, >«i-U»: /,ii atiUcniia«;.4/ ^4/L^c^l^, »rn>«o: L A»/,tottk, >r«, l»ll! /..ÄriNA^i « Nürvau; CLrmLUr: ? « t »i -c . turt» H.:^ T<ieAer'setieu.DC.//e»'^,»«,i»^<!t»8 8uvt»ti., /)kiu-e<L Co., VSrUt»! 2nv/)., Siuuwvr: ?Ln»: 2/ava«, I.aMe, Luttie^F Co.,- Stu^»i-tl I-a«-« ck Co., ä'ütIF ^»inopieen-FüAAai«, Vi«s! Fi. OMeiii:. ll<>r»U8x^bvr: KünilsI Expedition de« Dresdner,7ourwNs, Dresden, Llitr^.uoNivii^itE Xo. 1. ^dvaoemeotopr»!»: Iw ä.nt»-k.° n.iok.: j ^itti^rl.ck ^b'U-d - rdi. '^Mrttcd: 1 1UIr. tb t tteickvs Dost uvd Dioreloobtuwweru: 1 Kzr. 1 81eiLpe!rnsetl>»s Uimu, luseruteupielker l'dx den k»uw einer ^eevultenen Detttreilo: L Onter „Kin8se»udt" die 2«ils: b bi^r Lrsekelueor l^tiob wit ^nuucvrns der 8onu- und keiort»^«, Abends kür den tollenden 1'«^. Amtlicher Theil. Dresden, 20. 'Ilpril. Se. Majestät der König ha ben zu genehmigen geruht, daß der Rector "uer. Pro fessor Ur. Dietsch in Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland verliehenen Stanislausorden 2. Classe und der Director der Realschule in Neustadt Dresden Ur. Niemeyer den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland verliehenen St. Annenorden 3. Classe annehme und trage. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Beutler und Handschuhmacher Johann Gottfried Rückert zu Dresden das Prädicat „Königlicher Hof deutler und Handschuhmacher" zu ertheilen. N'MmnMcher Theil. Neber sicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Fulda. München. Neustrelitz. Wien. Prag. Pest. Paris. Bern. Rom. St. Petersburg.) Ernennungen, Lersetzungen rc. im öffentl Dienste. Drödner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Chemnitz. Zwickau. Oelsnitz. Wolkenstein.) Statistik und LolkSwirthschaft. EinflesandteS. Aeullleton. Inserate. TageSkalender. Beilage. Trlegraphische WitterungSderichte. Bvrsevnachrichten. Inserate. ^eleyraMiche Nachrichten. München, Donnerstag, 23. April, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Joürn.) Der König hat gestern den bisher am hiesigen Hofe accreditirten päpstlichen Nuntius Msgr. Meglia in Abschiedsaudienz em pfangen. Die zur Berathung in der Civileheqesetzgebung im k. Staatsministerium der Justiz medergesetzte Commission hat ihre Berathungen geschloffen und sich für Einführung der Civilehe in Bayern aus gesprochen. Wien, Mittwoch, 22. April, AbendS. (Corr. Bur.) Die konfessionelle Commission deS Abgeord nctenhauseö beschloß eine Siebencrcommisfion ein- zusctzen zur Berichterstattung über die obligatorische Civilehe, die Stellung der Religionen und die Religionsfreiheit. Paris, Mittwoch, 22. Avril, AbendS. (W. L. B.) Lon der spanischen Grenze hier cinge troffrncn Nachrichten zufolge hat der carlistische Comwandant von Guipuzcoa, Ceballos, die Städte St. Sebastian, Rentrria und Jrun in Blokade zustand erklärt und bedroht Jeden, welcher diesen Orten Lebensmittel zuführt, mit der Todesstrafe. Rom, Mittwoch, 22. April, Nachmittags. (Corr.-Bur.) Zn der heutigen Sitzung der Depu- tirtenkammer vertheidigte der Ministerpräsident Minghetti von 12 Kinanzproiecten die 3 meist be strittenen, welche zusammen 50 Millionen ergeben würden. Der Lertrag mit den südlichen Bahnen erleichtere daS Budget von 1874 um 35, und daS von 1875 um 25 Millionen. Minghetti beschwor die Kammer, alle Projekte zu vokiren und keines ohne entsprechenden Ersatz zu verwerfen. Haag, Mittwoch, 22. April, Nachmittags. (W. T. B.) Eine starke holländische Patrouille un ternahm, wie vom Kriegsschauplätze