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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189107012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910701
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-07
- Tag 1891-07-01
-
Monat
1891-07
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1891
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«rfchMt «glich früh 6'/, Uhr Rekrtion,aä ErPeditir» JohanneSgasse 8. Lprechldlntkn der Urdacti«» «onntttag, 10-12 Uhr. Rachorttta-S b— 8 Uhr. DWW »X»«»» n»»<>»»»«er «»»nicrwt» macht sich Ü, «XiK», Mche »er»i»»Uch. M»>A»e A«r fftr Ate «ichfts«l,e»A, »»«»er trstt»»te« L«ser»te a, >«ck«tt»e» At» 2 Uhr Rachmitt»,«, »««»' >»»-eftlr,e, frßd »t«'/,» Uhr. 2» ö»» Fklinlr» fiir 2ns.-^nnahmr: vtt« ««»»'» Lrrtt«. («lfeeA Hatz«), UnlderfttitSstraß« 1, L««tH L-Iche. 14. Part. und »önigSpla» 7. «r «Z '/^ Uhr. tIP)Mr Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Kandels- uud Geschäftsverkehr. NbonnementspreiS ^ vierteljährlich 4^/, Mk. in Alt-Leipzig, incl. Bringerlob,, 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Einzelne tzku. 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren slir Extrabeilage» (in Tagebtatt-Format gefalzt) ohne Postbesvrdernng 6o Mk, mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzcile 20 Pf. Vlrvßere Schriften laut uns. Prei-Zverzrichmß. Tabellarischer ».Zissernjatz nach höherm Tarit. Leetamen nnter dem Redactionsstrich dieägespalk. Zeile öoM . vor den FamII iennachrrchten die 0 gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stell an die tsvpeültton za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahluug prueounie-raiulo oder durch Post» Nachnahme. ^-182. Mittwoch den 1. Juli 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanutmachung. «W» vrttrrftthrnn, der «asserrohrleitung wird Ate Wurzrner «trage »<« >M»»ch. Ae» 1. Ä«tt AiefeS Jahre» «A auf die Dauer der «kette» für a»e» Fadrderkrhr »esteerrt. Let-it«. de» «. Juni 1891. Der Rath »er Stadt LrtAiig. vr. Georat. Leis H. 786N. Lriftner. M>e» Et» Lekanutmachung. >na wird führ»»« der Wasserleitung Ne SrteArtchftrafte »» LkArt,-Plagwitz »o» Donnerstag, de» 2. bi» «tt 4. J»li diese» Jahre« für «Ulen 8WAr»er1rAr gesAerrt. Leiptich, am LS. ImU 1891 H, 7888. Der Natt der Ltadt LetA^i,. vr. Grorgi. tstner. Bekanntmachung. Lt» Leuchtkraft da» städtischen Leuchtgase» betrug in der Zeit vom 82. dt» «tt LS. Juni d. I. im Argaudbrenner bei Lch Millimeter Drnck »»d ISO Lttrr» ftündltchem Eons um da« 18,9sache der Leucht- Kost der deutsche» Normalkerze von SO Millimeter Flammenhöh«. Da» lpectstsch« Gewicht stellt sich t» Mittel aus 0,4L4. Lrtvatg. am 29. Juni 1891. De» Math« DeAutatte« zu de« Gasanstalten. Stockhoh-Äuction. de» 8. J»It d. I», sollen von Rachmtttag» '/.Uhr «» tm yorftrevtrrr Launewttz auf dem MUtelwatdschtag» « Tbk »t »»d 6», dem sogen. «Aitzsch, ra. 4KK Haufen tz«rte». Netu gemachte» Steckhali «>t»r de» t» Lennttr« an»häua«aden Bedingungen und der üblichen >n»«HInn, a» de» Metstbirtendeu verkauft werden. 8»sa»m«»k«ust: auf dem Mtttelwaldschlag« ta «pidsch au der d«h» Brück» bet <«»urwttz uud de» Wege» »ach der WoldschLnle. am «. J-ui 1SS1. De» Rath» Aarft-DeAutatt«». Hoh-Auction. Ober- bei- Mitten stLr ke . , bet Ltebertwolkwttz solle» Mkaata», de» A. I».