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86. Jahrgang Sonnabend den 26. Januar 1819 abends Oertlickes und Sächsisches. Dippoldiswalde Wahlrrcht ist Wablpsllcht! Aber- mal« gilt diese Parole morgen für die Wahlberechtigten unserer Stadt. Das Stadtonordneten-Kollegium in seiner Gesamtheit ist neu zu wählen. Lin wichtiger Akt für ein Gemeinwesen. Sind die Stadtverordneten auch nicht immer imstande, die Verhältnisse, die bekanntlich ost stärker sind als die Menschen, zu meistern (wenn man das auch manchmal von ihnen erwartet), so sind ihre Beschlüsse doch für ein Gemeinwesen von gestaltender Kraft und können von recht einschneidender Bedeutung werden. Da gilt es, di« richtigen Männer zu wählen. Die Politik hat in einer Gemeindeverwaltung wenig zu suchen. Kennt nis der Verhältnisse, ein gesunde« Urteil und der Mut, diese« ourzusprechen, sind die Hauptsache. Was für Dresden oder Leipzig richtig ist, kann für Dippoldiswalde schädlich sein. Die Zusammensetzung der Bevölkerung darf nicht unberücksichtigt bleiben. Die bürgerlich« Liste wurde bekanntlich in einer Versammlung durch Abstimmung mit Stimmzetteln ausgestellt, also aus vollständig demo kratischer Grundlage. Lin noch weitergrhende« Mitbe stimmung-recht den Wahlberechtigten «inzmäumen ist un möglich. Ausdrücklich sei nochmal« darauf hingewirlen, daß r» keinen Zweck hat, Änderungen vorzunehmen; sie bleiben ohne Wirkung. Wenn aber jemand etwa einen ihm nicht genehmen Namen streichen und dafür einen solchen au» einem der beiden sozialdemokratischen Vor schläge rinsügen wollte, so würde sein Stimmzettel dadurch sogar ungültig. Man bedenk«: «inen Wahlvorschlag mit 16 Namen, die jedermann passen, gibt es nicht. Und nun: Auf zur Wahl! Niemand bleibe zu Hause. Ein« Stimm« kann von ausschlaggebender Bedeutung werden und ist e« kürzlich in einem sächsischen Orte auch wirklich geworden. — Veranlaßt durch die zahlreichen Klagen über mangelhafte Lierbelieserung hatte sich die «mtshvupt- ^Mannschaft wiederholt an dar Landeslebensmittelamt wegen Zuweisung von Auslandreiern gewendet. Hierauf ist folgende Antwort eingegangen: Die Amtshauptmann schoft hatte lm Wirtschaftsjahr 1918 (bis 31 I 1919) nach den gewiß nicht zu ltrasf gespannten Bestimmungen über die Eierersassung 1036420 Stück Eier im eigenen Bezirke auszubrtngen. Davon sind 88«/o, nämlich 90,773 Stück Lier ersaht worden. Hierbei hat der Kommnnalverbar d 23 Stück Eier aus jeden Versorgungrberechtiglen verleiten können, statt der im Wirtschastsplan« vorgesehenen 25 Htüü. «ei einer den Vorschriften mehr entsprechenden Eier- ablieferung durch die Geflügelhalter würden di« für dir Bert«ilung vorgrsehenen 25 Stück Eier im Wirtschafts jahr ohne weiteres zu erfüllen gewesen sein. Wenn der Kommunaloerband au» besonderen Gründen von der Einlagerung absehen zu müssen glaubte und daher in früheren Zeitspannen ^ine stärkere vtrsorgung al» in anderen ksmmunaloerbänden vornahm, so motz jetzt «ine schwächere Versorgung de« Kommunalvtrbandr» mit in Kous genommen werden. Sine Verteilung von 23 Stück L<er im Wtrtlchafrsjahr ist übrigen« nur in wenigen Kommunalo«bändrn «r«icht worden, sodaß für den Kommunaloerband Dippoldiswalde kein Grund zur Beschwerde vorliegt. Die Staot D esdrn hat bt» Ende Dezember ebenfalls nur 22 Lier an jeden Versorgung,. berechtigten verteilt, wobei zu brachten ist, daß hier nur die nach Gröhe und Güte nicht immer einwandfreien- Ausland,eier zu 55 Pf. da, Stück zur Verfügung standen, während der Kommunalverband Dippoldiswalde frische Inland»«!