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Der SSlUche LrzSyker Tageökck MAWosswerda Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Der Sächsische Erzähler ist das zm Veröffentlichung der amtlichen Bekannt« yltchvngen der Amtshauptmannschaft, des Hauptzollamts und des Be« «ktsfchulantts zu Bautzen sowie de« Finanzamts und des Stadtrats zu Bischofswerda und der Gemeindebehörden behördlicherseits bestimmte Blatt Aleukirch und Almgegend Unabhängige Zeitung für alle Ständern Stadt und Land. Dicht verbreitet in allen Volksschichten. Beilagen: Illustriertes Sonntagsblatt -- Heimatkundliche Beilage -- Frau und Heim / Landwirtschaftliche Beilage. — Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H. in Bischofswerda. — Postscheckkonto Amt Dresden Nr. 1521. 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April 1931 Tagesschau. * Am englischen Unterhaus« hielt Simon am Donnerstag seine mit Spannung erwartete Lede. Er sprach dl« Hoffnung aus eins freimütig« Aussprache mit Adolf Hitler au». Die oppositionellen Redner legten sich große Zurückhaltung auf. * WIe Reuter berichtet, habe Simon nach seiner Unterhaus- rede »on der Möglichkeit einer Einladung an Deutschland zur Teil nahme «m der Souserenz la Italien gesprochen. * Die fraa,«fische Presse beschäftig, flch amfilhrllch mit dec Limonrede im Unterhaus. „Echo d« Pari»" spricht von einer neuen lleberraschaag und übt an der englischen Politik schärfe EL * tfirleßslegelbewahrer Eden wird am Freitagabend nach Pari» Nbrelsen und am Sonntag früh «ach Amsterdam fliegen, wo er von dem englischen Sonderflugzeug, da» Simon nach Vertin bringen soll, an Bord genommen wird. * wie „Daily Telegraph" au- Addi» Abeba meldet, hak der -Hiser von Abessinien allen Proviuzgouoerneurea befohlen, auf ihre Posten zurückzukehreu, um für sedea Notfall bereit zu sein, der sich Ml» dem Grenzfireil mit Jkallen ergeben köaube. * An der Nähe von Brest stürzte eia französische» Militärwas- serflugzeug brennend ab. Die sech»köpsige Vesahung fand den Tod. ^Ausführliche» an anderer Stell«. Einer Erörterung dieser Art kann keine öffentliche General probe vorausgehen. Es ist allgemein bekannt, daß dlese Besuche, die Eden und ich selbst in Berlin, Moskau und Warschau abzustatten im Begriffe sind, eine Informa tionsreise darstellen. Ich gebe dem Vorredner recht, wenn er den Lharakter der Besuche dahin umschreibt, daß wir die Ansicht der anderen kennenlernen wollen und nicht so sehr von uns aus eine ins einzelne gehende Entscheidung her- beiführen sollten, die dann anderen zur Annahme unterbrei tet wird. Natürlich wird die Zeit kommen, wo das Ergeb- nls dieser Besuche später geprüft wird. Ach werde dar Haus dann nicht bitten, sich wie heute Zurückhaltung aufzu erlegen. Der Außenminister gab hierauf zunächst eine weitere Uebersicht über die seit der Veröffentlichung des englisch französischen Kommuniques vom 3. Februar geführten zwi schenstaatlichen Verhandlungen und beschäftigte sich dann mit der Einladung Deutschlands zu einem Besuch des engli schen Außenministers in Berlin. „Wir hatten", so erklärte er, „von Deutschland die Antwort erhalten, daß di« deutsche Regierung den fairen und freundschaftlichen Ton dts Kom muniques anerkenne und uns um unfern Besuch bitte. Das war für uns ein entscheidender Grund, die Ein ladung anzunehmen. Es kommt eine weitere Ueberlegung hinzu. Bevor ein so bedeutsamer Besuch unternommen wird, muß Klarheit über den Umfang und den Zweck des Besuches geschaffen werden. Allgemeinhei ten würden sachlich zu nichts geführt haben. Daher wandten wir uns nach dem Gedankenaustausch mit verschiedenen Hauptstädten erneut an die Deutschen, um