Suche löschen...
Dresdner Journal : 11.05.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188705111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870511
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870511
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-05
- Tag 1887-05-11
-
Monat
1887-05
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 11.05.1887
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
>stob«r Has« N. natter. I. O-kar r und ü Frl. eld mit k Hr- iller in Viktor l Anna ctriebS- :rg mü linande Knäbig inderei- Leipzig l Grau, u Wil. Magister »pretur- Hrn. reiz ein Walther Richter, Frau mrnier- . Frau i, geb. rn n in r, Pill. etgand osk am Prager. ) t n e r) Haupt- it, «l. König!. M107 Mittwoch, den 11. Mai, abends. 1887. v«»uxipr»l»t I» s»»«» Laataabau NsioL«: »tark ^Lbrlicb: 4 LO Liurelae Kammern: 10 ?L Laa—rkald ä»a 6«at»cb«o üeiell« tritt koat- anä biaru. Tn^tln<ttsnnx»x«dvkren: kür ü«o kaum einer xeepaltenso 2«ile Irleiosr Settrikt SV?k. Unter „Lio^eeanät ' 6is 2eile bv?k. Lei ludellea- anä 2iF«rn»atr entepr. Xukeoirla^. Lraebeloea r lA^UoN mit ^ummtlme äsr 8onn- unä ksierta^s »den6,. ksrnsprsov-Xosotilu»«: Ur. 12SS. ' -— Zres-MrIMrMl. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Vtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. Xnnabm« ro» Antrtlnätrnng«» »uenkirt«, F>. Lranitriett«', OommiaaionLr äv, Oreetinar Journal»; NemdarF - LerUa - Vle» - I.»Ip«tU Laiel-Lre^nu-rranllarl »- U : ÄaarenÄ«» <K ko-ter,' lerttn-Vtea Namdarx- riA,-L,Ip^, -rr»nUar1 ». U. -UüllcU.N: L»<i. Atv««,' kart» -laoäoa-L«rU»-knuUltarr » U »tuttUart: DauL« et Oo.,' v-rUn: Invak,«ien«ianL, SSrUt«: (r. LtiÄter» ^ac?>/okAer , Lannorer: O. U»U» ». l ! F. Larot «t Öo. Itvravuxederr Nünizl. Lrpeüition äs« Vresäner äournnl», vr«Ä«n, LvingerNtr. blo SV. t srnixreeN-^nioirlum: Kr. 12SÜ., Lothringer mag wohl die Wahrheit gesagt haben. Be gründungen deutscher Niederlassungen in Lothringen und längs der Grenze des ganzen Reichslands bis nach Belfort hinauf scheinen uns eines der wichtigsten Mittel zur Zurückdrängung der Französlinge zu sein. Dretdev, 11. Mai. Der Großgrundbesitz in Lothringen. To hoch wir die kolonialen Unternehmungen deS Reichs schätzen, von welchen wir namentlich m Ost afrika unL ausgezeichnete Ergebnisse versprechen, so darf darüber doch die innere Hebung und Germani- fierung deS Großgrundbesitzes nicht aus dem Auge gelassen werden. Sie ist nicht nur notwendig zum Schutz unser Ostmarken, sie hat auch ihre Bedeutung für die Westmarken des Reichs. Letzteres gilt nament lich von Lothringen. H. Gerdolle, Kaiser!. Oberförster a. D, ein deutsch gesinnter Lothringer, gab im „Deut schen Tagebl." vor kurzem ein Bild der heutigen Lage deS großen Grundbesitzes in Lothringen, dem wir fol gende» entnehmen: „Gegenwärtig stehen wir der trau rigen Thatsache gegenüber, daß bei einem starken Pro zentsatz an Großgrundbesitz ein eigentlicher Großgrund besitzerstand fast gänzlich fehlt. Das Übel liegt wohl zum großen Teile an den Lebensanschauungen der höheren Stände in Frankreich, hat aber außerdem durch die politischen Ereignisse, infolge deren eine nicht unbeträchtliche Anzahl lothringer Großgrundbesitzer Ausländer geworden und von ihren Gütern vollends entfremdet wurden, eine bedeutende Verschärfung er ¬ fahren. Diese moralische und zum Teil auch that« sächliche Fernhaltung ist ein Krebsschaden, welcher das schöne Lothringen mit der Zeit unbedingt zu Grunde richten muß. Er hemmt jeden wirtschaftlichen