*), vo» Bonnittag« 10 Uhr an A fichteue Sttnnne vo» 28—SS am Mittmstürke und 10—14 m Länge, MV eichen« Klötzer von 10—7s cm Ober- bez. WÜtrustärk« u»d 2—10 w Läng«, D «sspe« Klötzer vo» 19—24 »»d S—7 m Länge und 7 btrkrnr Kl-tzer von IS—21 am Oberstirk« und 4 w Läng» enctionSweks« verkauft werden. Kauflustige werde» ersucht, ,n der angegebene» Zeit a»f h«« Kahlfthlaae t» Ae« sagen. Saulöchern der Untversitätt-ISalLung sich etuzusinden. Dte gearAnete» An» »»H1»»«e» ß»A sefert ,»ch Aem Zuschläge »u bewirke». LttpPg» am 28. Juui 1891. ll»iverfität»-Die»ta«t. Gebhardt. 1 Nicht wie früher a,gegeben, de» 2. Juli. -.»WWMWMWWWwWMWM»»»— Dir Ernenrruug des Dreibundes. Die Erneuerung de» Dreibünde» wird von allen Seiten bestätigt, und wie au« Helgoland gemeldet wird, hat Kaiser Wilhelm in freudiger Erregung dem Direktor Nissen aus der Fahrt vou Hamburg «ach Helgoland untgetheilt, daß der Sund a»s weiter« sechs Jahre verlängert sei. Die italieni sch«» Ultraradicale» schien«« davon Wind bekommen zu baden, daher ihr, s»rchth«r« Wuth über die Erklärung Rudi»?«, daß Itali«, « der Vündnißpolitik festhalte und daß der Fried« auf lange Zeit gesichert sei. Die Zustimmungö- knndgebungrn au» cwgland lassen erkennen, daß dir Ant wort, welche Ferguffon neulich im englischen Unterhause auf euer Anfrage über England» Stellung zum Dreibunde ertheilte, nicht würtnch »» nehmen ist, sondern daß sie nur bestimmt war, da« Veheimniß der erfolgten Abmachungen zu bewahren. Die ,M»ruing Post" gestaltet einen Blick hinter die Eoulifsen, -nde« st« feststellt, daß Italien die Erhaltung de» Gleich- A'icht» im Mittelmeer für nvthwendig erachtet und seinen Be kundeten zu Laude wie zur See treu bleibe. Iu diesem Zn'wnwrnhang kann mau die Worte „zur See" uur auf Eu zlart, beziehen, also besieht auch eine Intereffea-Gemein- fcheft dz» Dreibünde« ont England, wenn sie auch nach Lage der Verhältnisse nicht in Form eine» Vertrage« auS- gedrückt st» kann. England »st so zu sagen moralischer Verbündeter der Eentralmächte, und da« ist nicht ohne Be deutung. wem^leich daraus keine bestimmten Erwartungen auf pofltiv« Lesungen England» im Kriegsfälle begründet werde» könne». England wird, wenn r« ihm vorthrilhaft erscheint» zu Eunsi«n de» Dreibundes mit seiner Seemacht eiigreifen, weiter nicht». G» ist in neuester Zeit wieder dir Frage angeregt worden, ob da» Verhältnis De<tschland» zu Rußland durch die freundschaftlichen Bezieh»»»», Deutschland« zu England ttiden »,»«. Vei Stellung diesuc Frage ist nicht berücksichtigt worden, welche Beziehungen zt»ischcn Oesterreich und England «>d zvnschea Italien und Snglam, bestehen. Soll Deutschland dem britischen Reiche vielleicht demonstrativ den Rücken wend«», während Oesterreich und Italien mit England bei jeder Gelegenheit Freundschaft-Versicherungen auSiauschcn'? S» Vars nickt versessen werden, daß der Bund zwischen Oesterreich und Deutschland im Jahre l87S durch dirccle .stricg»- drvhungeu Rußlands gegen Deutschland verenlaßt worden >st, daß dieser Bund also seine Spitze gegen Rußland wende», obgleich Deutschland die orientalische Frage als eine »hm fern liegende Angelegenheit betrachtet. Tic .Lime»- erinnerte in diksea lagen daran, daß Orsterreich-Uugarn da» ibm aus de« Vrrlinee Eongrrß ertheilte Mandat, Bosnien und die Herzegowina >u verwalten, in ausgezeichneter Weise auSgesubrr ,nd dort Ruh« und Friede» geschaffen habe. Aber das Eity- blatt hatte dabei riaen Hintergedanken, und da» war dir Nutz anwendung auf die