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Dresdner Journal : 07.09.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189609072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960907
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960907
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-09
- Tag 1896-09-07
-
Monat
1896-09
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 07.09.1896
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Ve»>«»»ret«: Kür Drc-dcn vieneltährüch , Marl dv Ps, bei den Säuer lich dcutjchen Postanftatten viertchöhrlich S Mari; außer- bald des Deutschen Reiche- Post- und Stempelzuschläa. Einzelne Nummern: 10 Pf Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Kann- und Feiertage abends. Fernfpr -Anschluß: Nr.lS-S. Dresdner M Wurnal. Aulündtguligsgebühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile Uemer Schrift 20 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile ÜO Ps Bei Tabellen und Zifsernsas entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwingerstr 20. Fernspr Anschluß: Nr 12-». ^208. I8»v. Montag, den 7. September abends. Amtlicher beb Dresden, 7. September. Se. Majestät der König haben Ällergnädigst geruht, den nachbenannten Offi zieren die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen ver liehenen nichtfächsischen Insignien zu ertheilen, und zwar: -eit Großkreuzeü des Königlich Preußischen Ruthen Adler-Ordens in Brillanten: Allerhöchst Ihrem General-Adjutanten, General der Kav. z. D. v. Carlowitz, ü la suite deS Garde- Reiter-RegtS.; -er Krone zum Königlich Preußischen Rotheu Adler- Orden 4. Klasse: dem Hauptmann v. KoSpoth, Komp.-Chef vom 1. (Leib-) Gren -Regt. Nr. 100; des Königlich Preußischen Rothen Adler-OrdenS 4. Klasse: dem Major v. Pillement, BatS-Kommandeur vom 10. Jnf.-Regt. Nr 134, dem Major Kaden vom 2. Feld-Art.-Regt. Nr. 28, dem Rittmeister Krug v. Nidda, persönlichen Ad jutanten Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Georg, Herzogs zu Sachsen, den Hauptleuten v. Schlieben, Frhr. v. Falken stein, v. d. Decken, Komp.-Chess vom 2. Gren.- Regt. Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen", dem Premierlieutenant Frhr. ö Byrn desselben Regts.; -es Königlich Preußischen Kronen-Ordens 1. Klasse: Allerhöchst Ihrem General-Adjutanten, Generallieute nant v. Treitschke; des Königlich Preußischen Kronen-Ordens 2. Klasse: dem Obersten v. Kirchbach, Abth. Chef im Kriegs ministerium, Allerhöchst Ihrem Flügel Adjutanten, Oberstlieutenant Grafen Vitzthum v. Eckstädt, Militär-Bevoll mächtigten in Berlin; des Königlich Preußischen Kronen-Ordens 3. Klasse: Allerhöchst Ihrem Flügel-Adjutanten, Major v. Ehren- thal, dem Major v. Laffert, etatsmäß. Stabsoffiz, des 1. Königs Hus. RegtS. Nr. 18; des Königlich Preußischen Kronen-Ordens 4. Klasse : dem Premierlieutenant v. Eynard vom 1. Ulan- Regt. Nr. 17 „Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn", dem Premierlieutenant v. Tschirschnitz vom 1.(Leib ) Gren -Regt. Nr. 100, den Premierlieutenants Frhr. v. Uslar-Gleichen, Schulz vom 2. Gren-Regt. Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen", den Sekondelieutenants v. Schönberg, v. Nostitz und Jänckendorf, v Hartwig vom 1. (Leib-) Gren-Regt. Nr. 100, den Sekondelieutenants Judeich, Frhr. von dem Bussche-Haddenhausen, Lüder, d'Elsa vom 2. Gren-Regt. Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen"; des Ritterkreuzes des Großhcrzoglichen Mecklen burgischen HauSordenS der Wendischen Krone: dem Hauptmann Hentschel, ü la suite des 2. Feld- Art.-Regts. Nr. 28, kom. als Lehrer bei der Kriegs schule in Metz DreS-en, 2. September. Se. Majestät der König haben dem Hülfsarbeiter im Finanzministerium, Finanzrath Or. zur. Rüger den Titel und Rang eines Oberfinanzraths Ällergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 2. September. Se. Majestät der König haben Ällergnädigst geruht, dem in den Ruhestand getretenen Bureauassistenten bei der Hauptbergkasse Johann Leicht in Freiberg das Albrechtskreuz zu verleihen. Wekunntrnachung. Mitte dieses Monats werden die Diensträume des Finanzministeriums und der dazu gehörigen Dienst stellen — Kanzlei, Ein- und Abgangsbüreau, Buch halterei, Finanzhauptkasse nebst Kautions- und Depo sitenkasse, Finanzzahlamt, Rechnungsexpedition und Domänenvermessungsbüreau — vom alten Finanz hause in Dresden-Altstadt, Schloßplatz Nr. 1, in das neue Dienstgebäude in Dresden-Neustadt, Königin Carolaplatz Nr. l, welches außer von diesem Platze auch von der Asterstraße und der Wiesenthorstraße zugänglich ist, verlegt werden. In dem neuen Dienstgebäude werden auch die Stempelfiskale, die Technischen Prüfungsämter, die Prüfungskommission beim Finanzministerium, der Straßenbaudirektor, die Forsteinrichtungsanstalt und das Zentralbürean für Steuervermessung — zur Zeit im alten Finanzhause — sowie die Zentralstelle für die staatliche Hochbauverwaltung — zur Zeit Annen straße Nr. 17,1 —, die Wasserbaudirektion — zur Zeit Große Klostergasse Nr. 7, III — und das Büreau für generelle Vorarbeiten zu neuen StaatS- eisenbahnlinien — zur Zeit Ritterstraße Nr. 14, III — untergebracht sein. Die Diensträume des alten Finanzhauses werden den 12. laufenden Monats Mittags 12 Uhr geschlossen werden. Im neuen Dienstgebäude wird der Geschäftsverkehr von den Kassenstellen,,deren Lokalitäten sich im Erd geschosse befinden und sowohl von dem Königin Carolaplatze als auch von der Asterstraße aus zu gänglich sind, am 14. laufenden Monats, im übrigen am 17. laufenden Monats eröffnet werden. Es können aber auch schon vom Nachmittage des 12. laufenden Monats an Schriften an das Finanz ministerium oder dessen Dependenzen im Eingangs- büreau — Königin Carolaplatz Nr. 1, Untergeschoß rechts vom Eingänge Zimmer Nr. 40 — abgegeben werden. Die für das neue Dienstgebäude bestimmten Post und Eisenbahn-Sendungen sind „Dresden-Neustadt" zu adressiren. Dresden, am 3. September 1806. ' Finanzministerium. Für den Minister: Ur. Tiller. W. WekannLrncrchung, die Berufung der sechsten ordentlichen Landes synode der evangelisch-lutherischen Kirche bctr. Die in Lvungeiiem beauftragten Staatsminister haben beschlossen, die sechste ordentliche Landcssynode der evangelisch-lutherischen Kirche im Königreich Sachsen zum 5. Oktober dieses Jahres einzuberufen Solches und daß an die Mitglieder der Landes synode noch besondere Missiven aus dem evangelisch- lutherischen Landesconsistorium ergehen, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 31. August 189l>. Die in kvunknliois beauftragten Staats- miuister. v. Metzsch. v. Seydewitz. Nichtamtlicher Teil. Die Äaiserzusammenkunst in Schlesien hat, wie alle Berichte übereinstimmend besagen, einen überaus befriedigenden