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Wichenllilh erscheinen drei Nummern. Pränumeration«. Prri« 221 Tildergr. (f THIr.) vierMjälirlich, Z THIr. für do« ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Pränumerationen rverden von feder Buchhandlung (in Berlin hei Belt u. Comp., JLgerstraße Nr. 28), so wie von allen König!. Post. Armlern, angenommen. Literatur des Auslandes. 86. Berlin, Sonnabend den 19. Juli 1848 Frankreich. Die geistigen Fähigkeiten der Thiere. (Nach der kevue ludepemlLllte.) Besitzen die Thiere Fähigkeiten, die man mit den Geistesvermögen deS Menschen vergleichen könnte? Bevor wir diese Frage erörtern, müssen wir uns klar werden, worin jene Geisteskräfte bestehen, die der Mensch für sich allein in Anspruch nimmt. In der Möglichkeit z. B. in kurzer Zeit ein ganzes Buch der Aeneide auswendig zu lernen, oder in den Leidenschaften, von denen Phädra oder Harpagon beherrscht werden, können sie nicht liegen, eben so wenig, als in dem Talente, einen Faust oder Hamlet zu schaffen, und in der Kunst, einen beredten Vortrag zu halten. Denn diese glänzenden Fähigkeiten find durchaus nicht das Eigenthum aller menschlichen Intelligenzen, wie nicht Jeder, vergehen kann, zum Ballettänzer, und der musikalisches Gehör hat zum Komponisten taugt. Man müßte neun Zehntheile des menschlichen Ge schlechts zu den Thieren zählen, wollte man so hohe Ansprüche an jedes Wesen machen, das den Namen eines Menschen verdienen soll. Wir werden daher die wesentlichen Eigenschaften des Geistes tn allgemeineren, alle Gradunter schiede zusammenfaffenden Bestimmungen suchen müssen und theilen sie demnach in vier Klaffen. Durch die erste bringen wir uns die Dinge der Außenwelt, unsere Bedürfnisse und uns selbst zum Bewußtsepn. Man erlaube uns die Fähigkeiten dieser Klasse receptive zu nennen. In die zweite gehören die instinktiven Fähigkeiten. Sie erregen die Gefühle der Lust und Unlust, der Liebe und des Haffes, während wir vermöge der reffektiven die empfan genen Eindrücke beurtheilen und unter einander vergleichen, und durch die expressiven diese Urtheile in Form von Worten oder Handlungen an die Außenwelt zurückgeben. Wir wollen nun untersuchen, ob und in welcher Gestalt sich diese Fähigkeiten, die eben sowohl die Bedingungen der Moral als des Denk-, VorstellungS- und Gefühlsvermögens umfassen, in den Thieren wiederfinden, und werden eingedenk sepn müssen, daß sie selbst dann für vorhanden zu halten sind, wenn sie sich nur erst in schwachen Umrissen zu erkennen geben. I. Receptive Fähigkeiten. Gewöhnlich beginnt man die Psychologie mit der Lehre von den Instinkten; wir meinen aber, eS sep naturgemäßer, mit dem Vorstellungsvermögen anzusangen, da jede Arbeit des Geistes von einer Vorstellung veranlaßt wird. Die Eindrücke nun, die das Bewußtsepn erhält, werden durch die Sinne vermittelt und find gering bei den niederen Thieren, die nur wenig Beziehung zur Außenwelt haben, aber bei den Vögeln und Säugethieren fast eben so mannigfach und scharf, als bei dem Menschen. ES wäre unnöthig dies mit Beispielen zu belegen, da bekannt ist, daß sogar Thiere von unvollkommener Organisation »ns im Sehen, Riechen u. s. w. überlegen sind. An allen läßt sich nicht erkennen, ob sie auch die Farben von einander zu unterscheiden wissen; aber von manchen Gattungen ist dies erwiesen. Cuvier erzählt von einem Löwen, der seinen Herrn nur dann wiedererkannte, wenn derselbe einen Rock von einer gewissen Farbe trug. Die Leichtigkeit, mit der die Thiere Orte und Wege behalten, die sie nur einmal besucht haben, ist ausgezeichnet. Hunde »nd Pferde sind in dieser Hinsicht besser bedacht, als der Mensch. Bei den Vögeln ist dieser Ortssinn noch ausgebildeter, sie wissen sich selbst noch nach mehreren Jahren in der Luftbahn zurechtzufindcn, die sic einmal zuriickgelegt haben. Selbst wenn sie nicht über die See fliegen, bieten ihnen die Gegenstände auf der Erde keine Anhaltspunkte, denn sie sind zu weit von ihnen entfernt und sie fliegen zu rasch über sie hinweg. Sie können auch, wie die blinden Menschen, ohne Hülfe der Auge» sich einen Weg einprägen. Wir kannten einen Dompfaff, der fast seit seiner Geburt blind war. Die Stäbe seines Käfigs waren in Form eines L aneinander gefügt, und der Vogel machte den Weg über dieselben sehr häufig, immer mit seinem Schnabel fühlend, ob er bei dem folgenden Stabe ange- kommen sep, und ohne je fehlzutrcten. Ja, wenn er auf den untersten gelangt war, nahm er sich selten die Mühe, bis zu Ende zu gehen, sondern sprang schon von der Mitte aus auf den Boden. Die Thiere können aber nicht allein Punkte die sie bereits gesehen haben von anderen unterscheiden, sondern haben auch eine Vorstellung von Dimen sionen und Abständen. Denn, wenn