in Atchin amtlich Hemeldet wird, am 17. d. eine RecognoS- cirung bis auf 150V Schritt südlich vom Kraton gegen die Position der Atchinesen, mußte sich in dessen vor dem Heftiben Keuer derselben zurück ziehen. Nachdem die RecognoScirungStruppen Verstärkungen an sich gezogen, wurde ein An- griff auf die feindlichen Stellungen versucht, der jedoch mit einem Berlust von 8 Todteu und 9 Verwundeten auf holländischer Seite zurückgrwiesen wurde. — Lon drei Staaten an der Westküste von Sumatra ist die Urkunde, in welcher dieselben die holländische Oberhoheit anerkennen, unterzeichnet worden. Washington, Mittwoch, 22. April. (Tel. d. Dresdn. Journ., Kabeltelcaramm.) Der Präsident Grant hat gegen den Gesetzentwurf über die Ne- gulirung der Kinanzfrage sein Beto eingelegt. Grant erklärt, die durch diese Vorlage festgesetzte Vermehrung deS Papiergeldes verletze die Grund sätze einer gesunden Finanzpolitik; sie verletze aber auch die von dem Congreffe angenommenen Garan tien über das Verhältnis der gesetzlichen LahlungS mittel. Grant empfiehlt dringend, daü Gold wie der zum gesetzlichen Zahlungsmittel zu machen, sowie, zur Vorbereitung der Wiederaufnahme der Zahlungen in Gold, StaatSuoten anzukausen und einen Vorrath von Gold anzusammeln. Das Beto deS Präsidenten findet allseitige Zu stimmung, da dadurch die befürchtete DeSorgani- sirung deS Reservefonds der Banken vermieden wird. DaS Repräsentantenhaus wird voraussichtlich daS Gesetz über die Befreiung der Banken von den gesetzlichen Beschränkungen in einer, mit den Ansichten deS Präsidenten Grant übereinstimmen den Fassung annehmen. New - Aork, Dienstag, 21. April. (W. T. B. Kabeltelegramm.) Der Staat Louisiana ist von sehr bedeutenden Ueberschwemmungen heimgesucht worden, durch welche 11 Gcmcmdebezirke, die Baumwollcultur treiben, und 14 andere, in de nen Zuckcr gebaut wird, vollständig unter Wasser gesetzt worden sind. Im Ganzen wurde die Ernte zerstört auf 2s0,000 ArreS, die mit Baumwolle, auf 1VV,VVV ArreS, die mit Halmfrüchten, und aus 500,000 Acres, die mit Zucker bestanden wa ren. Auch die übrigen Gemeinden Louisianas ha ben beträchtlich gelitten; man schätzt die Zahl der Personen, welche ganz zu Grunde gerichtet sind, auf 25,vvv; cs mangelt an Lebensmitteln, und die nächste Ernte ist vernichtet. Der Kongreß hat die Bertheilung von Lebensmitteln auS den Armeeproviantvorrathen angcordnet. New-Aork, Mittwoch, 22. April, Morgens. (W. T. B., »abcltelegramm.) Nach hier eingelangten Nachrichten ist es zwischen den Demokraten und den Republikanern in ArkansaS zu Thätlichkriten gekommen, wobei mehrere Personen verwundet und eine getödtet wurde. Die UnionStruppcn schritten ein und brachten die Kämpfenden auseinander. Tagcsgeschichte. Dresden, 23. April. Se. Majestät der König haben aus Anlaß Allerhöchslihres Geburtsfestes heute Bonnittag U Uhr die königlichen Leibärzte und sodann von Hi2 Uhr an nacheinander den Herrn Minister des königlichen Hauses mit den Cavalieren der königlichen und prinzlichen Hofstaaten, die Generalität, die Herren Staatsminister, die Herren Präsidenten der beiden Stände- kavmern und eine Deputation des Raths und der Stadt verordneten der hiesigen Residenz zu empfangen und deren Beglückwünschungen entgegenzunehmen geruht. Hierauf haben auch die zur Zeit in Dresden anwesenden frem den Fürstlichkeiten, Ihre Hoheiten Herzoa Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwenn, die Prinzen Ernst und Friedrich von