die notwendige Klarheit zu schaffen und festzustellen, ob die Berliner Zu« sammenkunft nicht etwa auf irgendeine im Londoner Kom munique enthaltene Sonderfrage beschränkt werden sollte, sondern auf der für den Gedankenaustausch vorgesehenen vierfachen Grundlage vor sich gehen würde. Das heißt, daß über die Frag« der Sicherhe 1 t, der RüMn « gen, der Rückkehr Deutschlands in den Völkerbund und über die Frage des geplanten Luftpakte- gespro chen werde. Erst als wir von deutscher Sette die Versiche rung erhalten hatten, daß die Besprechungen in diesem Rah men geführt werden, setzten wir uns mit den anderen Re gierungen in Verbindung. Damit waren nicht nur die vier Verhandlungsgegenstände gekennzeichnet, sondern es war auch die Grundlage der vorgeschlagenen Zusammen kunft, daß diese Punkte mit dem Ziel erörtert werden soll ten, schließlich auf dem Wege des Uebereinkommens ein« Lö sung zu finden. Ich übertreibe keineswegs, wenn ich sage, daß die deut sche Mitteilung vom vergangenen Sonnabend für ganz Eng- land wie «in schwerer Schock gekommen ist. Sie hat unvermeidlich die P r o te ste -er britischen Regierung, der außer Kraft gesetzt hat. Es ist etwas Mißliches, daß es die parlamentarische Demokratie zuläßt, daß in einem Lande Regierungen aufeinander folgen können, die nicht verpflich tet sind, sich streng an ihre Versprechungen und Zusagen zu halten. Während die Regierung, die im Dezember 1632 m Frankreich am Ruder war, di« Gleichberechtigung Deutsch lands anerkannte, lehnte die Regierung, die im April 1931 amtierte, diese Gleichberechtigung ausdrücklich ab. Wie sollte Deutschland unter diesen Umständen bei diesem Wankelmut der Politik Frankreich geduldig und entwaffnet weiter auf die Einlösung einer Zusage warten, die rechtlich gesehen, gar keine Zusage war, sondern eine strenge Verpflichtung. Diese Verpflichtung kann hinterher nicht abaedreht. werden, «rst recht nicht dadurch, daß die Gleichberechtigung Deutschland» nur in einem System der allgemeinen Sicherheit zur Gel tung kommen sollte. Gerade dies allgemeine System der Sicherheit, das die allgemeine Abrüstung zur Voraussetzung hat, hat Frankreich immer wieder verhindert, wobei es von seinen Vasallen im Kleinen Verband« eifrig unterstützt wurde. Es ist erst recht kein guter Einfall, daß Frankreich auch noch gegen Deutschland einwendet, Deutschland hatte warten sol len, weil Aussicht bestünde, die Verhandlungen über die Ab rüstung wieder aüfzunehmen! Nach allen bisher gemachten Erfahrungen läßt sich nur sagen, daß diese Aussicht sehr we nig bedeutet, denn es besteht keine Gewähr, daß da», mus eine Regierung Flandin-Laval zusaat, auch von einer ande ren Regierung gehalten und eingelöst wird. Wenn der Ent schluß des Führers und Reichskanzlers, Deutschland Vie Wehrhoheit zurückzugeben, unbedingt notwendig war, so war es vor allem deshalb, um Europa's Befriedung zu sichern. Gut« und schlechte Ginfälle. Hör französische Außenminister Laval hat die. Be schwerve sagen Deutschland boüv Dölkerbundsrvt mit -em Hinweis auf Artikel 11 Abs. 2 der Völkerkmnvssatzung be gründet. Das ist bestimmt kein guter Einfall, weil die Be schwerde an dem Artikel 8 der Lölkerbunossatzung vorbei- geht, «in Artikel, der klar und deutlich anordnet, daß die Mitgliedsstaaten des Völkerbundes verpflichtet sind, abzu rüsten. Wenn der Ministerpräsident Flandin vor dem Se nat behauptet hat, Frankreich hab« abgerüstet, um als Bs^ wefs dafür «inen Vergleich der Knegsrüftting Frankreichs unmittelbar vor dem Kriege mit der Kriegsrüstung von heut« , onzubieten, so ist das ebenfalls kein guter Einfall. Frankreich besaß vor dem Kriege kem hochseetüchtiges Unter