Fort schritt, gefährdet selbst die Existenz der zahlreichen Kleinbauern, die bei der extensiven Wirtschaft der un genügend bemittelten Pächter nicht ausreichend Be schäftigung finden, und befördert schließlich die Ver breitung von Umsturzideen unter der bisher noch durchweg konservativen Landbevölkerung." »Hiergegen giebt eS nur ein einziges Heilmittel, das ist der Zuzug neuer Kräfte, und zwar von solchen, die den sozialen und wirtschaftlichen Aufgaben eine» Großgrundbesitzers vollkommen gewachsen sind, d. h. von altdeutschen gebildeten womöglich adeligen Land wirten. Ein solcher Zuzug hätte noch außerdem den doppelten Vorteil, einerseits durch das gute Beispiel, die noch nicht ganz verdorbenen Elemente unserer Aristokratie ihrem Berufe zurückzuführen und somit dem Lande zu erhalten, sowie andererseits dem Deutsch tum ein ganz enormes Übergewicht zu verschaffen. Schließlich würde ein solcher Zugang selbst in den hiesigen Großgrundbesitzerkreisen, wie ich mich persön lich überzeugen konnte, gerne gesehen werden, denn die meisten möchten, namentlich infolge der gegenwär tigen Notlage, am liebsten zu jedem Preise verkaufen, wenn sie nur einen soliden Käufer fänden." „Aus diesem Grunde hatte ich in einer längeren Abhandlung über Elsaß - Lothringen, welche anfangs 1885 in der „Allgemeinen konservativen Monatsschrift" erschien, die Frage aufgeworfen, warum die deutschen Fürsten und Standesherren ihre Ersparnisse nicht in lothringischen Gütern anlegen sollten, anstatt sich in Ungarn, Galizien u. s. w. anzukaufen, ^daß die „Nord deutsche Allgemeine" vorher dieselbe Aufforderung er lassen, war mir unbekannt) und, da dies nichts fruch tete, einen besonder» Aufsatz über dieses Thema, dies mal an die deutschen Landwirte im allgemeinen gerichtet, in der „Deutschen landwirtschaftlichen Presse" im vorigen Jahre veröffentlicht." „Letzterer hatte allerdings die Wirkung, mich mit Anfragen förmlich zu überschütten, das war aber auch alles. Von den zahllosen Fragestellern kamen nur zwei Herren hierher, um indessen sehr bald, unverrich teter Sache, wieder abzureisen. WaS dieselben ab schreckte, waren weder die Arbeiterverhältnisse*), noch der Boden, den sie durchweg al» Weizenboden 1. Klaffe ansprachen, noch schließlich die geforderten Preise, son dern lediglich der Zustand der Wirtschaftsgebäude. Daß dieser Gegenstand ein wunder Punkt der heimat lichen Güter war, wußte ich recht wohl, und hatte auch, in der kurzen Berechnung, die ich im oben er wähnten Aufsatze bezüglich des Gutes Montoy aufge stellt, einen Betrag für Instandsetzung der Gebäude vorgesehen. Nach einstimmigem Urteil beider Herren (wobei zu bemerken, daß einer derselben für eine land wirtschaftliche Autorität in Bayerisch-Franken gilt, dazu ein Mann, der sich durch Fleiß und Sparsamkeit vom landwirtschaftlichen Beamten zum Gutsbesitzer emporgearbeitet hat und daher sicher nicht zu unnöti gen Ausgaben geneigt ist), waren aber die Gebäude auf sämtlichen Gütern, die wir besuchten, für eine ordentliche Wirtschaft absolut nicht zu gebrauchen, da- Nichtamtlicher Leit. Telegraphische WachricHLen. Berlin, 11. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Auf der Tagesordnung der morgigen Bundes- ratSfitzung steht der Gesetzentwurf, betreffend dir Besteuerung deS ZuckerS. Stuttgart, 11. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Ständeversammlung gingen Vorlagen zu, be treffend die Regelung der Betheiligung des Reichs und Württembergs an dem zweigleisigen Ausbau der Eisenbahn Crailsheim-Eppingen im Interesse der LavdeSvertheidigung, ferner ein Gesetzentwurf, betreffs Herstellung der Eisenbahn Tuttlingen- Sigmaringen, und drittens ein Gesetzentwurf, be treffend die Vervollständigung de- Eisenbahnnetzes im Interesse der Bertheidigung. Gefordert werden 12 Millionen Mark. Karlsruhe, 1v. Mai. (W.T.B.) Die Großher zogin reist am Donnerstag nach Berlin, um während der Abwesenheit der Kaiserin, welche am Sonn abend nach Baden-Baden abreist, dort z« bleiben. — Dir Kronprinzessin von Schweden ist von Amster dam znr Kur nach FranzenSbad abgereist. Der Großherzog und die Großherzogin find heute mit ihr in Frankfurt a. M. zusammengetroffeu. Tagesgeschichte. Dresden, 11 Mai. Ihre Majestäten der König und die Königin empfingen heute nachmittag in der König!. Villa zu Strehlen den zur Zeit hier weilen den Prinzen Karl von Schweden und Nor wegen, Herzog von Westgotland; Se. König!. Hoheit nahm hierauf nebst Seinem Begleiter, dem Kammer herrn und Legationssekretär v. Adelborg, an der König!. Hoftafel teil. Dresden, 11. Mai. Se. König!. Hoheit der kom mandierende General Prinz Georg wohnte gestern vormittag 8 Uhr in Zwickau der Besichtigung des 2. und 3. Bataillons 9. Infanterieregiments Nr. 133 bei. Der Divisionskommandeur Generallieutenant v. Holleben, Excellenz, und der Brigadekommandeur Generalmajor Lommatzsch waren zugegen. Se. Königl. Hoheit begab sich vom Exerzierplätze direkt nach dem Bahnhofe und kehrte mit dem Zuge 9 Uhr 25 Min. nach Dresden zurück. * Berlin, 10. Mai. Se. Majestät der Kaiser hörte heute vormittag die Vorträge des Oberhof« und Hausmarschalls Grasen Perponcher und des Polizei präsidenten Frhrn. v Richt Hofen und begab sich darauf, begleitet vom Flügeladjutanten vom Dienst Major v. Bülow, in vierspänniger offener Hosequi- page nach dem Exerzierplatz östlich der Tempelhofer Chaussee. Dort besichtigte der Kaiser im Beisein Sr. Königl. Hoheit des Pnnzen Wilhelm, sowie einer zahlreichen Generalität und vieler anderer hoher Mili tärs, der Militärbevollmächtigten u. s. w. das Kaiser Franz Gardegrenadierregiment Nr. 2 unter dem Kom mando Sr. Hoheit des Erbprinzen von Sachsen- Meiningen, und demnächst das 3. Garderegiment z. F. unter Kommando des Regiment»kommandeurs Oberst v. Lohberg. Die in manchen Zeitungen verbreiteten Nachrichten über die Sommer reisen Sr. Majestät des Kaisers sind jedenfalls verfrüht. Ein bestimmter Termin steht noch nicht fest. Allerdings wird der Kaiser nach Em» gehen, ob aber dann nach Gastein, ist, der „Post" zu folge, mehr als zweifelhaft, da, wie verlautet, die Ärzte die hohe Lage von Gastein und die dieser entsprechende Luft für den Zustand des Kaiser!. Herrn nicht mehr so zuträglich halten, als dies in den Vorjahren der Fall war. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheiten der Kron prinz und die Kronprinzessin werden mit den Prinzessinnen Töchtern in der nächsten Woche aus Bad Ems hier zurückerwartet. Der geh. Oberregierungsrat Haase vom Mini sterium des Innern hat sich als Mitglied der An siedelungskommission nach Posen begeben, wo letztere, dem Vernehmen der „N. Pr. Ztg." nach, dieser Tage wieder Sitzungen abhalten wird. Der Gesamtvorstand des Reichstages hat, dem Vernehmen nach, beschlossen, die Einladung der städtischen Behörden Dresdens zur Besichtigung der dortigen Gartenbauausstellung anzunehmen. Am Montag haben, wie dem „Deutschen Tgbl." berichtet wird, Vorbesprechungen unter den drei Mehrheitsparteien über die Branntweinsteuer- Vorlage stattgefunden, in denen u. a auch der Abg. v. Bennigsen die Grundlagen des Entwurfs für an nehmbar erklärte und eine Verständigung so weit er zielt wurde, daß das Zustandekommen des Gesetzes schon vor der gestrigen Sitzung gesichert erschien. DaS Blatt giebt diese Nachricht mit Vorbehalt. Amtlicher Teil. Dresden, 11. Mai Ihre Königlich« Hoheit Prinzessin Mathilde ist gestern Abend von Klagen furt zurückgekrhrt und hat sich in die Prinzliche Villa zu Hosterwitz begeben. Dresden, 5. Mai. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Geheime Medicinal-Rat Professor vr. Crede in Leipzig das ihm verliehene Commandeurkreuz II. Klaffe des Her zoglich Anhaltischen Hausordens Albrechts des Bären annehme und anlege Dresden, 10. Mai. Mit Allerhöchster Genehmi gung ist der Privatdocent I-ic ttteol. und vr. pb. Paul Ewald in Leipzig zum außerordentlichen Pro fessor in der theologischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt worden. her abzureißen und völlig vou Neuem wieder zu bauen." »Dieser klägliche Ausfall hatte wenigstens den Er folg, mich von der Unentbehrlichkeit eines vermitteln den Einschreitens deS StaateS zu überzeugen. Es liegt auf der Hand, daß der vermögende Landwirt sich stet- lieber in der Heimat, wo er geordnete Verhält nisse vorfindet, ankaufen wird. Nur solche, deren Mittel für die Heimat nicht ausreichen, werden bereit fein, nach Lothringen zu ziehen, und eben wegen dieser Notwendigkeit, vor allem mit einem gründlichen Um bau der Wirtschaftsgebäude zu beginnen, werden diese Mittel, die sonst, wie ich damals in der landwirt schaftlichen Presse zeigte, vielleicht genügt hätten, eben falls nicht auSreichen. Auf dem Wege des gewöhn lichen Realkredit- lassen sich aber weitere Mittel nicht finden, selbst dann nicht, wenn die Einführung deS Gruudbuchsystems den deutschen Hypothekenbanken ge stattete, ihren Geschäftsbetrieb über Elsaß-Lothringen auSzudehneu, oder wenn im Reichsland eine staatliche Pfandbriefanstalt gegründet werden sollte. Hier kann nur der Staat, und zwar unmittelbar helfen, indem er, wie in den ehemals polnischen Provinzen, die Güter bei günstiaer Gelegenheit ankauft, und unter gewissen vorteilhaften Bedingungen an tüchtige Land wirte abtritt. Eine solche Staatseinmischung hätte außerdem noch den Vorteil, daß die geeigneten Per sönlichkeiten auch richtig gewählt werden könnten." „WaS aber die Fürsten und Standesherren be trifft, so scheint mir nach eingehender Prüfung ein solches Einschreiten des Staates erst recht unentbehrlich, denn so lange die Regelung der Besitzfolge nach den betreffenden Hausgesetzen, durch das bestehende fran zösische Recht unmöglich gemacht wird, so lange der Gutsherr, infolge einer ganz unrationellen Gemeinde gesetzgebung in standesamtlicher, polizeilicher rc. Hin sicht, von einem beliebigen, womöglich untergebenen Bauern abhängt, wird sich kein Fürst oder Standes- herr in Lothringen ankaufen. Es bedarf also hierzu verschiedener Änderungen in der Gesetzgebung, wovon ein Teil, die Bildung selbständiger Gutsbezirke nach norddeutschem Muster, in der demnächst zu erwarten den Vorlage, betreffend Neuregelung der Gemeinde- verfasiung, seinen natürlichen Platz finden könnte." „Daß nun die Kolonisationsfrage in Lothringen, von diesem Standpunkte aus, eine geradezu brennende geworden ist, kann für den mit den Verhältnissen Be ttauten kaum einem Zweifel unterliegen. Bis jetzt konnte man sich noch mit dem Gedanftn trösten, daß die lothringischen Großgrundbesitzer, wenn