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„Es erfüllt aber auch alle Ansprüche, die an ein Konzertstück zu machen sind, in höchstem Grade, und die Violinspieler können Dir nicht dankbar genug sein für diese Gabe." Bis heu te hat sich an diesem Urteil nichts geändert; vereinigt das unverblaßt gebliebene Konzert, das sich vor allem durch seine harmonische Verbindung von (niemals leerer) Virtuosität und Kantabilität sowie durch eine ausgespro chen einheitliche Thematik auszeichnet, doch auch wirklich in schönster Weise alle Vorzüge der Schaffensnatur seines Schöpfers: formale .Ausgewogenheit, gedankliche Anmut und ju gendliche Frische. Ohne Einleitungstutti be ginnt der schwungvolle erste Satz (Allegro molto appassionato) mit dem gleich im zwei ten Takt einsetzenden, vom Solisten vorgetra genen gesanglichen Hauptthema von echt vio- linmäßiger Prägung. Neben diesem Thema werden im Verlaufe des von blühender ro mantischer Poesie erfüllten Satzes noch ein ebenfalls sehr kantabler Seitengedanke und ein liedhaftes, ruhiges zweites Thema bdeut- sam, das zuerst durch die Bläser über einem Orgelpunkt des Soloinstrumentes erklingt und dann von diesem aufgegriffen und weiterge führt wird. Wie eines der Mendelssohnschen „Lieder ohne Worte" mutet der durch einen liegenbleibenden Ton des Fagotts angeschlos sene dreiteilige Mittelsatz an, ein in weich wogendem 6 /s-Takt an uns vorüberziehendes Andante. Echt romantischer Elfenzauber wird schließlich im geistsprühenden, prickelnden Fi nale, das als eine kunstvolle Verbindung von Rondo- und Sonatensatzform angelegt ist und in seinem Charakter der kurz vorher vollende ten „Sommernachtstraum"-Musik des Kompo nisten nahesteht, in überaus poetischer, stim mungsvoller Weise heraufbeschworen. In fest lichem Glanz beendet dieser besonders virtuo se, dabei musikalisch ebenfalls substanzreiche Satz das Werk. Ottorino Respighi, manchmal der Richard Strauss Italiens genannt, war einer der international erfolgreichsten italienischen Komponisten seiner Zeit. Schüler von F. Sarti und G. Martucci an der Musikhochschule in Bologna sowie von Rimski-Korsakow in Peters burg und von Max Bruch in Berlin, wirkte Re spighi in den Jahren 1913 bis 1925 als Kom positionslehrer und seit 1923 auch als Direktor am Konservatorium Santa Cecilia in Rom. Da nach widmete er sich freischaffend seinem kompositorischen Werk, das besonders zahl reiche Opern, Ballette (u. a. „Der Zauberla den'' nach Musik von Rossini), Kammermusik und sinfonische Arbeiten enthält. In den 30er Jahren führten den Komponisten triumphale Reisen durch ganz Europa, Nord- und Süd amerika, bei denen er bedeutendste Musiker seiner Zeit traf und seine wichtigsten Werke aufführen konnte. Auch mit Übertragungen äl terer Musik trat Respighi bedeutsam hervor. Seine melodische, schwungvoll-virtuose Musik ist mit Recht als Äußerung eines „vornehmen Eklektizismus" (A. Damerini) bezeichnet wor den, die sich vielen Möglichkeiten europäi scher Tonkunst angeschlossen hat. Seine stärk sten Vorbilder waren wohl Richard Strauss, Claude Debussy und der französische Impres sionismus; auch für Rimski-Korsakow und die alten Kirchentonarten hatte er eine Vorliebe. Drei sinfonische Programmwerke von Ottorino Respighi sind weltweit bekannt; der Kompo nist schuf mit ihnen einen eigenen Typ der Sinfonischen Dichtung von beschreibendem Charakter: Le fontane die Roma (Römische Brunnen) — 1917, I pini die Roma (Römische Pinien) — 