« zu weit billigerem Preise verteilen konnte. Die Zuweisung von Auslandreiern ist nicht möglich, da die Bestände restlos verteilt sind. Arbeit»- and Wirtichafwminisirrium, Landreleberumittelamt. (Unterschrist) Die Amtrhauptmannschaft bemerkt hierzu, doh der Bezlrk auf Grund der schlechten Erfahrungen de« Vorjahre» im Jahre 1918 von einer Konservierung abgesehen und die Lier zur Legezeit lieber in frischem Zustande an die Ver braucher verteilt hat. De,halb sind im Sommer zeitweise bl» zu zwei Eier auf den Kops und Woche, mithin vier mal mehr als der Normals«-, verteilt worden. Diese» Mehr im Sommer bedeutet naturgemäh einen entsprechen- den Au,fall in der Herbst- und Wtnterbelieferung. Jeden- fall» geht au» der Zuschrift de» Ministerium» klar hervor, dah von einer Vesser belieserung der Dresdner Bevölkerung nicht die Ned« sein kann. — Die Lichtspiele in der „Reich,kröne" bringen in der Abendvorstellung die erstmalige Ausführung des ersten Teiles de» Kuliurfilm« „Tausend und «ine Frau" au» der Hella Moja-Eerie, da» Lustspiel „Die Laune der schönen Suzanne" sowie noch weitere schöne Films. Am Nachmittag findet eine Kindervorstellung statt, zu der auch rin reichhaltige» Programm zusammengrstellt ist. Wir wünschen beiden Vorstellungen zahlreichen Besuch. — Die gestrige Vo stellung de« „Theater» der Feld grauen", da» diesmal mit einem Singspiel und einer Operette vor die Rampe trat, hatte sich gleich ollen bi,- hrrigen Darbteiungrn eine» ungemein großen Zuspruchs zu erfreuen. Wie anderwärts, befriedigten auch hier die Darsteller in allen Stücken, wenn auch die eine Sängerin, die in letzter Stunde für eine erkrankte Kollegin eintrat, nicht so ganz bet Stimme war, was aber sicher nur von einem Teil de» dankbaren Publikum» bemerkt worden sein wird. Allgemein wurde auch die,mal der Wunsch nach einem Wiederkomme« laut. — Am Mittwoch den 29. Januar abends 8 Uhr findet im Anschluß an die Bibelsiunde (Konfirmanden- zimmer der Superintendentur) eine Besprechung in Sachen der mus«gtündMn „veretnigung »on «ngehöitgen Krieg,- gefangener" statt. Jedermann ist herzlich wtilkommen, besond rs di« Angehörigen von Kriegsgefangenen. Zu gleich sei darauf aufmerksam gemacht, doh morgen Sonn- tag vormittag 11 Uhr in Dresden im Gewerbehause ein« große Versammlung der neuen Bereinigung gehalten «erden soll. Die erste, am 6. Januar gehelten«, fand unter überwältigender «etetltgung statt, so doh infolge Uebersüllung de, Logenhau,saalu Tausend« nicht an der Versammlung teilnehmen konnten. Kip»doi f. Die Ortsgruppe Värenburg und Umgegend der deuttch.nitionalen volksparlet hält am nächsten Montag abend» 8 Uhr im Gasthof „Tellkoppe" «ine Versammlung ab, in der Vorträge über die gegenwärtige Lage gehalten werden, (s. Inserat in heutiger Nummer) Kreischa Die Lockwitztalbahn be örderte im Jahre 1918 936757 Personen, da» sind 1R3326 mehr al» im Vorjahr«. «ich«». Dippoldiswalde, dm 28. Januar 1919. v. »ktzolt, vors. de« städt. Forstausschuffw. Die Nationalversammlung elnberufen. Berlin, 24. Januar. (Amtlich.) Der „Retchsanzekger" veröffentlicht eine Verordnung vom 21. Januar 1919» über die Berufung der vrrsassunggebenden deutschen Nationalversammlung auf den 6. Februar nach Weimar. Die Folgen der feindlichen Hungerblockade.^ Berlin, 25 Januar. Nach neueren Feststellungen! schwebt die Zahl der Todesopfer der feindlichen Hunger, blockade noch Erkundigungen der Telegraphen Union zwischen 700—750 000. Es handelt sich hauptsächlich um Todesfälle innerhalb der deutschen Zivilbevölkerung, die seit 1916 Insolge der feindlichen Blockade durch E»näh° rungrschwlerigketten hervorgerufen sind. Nl.20 Kartoffelmarke« für di« Zelt vom 26 Januar bi» mit 1. März d. I. w«rden Dieurtag den 28. d. M. vormittag» von S—11 Ahr im Rathausfaal« an alle di« Einwohner aurgegebrn, die auf die Landeskarten Kartoffeln überhaupt nicht oder nur in geringer Menge erhalten und demzufolge jetzt Anspruch auf Wochenbelieferung haben. E« erhalten auf obigen Zeitraum Kinder unter 6 Iahten . 25 Pfund all« übrigen Personen . . 