Sachsen-Meiningen und we. Durchlaucht Prinz Reuß Heinrich I V. Sr. Majestät Ihre Glückwünsche dargebracht. Das Familiendiner findet bei Sr. könig lichen Hoheit dem Prinzen Georg statt, Höchstwelcher heule zugleich sein Namensfest feiert. Abends ist Assemblöe bei Ihren Majestäten in den Paradesälen des königlichen Schlosses. — Morgen Nachmittag HO Uhr werden Ihre kö niglichen Hoheiten der Großherzog und die Groß herzogin von Sachsen-Weimar mit Ihren Prin zessinnen - Töchtern Marie und Elisabeth zu einem Besuche am königlichen Hofe eintreffen und einige Tage hierselbst verweilen. Dresden, 23. April. Als Vorfeier des heutigen Geburtstages Sr. Majestät d'es Königs fand gestern Abend bei Sr. Excellenz dein Herrn Staats- minister General der Cavalene v. Fabrice ein großes Ballfest statt, welches auch Ihre Majestäten der König und die Königin und Ihre königlichen Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg mit Ihrer Ge genwart beehrten. Das Fest war ein ebenso glänzendes, wie zahlreich besuchtes. Unter den Theilnehmern an demselben befanden sich Ihre Durchlauchten der Fürst und die Fürstin v. Schönburg, Prinz Reuß Heinrich i V., das gejammte diplomatische Corps, die Herren Staats minister und die obersten Hofchargen, die Generalität, die Präsidenten und die zur Zeit hier anwesenden Mit glieder der beiden Ständekammern, die hiesigen obersten kaiserlichen Rrichsbcamten, die Spitzen der königlichen und der städtischen Behörden, Vertreter der Wissen schaften und Künste, sowie deS Lehrerstandes, viele distinguirte Fremde und ein in den reichsten Toiletten strahlender Kreis von Damen der höchsten Stände. Während des Soupers, bei dem Glockenschlage der zwölften Stunde, begrüßte Sc. Excellenz der Herr Kriegs minister General v. Fabrice den Anbruch des könig lichen Geburtstages in einer kurzen Ansprache, die den Gefühlen der Liebe, Verehrung und Treue, sowie den besten Wünschen für daS Wohl Sr. Majestät Ausdruck verlieh uud mit einem dreimaligen Hoch auf den all verehrten Monarchen schloß, in welches die Festver- sammlung enthusiastisch einstimmte. Gegen H2 Uhr verließen die allerhöchsten und höchsten Herrschaften das Fest, welches erst gegen 4 Uhr seinen Abschluß fand. Der Residenz wurde der Anbruch des königlichen Geburtstages heute früh durch große Reveille der Mili tärmusik verkündet. Die öffentlichen Gebäude und zahl reiche Privathäuser tragen reichen Flaggenschmuck, vor wiegend in den sächsischen Farben. Das Militär hat den Paradcanzug angelegt. Von 0 bis 10 Uhr conccrtir- ten vor dem königlichen Palais die Musikchöre der Re gimenter, deren Chef Sc. Majestät der König sind (Gardcreiterregiment, Leibgrenadierregiment Nr. 100 und Corpsarttllerie); später ertönte von dem fest lich decorirten Balcon des Ratbhauses herab die Fest musik eines Civilmusikchors. Zn sämmtlichcn Lehran stalten und Schulen wurden Vormittags Fcstacte abge- halten (über die wir umstehend unter den Localnach- richtcn Näheres mittheilen), und um 11 Uhr wurde in der katholischen Hofkirchc durch den hochw. Herrn Bi schof Forwerk ein Hochamt mit Tedeum celebrirt. Von Seiten der städtischen Armenbehörde war in sämmtlichen Districlen Mittags eine Festspeisung für Anne aus städti schen Mitteln veranstaltet. Mittags l Uhr sand auf dem Alaun-Platz die Früh jahrs-Parade der Garnison der Residenz statt, zu welcher die 4. und ö. Escadron des Garde - Reiter - Regiments aus Pirna, das i. Jäger-Bataillon 'Nr. l^ aus Freiberg und das 