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Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr» Mitredacteur: Theodor Arobisch. Mchentt: ««ltch ft« 7 Uhr Inserate »«rdr» ang«nomme»t A»Lbend»6,Lon«- eag» bi, Mittag» 12 Uhr: uttarienstra»« 1>« ,L»z«1g. tu dirs.vlatt,. s.« t-tzt tu l <,rx«»plar«u «rscheiM, z»d«o «tu» «rfvlgrrich« M«rbr«itoug Ats»»«»e«t: virrtrltShrNch »k-Nga * b«i u»t»t,«ldltch«r Sai strunz tu', H«». Durch di« Mnigl.P^ ^ vt«rt«lt»hrttch rr Ng» >> Etuzrlu« Rumm,« 1 «gr. Anseratenpreift: Für d«u Rau» chm» grspaltturu Aekftr 1 «gr. Uutrr l«udt" dir Zttl, r tt«r. »ruck uad Tig«ulhmu d« H«rao»g»b«r: Eie-sch chc Neichardt. — vrraotwoEch«r R«dacr«ur: Jultll» Nrichardt. Dresden, den 18. Februar. — Se. Aiaj. der König ist vorgestern Abend halb 7 Uhr «ach München gereist. — Ce. Königl. Maj. hat dem Rathmann Glasermeister Johann Georg Liebegott Mittag in Stolpen bei Gelegenheit seines 50jährigen Bürgerjubiläums die zum Verdienstorden ge hörige goldne Medaille verliehen, sowie die Versetzung des Di rigenten des Hauptsteueramts Leipzig, Obersteuerinspector Julius Woldemar Simon, in gleicher Eigenschaft zum Hauptsteueramte Dresden genehmigt. — Der Vorsitzende der in den letzten Tagen hier ver sammelt gewesenen Eentralcommission deutscher Bundesstaaten für die allgemeine Pariser Ausstellung des Jahres 1807, Ministerialdirektor Geh. Rath llr Weinlig, hat sich in Be gleitung des Regierungsraths l)r. Wießner gestern nach Paris begeben. — Seiten des Stadtraths wird der erste Termin der Gemeindeanlage ausgeschrieben, wonach 18 Pfennige von jedem Hundert Thaler des Grundwrrths und 0, beziehendlich 3, sowie 14 Pfennig von jede» Thaler Mieth- oder Pachtzins, ingleichen Aequivalent in der Zeit vom 23. bis mit 28. Februar durch die Grundstückscigenthümcr, bez. Administratoren an die Stadt steuereinnahme abzuentrichten sind. Gleichzeitig wird eine Kir chenanlage in sämmtlichen evangelisch-lutherischen Parochien der Stadt mit 6 Pfennigen vom Hundert des Grundwerths und 2, bez. 1, sowie ^ Pfennig von jedem Thaler Mieth- oder Pachtzins erhoben. Ebenso ist auch der erste Termin der Bei trüge zur Dienstbotenkrankenkasse zu entrichten. — Die erste Aufführung der „Afrikanerin" ist in Leip zig mit außerordentlichem Beifall ausgenommen worden. Die Darsteller, der Direktor v. Witte, der Kapellmeister Schmidt und Mühldorfer wurden stürmisch gerufen. Die „D. A. Z." sagt: Wer der gestrigen Vorstellung nicht beigewohnt hat, der kann sich keinen Begriff machen von dem nicht nur nach jedem Aktschluß, sondern häufig schon bei offener Scene ausbrechcn- den Beifallssturm. Bald war es die überraschende Schönheit und Wirkung ver Musik, bald die tüchtige Repräsentation der gesanglichen Hauptpartien, bald die Neuheit unh geschmackvolle Pracht der Decorationen, Maschinen, Eostüme und scenischen Arrangements, was zu Hervorrufen Einzelner oder Aller, mit Inbegriff des Maschinisten und Dekorationsmalers Mühldorfer, wie des Herrn Direktors v. Witte selbst, enthusiasmirte, und es geschah ganz im Sinne des von Dank erfüllten Publikums, als nach dem fünften Act der Vorhang sich noch einmal erhob, um unter den Klängen der wundervollen Cinleitungsmusik zu Selika'S Sterbescene die bekränzte Büste Meherbeer's zu zei gen, umstanden von den sämmtlichen Personen des Stücks. Gleichwie ein langersehnter Regen ein dürstendes Erdreich, so wird die „Afrikanerin" erfrischend und befruchtend auf das vertrocknete Repertoir der neuern Oper einwirken. Da ist seit vielen Jahren doch w eder eine originale Schöpfung, in die man sich gern vertiefen, die man, je öfter man sie hört, desto lieber gewinnen wird. — Wir berichteten neulich die Ermittelung und Verhaf tung eines Schwindlers, der sich für einen Frachtcassirer ver schiedener hiesiger Eisenbahnen ausgcgeben und auf gefälschte Frachtzettel bei mehreren hier wohnhaften