Verlauf genommen, und alle wahren Freunde des Friedens werden — das wird sich sicherlich in der Folgezeit noch ergeben — allen Grund haben, der jetzigen Festtage in Schlesien mit Genugthuung zu gedenken. Der durchaus herzliche und warme Verkehr zwischen den deutschen und den russischen Majestäten, die Art und Weise wie der Zar seine Zugehörigkeit zu der deutschen Armee betont und endlich auch der lebhafte Verkehr der russischen und deutschen Diplomaten miteinander, läßt mit Bestimmtheit vermuten, daß in der That gegenwärtig und wohl auf längere Zeit hinaus zwischen den beiden großen Nachbarrcichen keine trennenden Fragen bestehen werden und daß man an derjenigen bekannten Stelle, wo man die russische Politik im deutschfeindlichen Strome schwimmend darzustellen pflegt, sich in einer schweren Täuschung befindet. Deutschland und Rußland haben nicht den geringsten Grund, einander gegenüber zutreten und werden es auch nicht thun, sondern gemeinsam für den Frieden Europas mit der ganzen ihnen zu Gebote stehenden Macht eintreten. Diese Hoffnung findet zweifellos in den Berichten aus Breslau eine feste Stütze. Diejenigen Leute, denen dies die Zerstörung ihrer verwegenen Pläne bedeutet, werden natürlich nicht unterlassen, die offen sichtliche Bedeutung der Kaiserzusammenkunft auf deutschem Boden zu leugnen oder sie werden wenigstens versuchen, sie zu verkleinern. Aber gelingen wird ihnen das sicher nicht. — Im nachstehenden sei das zusammengestellt, was aus der schlesischen Hauptstadt vom Sonnabend und Sonntag gemeldet wird, nachdem wir über die An kunft der hohen russischen Gäste schon in der letzten Nummer berichtet haben. Über die Parade des VI. Armeekorps, zu welcher Sich die Kaiserlichen Majestäten am Sonnabend gegen 1l Uhr vormittags begaben, wird von der „Schlesischen Zeitung" Folgendes berichtet: ... Wenige Minuten nach ll Uhr ging cS wie ein elek trischer Schlag durch die Tankende, welche der Ankunst der Majestäten harrten: Die als Eskorte kommandierten Schwa- dionen der zweiten Gardcdragoner und de» 1. Wistsälischcn Hujcuenrcgimcnts Nr. 8 „Kaiser Nicolaus ll. von Rußland" reiten ans den Platz ein und nehmen aus dem rechten Flügel des zweiten TressenS ihre Stellung ein; nun reitet der Erb prinz von Meinrngen in gestrecktem Galopp nach dem rechten Flügel des ersten Treffens, und jekt ein donnerndes Hurra nach dem ankern, jetzt werden die kaiserpaare sichtbar. Voraus reiten zwei Flügeladjutanten; ihnen solgcn hoch zu Roß die beiden Kaiser, der Zar zur Rechten des Deutschen Kaiser- Kaiser Wilhelm in großer Äeneraisunisorm mit dem Bande des Schwarz-n Adleroidens, reitet einen Rappen, Kaiser Nikolaus >n der Unisorm seine« Alexander-Varde-Grenadier regiments Nr. t ebenfalls mit dem Örangeband des höchsten pieußischen Ordens geschmückt, zügelt einen Fuchs. Ihnen solgen in offenen Hoscqnipagen die fürstlichen Damen mit ihren Hosstaaten Im ersten sitzen die beiden Kaiserinnen. Kaiserin Auguste Viktoria trug ein lachsfarbenes Kostüm; Kaiserin Alexandra war ganz in Weiß gekleidet. Im nächsten Wagen saßen Prinzessin Albrecht und Prinzessin Friedrich Leopold Die Frau Erbprinzcssin und Prinzessin Feodora von Sachjen- Meinrngen folgten in ihrem eigenen Wagen Hinter dem Wagen ritten die Suiten, eine große, buntfarbige Schar in den Uniformen der verschiedensten deutschen und sremdländischcn Truppengattungen. Sobald