2. Jäger-Bataillon N r. > 3 aus 'Meißen herangczogen waren. Die Parade wurde durch den Commandeur der I. Infanterie-Division 'Nr. 23, Generallieutenant Nehr- hoff v. Holderberg, commandirt. Die Truppen waren in 2 Treffen aufgestellt. In dem von Generalmajor v. Abendroth cvmmandirten l. Treffen standen das Leib- Grenadier - Regiment Nr. lOO, das 2. Grenadier Regi ment „Kaiser Wilhelm König von Preußen" Vir. 101, das Schützen Regiment Nr. 108 (2 Bataillone), das I. Jäger-Bataillon 'Nr. >2 und das 2. Jäger-Bataillon Nr. 13. Das 2. Treffen, Garde-Reiter-Regiment, die in Dresden garnisonirenden Abheilungen des Feld-Artillerie- Regiments 'Nr. 12, Corps- und Divisions-Artillerie, Pionnier - Bataillon und 2 Compagnien des Train-Ba taillons, commandirte Generalmajor v. Carlowitz. L>e. Majestät der König trafen bald nach 1 Uhr von der Alaunstraße aus mit einem glänzenden Gefolge, in wel chem sich auch Se. Excellenz der Kriegsminister befand, auf dem Paradeplatz ein, woselbst sich Ihre Majestät die Königin (zu Wagen) und Ihre kgl. Hoheit die Frau Prinzessin Georg (zu Pferde) anschlossen. Auf dem Platze selbst wurden Se. Majestät zunächst von dem commandi- renden General, Sr. kgl. Hoheit dem Prinzen Georg, em pfangen. Bei Ankunft Sr. Majestät geschah die Ehrener weisung im Ganzen, beim Abreiten des I. Treffens von rechts nach links und bei dem des 2. von links nach rechts wurde regimenterweise präsentirt. Hierauf fand zwei maliger Vorbeimarsch statt, bas erste Mal in geöffneter Colonne, Infanterie und Pioniere mit Compagniefront; Jäger und Cavalerie mit Zugs, Artillerie mit Batterie-, das Train-Bataillon mit halber Compagniefront; das zweite Mal Infanterie, Jäger und Pionniere in geschlos sener Colonnc mit Zugsfront, das Garde-Reiter-Regi- meR mit halben Escadrons, die Artillerie mit doppelter Batterie-, der Train mit Compagniefront. 'Nach dem Defiliren rückten die Truppen in eine concentrirte Auf stellung und waren in derselben in einem Treffen aus gestellt. Beim Heranreiten des Königs an die concen trirte Ausstellung wurde im Ganzen präsentirt und brachte Se. Excel!. Generallicutenant v. 'Nehrhoff ein Hoch auf Se. Majestät aus. 'Nachdem der König dem Com- mandirenden, Generallieutenant Nehrhoff v. Holderberg, die Hand gereicht und Worte der Anerkennung über die Haltung der Truppen an denselben gerichtet, begaben Sich Allcrhöchstderselbc in Begleitung Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg H3 Uhr nach der Residenz zurück. Die Parade, vom herrlichsten Frühlings wetter begünstigt, hatte eine überaus zahlreiche Menschen menge auf dem Paradeplatze und in den nach dem selben führenden Straßen versammelt, welche Se. Ma jestät sowohl auf dem Hin-, als auf dcm Rückwege mit lebhaften, sich oft wiederholenden Hochrufen begrüßte. Das Offiziercorps feiert das königl. Geburtssest in verschiedenen Lokalen durch Festdiner. 'Nachmittags 5 Uhr findet zu Ehren des Tages bei Sr. Excellenz dem Herrn Staatsminister v. Friesen ein Galadiner statt, an welchem die hier anwesenden fremden Gesandten, die Präsidenten der beiden Ständekammern, sowie die höchsten Staats-, Hof- und Militärbeamten Antheil nehmen. Die öffentlichen Platze der Stadt werden Abends festlich beleuchtet sein. Dresden, 23. April. Wie wir vernehmen, haben Sc. Majestät der König, zu Herbeiführung einer Uebcreinstimmnng mit derartigen im deut schcn Heere bereits bestehenden Einrichtungen die Stiftung von Dienstauszeichnungen für die active Armee und die Landwehr unter dem heu tigen Tage zu beschließen geruht. 