fremden Familien namhafte Geldbeträge als angebliche Fracht für Güter eincassirt habe, die für dieselben angekommen sein sollten, in Wahrheit aber gar nicht angekommen waren. Wie wir zufällig erfahren, hat der Schwindler bei einem in Neustadt wohnhaften Herrn einen Posten als Aufwärter und Kleiderreiniger gehabt, und auch das Vertrauen dieses Herrn in ziemlich empfindsanier Weise getäuscht, indem er sich über dessen Kleiderschrank hergemacht, denselben geplündert und die gestohlenen Kleider versetzt und verkauft hat. — Auf die vielen mündlichen und schriftlichen Anfragen ist uns die Mittheilung möglich, daß der bekannte „Dresdner Banquier" sich wegen Geistesstörung, die sich während seiner Beobachtung immer mehr und mehr herausgestellt, noch jetzt im hiesigen städtischen Krankenhausc befindet. — Die in 4!r. 332 v. I. erwähnte Frau Köpping hat nicht 4 Monate, wie dort irrthümlich steht, sondern blos 4 Wochen Gefängnis; erhalten. — Gestern Abend brannten die Fenstervorhänge eines Zimmers in einem Hause der Galleriestraße herunter. Es hatte sich natürlich sofort eine Masse Neugieriger versammelt, die mit Eifer beriethen, ob das Feuer wohl weiter brennen werde; die Inhaber der vielen Geschäftslokale, welche in diesem großen Hause sind, zu benachrichtigen, daran schien aber kein Mensch zu denken. Zum Glück verhütete sofortige Hilfe das Wcitcrgreifen des Feuers in dem Quartier, dessen Einwohner nicht zu HauS war. — Es ist vor einiger Zeit in diesen Blättern des be rühmten PortraitmalerS Anton Graff gedacht worden. Das giebt uns Anlaß, eines Mannes Erwähnung zu thu», der zu gleicher Zeit mit Graff in die Kunstakademie berufen wurde, des Kupferstechers Adrian Zingg aus St. Gallen in der Schweiz, woselbst er 1734 geboren wurde. Sein Vater, ein geschickter Stahlschneider, war sein erster Lehrer; der Kupferstecher Holz bach in Zürich setzte die Unterweisung des jungen Zingg fort, der, 1757 nach Bern berufen, sein Talent dort weiter ausbil- dcte und endlich 1753 sich nach Paris zu dem berühmten Wille begab, unter dessen Leitung er nach Vernet, Dietrich, van der Neer und anderen Meistern stach und radirte. Sein Ruf war ein so bedeutender geworden, daß er alsbald durch dm Geh. Legalionsrath und Generaldirektor Christian Ludwig v. Hage dorn 1765 an die Dresdner Kunstakademie berufen wurde, was ihn bestimmte, gleiche Anerbietungen nach Wien und Lon don auszuschlagen. Zingg, der im April 1766 in Dresden eintraf, trat in die Akademie als wirkliches Mitglied mit 500 Thlrn. Gehalt und freier Wohnung ein, die ihm im damaligen Akademiegebäude, dem jetzigen Finanzministerium, gewährt wurde, erlangte 1803 die Professur an dieser Kunstanstalt unter Er höhung seines Gehalts auf 600 Thlr. und starb als Meister seiner Kunst 1816 in Leipzig. Sein Hauptfach war die Land schaft, seine äußerst zahlreichen Kunstschöpfungen sind von den Liebhabern der Kupferstecherkunst geschätzt und gesucht, zu deren namhaftesten die Prospekte sächsischer Gegenden ge hören. — * — r. Cencert. Die dritte und letzte Trio-Soiree der Herren Rollfuß, Seelmann und Bürchl fand am Donnerstag den 15. Februar Abends im Saal des Hotel de Saxe statt. Zuerst wurde das zweite große Trio von Joachim Raff Op. 112 in L-äur gespielt, besten dritter Satz „Mäßig langsam" ganz besonders ansprach. Die Composition selbst ist geistreich und originell, wenn sie auch nicht von der Schönheit, Groß artigkeit und doch Lieblichkeit des großm Trio von L. van Beethoven Op. 07 in 8-äur ist, welches mit Recht zum Schlüsse des Eoncerts vorgetragen wurde, um den Eindruck dieses wun dervollen Werkes durch nichts zu stören. Zwischen diesen beidm Trios wurde die Sonate in k-ckur für Pianoforte und Violine von I. S. Bach ausgeführt, und zwar mit derselben Präcision und dem gefühlvollen Ausdruck, der auch den Vortrag der erst genannten Eompositioncn auszcichnete. Herr