35 Pfund. Preis 9 Pfennig für ein Pfund, D« Geld ist möglichst abgezählt «N,«. bringen. Die Ausgabe der Kartoffeln im Brauereikeller erfolgt für die Einwohner mit den Anfangsbuchstaben L—A Dienstag de« 28. d. M., L 2 Mittwoch de« 2S. ». «. vormittags von 9—12 und nachmittag» von 1—4 Uhr. Stadtrat Dippoldiswalde. Dresden. Wie man an zuständiger Stelle erfährt, ist «ine wesentliche weitere Einschränkung de» sächsischen Eisenbahnverkehr» nicht zu erwarten, weil die früheren Einschränkungen bereit» derart umfangreich wann, daß e» nichts mehr einzuschrSnken gibt. — Nach Mitteilung der Lebensmittelamte» wird die Fleischration auf 250 Gramm für Kopf und Woche ad 3. Februar festgesetzt. Die Fleischpreise werden um 10 Pf. für da« Pfund erhöht. Meißen. In der Dresdner Straße wurde von einem Schutzmann ein Mann in Soldatenunlform angehalten, der einen schweren Sack auf dem Rücken trug. Es ergab sich, daß sich ein frischgeschlachtet» Schwein von 80 bi» 100 Pfund in dem Sack befand. Der Mann, der sich zur Wehr setzte, konnte mit Hilfe eine» zweiten Beamten nach der Polizeiwache gebracht werden. E» war ein erst vor kurzem vom Militär entlassener hier an der Spaar- gaffe wohnhafter lediger Schneider, der da» Schwein in der oergangruen Nacht aus dem Stalle eine» Gutsbesitzer» zu Ockrilla gestohlen und, wie er sagte an Ort und Stelle abgeschlachtet hatte. Zwickau. Oberbürgermeister Keil, seit 21 Jahren an der Spitze der Stadt, tritt au» Gesundhettsrückstchtrn am l. April in den Ruhestand. Rat und Stadtverordnete haben da» RllSlrittsgesuch genehmigt; Keil steht lm Alter von 57 Jahren. Aue t. E. Der Entwendung von Lebensmittelmarken in sehr erheblichem Umfange aus einem verschlossenen Schranke in einem Bureauraum des Stadthauses hat sich ein in den zwanziger Jahren stehender städtischer Beamter hierselbst schuldig gemacht. Unter Anwendung eines Nach schlüssel» soll er seit etwa acht Monaten fortgesetzt diese Diebstähle begangen haben. In der Perwertung der Marken hat ihm seine Mutter insofern Beihife geleistet, al» sie in verschiedenen Geschäften eine Anzahl Personen in die Kundenliste hat einttagen lassen. Ob der leicht sinnige junge Mann noch andere Abnehmer für die ent wendeten Marken hatte, muß sich erst Herausstellen. Plauen. Der S adtrat hat beschlossen, bt» auf weitere» den Straßenbohnbetrieb auf allen Linien vö Hg »inzustellen. Die Ursache zu dieser einschneidenden Maßnahme ist der Kohlen mangel. Bischofswerda. Zu den bisherige« 3 bürgerlichen Bor schlagsltlten für di« hiesigen Stadtverordneten wählen ist nun n«ch «ine 4. bürgerliche Liste gekommen, um, wie e» heißt, „einem dringenden Bedürfnis abzuhelfen." Metallsammelstelle Dlppol-tswal-e. Wer noch »eraütmm für abgelteserte «Stalle zu fordern hat, wolle fich um- vblieferuugiquittuna" sind vorzitlege«. . Dippoldiswalde, den 24. Januar 1919.Der Stavtrat. Lie -Weißeritz. Zettang" «scheint täglich mit Aus- nähme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausgo- aeben. Preisvierteljäh» uch einschliehl. Zutragen 2.85 zweimonatlich 1.90 M-, einmonatlich »5 Pf. Einzel-Nunnnern lOPf.AllePostanstalten, «ostboten sowie unsere Austräger nehmen Be stellungen an. Holzaufuhre. 86 rm Brennholz sind vom Bären,,lser Waldrevier, «t. 41 nach hi« anzufahre«. Preisangebot« über Fährlohn sind bi- zum 1. Februar beim Unt.rzeichneten einz» net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei^ gespaltene Zette 66 bez- 60 Pf. — Tabellarische undkomplizierteJnserate mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, itn redaktionellen Teile, di« Gpaltenzette 50 Pf. Snfooate werden u« 20 Pf., solche au» unser« Amtshauptmannschaft mit 15 Pf. die Spaltzetto oder deren Raum berech- Mwttwn» winUivk« owKwnnlinmvkwnKvnWivk»»«»»,». anders vmcksache« f. Gemeind«- und ander Behörden lief«! ^^tlmechen^ die Buchdruck«-! Larl Sehne,, vippoldl-wald. Weißerih-Mtlmg Tageszeitung unü Anzeiger für WMiM SchMelierg Amtsblatt fiir di« Amtshauptmannschast, das Amtsgericht und den Stad a zu Mit Illustriertem Unterhaltungsblatt . NU bt- «ufmchm- «in« 2n,«at. -n bestimmt« Stell- «nb M b-!timmtm r°a-n Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne inDt^ _