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4 Nummer 30 — 31. Jahrgang Fretlaa, den 5. Februar 1832 """ ßM> »In».Ig.np..N."D"ac,°aU°n.p-tt'zcU«»O 4.S°mUi.N. ^-^7'5 e«- IWU 8 ZWLWR FD V ÄEKK ħUNV Für christliche Politik und Kultur tHeltimft-ftelle. Dru.» u. Uerurq - ^ecnillK r.-'t Mr«eriaaulid vr ickerel. Filiale OreZse?». vre»rei«A.l Polteritrak,e17. r-mc»'U012. Voti-e7l^tto vreZden 2?03 Bankkonto Lr«rvtbch»Lk Dresse» ^!r «U71i Für Hindenburgs Wahl Am ersten Tage Welt über ^00000 Einzelchnungen Berlin, 4. Februar. Der Vorsitzende des Hindenburg Ausschusses. Obcrbiirger- meiiler Dr. Eakin, teilt sollendes init: Die Nachrichten aus allen Teilen des Reiches lauen erkennen, das; die formell er forderliche Zahl von 29 999 Einzeichnungen bereits a m eft « nTagc u m e i n B i e l s a ch e s iiberfchri 1 t e n wurde Der Hindenburg-Ausschuß ist von allen Leiten gebeten worden. lich mit der Erreichung der formalen Voraussetzungen nicht in begnügen, iondern die Listen weiter ausliegcn zu lauen, um allen Bevölterungstrcisen Gelegenheit zu einer macht vollen Kundgebung für den R e i ch s p r ä j i d e n - icii von Hi» d e n bürg zu geben. Dementsprechend werden die Liften noch etwa zehn Tage auslicgen. Vis ll Uhr abends haben von 191 Zeitungen, die sich nach den bisherigen Fenpellungeu an der Presseaktion siir die Volkskandidatur Hindenburgs beteiligten 72 Blätter das vorläufige Ergebnis des ersten Eiineichnungstnges mil geteilt. Danach beträgt die Gesamtzahl der Ein - zcichnungcn am ersten Tag im Reiche 19 3 :>90, da von in Berlin 28 UM. Zn Dresden haben am ersten Einzeichnuugsiage mehr als 3 3 9 9 Personen sich in die Untcrichristslisien für Hinden burg eingetragen. Der Landesverband der konservativen Volks partei in Sachien veröffentlicht eine Erklärung, in der es ii a. beißt: Die konservative Volkspartct als ausgesprochene Rechtspartei und Vorkämpferin für Riistungssreiheit und Be freiung aus Tributverlklavung legt Wert aus die Erklärung, Dr. Kes; geskorben wtb. Berlin, 4. Februar. Der Vorsitzende der preußisäp:» Zentruinosrahtion Regle- rungsdirelitor Dr. phll. Joseph He s; ist im St.-Norbert- Krankenhaus heute vormittag verschieden. Dr. Heß hatte sich vor einiger Zeit wegen Zrickerliranlr- heit ein Bein amputieren lalsen müssen und befand sich be reits auf dem Wege der Besserung, als ihn eine Grippe be fiel. die durch eine Lungen- und eine Rippenfellentzündung kompliziert wurde. Dr. Heb, stand erst im 31. Lebensjahre. Mit Dr. Hes; ist eine der markantesten politischen Persönlichkeiten des Preußens der Nachkriegszeit dahin gegangen. Dr. Heß, dessen Verufsgebiet das höhere Lehr amt war, ist seit mehr als zwei Jahrzehnten einer der energischsten Vorkämpfer für die Bclenntnisschule in Preußen gewesen. Auch im Preußischen Landtag, dem er seit 1908 angehörte, waren Schulsragen zunächst sein engeres Arbeitsgebiet, mehr und mehr aber wnrde sein gesnndes Urteil und seine energische Zielstrebigkeit anch bei anderen Fragen entscheidend. Nach dem Ausscheiden von Dr. Porsch hat Dr. Heß die Führung der Zentrums fraktion im Preußischen Landtag und später die Führung der Preußischen Zentrumspartei übernommen. Er war ein entschiedener Verfechter der Politik der Weimarer Koalition in Preußen. Als besonderer Erfolg dieser Koa- litionspolitit konnte das preußische Konkordat verzeichnet werden, bei dessen Zustandekommen Dr. Heß in bedeu tender Meise mitgewirkt hat. Neblirtig ist Dr. Heß aus Köln: nach dem Besuch des Marzellcn-Nmnnasiums widmete er sich philosophischen Studien in Münster und Bonn. Im Schuldienst war er dann in Köln, Mühlheim (Rheins »nd Eupen tätig. 