seeboot, während es heute über 80 Boote verfügt. Frank reich besaß vor dem Kriege keinen einzigen Tank, während es heute soviel Kampfwagen besitzt, daß es das französische Kriegsministerium vorzieht, die Zahlen nicht bekannt zu ge ben. Auch die Zahl der schweren und schwersten Geschütze sowie überhaupt der völlig motorisierten Batterien ist heute unzweifelhaft erheblich größer als in der Vorkriegszeit. Das gilt auch von der Luftwaffe, das gilt auch von der Kriegs flotte, die heute Einheiten von einer Größe und einer Be stückung besitzt, wie sie schon aus technischen Gründen vor dem Kriege noch mcht gebaut werden konnten. Das ist die „Abrüstung Frankreichs", das gegenüber Deutschland durch die erftmilitarisierte Zone sowie durch den gewaltigen Be tongürtel geschützt ist, während der Einbruch nach Deutsck>- kand von Frankreich aus überall möglich ist. Nicht einmal die wichtigsten Brückenköpfe am Rhein darf Deutschland durch Befestigungen schützen. E« ist schon gar kein guter Einfall, es ist sogar ein schlechter Einfall, wenn Ministerpräsident Flandin vor dem Senat den Satz prägte: Wo bleibt die Macht des Völker rechts, wenn es dem einzelnen Staat überlassen bleiben kann, seine Macht auszunützen? Wenn es einen Staat gibt, der dies in der jüngsten Vergangenheit g«tan hat, so ist es Frankreich, denn der Ruhreinbruch ist von dem Schild Frankreichs nicht abzuwaschen. Daß es die Reparations kommission, dieses scheußliche Gebilde war, das den Ruhr einbruch billigte, entlastet Frankreich nicht, denn an der Spitze der Reparationskommlssion stand — Louis Barthou. Sogar der englische Ministerpräsident Bonar Law war im Symmer 1923 offen und ehrlich genug, um vor dem Unter- Hause auszusprechen, daß es einfach untragbar sei» daß «in Staat das Recht haben könne oder dürfe, mitten im Frieden «inen anderen Staat zu überfallen. Die öffentliche Meinung in England gab damals Poincarü auch zu verstehen, daß, wenn Deutschland nicht entwaffnet war, schon der Versuch des Ruhreinbruchs zu einem neuen Krieg hätte führen müs- sen. Ministerpräsident Flandin hat auch schon in seiner Rede vor der Kammer am 15. März bewiesen, daß er nicht ge- schichtekundig ist. Das braucht kein Vorwurf zu sein, denn Flandin ist kein Geschichtsschreiber, aber durch feine Tätig- kett als Politiker und Staatsmann immerhin dazu verpflich tet, flch um den tatsächlichen Gang der Ereignisse etwas zu kümmern. Wie es kein guter Einfall war, davon zu reden, Deutschland hätte innerhalb von hundert Jahren Frankreich viermal Überfallen, so ist es auch bestimmt kein guter Ein fall, die Kriegsschuldlüge gewaltsam zugunsten Frankreichs umzubiegen. Nicht auf die unmittelbaren Ereignisse vor dem Kriegsausbruch kommt es an, sondern auf die auswär tige Politik Frankreichs, die schon unter Gambetta sich das Ziel gesetzt hattg, Verbündete zu werben, sowie Deutschland politisch «inzukreisen, um dann die Rache für Sedan und Versailles 1871 zu nehmen. Gambetta hatte den Satz ge prägt: „NW davon reden, aber immer daran denken". Als Clömenceau, der in gewisser Hinsicht ein Schüler Gambettas war, bei den „Friedensoerhandlungen" in Versailles der deutschen Abordnung das scheußliche Machwerk überreichte, geschah das mit Worten, die deutlich erkennen liehen, Frank reich wolle die Rache für Sedan bis zur Neige auskosten. Und das ist aucü geschehen. Daß die Mitunterzeichner des Versailler Vertrages, so- weitste auf der Bank der Sieger saßen, trotz des Teiles V des Vertrages, trotz des Artikels 8 der Völkerbundssatzung nicht abgerüstet haben, ist eine Tatsache. Zu diesen Staaten gehören auch Frankreich und Italien, so daß es auch wieder kein guter Einfall ist, wenn