auch durch Erziehung, Lebensweise u. s. w. ihrem Berufe ent fremdet, immerhin infolge langjährigen Besitzes ge wisse Überlieferungen behalten haben und sich schließ lich vielleicht doch zu gesünderen Anschauungen bekehren dürften. Seit den letzten Jahren mehren sich aber die Anzeichen, daß der größte Teil unserer aristokratischen Familien durch die Pachtrückstände, die verschiedenen Krachs auf der Pariser Börse u. s. w. an den Rand eines Abgrundes gebracht worden ist, der über kurz oder lang »u einem notwendigen Verkauf ihrer Güter führen wiro, und die in derselben Zeit gemachten Er fahrungen haben unzweifelhaft gelehrt, daß in solchen Fällen weder besser situierte StandeSgenoffen noch Pächter, sondern lediglich unlautere Elemente, Speku lanten und dergleichen als Käufer auftreten. Solche Fälle, die bedauerlich genug, sind früher glücklicherweise nur vereinzelt vorgekommen." Oberförster Gerdolle weist darauf hin, daß das Reich unmöglich ruhig zusehen könne, wenn die einen beträchtlichen Teil des nationalen Vermögens bildenden 300 lothringischen Großgüter, von welchen die Lebens fähigkeit des ganzen Kleinbauernstandes abhänge, in die Hände von Güterschlächtern gerieten. Er schließt mit einem OuveLut Oonsuls«. Und der gutgesinnte *) Aus dem Gute Antilly, wohin ich den einen Herrn be gleitete, versicherte un- der uns führende Oberknecht, daß die beiden Großgüter der Gemarkung, Antilly mit 200 Hektar und Buys mit 180 Hektar, bei dem von den Pächtern geführten extensiven Betriebe nicht ausreichten, um die 24 Arbeuer- und Kleinbauernsamilien des Dorfes vollauf zu beschäftigen, so daß dieselben gezwungen sind, während eines Teiles des Jahre- Wege von « bis 8 Kilometern zurückzulegen, um Arbeit zu finden Und da klagt man über Arbeitermangel! Nicht die Arbeiter-, sondern die Arbeitsoerhältnifie liegen nn Argen! Die Leute selbst gefielen meinem Begleiter sehr gut, besser als die seiner fränkischen Heimat Feuilleton. Im Urwald. Brasilianisch« Erzählung von B. Riedel-AhrenS. (Fortsepung.) Im selben Augenblicke wurde die Thür leise geöffnet; in der Spalte erschien der dunkle Wollkopf Nanika». Als sie diese Scene der Verwirrung wahr- uahm, blieb sie einige Minuten wie angewurzelt stehen, und versuchte, in den Gesichtern die Ursachen des Vorganges zu lesen. Hierauf zog sie sich furchtsam, geräuschlos, wie sie gekommen, wieder zurück; draußen jedoch ballte sie die Faust mit drohender Gebärde nach der Gegend hin, wo AlvaroS Zimmer lag. Von Serenas Lippen ertönte ein unterdrückter Schmerzensschrei, sie preßte die Hände gegen ihre Brust, indem sie sich mühsam aufrrchtete. Martino» beachtete seine Tochter nicht mehr, er nahm die Flinte und ging hinaus in den Wald. Serena blieb zurück, regungslos, wie erstarrt unter der Wucht deS Daseins. Ja, sie hatte eS gewußt! Eher würden die Bäume des Urwalds in einer Mi nute sterben, ehe der Mineiro einen Buchstaben von dem gegebenen Wort erlasse. Und nun? War denn die Welt um sie her noch dieselbe? O Gott! Welch' rin Abgrund verzweiflungSvollen Schmerzes, welch' ein Meer von Thronen und namenlosen Jammers in ihrem Innern! Lebte sie denn noch, oder waren die» schon die Qualen der Sünder in den Gefilden der Unseligen? Alvaro l O, Alvaro! Der Tag, welcher so stürmisch begonnen auf der stillen Farm im Urwald, gestaltete sich auch in den vorrückenden Stunden zu einem ungewöhnlich ereignis reichen. Bald nach 9 Uhr kamen mehrere Männer aus der Umgegend, um sich von Alvaro Rat zu holen für eigene Leiden, oder