Eulturmifston, welche England io Sgvplen erfüllt Hab«. Mau kau» darau« rutoehmen» in welchem Siaue England sei» Vrrhältaiß zum Dreibund« auffaßt. Ih» ist «» »« Sicherung seine« Besitze« in Eghpten zu tku», di« Inlereff«» Oesttrrricks und Italien» im Mittelmrrr ko,«»«» erst in zweiter Linie iu Betracht. Diese Seite der englische» Politik überlaste» wir uneingeschränkt unseren Berbündctei», für m»S kommt da» Gewicht hauptsäch lich in Frage, welche« die enaliscke Flotte der französischen gegenüber auSübt. Eö kann Deutschland nicht cinfaUe», die englischen Interessen Rußland gegenüber mit seine»» Slrcit- kräften in Afghanistan zu stütze» und zu rertheidigen, wir baden auch keine Beranlassung, u»S für da» ^rbleiben Eng land- in Egypten zu begeistern, aber England hat ein siarkc- Inleresse daran, die Seemacht Frankreichs nicht in dein Maße wachsen zu lassen, daß Englands Einfluß un Mitteluiecr darunter leidet. Unter diesem GesichtSpmicte ist ein Sieg Deutschlands über Frankreich zu Lande zugleich ein Siez England- zur See, und daß sich England benüiben wird, den letzten aus eigener Kraft zu vervollständigen, bedingt seine Stellung im Mitlclmeer, welche neuerdings ihren Hauptstütz- punct in Egypten gewonnen hat. Der Dreibund ist seiner Entstehung und seinem Zweck nach nicht ein Trutz-, sondern ein Cchutzbündniß, wie das in dem vor Kurzem bei Gebhardt und Wilisch in Leipzig (Rengcr'sche Buchhandlung) erschienene Buch: Tie ini.tcl europäische Friedensliga von Or. Nobolsky sehr hübsch uud anschaulich auseinander gesetzt wird. Eö ist also eine gänzlich haltlose Unterstellung, daß irgend eine Anknüpfung, die das Deutsche Reich nach der einen oder andern Seile hin sucht und findet, die Interessen anderer Mächte verletzen könnte. DaS Wort Interesse ist vieldeutig, jeder legt es sich nach seinen Wünschen und Bedürfnissen au». Eine Macht, welche Eroberungspolitik treibt, wie Rußland, findet ihre Interessen nur da gewahrt, wo sie Gelegenheit zur Durchführung ihrer Absichten findet. Daher widerstrebt Rußland fedc Abmachung, welche seine dcSfallsige Absicht durchkreuzt. Nun wäre cS freilich eine schwere Ungerechtigkeit, wenn mau England Rußland gegenüber als Muster einer friedlichen Macht anfstellco wollte. Englands Läudersuchl ist so groß, daß sie sich überall bemerkbar macht, wo cS ohne Gefahr geschehen kaum England hat aus Egypten nicht mehr Recht, als Rußlavv auf di« europäische Türkei, und die ganze 2lrt und Weise, wie England sich au dem Antritt der Erbschaft der Türkei schon bei ihren Lebzeiten betbriligt bat, stellt England ein beschämendes Zeugniß für seine auswärtige Politik auö. Nach Beendigung deS Berliner EongrefscS er schien England plötzlich mit einer Veränderung der Karte Europas auf dem potilischen Schauplatz, welche allgemeine Ueberraschung verursachte, und das war die Amicxion der Insel Eyprra. Damit aber nicht zufrieden, nahm cS vier Jahre später Egypten in Besitz und bat iin Jahre 1890 ain; 1. Juli einen Vertrag zu Stande gebracht, welcher ibm die: Schutzh'nrschast über Zanzibar und Witn r-^a,afft bot — s der Abmachungen mit Portugal orcht zu getciuen. Frankreich wendet die ungeheuren Mittel für M.litair- zwrckc seit zwanzig Jahren keinesfalls zum Spaße auf, solche Lrnppenmaflen vereinigt man nicht, wenn man nicht kriegerische Absichten hegt, und eingestandenermaßen sind ja auch die Wünsche Frankreichs darauf gerichtet, die