sie von einer Stelle hinüber nach einer anderen setzen wollen, springen sie selten zu kurz, oder zu weit, so genau wissen sie die Entfernungen abzumeffen und nach denselben den nöthigen Auf. wand von Schwungkraft zu bestimmen. Buffon sagt, es fehle den Thieren der Sinn für das Zeitmaß, aber mit Unrecht; bei vielen ist er noch ent wickelter, als beim Menschen. Sie merken sich genau die Stunde der Füt terung, und warten sie geduldig ab, wenn sie auch früher Hunger haben. Ist aber die Zeit da, so finden sie sich regelmäßig an dem Orte ein, wo das Futter vertheilt wird. Unter den Heerden, die halbwild in den Wäldern leben, kommen einige täglich, andere nur einmal in der Woche aus freien Stücken in die Ställe, um sich etwas Salz zu holen und sich zählen zu lassen. Wenn der Frühling naht, wollen die Kühe, die gewöhnt sind, den Sommer aus den Bergen zuzubringen, nicht mehr in den Ställen fressen, während sie um Martini herum, wie viel Futter auch noch auf den Bergen zu finden sep, das Verlangen zeigen, in ihre Winterquartiere zurückzukehren. Man sieht ferner das Wild jedes Jahr, wie unregelmäßig auch die Witterung sepn mag, zur bestimmten Zeit seinen Aufenthaltsort verändern und eben so regelmäßig wiederkommen. Der Wilddieb weiß wohl, daß er wenigstens eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang in seinem Hinterhalte sepn muß, und daß die Rehe sich nie verrechnen, wie früh oder spät auch der Mond am Himmel erscheine. Daß di« Thiere der Eindrücke von Tönen fähig sind, wird Niemand be zweifeln. Ein Wort wird je nach dem Tone, in dem eS gesprochen wird, verschiedene Empfindungen in einem Thiere Hervorrufen. Die Singvögel haben sogar Sinn für die Harmonie, und sind keine Spieluhren, die sich nicht auch bewußt wären, daß sie fingen. Andere können Lieder lernen und sie behalten; manche fingen sogar nur diejenigen, welche sie gelernt haben. Die Vorstellung der Kraft und Schwere ist ebenfalls weder den Säuge, thieren noch den Bögeln fremd. Wenn sie von einem fallenden Körper bedroht werden, so erschrecken sie darüber weit mehr, sobald der Körper schwer, als wenn er leicht scheint. Sie berechnen ferner die Kraft, die sie anzuwcnden haben, um einen bestimmten Erfolg zu erreichen. Wenn man mit einem Stiere spielt, so reicht er sein Horn weit sanfter hin, als wenn er einem Feinde zu Leibe will; Bögel picken mit ihrem Schnabel ganz anders, wenn sie schmeicheln, als wenn sie angreifen wollen. Am auffallendsten zeigt sich diese Erscheinung bei den Katzen. Wollen sie eine Maus oder ein Vögelchen tödten, so fehlen sie niemals, wenn sie ihre Zähne und Krallen gebrauchen; wollen sie aber blos tändeln oder ihren Jungen Lectioncn geben, so holen sie ebenfalls weit aus, als wollten sie ihren armen Gefangenen massakriren, lassen die Pfote aber sanft niederfallen. ES ist schwer zu entscheiden, ob die Thiere sich eine Vorstellung von den Umrissen der Körper machen und sie in ihrem Gedächtnisse aufbewahrcn; aber die Leichtigkeit, mit der sie Plätze, Utensilien und Menschen wiedererkennen, scheint dafür zu sprechen. Bei den Affen ist eS klar, daß sie Formveränderungen auffassen können, da sie jede Gebcrde nachahmen. Haben endlich die Thiere die Fähigkeit, zu zählen? Säugethiere und Vögel scheinen eS zu können, nur muß eS sich um ganz kleine Zahlen handeln. Hündinnen und Katzen merken nicht, daß ihnen ein Junges fehlt, wenn sie noch drei oder vier haben; manche zeigen sogar erst Unruhe, wenn sie kein einziges mehr finden. Fünf Jäger wollten, erzählt Leroy, eine Elster tödten und ver» bargen sich neben dem Baume, auf welchem sie ihr Nest hatte. Darauf gingen drei hinter einander fort; aber der Bogel hatte sie gezählt und hielt sich so lange in der Entfernung, bis auch der vierte aus dem Hinterhalte hervorge- kommen war. Vom fünften aber wurde er gefaßt; denn er konnte nicht bis fünf zählen. (Fortsetzung folgt.) Süd-Amerika. Die Freistaaten vom Rio de la Plata. (Fortsetzung) Die Pampas erstrecken sich zwischen dem atlantischen Ocean, dem Rio Dulce und dem Rio Colorado in einer Länge von l8v und in einer Breite von lv8 deutschen Meilen. Die Provinz Buenos-AyreS, welcher Herr Woodbine Parish im Jahre 1839 200,VOt) Einwohner gab, ist die größte, reichste und bevölkertste von allen argentinischen Provinzen. Die Hauptstadt Buenos-AyreS ist ein sehr besuchter, aber unsicherer und schwer zugänglicher Hafen. Eine Kriegskorvette bezahlt von Montevideo bis Buenos-AyreS 2060 Franken (833 Thaler) Pilotenlohn. Die Schiffe, welche über 1ü Fuß im Wasser gehen, müssen bei der Insel Martin-Garcia, 2j deutsche Meilen vor der Stadt, anhalten. Die UebersahrtSzeit von Montevideo bis Buenos.AyreS dauert für Segelschiffe, je nach dem Winde, fünfzehn Stunden