Hofopernsänger Scharfe sang zwischen den Jnstrumentalsätzen vier Lieder von Franz Schubert aus der schönen Müllerin, „Trockne Blumen" und „Mit dem grünen Lautenbande", und zwei Lieder von Robert Schumann: „Fluthenreichcr Ebro", Romanze aus den spanischen Liebesliedern mit vierhändiger Pianofortebeglcitung, und „Frühlingsnacht" mit Gefühl und Wärme und anerken- nenswerthcr Virtuosität; das letzte Lied mußte wiederholt werden. — Das vorgestern auf dem Fcldschlößchen stattgefundene Bockbierfest hatte, wie gewöhnlich, ein großes Publikum unge zogen und wurde dem edlen Getränk bedeutend zugesprochen, gewürzt durch ein vortrefflich cingcschultes Sext tt-Concert unter Leitung des Herrn Bat.-Signalist Loßner. — Aus einer Wohnung in der Wilsdruffer Vorstadt wird seit dem 13. Februar ein Privatexpedient vermißt, von dem man vermuthet, daß er sich das Leben genommen, da er in der letzten Zeit sich tiefsinnig gezeigt haben soll. — — Vorgestern Abend gegen 6 Uhr ließ auf der Palm straße in der Nähe des Schlachthofes eine Frauensperson eine mit Petroleum gefüllte Flasche aus der Hand auf die Straße fallen. Die Flasche zerbrach und ihr Inhalt ergoß sich in einer Ausdehnung von fünf bis sechs Ellen in das dort befindliche Gerinne. Da plötzlich fiel es einem vorübergehenden jungen Mann ein, ein Streichhölzchen anzuzünden und dasselbe an das Petroleum heranzuhalten. Im Nu stand dasselbe in seiner ganzen Ausdehnung in Flammen; das Feuer wurde aber ohne Anrichtung weiteren Schadens durch ein Dienstmädchen und einen HandlungScommiS mittelst einiger Kannen Wasser alsbald wieder gelöscht. — — Aus der Frohnveste in Riesa sind am Morgen des 13. Februar zwei Gefangene, der wegen Betrugs bereits zu I Jahr Arbeitshaus verurtheilte Handarbeiter Schumann aus Seerhausen und die wegen Unterschlagung zu 2 Wochen Ge- fängniß verurtheilte Bretschneider aus Unterstützengrün ent wichen. — — Am Freitag ging der schon anderwärts mit vielem Beifall aufgenvmmcne „Goldonkcl", große Posse mit Gesang und Tanz von Emil Pohl, Musik von A. Eonradi, endlich auch über die Dreier unseres zweiten Theaters, und zwar, wie wir gleich vorausschicken wollen, mit demselben gik'tigcn Er folge, wie überall. Ob aber dieser „Goldonkel" auf die Dauer dieselbe Anziehungskraft ausüben wird, wie seine Schwester, die „leichte Person", dürfte abzuwarten sein. ES können diese beiden Geschwister eine frappante Familienähnlichkeit nicht ver- läugnen, ebensowenig wie fich'ü verhehlen läßt, daß die Schwe ster der Liebling des Vaters zu sei» scheint; beide Geschwister sind grundehrliche, urwüchsige und charakterfeste Naturen, mit einem munteren, kecken und einnehmenden Wesen, das sie schnell zu Lieblingen machen muß. Tadeln möchten wir an dem „Goldonkcl" ein gewisses breitspuriges Wesen, das ihn oft nicht von der Stelle kommen läßt und ihn nur durch einen recht zeitig angebrachten guten Witz oder eine komische Situation vor dem Verdacht der Langweiligkeit rettet. Protestiren müssen wir aber im Interesse des guten Geschmacks und der Achtung der darstellenden Künstler gegen Tanzevolutionen, wie sie uns. zum Schluffe des letzten Bildes geboten werden; das riecht denn doch ein wenig zn stark nach der Manege! — Gespielt wurde durchgängig recht lsbenswerth, wenn sich auch die üblichen Mängel einer ersten Vorstellung zuweilen sichtbar machten. Ganz besonderes Lob verdienen Herr Himmel (Florian Böhlke), der alle Uebertreibung zu vermeiden strebte, Herr Stern (Eon» stantin Böhlke), Herr Schein (Blumenkranz-, der seinen jüdi schen Handelsmann wahr und naturgetreu, ohne das hier sehr naheliegende „Zuviel" zur Darstellung brachte, Frau Kern (Rosamunde und Fräulein Hoffmann (Laura Kieckbach). Zwei von den Herren Schulze und Meliert gemalte neue Dekoratio nen: „Ein Eigarrenladen" und „Ein Urwald in Berlin" er wiesen sich als sehr effektvoll und lieferten abermals