1906 wurde er Kreisschulinspektor in Wipperfürth, seit 1911 in Ahrweiler (Bezirk Koblenz), 1920 wurde er zum Ober- regierungsrat bei der Provinzialregierung Koblenz er nannt, später erhielt er den Titel eines Regierungs direktors. Dem Preußischen Abgeordnetenhause gehörte Dr. Heß vom Juni 1908 bis znm November 1918 an, 1919 war er Mitglied der Preußischen Landesversammlung und seit 1921 des Preußischen Landtags. Aus der Feder von Dr. Heß ist n. a. erschienen: 1912 „Der Kampf um die Schule in Preußen", 1913 „Die Schulfragc" (zusammen mit O. Kleys, 1913 „Die Schul- gesehgcbung in Deutschland", 1914 „Deutsche Lebensfra gen", 1903—1906 redigierte Herr Dr. Heß die Zeitschrift Anitas, das Organ des Verbandes der wissenschaftlichen katholischen Studentenvereinc Anitas, dem er seit seiner Ctudentenzeit angehörte. daß auch die Nechtskreiio die dos Heil und die Zukunft Deutsch lnnds über die Partei stellen, von Anbeginn an mit allem Rach druck siir die Wiederwahl Hindenburgs cingetreten sind, weil sie in ihm den wertvollsten Atlivposlen der denljchen Außen- polilit. den unenlweatesten Träoer einer zwar besonnenen, aber um io wirksameren Politik zur Abschiillelung der unerträglichen Lasten von Versailles, den Einiger Deutickiiands über selbstsüchtige und zersplit ternde Parteipolitit hinweg, mit einem Wort den größten, treuesten und zielbewusjten Deal scheu, den Vater des Vaterlandes sehen. Gelegenheit zur Einzeichnung für den 'Wahlvorschlag Hin denburg besieht nach wie vor in der Geschäftsstelle der SB., Dresden, Polierjtraße 17. Baldige Ausschreibung der Beichspräsidentenwahl Berlin, I. Februar. Del Neichsminisler des Innern hat sich telegraphisch an die Landesregierungen gewandt und diesen mitgeteilt, das; mit Ausschreibung der Reicl spräsidcntenwahl in nächster Zeit be nimmt zu rechnen sei. Wahlvorschläge bediirsen der Bescheini gung der Gemeindebehörde, daß die Unterzeichner nimmberech- ligt sind. Diese Bescheinigungen auf den Unterschristsliüen können schon jetzt ausgestellt werden. Der Neichsinnenminiüer hat die Landesregierungen gebeten, die Gemeinden anzuweiien, Ersuchen um Ausstellung derartiger Bescheinigungen mit tun lichster Beschleunigung zu entspreche». Das pienßischc Zentrum wird tief den Verlust die ses Mannes bedauern, der ihm jahrelang Führer ge wesen ist. Es ist ein merkwürdiges Zujaninienlressen, daß der Tod an Dr. Heß so kurz vor den preuizischen Land tagswahlen berangctreten ist, von denen allgemein eine wesentliche Aenderung der politischen Lage in Preußen erwartet wird. Der Ausklang des Lebens dieses verdien ten Zentrumsmannes fällt mit dem Abschnitt einer poli tischen Epoche in Preußen zusammen. Wir haben das Vertrauen, daß das Zentrum in Prenßen auch für die neuen ihm erwachsenden Aufgaben genauso tüchtige und energische Führer finden wird, wie Dr. Heß einer ge wesen ist. Y- Oie Gewerkschaften für weitere Preissenkung Dresden, 1. Februar. Die Vertreter sämtlicher Gewerli- schasten der Arbeiter, Angestellten und Beamten sprachen am Mittwoch bei dem Preislrommissar für Lachsen, Ministerialrat Dr. Scki-.'lcher, vor. Sic wiesen ans Grund der amtlichen Preis erhebungen und eigener Feststellungen darauf hin. das; der Preisabbau bei weitem nicht in dem Umfange erfolgt sei, ivie er zum Ausgleich der Lohn- und Gehaltssenluingen und zur Eriveiterung des inneren Marktes notwendig ist. Die Herab setzung der Preise werde