Niederlage der Jahre 1870 und l87l durch einen siegreichen Feldzug auöznglcichcn, welcher ihn» vollen Ersatz für daS Verlorene bietet und »hin neue Gebiete sichert. Solchen Bestrebungen steht der Dreibund gegenüber, und um deS Friedens willu» muß er sich darein ergeben, daß er seine Aufgabe allein darin erblickt, den euro päischen Zustand aufreckt zu erhalten, unter Beiseite- jassung aller außereuropäischen Angelegenheiten, und weun deren Zusammenhang mit den europäischen Angelegenbeiten auch noch so greifbar ist. Der Dreibund ist mächtig genug, um auch auf Liese Dinge seinen Einfluß zu erstrecke», wenn auch der Zusammenhang sich nicht immer auf deu ersten Blick ergiebt. Der europäische Friede ist ein sehr complicirtcS Wesen, dessen LebenSäußerungcn alle noch so weit entlegenen Gebiete in Mitleidenschaft ziehen. Die Ziele Rußlands und England» gehen weit über Europa hinaus, Frankreich macht große Anstrengungen, um eS beiden als Eolonialmachl gleich zu thun, eS fehlt aber an den dazu erforderlichen Fähigkeiten. Deutschland befindet sich noch in den Aufangsstadicn seiner colonialen Entwickelung, aber diese lassen gute Erwartuugen für die Zukunft hegen. * Leipzig, 1. Juli. * Eine Entscheidung des BundeöratbS in der Frage der Wiederzulassung der Redemptoristen soll, wie ver- laulet, in der gegenwärtigen, demnächst zu Ende gebenden Session deS BunresrathS nicht mehr zu rrwartca seiu, sondern erst im Herbst. * DaS ReichS-Bersicherungsamt hat entschieden, daß diejenigen Personen, welche vor dem 1. Januar l89l vo» einer durch Leu BuudcSralb iozwischen als besondere Easieu- einrichtuna zugelasscncn Easse (KnappschaftScasse ir.) pcnsivmrt worden sind, nicht berechtigt sind, ihre Befreiung von der Bersicherunghpflicht der InvaliditätS- und Altersversicherung in Antrag zu bringe», wie dies gesetzlich deu Personen, welche eine Unsallrente in Höhe dcö MiodestbetrageS der Invalidenrente beziehen, zusteht. * LcgationSrath v. Schuckmauu auS der Eolouial- abtheiluiig de» Auswärtigen Amtes wird sich, nach der .Münch. Allg. Ztg - bcbuss Vertretung deS erkrankten, in Teneriffa befinolicheu Gouverneurs Zimmerer am 8. Jul, vrn Hamburg nach Kamerun begeben. Mi» ibm wird Freiherr von Gravcnrcuth hinausgeben, der mit einem besonderen Aufträge für Kamerun versehen »st. * Server Hadji, der sich verpflichtet hat, die Träger für den Transport de» Wissmann-DamxfcrS nach dem Victoria-See zu stellen, telegraphirtr in den letzten Tagen, daß 8000 Träger ocrcit seien und außerdem StckcS mit einer großen Sarawaue an der Küste sei. Herr Major von Wiss- maon batte sich in Berlin auch mit Fachmännern üler die Möglichkeit berathen, kleine bewegliche Fetobabnen für deu Transport >u benutzen, ist aber zu der Ueberzcugung ge kommen. daß e» mit Trägern und eigen» cvustrn»rten Wagen besser gehen wird. Tie drei Compagnien der kaiserlichen Tchutzlruppe, die »hm gestellt werden, werdcu durch Formirunz einer Compagnie Irregulärer aus ein Bataillon vermehrt; außerdem will man den Weg sestlegen unv thcilwcisr bauen, wa» für spätere Unternehmungen von Wichtigkeit sein kann. * Der »RcichSanzriger- publicirt einen Allerhöchsten Erlaß vom 87. April 18vl über die Organisation der preußischen Gcwrrbr-Inspection. Darnach treten den technischen Rathen der Regierung gewerbe'echinsche Rätbe binzu. Dies« haben zugleich dir Geschäfte der FadrikaussichtS oeamte» uu Sinne de« tz. 1398 