sich die Majestäten den Fronten der Truppen nähern, präsentieren diese; ihren Huirarus übertönt säst das das Spiel der Musikkapellen, welche die russische Nationalhymne intonieren. Wohl eine halbe Stunde dauerte es, bis die Aller höchsten Herrschaften das erne Treffen passiert hatten und dann Sich wendend das zweite Treffen vom linken Flügel aus ab- rittrn, indessen sich das erste zum Parademarsch formierte In der Mitie des Paradeseldes nahmen alsdann der Kaiser mit Lem Zaren zur Linken, dem Erbprinzen von Sachsen- Meiningen und dem Generalinsp.kteur der ll. Armee- Inspektion Prinzen Georg von Sachsen (in der Unisorm semes Mancnrcgimcnts Hennigs v Trcsicnscld Nr 10. geschmückt mit d>m Bande des Schwa ze» Adlerordcns) zur Rechten, Ausstellung, lechtsseilwärtS davon das Ge ¬ folge der fürstlichen Damen, einige Schritte zurück die Prinzen, deren Befolge und die Militarbevollmächtigten, sowie die sremdherrlichen Offiziere, während die nichtregimentierien Otfizrere re vor der Tribüne einschwenkten Den Parademarsch e> öffneten die mächtigen Reitergestalten derLcibgendarmerie des Kai er« und der Leibwache der Kaiserin in ihren glänzenden Uniformen Und nun fetzte sich der Zar an die Spitze der Alexander-Bardegrenadiere und führte unter dem betäubenden Jubel- und Hurrarufen der Zuschauer diese» Regiment dem Deutschen Kaiser und den beiden Kaiserinnen vor, welche sich im Wagen erhoben hatten Den Regimentern io und»8solgie das GienadierreglMent Nr. 1t Als dieses Regiment nahte, da- einst den unvergeßlichen Kaiser Friedrich seinen Kommandeur und später seinen Ches nennen durste und noch jetzt seinen Namen trägt, sprengte Kaiser Wilhelm an die Spitze und führte eS mit gesenktem Degen an dem Zaren und den beiden Kaiserinnen vorbei Nachdem alle Fußtruppen vorbei marschiert waren, nahten die stolzen Reitergeschwader, dann die Artillerie und der Train, welche gleich den anderen berittenen Truppen den ersten Vorbeimarsch nicht, wie ursprünglich vor gesehen, im Schritt, sondern im Trabe auSsührt.n Etwa 200 Meter rechts von dem Standpunkte der Majestäten schwenkten sämtliche Regimenter mit rechtsum ab, um sich, hinter der Suite vorbeirückcnd, zum zweiten Vorbeimarsch zu lormicren, bei welchem ebenso wie beim ersten der Zar die Alexander Grenadiere, der Kaiser die Elser-Grenadiere persönlich befehligten Dem Grenadierregiment „Kronprinz Friedrich Wilhelm" (2. Schlef.) Nr 11 wurde bei dieser Gelegenheit, wie an anderer Stelle mitgeieilt, die Auszeichnung zu teil, daß der Kaiser Seine erlauchte Schwester, die Frau Erbprinzessin Charlotte, alSNach- solgerin ihres Vaters, zum Ches dieses Regiments ernannten . Sosort nach dem zweiten Vorbeimarsch rückten die Truppen nach ihren Quartieren ab Ter Kaiser versammelte nun die Generale und höheren Stabsoffiziere zur Kritik um Sich, und das VI Armeecorps kann aus bas außerordentlich hohe Lob, das es hier aus dem Munde des obersten Kliegsheirn erfuhr, mit Recht stotz fein Inzwischen war auch den auf den Tribünen befindlichen Zuschauern eine ebenso unerwartete wie hohe Freubc bereitet worben: Tie beiden Kaiserinnen und die üb igcn sürstlichcli Tamen suhrcn quer über das Paradeseld zum westlichen Ende der Haupltribüne und, hier umwendend, dicht am Fuße dieser Tribüne entlang nach dem östlichen Ausgange des Exerzierplatzes am „Letzten Heller" zu. Ten Jubel, diese