sie in ihren Noten die Reichs regierung darauf aufmerksam machen, es sei mit dem Ver sailler Vertrag »sicht zu vereinbaren, wenn Deutschland seine Wehrhoheit zurücknehme Wenn die französische Note aus- sinandersetzt, so wie es Flandin vor dem Senat getan hat, daß die Gleichberechtigung Deutschlands nur das Ergebnis gemeinsamer Verhandlungen hätte sein können, so genügt es wohl, darauf hinzuweisen, daß, diese gemeinsamen Ver handlungen schon seit Jahren im Gange sind, ohne daß auch nur die geringste Aussicht besteht, sie könnten wirklich zum ZtAe führen. Wenn Frankreich auf die berühmte Dezember- Erklärung von 1932 zurückgveist, so ist das auch kein guter Einfall, denn es war Frankreich selbst, das diese Dezember- erHrung durch Pie berüchtigte Note vom 17. April 1931 Deutschlands Wehrpflicht im englischen Unterhaus Nie Uede Simons. Gr hofft auf freimütige Aussprache mit Killer. London, 22. März. Vor gutbesetzten Bänken begann am Donnerstagnachmittag im englischen Unterhaus die- von der Opposition verlangte Aussprache über dis bevorstehenden F e st l a n d s r e i s e n Simons und Edens. Als Erster sprach der Führer der oppositionellen Arbeiter partei L a nsbury. Er betonte, es sei Englands zwingen de Pflicht, eilten entscheidenden Schritt zur Ret tung der Zivilisation zu tun. Die Arbeiterpartei sei der Auffassung, daß der Auftrag, den der Außenminister für seine Berliner Reise erhalte, völlig neu gestaltet werden müsse, England als größte imverialistische Macht der Welt müsse in der Abrüstungsfrage die Führung über nehmen und sich bereit erklären, den Luftkrieg auf dem Altar der Abrüstungskonferenz zu opfern. Nach dieser kühnen Forderung verlangte der greise Oppositionsführer die Inter nationalisierung aller Verkehrsluftlinien der Welt mit der Begründung, daß damit die Gefahr eines Luftkrieges ge bannt werde. Das Unterhaus/hörte diesem Teil der Ausführungen Lansburys mit gespannter Aufmerksamkeit zu. Die Arbei- terpartei, so fuhr Lansbury hierauf fort, sei der Ansicht, daß Außenminister Simon bei seinen Verhandlungen in Berlin sich nicht mit der deutschen Aufrüstung einverstanden erklä ren, sondern nur zum Ausdruck bringen solle, daß die eng lische Pakt- und Friedenspolitik sich nicht auf die Aufrüstung, sondern auf die Abrüstung gründe. Lansbury warf hieraus allen Regierungen die Nicht wiedereinberufung der Weltwirtschaftskonferenz als einen schweren Fehler vor. „Es ist", so schloß Lansbury, „so glau be ich, der Bankerott des staatsmännischen Denkens, der überall im Wege steht. Wir klammern uns an den alten Gedanken, daß in irgendeiner Weise das Unglück des anderen uns zum Vorteil gereichen könnte." Für die liberal« Opposition sprach Sir Herbert Samuel. Er erkannte an, daß die Nichtabrüstung der alliierten Mach- te schuld sei an der gegenwärtigen Lag«. Simon, so schloß Samuel, gehe als der Abgesandte der englischen Nation nach Berlin: er könne sich rückhaltlos auf die geschlossene natio nale Meinung des Landes stützen. Alsdann begann Außenminister Simon unter größ ter Aufmerksamkeit des Hauses seine mitSpannung er wartete Rede. Simon dankte zunächst den beiden Rednern der Opposition für ihre eindrucksvollen Aeußerungen. Dis Regierung schulde sowohl Lansbury als auch Samuel den Dank dafür, daß sie sich gewisser Aeußerungen enthalten hät- ten, die eine zugegebenermaßen sehr schwierig Aufgabe noch verwickelter gestaltet hätten. Die Selegenheit lege auch ihm die größte Zurückhaltung auf. Wir hoffen, so erklärte der Außenminister, in wenigen lagen eine freimütige Aussprache mit dem Kanzler de» Deutschen Reich« zu haben, denn der Berliner Besuch »erlangt völlige Freimütigkeit (Beifalls.