der Gewerbeordnung zu de sorgen. Zur Unterstützung der gewerbctechniscken Rälb« in der Wahrnehmung der Gewerbe-Iiispeclion werden sür be stimmte Bezirke gewerbetechnische Beamte angeslellt, denen zugleich die Revision der Dampfkessel übertragen werden kanu. Der Handclsminisler wird ermächtigt, bei den Regie rungen zur Vertretung oder UntcrstUtzuug der RegicrungS- »ind Gewerbcrälhe Gcwerde-Inspcctoren mit der amtlichen Stellung der Regierungs-Assessoren anzuftellcn. Die Au.tS- bczirte der RcgicrungS- und Gewerberälhe und der Gewerbc- Jnspectorcu werden von dem Minister für Handel und Ge werbe bestimmt. Die Vorschriften über die Vorbildung und Prüfung der gcwerdetcchnischcn Beamten sind auf Borschlag des Ministers sür Handel und Gcwcrbe vom Slaaismini- sterium zu erlassen. * Bum Chef der politisch en Abkbeilung derBcrliner Polizei ist, wie die „Volksztg.- mittheilt, der RegierungS- ratb Hautville in Cassel ernaiiiil worden, daselbsi bisher Justitiar bei der Fiiian;abtbc>lu»g der Regierung. Der Eruannte war bereits srüber als Polizeibcaid.ter m Berlin lhälig und wurde von da nach Cassel versetzt. * Tie preußische Regierung verfolgt selbstredend mit dem größten Interesse die Untersuchuilg in der Stempcl- angclegenheit deS Bochumer Vereins. ES sind Er hebungen im Gange, welche, ohne aus die Untersuchung selbst irgendwie zurückzugrcifen, die Eisclibahiiuiifällc und ander, damit zusanlnltiihäugcndc Fragen ui Betracht ziehen dürsten. Eine gemeinsame Publicatiou des Ministers der öffentlichen Arbeiten uud des HauvclSministers durste binnen Kurzen» zu gewärtigen sein. * Dem preußischen HerrciihauSmitgliede von KoS- cirlSki wird von eiuzelneu polnischen Organen besonders daraus ein Vorwurf gemacht, daß er in seiner letzten Rede die Polen genannt habe: „polniich sprechende Preußen" in dem Sinne, als ob »wischen den deutschen Preußen uud den Polen kein anderer llnterschied als der der «prache sei. * DaS Centrum glaubt bekanntlich in den katholischen Gcselleuvereineu crue Hauptstütze gegen die Sociat- demokralie zu haben; in Folge dessen batte namentlich Windlbors» die Vereine nach allen Kräften gefördert. ES ist schon gemcldct, daß eine Gencralversaiilintung der geistlichen Präsiden der katholischen Arbe»ler- Bcreiue im Herbst abgchaltcn werden soll. Wil wir er- tahrcn, ad diese Versammlung im Herbst in Köln ftatt- udcn. K ^ersci >ci» wird Bericht erstattet werden über die ..ge 'er ..elvsitlve.eine in Ssl, Süd- und Mitteldeutsch ' r> d, jvU'ic Übe-- d,e in den Diöcese» Köln, Trier, Münster >' o,,bor.» b.'siebendci. Vereine. lieber die Frag«: ,Wre ist eine engere Vereinigung c>er Arbei'er- ii; vou N capel »ach Aushebung deS Lagers von Caserka Reise nach Dänemark, Schweden, Norwegen, England ,W»e »st eine engere Vereinigung c>er A.bei'er- vercinc herzusrctlen'?- wird Reichstags- und Landtags- Abgeordneter Hitze und über die Frage: .Wie sind die Socialdemokraten zu bekämpfen?