einen Beleg von der schon oft anerkannten Künstlerschaft der beiden Herren auf dem Gebiete der Dekorationsmalerei. — Im K. Rampeschen Holzhof auf der Pillnitz« Straße sah man gestern Vormittag die Herren Oberbürgermeist« Pfo-- tenhauer, Bürgermeist« Härtel, Geh. Finanzrath v. Kirchbach und Stadtrath Flath. Ihr Erscheinen galt einer einfach construir- ten Dampfmaschine Aufmerksamkeit und Beachtung zu schenken, durch welche eine projectirte und durch Herrn v. Rohrscheidt ins Leben gerufene Holzspalterei zur Ausführung gediehen war. Das Resultat dies« Maschine von 5 Pferdekraft zeigte sich als ein höchst günstiges und überraschendes. Ein große» Klafterscheit, von menschlicher Hand hineingehalten, wurde in Zeit von vier Sekunden sofort viermal durchschnitten, während dicke, knorrige Klafterscheitc von hartem Holz auf der Kreissäge binnen einer Minute den Durchschnitt in beliebig« Länge empfingen. Ebenso interessant ist das Spalten der Klötze, welches von zwei Personen verrichtet wurde, die einzeln ganz ruhig vor der Maschine saßen und ohne alle Anstrengung d«L. Klotz aufstemmten, der durch einen herabsteigenden Kloben ik - Form eines Beiles einen sanften und dennoch wirkungsvolle. Einschnitt empfing. Jedes Niederlasten verursacht einen SpaK. und der Klotz wird beliebig gewendet, je nachdem er in größer oder kleinere Stücke zerlegt werden soll. Gleichzeitig wurde da» gespaltene Holz von anderer Hand in Maßen aufgehäuft u«d in Bündeln, die mit ein« Kette umschlossen, nach dem bereit stehenden Wagen geschafft. Auf diese Art wurde im Beisein obgmannter Herren eine Klafter Holz bis zur Abfahrt fertig gemacht. Im Verlauf von zehn Arbeitsstunden können die Scheite von 24 Klaftern Holz drei- bis viermaligen Durchschnitt empfangen. Tie in Gothcnburg erfundene und daselbst gefertigte Maschine^ deren Patent jetzt von Richard Hartmann in Chemnitz angc- kauft worden ist, kostet dem Heren v. Rohrscheidt ohne Kessel und Errichtung des Aufstellungsgebäudes 1800 Thaler. Ma« giebt sich der Hoffnung hin, daß durch dieses Verfahren die Holzspalterei vielleicht in Dresden allgemein eingeführt wird, was auch in d« That zu wünschen wäre, weil das Holzsäg« und Hacken auf offener Straße und vor den Hausthür-Ein gängen einen offenbaren Uebelstand bildet. Erstens leidet da durch das Straßenpflaster, die Passage und der Verkehr, vor züglich in engen Gaffen, wird gehemmt und das staubähnliche Aufstöbern der Sägespähne wird vermieden. Jedenfalls werden die Holzhacker scheel darein sehen; was ab« zum allgemeinen Nutzen dient und der Stadt einen längst gerügten Uebelstand entnimmt, findet seine Entkräftigung von selbst und alle- An kämpfen dawid« dürste sich als ein unzeitiges Gebühren erweisen. — Aus dem Arresthause in Nr. 9 der Landhau»straße entsprang gestern gegen Abend ein Gefangen«. Derselbe huschte in die kleine Schießgaste, doch ein Gerichlsdien« lief ihm nach, rief: „Halt' auf!" und siehe da, dem Flüchtling entgegen kam auf genannter Gaste ein Polizcigensdarm und ein Aufseh« d« rothen Dienstmannschaft, die sofort zupackten und den Ent sprungenen in seine gewohnten Räume zurückführten. — Bei dem großen Bockfeste im Hosbrauhause sind in Zeit von 8 Tagm nahe 11 Ctr. Rettige verspeist worden. — „Gerstensaft und Hopfen, das sind gute Tropfen," heißt es in der großen Bierhalle zur „Stadt Nürnberg und Wolfsschlucht" in Dresden, Wilsdruff« Straße, mit vollstem Rechte. Denn cs wird jetzt dort ein Bierstoff ausgeschänkt, der seinem Erzeuger den Dank all« Vierkenner einträgt. Es ist dies „Wiener Bockbier" und „Wien« Export-Märzenbier" aus d« berühmten Dreher'schcn Brauerei zu Schwechat) in solch feiner Qualität und von so lieblichem Geschmack, daß auch dem gewiegtesten Kenn« nichts zu wünsch«; übrig bleibt. — Äm 15. d. Mon. früh entstand in der Scheune de» Gutsbesitzer» Hegewald in Prositz Feuer. welches auch da»