ost auch durch Peränderunzen der Qualität oder Quantität der Ware ausgeglichen und das Pu blikum auf diese Weise getäuscht. Die Gewerkschaftsvertreter forderten besonders scharfe Maßnahmen gegen derartige Täu schungsmanöver. Einer scharfen Kritik wurden auck die Werk tarife der ösfentlickien Unternehmungen unterzogen. Gerade die Unternehmungen des Staates und der Kommunen müßten die Preisabbauparole als zwingende Verpflichtung ausfassen und der Privatwirtschaft nut gutem Beispiel vorangehe». Der Preiskommissar versicherte, das; er durchaus gewillt sei, Verstöße gegen Gesetz und Geschäftsmoral energisch zu ver folgen und von seinen Befugnissen in vollem Umfange Ge brauch zu machen. Er betrachte es als seine Ausgabe, dafür zu sorgen, daß die Senkung der Gestehungskosten, insbesondere der Löhne und Gehälter. Zinsen. Frachten und Mieten den Verbrauchern restlos zugute kommt. Mit den Gewerkschaften gehe er darin überein, daß die Behörden mit den organisierten Verbrancherkreisen Zusammenarbeiten miißlen. Er würde es auch begrüßen, wenn ihm oder den von ihm mit der Preisüber wachung beauftragten Amtshauptmannschasien und Gemeinde verwaltungen Beschwerden derart, wie sie vorgetragen wur den, in größerem Umsange zugeleilet würden, damit er eine Handhabe zum Eingreifen bekäme. Die Vertreter der Geiverkschaflen uuterbreilelen darauf dem Preiskommissar die von ihnen bereits in Angriff genom menen Maßnahmen zur Preisüberwachung und Mobilisierung der Verbraucher. Sie betonten nochmals, daß sie eine schnelle und wirksame Durchführung der Preisabbau aktion zur Wiederherstellung der Kaufkraft der Löhne und Gehälter und zur Wiederbelebung der Wirtschaft siir uneriäß lich halten. Nevaktion der Sardtt^en Volt-ieltrrna DreSden-AlMad: l volierstraftc N. Zernri, WM und »1012. Englands Wendung zum Schutzzoll (Von unserem Vertreter.) I.. dl. London, 31. Januar. Der 4. Februar 1932 wird in die englische Geschichte ein« gehen. Das Parlament beendigt seine Weihnachtsserien am 2. Februar, und zwei Tage später zieht es einen dicken Schluß strich unter die liberale Epoche der englischen Geschichte. Eng land geht zum Schutzzoll über. Ein zehnprozcntigcr Zoll wird aus die Einfuhr erhoben, ausgenommen bleiben Fleisch. Weizen, Wolle, Baumwolle, Eisenerz, Tee uno alle die Waren, die schon einer Abgabe unterliegen. Die englische Einfuhr betrug 1931 rund 899 Millionen Pfund: davon waren nach der neuen Zoll vorlage rund 189 Millionen Pfund abgabepflichtig. Ein zehn prozentiger Wertzoll wurde also dem Schatzamt eine Einnahme von rund 18 Millionen Pfund Sterling gebracht haben. 'Run ist sicher, daß die Zollgesetzgebung die Einfuhr etwas drosseln wird: aber in Zukunft wird im englischen Budget der Posten Zolleinnahmc eine erhebliche Rolle spielen und di« Ein nahme aus Zöllen wird immer unabkömmlicher werden. Der zehuprozentig« Zollsatz ist nur ein Anfang. Den» sobald der zchnprozcntige Zoll in Kraft ist, wird eine Kommission ihre Ar« -eilen ausnehmen, um weitere Zollmaßnahmen vorzuschlagen und vorzubcreilen Das Zollgesctz vom 4. Februar ist also nur ein Anfang. Die Vorlage wird mit größter Beschleunigung im Unterhaus« behandelt werden, und der Schatzkanzler Reville Chamberlain kann mit berechtigtem Stolze daraus Hinweisen, daß er, der Sohn, durchführen darf, was beinahe 39 Jahre zuvor seinem Vater Josef Chamberlain als Schatztanzler versagt blieb. Prinzipielle Opposition gegen die Zollvorlage nehmen nur di« einige Dutzend Labour-Abgeordnete ein und Llond George, der mit seinem