- Dr. Oberdörsfcr sprechen. * AuS Tbüriugcn wirb unS geschrieben: .Verschiedene unserer Tbüringcr FreisinuSorganc verkünden seil einigen Tagen, daß allgemeiner Nothstand eiiigclrclcn und cS deu Arbeucrn bereits an Brod seble. Recht bezeichnend schreibt darüber das „Sonncberger Tageblatt': „DcrNolb- stand beginnt bereits", so leitet das hiesige Frcisiiiusblalt einen Agitationsarlike! eu», und an ariderer Stelle wird das Volk durch einen Artikel aufzurcizen versucht, welchcr die Spitzmarkc trägt: .Es wird weiter gehungert". — Wie stimmt nun zu diesem angeblichen allgemeinen Rot bst and der gerade in diesem Jahre auffallend starke Besuch von Ver gnügungen aller Art, wie z. B. gegenwärtig der Besuch dcö Echloßberger Vogelschießens? Aus dem Fcstplatzc findet mail wogende Mengen aller GesellschaslSclasscn vertreten uud die Fcstbesuchcr haben — glücklicher Weise — auch die Mittel, ihre knurrenden Magen zu beruhigen. Wir freuen uns, daß cS so ist, aber eben weil eS so ist, sollte nian nicht de» Frevel begehen, einen allgemeinen Nvtbstand an die Wand zu male».- * Bei der Wahl zum Bezirkstag in Dieuze wurde der der geuiäßigle» Richtung angebörcndc Candidat Eigen tümer Müller gewählt; ein Clegcncandidat war nicht aus gestellt. * Die von den Herren G- v. Voll mar und G. Birk, den beiden secialrcuiokratischen Rcichölaasabgeordneten Münchens, herausgcgcbene „Münchener Post" schreibt an der Spitze ihrer Ausgabe: Svcialdemvkralischer Agi- tatioiiSvcrcin für Südbaurrn. — In der »um Zweck einer Stellungnahme zur hclaniitcn Rebe Lolliiiar'S im Eldorado sür den 26. Juni ciiibcrufeneu Parteivcrsammlung erschienen 60—70 geladene Gäste, welche nach einer drei stündigen lebhaften Dehatte einstiinmig folgende Resolution aiiiiabiiien: ,D»e vom socialdcniokratischcn Agitalionsverem für Süddayern einberufcne Versammlung von Parteigenossen erklärt, dem Genossen Vollniar nach wie vor das Vcrtraueu zu schenken, sie wünscht, daß er auch fernerhin die parla mentarisch« Verkrettlitg seines Wahlkreises behalte, hofft aber, daß er schon von seinem Vcrtraueu in die ReichSrcgierung ab- gctommcu sein wirb, besonders mit Rücksicht aus die Rete deS Reichskanzlers in der Kornzollfrage, welcke den Widerspruch aller deutschen Parteigenossen berausgcfordert hat Tie Partciversammlung wies endlich jede Einmischung der Werner uud CvnsoNcn iu die Münchener Parteiverhälkinsse zurück." Hierzu henierkt di« „Allgemeine Zeitung": Tas Herrn v. Bollmar ertheilte Vertrauensvotum ist also nicht ein ganz unbedingte« und scheint nicht ganz glatt zu Stanke gekommen zu sein, was bei der früher so Überaus dvniiiiirenten Stellung Vollmar'S unter der Münchener Socialdemekratie beachteos- werlh ist. Trotz der Zurückweisung der Berliner Einmischung, deren «Ltigmatisirung kluger-, aber nicht richtigerwctte auf Werner und Consorren besckräolt wird — auch raS Berliner Centralorgan „Vorwärts" halte an Vollmar s Rede Beträcht liche« auSzusetzen —, scheint nun durch obige Resolution einer schroffen Auseinandersetzung zwischen Berlin »nt München sachlich die Spitze abgebröchzn, indem auch die Münchener „Genossen", ebenso wie der .Vorwärts", Vollmar für zu optimistisch erklären. BemerlcnSwerth ist noch, daß der UrtbeilSspruch über Vollmar nur vor ziemlich wenig „ge ladenen" Gasten stattsand. Vertreter der Presse hatten bei der Besprechung dieser socialdcmokratssch«» Interna keine» Zutritt. * AuS Amsterdam* 29. Juni, wird berichtet: Tie in» könial. Palais zur Aufnahme Ihrer Majestäten de» deutschen Kaiser« und der Kaiserin getroffenen Vor bereitungen sind nahezu vollendet, die für dir Attcrdöchsten Herrschaften bestimmte» Gemacher sind auf da» Kostbarste auSgestattet. — Die hervorragendsten der hiesigen Blatter bringen aus Anlaß de« bevorstehenden kaiserlichen Besuch» bereits heute warme BegrüßuugSartikel, i» welche» der hohen Befriedigung über die