elementaren Ausbrüche dcr Begeisterung namentlich bei der Vorbeisahrt der Majestäten und der Erbprinzlich Meintngenschen Herrschaften zu beschreiben, ist die Feder nicht im stände; das muß man mit erlebt, mit angehört haben, um die Größe dieser spontanen Huldigung ermessen zu können, sür welche die hohen Damen huldvoll unablässig bankten. Tas Publikum, welches aus dem Wege, den die Majestäten beim Rückwege nahmen, ausharrtc, wuide sür sein Warten in der mittlerweile surchtbar drückend gewordenen Hitze durch ein prächtiges militärisches Schauspiel belohnt. Erst gegen 2 Uhr begann sich die Berliner Chaussee, zu deren deinen Seiten unter dessen die schlesischen Krlegervereine Spalier gebildet halten, mit Truppen zu beleben. Die beiden Kaiserinnen suhren dies mal allein unter Vortritt der Leibwache der Deutschen Kaiserin und gesolgt von einer Schwadron deS 2. Gaidedragoner- regimeniS Dahinter solgten die Prinzessin Friedrich Leopold, die Eibprinzefsin von Meiningen mit dem Prinzen Heinrich und der größte Teil der übrigen Fürstlichkeiten Nach einer längeren Pause erschien eine glänzende Kavalkade, bestehend auS dcr Generalität, den Qsfizieren des Leib-Kürassier-Regiments, len russischen Ossizieren u. a. Unmittelbar dahinter rrtten an der Spitze der Fahnenkompagnie, welche das 10. Regiment stellte, die beiden Kaiser mit dem kommanb:erenden General des VI. Armeccorp», Erbprinzen von Meiningen, der Zar in der Mitte, begrüßt von nicht cnden- wollenden Jubel- und Hrchrusen der kriegervcreine und Zu schauer, ein Bild von unglaublich packender Wirkung. — Die srühere Meldung, wonach die Kaiserlich Russischen Majestäten vom Paradeseldc direkt nach dem Landeshause zurückgelehrt seien, war irrtümlich Käfter Nikolans ist viel mehr aus eigenen Wunsch mit Kaiser Wilhelm an dcr Spitze der Fahnenlompagnie bis zum königlichen Schlosst nnd von da mit den Fahnen des Alexanderregimeuts bis zum Landes- Haufe geritten Auf dem ganzen Wege wurden die Monarchen von der Bevölkerung stürmisch begrüßt. Über die weiteren Vorgänge des Sonnabends ist dann noch folgendes zu berichten: Nach dcr Rückkehr von der Parade begaben Sich die deut schen Majestäten nach dem Lande-Hause, wo das Frühstück gemeinsam mit dem Kaiser und der Kaiserin von Rußland ein genommen wurde. Die Frühstückstascl zählte nur vier Gedecke Später statteten dcr Kaiser und die Kaiserin von Rußland den anwesenden Prinzen und Prinzessinnen Besuche ab Die Kaiserin von Rußland lehne nach dem Lande-Haufe um HU Uhr zurück Ter kaijer von Rußland stattete dem Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe einen Besuch ab und kehrte erst um V Uhr zurück. Tie Festtafel im Schloß, wclche nm 7 Uhr begann, zählte :!2ü Gcd.cke, die Tifchordnung war folgende; Cs führten: Kaijer Wilhelm ll. die Kaiserin von Rußland, der Kaiser von Kunst und Wissenschaft. K.Hoftheater. — Altstadt. — Am 5.