'Nach den allerhöch sten Statuten wird den Offizieren und Aerzten des ste henden Heeres nach 2n jähriger Dienstzeit ein vergoldetes Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Königl. Hofthcater. Die Musikfreunde seien dar auf aufmerksam gemacht, daß die italienische Opern gesellschaft des Herrn Director Pollini nur noch zwei Vorstellungen geben wird: Verdi's „DiovtOorv", dessen Titelrolle die Glanzpartie Marint's ist, zum Schluß Flotow's komische Oper „l/ombiu", deren erste hiesige Vorführung jedenfalls Interesse erregen wird. B. Ein Jagdzug des Grafen Zichy im BogoS. Als einen Beitrag zur Schilderung des afrikanischen Naturlebens theilen wir die nachfolgende Episode aus einer Reihe von Jagdausflügen mit, welche von dem genannten Autor die „W. Abdp." den Jagdfrcunden vorführt. Es war am 26. October ausnahmsweise heiß. Mittags waren wir auf der Wasserscheide zwischen An saba und Barka angelangt; 10 Minuten Rast und es ging nun den Berg hinab nach einem freundlichen Thäle, Surtoch genannt, wo ein breiter Sandstrom, Mcroni genannt, seine spärlichen Gewässer in der Regenzeit dcm Barka zuführt. Mes war erschöpft, allein die Hoffnung ließ uns nicht ruhen. Um 3 Uhr erstiegen wir von Surtoch aus noch einen Bergrücken und um 4 Uhr trafen wir die beiden Führer, dir nackt, nur mit einem Lrderschurz brNeidet, den Remington auf der Schütter und eine Lanze in der Hand, uns erwarteten. Gerne hätte ich mir einen Augenblick Ruhe gegönnt, allein es war keine Zeit zu verlieren; die Sonne geht bald unter und morgen sind unsere Dickhäuter vielleicht zehn Mellen weit von hier, denn der Elrphant vom Bogos ist ein echter Wandersmann und nicht zu ver wechseln mit seinen, seßhaften Vetter in der Tiefebene von Afrika. Jener ist bedeutend kleiner, schlanker und gewandter, mit einer abschüssigen Croupe, und hat dünnes, wie türkische Säbelklingen gebogenes Elfenbein, selten mehr als armdick stark, dafür aber von besonderer Härte und Weiße; dieser dagegen ist groß und plump, bewohut die heißen und ungesunden Landstriche am Mareb und Atbara, kommt nie in das Hochgebirge uud wechselt sein Revier nur bei allfälligem Wasser mangel. So schnell wie möglich entledigte ich mich aller uu- nöthigen Dinge, Feldstecher, Revolver, Patrontaschc rc. rc. Kurze, wcißlemene Kniehosen und ein blauleinenes Hemd ohne Aermel machten meine ganze Toilette aus, der Kopf war in eine weiße Serviette gewickelt — das beste Präservativ gegen den gewöhnlich tödtlichen Sonnen stich, — um den Leib saß eiv lederner Gürtel mit sechs Explosions- und sechs Stahlspitzkugelpatronen, die Füße staken in Naturlederschuhen und die schottischen Zwirnsocken hatte Surur in Agaseen-Unschlitt getränkt, damit ich keine Blasen bekomme, da solche yierlands leicht in gefährliche Fußleiden ausarten. Ich glaube jedem Afrikarrisenden diesen Anzug als den zweckmäßig sten anempfehlen zu können, denn Dornen, Hitze und Strapazen machen jede andere Bekleidung unmöglich. Der Berg, auf dem wir uns befanden (abessinisches Territorium, Provinz Hamassiu), bildete ein Plateau, mit einem dem wilden Hafer ähnlichen, mannshohen Grase bewachsen. Eine und eine Viertelstunde schritten wir gegen Osten zu, als wir zu unseren Füßen ein enges, etwa 1000 Fuß tief gelegenes Felsthal sahen; — zwischen dcm diLten Tornendjungel lagen ungeheure Steinblöcke, mitten schlängelte sich ein Bach durch und gegenüber bildeten