freundschaftlichen Beziehungen zwischen t«r beiten Dynastien und deu beiden Völkern Ausdruck ge geben wirb. - Nach einer Meldung der .Agenria Stefani- tritt der Prinz eine und Belgien an. * Tie Nachricht dcö Pariser „TempS" über einen vssi- ciellen Besuch des GroßbcrzogS von Luxemburg in Paris Wird von unterrichteter Seite als unbegründet bezeichnet. * Rach dem „GaulviS" trifft der französische Botschafter am Berliner Hose, Herr Her bette, am t. Juli in Paris ein und zwar aus Grund eines von ibm erbetenen Urlaubs zur Regelung persönlicher Angelegenheiten. Der „GauloiS" sügl hinzu, man versichere im Auswärtigen Amte auf dein O.uai d Orsay, daß Herr Herberte »ach Beendigung diese« Urlaubs aus seinen Posten zurückkelircn und dort bleiben werde. — Ter zweite Dheil dieser Meldung sei, meint die .Post", wohl mit Vorsicht aufzunchmcn. * Der Pariser „TempS" bespricht die letzte Sitzung der italienischen tSammer und erinnert die äußerste Linke daran, t^iß da« Einvernehmen Italien« mit Dcutichlaud und Oesterreich Ungarn rvr Allem auf der Politik de« SouveraiuS beruhe. Die Frage der italienische»» Bündnisse sei nicht durch eiue Iiiterrc»tü.'n de« Parlaments, sondern direct zwischen de»» Könige uud den» Volke zu regeln; jeder auswärtige Ein griff könne hierbei nur nachtbeilig wirken. — Dreizehn socia- llslsschc Depulirtc übersandten den italienischen socialistischen Deputieren ein Telegramm, in welchem sie ihrer Befriedigung darüber Ausdruck gaben, baß dieselben die Anhänger deS Dreibundes belämpst hätten. * Im gaumen russischen Reich sind die Lehrer an den deutschen cchulcu vom UnlerrichtSminister verständigt worden, daß sie ihre gezcnwärttgei» Stellungen auszugcden Kaden werken, falls sie bis zuin Sepl/üiber nicht, ei» gutes Examen in der russischen Sprache bestanden haben. Ter angebliche Zweck dieser Verfügung soll der sem> den deutschen Lehrern und Schülern gleiche Geläufigkeit in der russischen wie in der deutsche» Sprach« zu verschaffen. * Der König Alexander von Serbien wird in etwa 1t Teg-n iu Karlsbad erwartet, woselbst der König Milan bereit - eingctrvffcn ist. » ^cr Großvezier und der Mnister de« Acußcren tc- I gaben »ich »ach de» deutsche» Botschaft, »m sür dir c>n- ' .kennen:cu Worte Sr. Majestät des Deutschen Kaiser« über ihr Verhalten in der Räuber - Maire z» TschcckeSköi zu danken. * Den Aufständischen in Genien haben sich mcbrer» Nvinadciistäi»u»c angcschlossen. D»e Truppen des Sultan« haben wiederum eine Riedcrlage erlitten, weshalb weiter« Verstärkungen nach ^jemen adgegangen sind. Wie verlautet, hat sich die Türkei infolgc dcö Ausstandcs veranlaß! gesehen, mit Euglaud von Neuem über die egyplische Frage zu ver handeln. - Der Dampfer „Adrronda>s-, welcher au- Hayti in Ncw-I)ork euigetrvffeii ist, bringt die Meldung mit, der Capilain dc« französischen jsrenzerS, »reicher in» Hasen von Porl-an-Princc liegt, bade von dem Präsidenten Hippolyte 350 000 Dollars gefordert als Buße für die Ermordung des französischen KausmaunS Rigaud. Aocialpolitisches. * Während der Berallumg der letzten GcwerbeordnungZuovclle ist wiederholt das Bedursniß einer beioiidercn Regelung der Ver hältnisse der Gehilfen im Gast- u» dSchankwirt!) schasls» ge werbe hcrvorgedvben und eine entsprechende Gesetzcsvorlage von den AegieningSverlretern auch in Aue-iichk gestellt worden. Wir glauben der Zustimmung weitester terciie sicher zu sein, wenn wir den