- Mts.: „Das Heimchen am Herd." Oper in drei Abteilungen. Frei nach Dickens gleichnamiger Erzählung von A M. Willner Musik von Karl Goldmark (zum ersten Male). Die neue Oper von Goldmark, die Wien und Berlin schon zu ihren glücklichen Stationen zählt, hat nun auch bei uns eine sehr beifällige Aufnahme gefunden. Nament lich der zweite Akt und mehrere Szenen des dritten haben die lebhafteste Anteilnahme und Freude des Publikums erregt, einzelne Musikstücke sind von unmittel bar zündender Wirkung gewesen und nach dem Schluß- bilde ist der anwesende Komponist von den dankbaren Zuhörern mehrfach auf die Bühne gerufen worden Wir haben über da» Werk unlängst nach einer Darstellung in Berlin berichtet und greisen, da unser Urteil durch die Eindrücke der hiesigen Vorführung nicht wesentlich ab geändert worden ist, in der Hauptsache auf unsere da maligen Bemerkungen zurück. „Das Heimchen am Herd" ist eine jener kleinen Er zählungen, mit denen Boz Dicken« seinen Lesern in manchem Jahr ein köstliches Wcihnachtsangebinde gemacht hat, die Geschichte von einem lieben Hausgeist, welcher an Freud und Leid der Bewohner teilnimmt, in trüben Stunden schweigt, in sonnigen lustig zirpt und in einer gefährlichen Situation sogar zu sprechen beginnt Da» Hau», an dessen Herde da» Heimchen sitzt, beherbergt den Postillon John und seine muntere Frau Dot, zu deren beider Glück nichts weiter fehlt al« Kindersegen An einem Sommerabend führt John einen ergrauten Seemann al« Gast unter sein Dach. Derselbe ist ein Jugendgespiele Frau Dot« und der Geliebte ihrer Freundin, der schönen Puppenmacherin May. Er hat sieben Jahre auf fremden Meeren dem Glücke nachgejagt und kehrt nun als ein begüterter Mann in die Heimat zurück. Er betritt sie unter der Maske des Alters, um die Treue der Geliebten prüfen zu können, und er scheint gerade zur rechten Zeit, da die arme May, die sich von dem lange Abwesenden vergeßen glaubt, zu Gunsten ihres alten blinden Pflegevaters den Werbungen des reichen Puppenfabrikanten Tackleton nachgegeben hat und eben am Vorabend ihres Hochzeitstage» steht. Edward Plummer, so heißt der junge Seefahrer, entdeckt sich und seine Absichten der Frau Dot und diese übermütige kleine Frau erregt nun absichtlich durch die Heimlichthuerei mit ihm die Eifersucht ihres Mannes, die von dem gegen den Fremden mißtrauischen Tackleton noch genährt wird Der gute John will am Ende gar den Seemann töten und sein Weib verstoßen, da greift da« Heimchen ein und gaukelt dem Verblendeten ein Traumbild vor, welche« ihn tröstet und ihm die Erfüllung seines höchsten Wunsche« verheißt Am Morgen de« nächsten Tage«, der May mit dem Spirlwarenhändler verbinden soll, erfährt er von Dot den Verhalt der Dinge, und Edward, der sich in zwischen von Mays noch wacher Gegenliebe überzeugt hat, prellt mit Hilfe der Dorfbewohner den alten Gecken Tacklc- ton, dessen Hochzeit«wagen die Braut und den Seemann zur Kirche bringt. .. . Wie Kenner von Dicken»' Erzählung merken, haben wir hier den Inhalt de» Libretto», nicht den de» Vorbilde« anaedeutet Hr. Willner hat mit letzterem mancherlei wesentliche Änderungen vorgenommen Er hat die Handlung au» dem traulichen Weihnachtsmonat in den Sommer verlegt, dem Ehepaar seinen Knaben ent zogen, sodann mehrere in Dicken« Erzählung auftretende typische Figuren ignoriert und da« wunderschöne Gespräch zwischen John und dem Heimchen durch Monologe der beiden ersetzt Diese Änderungen bedeuten fast ebensoviel Abstriche an der poetischen Wirkung, aber sie sind unter dem Gesichtspunkte theatralischer und dramatischer Zweck mäßigkeit zu verstehen Durch den Wechsel in der Jahres zeit ließ sich die Elfenwelt ungezwungener heranziehcn und durch die Streichung der Nebenfiguren wurde der ganze Apparat entsprechend dcr Einfachheit der Vorgänge ver ringert; auch die Fortlassung jene» Gespräch» ergab