hoch aufgethürmte Felsmassen den Hauptstock des Gebirges Bora-Bell-Andu. Man kann sich nicht leicht etwas Schöneres und Wilderes als diese „Schweiz unter den Tropen" denken. Der Punkt, wo ich stand, mußte wenigstens 0000 Fuß über dem Meeresspiegel liegen, eine leichte kühle Brise erfrischte ein wenig die müden Lebensgeister, ich sah mich um und erblickte weit, weit gegen Süden in nebliger Ferne, 7000 Fuß tief, glänzend im Hellen Abendlicht der sinken den Sonne, die Ebene von Barka. Weiter südwestlich über dem Meroni war ein Gebirgszug, Schicke genannt, sichtbar, aus dessen dunkelgrüner Mitte der Amba- Djahafa sein kahles Felsenhaupt erhob. „13 til ja otendi^ („der Elephant, mein Herr"), so sprach einer der Führer 'Namens Mussian zu mir, ein langer, hage rer Kerl, der immer freundlich grinste; seine eigentliche Profession war Wegelagerer, Regenmacher und Be schwörer böser Geister. Er stand wegen letzterer über natürlichen Eigenschaften bei allen meinen Leuten in hoher Achtung; für mich war er von besonderem Nutzen, da er alle Wege und Wasserplätze im ganzen Lande kannte. Ich nannte ihn auch stets Herr v. Mussian, was ihm sehr schmeichelte, da er es für Ernst nahm, als ich ihm die Deutung des Wortes von erklärte. Uebrigens gehörte er einer der adeligen Familien des Bogos an und konnte seine Ahnen bis zwölf Ge nerationen fertig herrecitiren. Ich bracb meine weiteren Betrachtungen über die Gegend ab und sah in der Rich tung, die mir der Führer zeigte, zuerst zwei, dann zehn Elrphanten; endlich bewegte sich das ganze Thal, viele von den Felsblöcken schienen lebendig zu werden und Töne halb wie von einer Trompete, halb wie der Pfiff einer Locomotive schmetterten zu uns herauf und wur den durch das Echo vervielfältigt. Wir waren bemerkt und eine Heerde von wenigstens 60 Stück, groß und klein, erstieg mit gewaltigen Schritten in zwei Colonnen den gegenüberliegenden Berg, alte Bullen bildeten die 'Nachhut, verschnauften von Zeit zu Zeit, wie geöffnete Thürflügel spreitzten sie das gewaltige Gehör vor und erhoben witternd den Rüssel. Wir liefen, was wir konnten, den Berg hinab, ich holte einen der letzteren, der zu einer etwas steilen Stelle gekommen war, ungefähr bis auf 200 Nieter ein und schoß ihm eine ExplosionSkugel hinter das Ge hör. Unzufrieden schüttelte er das Haupt und ging weiter; bis ich mich vom heftigen Rückschlag der mit 4H Dram geladenen Büchse erholte und wieder ge laden hatte, war er längst der übrigen Heerde nach, die serpcntinenähnlich einen gegen Surtoch zu liegen den Bcrgsattcl erstiegen hatte, hinter welchem sie ver schwand. Ich hörte noch einige Flintenschüsse, und dann war Alles ruhig. (Fortsetzung folgt.) * Vor kurzer Frist sandte der Dresdner Bild hauer Johannes Schilling seinen neuesten Entwurf für das Nationaldenkmal auf dem Niederwalde zur näheren Prüfung nach Berlin, woselbst es gegen wärtig im Uhrsaale der königl. Akademie ausgestellt ist. Das Modell ist hier im Atelier des Künstlers von manchem Kunstfreunde mit Anerkennung in Augenschein genommen, der wir uns leider durch keinen näheren Hinweis anschlicßen können, da wir von der Vollendung des Entwurfs nicht in Kenntniß gesetzt wnrden. * Der Director der Kunstakademie zu Karlsruhe, C.F. Lessing, hat sich nach Berlin begeben, um an der Conferenz der Dircetoren sämmtlicher deutschen Kunst akademien theilzunehmcn. Dieselbe ist am 2l. d. Mts. zujammcngetreten.
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