Wunsch aiisiprechen, das, ein solches Gesetz auch die Weile der Auslvbilung dieser Gehilfen niS Auge fassen möge. Wekaiinlllch ist LaS Tieiisiperivnal in G,sslhauiern und Restaurationen überall mehr oder weniger, »n großen Stadien sogar vielfach auS>chließlich aus Trink gel der angewiesen: cs kommt sogar der Fall vor, daß die ttellner von deu auf diese Webe entstehenden Oiniiahmen dem Inhaber de» Geschairs noch etwas herauszuzahlen baden. Man sollte meine», daß das Publicum sowohl wie die GastwirtbichastSgehilfen beide da» gleich dringende Inleresie batte«, diesen Instand endlich beseitigt zu scben. AVer trotz aller Declaiiiattonen über da.' Tunkgelderwesea wirb dast'elbe nur noch iininer toller. Tie wirlbichairtichr Ungeheuer lichkeit würde weniger schlimm sein, wenn in den einzelnen Inifern wenigstens eine seile Rorm sbr dte Bemessung der Trsiikgelder bestünde. Dl« Unstcherbelt aber, in welcher der Gast sich in diesen» Pumte befindet, die Sorge, nicht weniger zu gebe«, all sür ansländitz gilt, und andererseits die Lonrurrenz der Eitelkeit, die Sucht der Groh- lbnerci, die- Alle» bat zur Avige, daß der Turchichiiitlebetrag de» Trinkgeldes immer mebr in die Höhe geschraubt wird, tivmmt dann »och eine so sinnreiche Arbeilsihrilung, wie in den virerrei- chlschen Restaurant« zwischen Zahl-, Servir- und Weinkellner, Hinz»», so ist eS nicht zu verwundern, wenn allmälig «in Trintgeld von 20 und mehr Prvcent der Perzehr-iuomie zur Regel wird. Wer sich «»»n derartige» Unsuge nicht beugen will, ist zum Mindesten in einem Hotel oder Restaurant, auf dessen öftere Benutzung »r angewiesen ist, verralhen und verlauft. Nur durch Hobe Trinkgelder wud anständige Bebandlung und gute »kOdieiiung erworben. Auf Lüste Weife bat sich ein Brundichatzingsshstnn hrrauSgebildel, welche» vva dein Publicum Lpier ivrderi, die kein verständig uber-egeadee PanSvater vor seinem wirlhschasnichen (üeivlsjen veraniworien kann. Aus der anderen Seite hat das Trinkgeld auch sür da' Dienst» personal selbst seine ans der Hand liegenden wirthschasttievcN und morallichen Nachtheile. Ter tlelloer ist, trotz aller sich bildenden Gewvbnheüen, mit der Belohnung seiner veistunzfen doch immer dem willkürlichen Ermessen de« einzelnen Gastes anhnm- gegeben: er ist in seinem ganzen Einkommen in der bedenklichste» Weise abdängig vou den Zufälligkeiten der ssreguaiz. Sodann abe» hat da« Lriutgeld und namcnllich die »llrt, wie e« gegeben wirly klwas Temülhigende« und Peralwürdigende- sür den Empfängen» Wir wünschen gewiß nicht, ine Kellner in den Reihen der Social» demokalen zu sehen, ober der Behauptung der letzteren, daß da» Trüikgeldersostem inmitten der heutigen Anichauungen über di» Gleichberechtigung in, ArbeilSverirage die Kellner lies unter de» letzten Handarbeiter beradwärdige, können wir nur zusümmen. E» ist geradezu unbegreiflich, wie eS noch heute Vorkommen kann, da» Söhne wohlhabender Gaithoisdesitzer. Li« zur Erlernung de« Geicku st eine Zeit lang als Kellner »hakig sind, auch ihrerseit« an der Ent gegennahme Volt Trinkgeldern keinen Anstofi nehmen. Kurz, gelinde getagt, ist eS ein ganz uuleidlteder AnachivsiSmuS, der iu Gestalt de» TriukgelderweienS ta unsere Zeit hineinragt. Daß derselbe durch die SeldstAtlse de« Pndticum« nicht beseitigt werden wird Aal dt« Erfahrung d«ntt» de»N«se»- Nach weutger wird ^ au
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