Sohne, seiner Tochter und seinem Schwiegersohn« eine eigene liberale Gruppe bildet und zum erstenmal seit seiner schweren Erkrankung und Operation wieder im Untcrhause er scheinen wird. Ist er ein Kennzeichen der Situation, daß kam« ein Sechstel des Unterhauses di« Zollvorlage prinzipiell ablchnen wird? Die beiden liberalen Gruppen, die unter Sir Herbert Samuel und Sir John Simon an der Regierung beteiligt sind, w-'rden sich vielleicht erst bei den folgenden Zollgcsetzcn auf ihr« Tradition besinnen und gegen die lonservalirx Mehrheit und gegen die öffentliche Meinung den Kampf aufzunchinen wagen. Vielleicht! denn die liberalen Anhänger sind zu gewitzigt daß sie nicht wüßten, wie hoffnungslos schwach ihre Deduktionen und Argumentationen gegenüber Lord Beaverbrooks und Sir Pag« Crofts Empir«-Feldzug sind. Fast die gesamte deutsche Ausfuhr nach England wird b^ troffen. Zu den Nachteilen und Verlusten, di« Englands Auf gabe des Goldstandards Uber die deutsch« Wirtschaft gebracht hat, tritt jetzt als weitere Erschwerung und Belastung der deutschen Aussuhr das Zollgesetz hinzu. England selbst wird im Augen blicke nur Nutzen aus seiner neuen Handelspolitik ziehen. Jede Desizitgcsahr wird beseitigt, ja vielleicht konzmt bald ein« Sen kung der Einkommensteuer, die Einfuhr wird gedrosselt, fremd« Firmen ziehen nach England und beschäftigen cinheimisck)« Ar beitskräfte. England hat vorläufig alle Vorteile der Ausgabe des Goldslandarls und der Zollpolitik auf seiner Seite. Die Weltkrise macht den Importeur geneigter, den Zoll ganz oder teilweise zu tragen, so daß in mancherlei Waren «ine Preis steigerung unwahrscheinlich ist. Außerdem sind die Weltmarkt preise in einem solchen Ausmaß« gefallen, daß selbst eine allge meine zehnprozentige Steigerung erst an das Preisniveau vor Jahrssrist heransührt. England verkauft seine Produkte gegen wärtig um ein Drittel billiger als vor dem 21. September 1931, als das Goldpsund noch in Kurs war. Da das englisch« Pfund die kanadische, ügnptisckre, indische, skandinavische Währung mit sich zog. die australische und di« meisten jüdamerikanischen schon vorher den Goldstandard auf gegeben hatten, sind die meisten und wichtigsten Einfuhrländer Englands paritätsgleich mit ihm. Ganz von selbst bildete sich die in der Wirtscl-asts- und Währungsgeschilbtc einzig dastehende Situation heraus, daß ein hochkapitalistisches Industrieland ohne Lohn- und Gehaltskürzung, ohne Preissteigerung und ohne Minderung des Lebensstandards sein Preisniveau gegenüber seinen stärksten Konkurrenten fAmerika, Deutschland, Frankreich usw.) aus dem Weltmärkte senken konnte. Die Zollgesetzgebung verstärkt nun den durch die Psundenliverlung beträchtlich unter stützten Zug zur Empire Autarkie. Was vorher nur theoretische, Bemühen und ideale Begeisterung war, nimmt jetzt real« Ge stalt an: Die Idee des Empires realisiert sich in einer durch die gleiche Währungsparität zur immer dichter zusammcn- geslochtenen Wirtschaftseinheit. Noch vor wenigen Monaten war das Empire als Wirtschaftseinheit eine ziemlich thcorctisckgr Angelegenheit jür Propagandeurc und Idealisten. Di« Aufgabe des Goldstandards lieferte den Kitt: denn ganz von selbst werden jetzt die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Glie dern des Empires enger: weil es jetzt ständig für England wirtschaftlicher ist, Weizen in Kanada zu lausen und für Kanada Fertigware» in England, statt in ll.S. A. usw., kurz, weil sich der Güteraustausch aller Empireländer mehr auf die einzelnen