sich von selbst, nachdem aus dem unsichtbaren Heimchen eine sicht bare Grillenfee geworden war und ebenso brachte die Kassierung des Knaben ihren Vorteil mit sich, da ein Wickelkind auf der Bühne nun einmal keine gute Figur macht, obgleich e» anderseits kein dramatischer Gewinn war, daß dafür die gesegneten Hoffnungen Frau Dot» ein geschoben, sehr oft zur Sprache gebracht und schließlich noch zu einem hübschen plastischen Bilde verwertet wurden. Über haupt war die Fülle intimen poetischen Lebens in dcr Dickensschen Erzählung so wenig wie das Heimchen selbst auf die Bühne zu bringen; auch unter den geschicktesten Händen mußte bei dieser Prozedur der Goldstaub der Dichtung zum größten Teile verloren gehen Sicherlich hätten einige Unwahrscheinlichkeiten wie da» schwierige Sichsinden von Edward und May, die den Geliebten nicht schon an der Stimme wiedererkennt, leicht vermieden werden können, aber im ganzen hat man doch ein brauchbares, zumeist in guter Sprache abgefahte« Libretto vor sich, da» manche anheimelnde und spaßige Situationen enthält, der Schaulust mit Elfenspuk und lebenden Bildern entgegen kommt, für die geringe Schwungkraft der Handlung aller lei lyrische Reize in» Feld führt und in der Hauptsache wohl auf eine ähnliche Stimmung de« Publikum» rechnet, wie sie bei Humperdinck» „Hänsel und Gretel" hervor getreten ist Daß diese« idyllische Buch, in wklchem eine ungefähr liche Eifersucht«, und eine harmlose Liebesgeschichte mit einander verknüpft sind, gerade Goldmark, den Verfasser leidenschaftlicher, sinnlich glühender dramatischer Musik an gezogen hat, darin liegt eine Überraschung Aus der überwiegenden Zahl seiner Werke kennen wir ihn als eine vollblütige pathetische Natur, als einen Musiker, der die Farben sehr kräftig aufsetzt, gern mit üppigen Tonmassen hantiert, scharfe Würzen liebt und in Steigerungen de« Vortrags bis zur Exaltation geht. Vermag er auch am rechten Ort den Ton de« Lyrischen passend und zart zu treffen, so befindet er sich doch mehr bei der Behandlung erregter Empfindungen in seinem wahren Elemente; er fühlt sich am wohlsten im hohen Wellengang der Ton- fprache, kurzum, er gilt, wenn man den Kern seines Wesens ins Auge faßt, sozusagen al« ein Mann der starken Worte. Und nun der einfache Inhalt de» „Heimchen", der vom Tondichter forderte, den Bogen fünfter zu spannen und da» Ziel im Ausdruck nicht zu weit zu nehmen, der auf eine rasch fließende, anmutige, gemütvolle, zum Teil plauderhafte und heitere Musik, auf einen vorzugsweise im Lyrischen starken Komponisten rech nete! Zwar war das letztere Element schon in „Merlin" kräftiger hervorgetreten und c» erschien unzweifelhaft, daß der geistvolle Tonsetzer sich über die Natur des Gegen standes nicht getäuscht, die charakteristischen Seiten seiner Aufgabe nicht verkannt haben würde, aber c» war doch fraglich, ob er seinem Talent die noch erforderliche weitere Drehung hatte geben können In der That ist das Goldmark bi» zu einem hohen Grade gelungen, er hat den pathetischen Ton gemäß dem Sujet herabgestimmt und seine Musik vielfach in wirk samen Zusammenklang mit der Szene gebracht Er ist der seinem Naturell sehr naheliegenden Gefahr au«gewcchen, den Postillon wie einen Hohenpriester singen zu lassen, er ist sogar der heiteren Elemente im Textbuche teilweise
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