1924 und Feste romane (Rö mische Feste) — 1929, sehr wirkungs volle Kompositionen, die meisterhaft, ja raffi niert und mit glänzender Farbigkeit instru mentiert sind. Inspiriert wurde Respighi dazu durch die Atmosphäre und Geschichte der Ewigen Stadt. Während die ersten beiden Tondichtungen ab und zu in unseren Konzert sälen erklingen, ist das Sinfonische Poem „Rö mische Feste" relativ selten zu hören. Ein groß besetztes Orchester wird gefordert: Das Schlagwerk ist reich bestückt; hohe Trompeten, auch, Orgel und Mandoline sowie Klavier (zwei- und vierhändig gespielt) illustrieren be wegte Klangbilder in effektvoller Manier. Sie vermitteln uns eine Vorstellung von römischen Volksfesten verschiedener Zeiten. Der Partitur sind folgende Beschreibungen der vier Teile der „Feste romane" vorange stellt: I. — Circenses — Zirkusspiele über dem Circus Maximus lastet ein dunkler Himmel, aber das Volk ist in Feststimmung und begrüßt Cäsar: „Ave Nero!". Die eisernen Tore werden geöffnet, es ertönt ein Choral der zum Tode geführten Christen und das Gebrüll wilder Tiere. Die erregte Volksmenge ist im Banne des grausamen Geschehens — der Ge sang der Märtyrer steigt empor, triumphiert und geht unter im Tumult. II. — II Giubileo — Das Jubiläum Ein langer Zug von Pilgern auf einer Wallfahrt nach Rom schleppt sich auf endloser Straße dahin. (Respighi verwendet dabei die alte gregorianische Ostersequenz „Christ ist er standen"). Endlich, von der Höhe des Monte Mario, sehen sie zum ersten Male die lang ersehnte Heilige Stadt: „Rom! Rom!". Sie stim men eine jubelnde Hymne an, und Glocken geläut antwortet ihnen. Die Pilger sind am Ziel und verweilen andächtig. VORANKÜNDIGUNGEN : Mittwoch, den 6. Februar 1980, 20.00 Uhr (Freiverkauf) Donnerstag, den 7. Februar 1980, 20.00 Uhr (AK/J) Festsaal des Kulturpalastes Dresden 6. AUSSERORDENTLICHES KONZERT -Dirigent: Aldo Ceccato, Italien Solist: Peter Rösel, Dresden, Klavier Werke von Petrassi, Beethoven und Brahms Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Dipl.-phil. Sabine Grosse Renate Wittig Druck: GGV, Prod.-Stätte Pirna 111-25-12 ItG 009-1-80 III. — Ottobrata — Oktoberfest Es ist Herbst. Eine buntfarbige Landschaft bie tet sich dar: Die römischen Kastelle sind re benbehangen und von buntem Weinlaub ge schmückt. Von fern hört man Jagdrufe, klin gendes Schellengeläute von geschmückten Pferden, Liebeslieder und Tanzweisen. Ein romantisches Ständchen erklingt in milder Abendluft. IV. — La Befana — Das Epiphanias-Fest Auf der Piazza Navona feiert das Volk in Nacht das Fest der Heiligen Drei KönS^ (Epiphanias). Frenetischer Lärm, charakteri siert durch grelle Trompetenrhythmen, wech selt mit verschiedenen Klanggebilden: Lieder der Bauern, Sprünge der Saltarellotänzer, Klänge einer Drehorgel, die Stimme des Aus rufers vor einer Schaubude, das Krakeelen Be trunkener, aber auch die stolzen Worte, die das Selbstbewußtsein des römischen Volkes widerspiegeln — „Lassatece passä, semo Ro mani!" — „Den Weg frei, wir sind Römer!" — finden musikalischen Ausdruck. Mittwoch, den 27. Februar 1980, 20.00 Uhr (Freiverkauf) Donnerstag, den 28. Februar 1980, 20.00 Uhr (AK/J) Festsaal des Kulturpalastes Dresden 7. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Arvid Jansons, Sowjetunion Solistin: Isolde Ahlgrimm, Österreich, Cembalo Werke von Beethoven, Bach und Berlioz Spielzeit 1979/80 — Chefdirigent: Prof. Herbert Kegel 5 - ausser oRdentliches konzert i9 79/80