diejenigen solcher Fannlien- glieder, welche den weiten und beschwerlichen Ritt nicht unternehmen konnten. Der junge Doktor hörte die langen, äußerst wortreichen Berichte der Leidenden mit liebevoller Nachsicht an, und dann verschrieb er für da» schnell erkannte Übel ein linderndes Mittel. Durch diese fortgesetzten Besuche gehindert, war eS ihm un möglich, ein paar Minuten ungestört mit Serena zu sprechen; sie kam dem Anscheine nach heute aus ihrem Zimmer gar nicht heraus. Was war geschehen, wie war die Unterredung mit dem Vater verlaufen? Al varo verbrachte die langsam dahinschleichenden Stunden in den peinlichsten Zweifeln. Endlick, gegen fünf Uhr, zu welcher Stunde das gemeinschaftliche Mittagessen eingenommen wurde, ver trieben die schwarz und drohend aufsteigenden Ge witterwolken den letzten Besucher aus dem Waldhause. Schon seit mehreren Tagen hatte die blutrote Sonne hinter einem leichten Nebelschleier, in wahrhaft ver sengender Glut ihre Strahlen auf die lechzende Erde gesandt; bang und schwül lagerte e» über der todeS- stillen Natur, wie die atemlose Ruhe vor dem Aus bruch des Orkans. Dann fuhr der erste Windstoß staubwirbelnd durch die Riesenkronen der ehrwürdigen Bäume, es wurde plötzlich dunkel; die schwarzen Wolkenmassen flogen zerrissen, in unheimlichen Ge stalten, wie Gespenster der Nacht, über den gelblich grauen Himmel. Jetzt kam auch Martinos heim, der sich zu Alvaros Befremden den ganzen Tag nicht hatte blicken lassen. Er nahm an dem gedeckten Tische, dem Gaste gegen über Platz, wortkarg, mit finsterer Miene, wie ihn der junge Arzt noch nie gesehen. Der Mineiro hatte, während er im Walde an einer versteckten Stelle stundenlang erwartungsvoll nach seinen Feinden, den Affen, ausspähte, die am Morgen erlebte Szene mit Serena zu wiederholten Malen überdacht. Was war es, fragte er sich, das diesem streng erzogenen, schüchternen Kinde plötz lich den Mut gegeben, in solcher Weise gegen den Vater aufzutteten? Er konnte noch immer nicht das Unerhörte ihrer dreisten Auflehnung gegen seinen Willen fassen. Sollte — bei diesem Gedanken schoß ihm das rasch pulsierende Blut heiß in die Wangen — sollte da- ehrvergessene Mädchen wohl gar ein Auge auf den schönen Fremden geworfen haben, dessen gewinnendes Benehmen und einnehmende Liebens würdigkeit wohl im stände war, die Weiber zu be thören, die nach Martino- Meinung nur aus lauter Schwachheit und Leichtfertigkeit zusammengesetzt waren? Himmel und Hölle, wenn dem so wäre, wenn dieser Mensch vielleicht gar . . . doch nein, nein, ein solcher Schuft konnte der junge Arzt nicht sein, den Blick zu der Braut eine-andern zu erheben! Ganz unmöglich! und dennoch, dennoch, — Martinos preßte die Zähne zusammen, daß sie knirschten — was für schurkische- Gesindel gab eS heutzutage nicht in der Welt! Und das Mißtrauen, welches einmal in seiner Seele Wur zel gefaßt, ließ sich nicht mehr bannen. „Nun Senhor", begann Alvaro so unbefangen wie möglich, während ihm sein Wirt die Suppe reichte und Nanika die Fenster schloß, um den imme- heftiger werdenden Windstößen den Eingang zu wehren, „waren Sie vom Glück begünstigt auf der Jagd?" „Von Glück und Unglück, wie mans nehmeu will," entgegnete Martinos kurz, dessen offner und herrischer Natur es nicht gelang, sich zu verstellen. „Ich habe eins der Tiere getötet, ein Weibchen, noch dazu mit einem Jungen, die letzten der fliehenden Gefährten schleppten die Getroffene schreiend und kreischend mit sich fort Das ganze Treiben dieser Geschöpfe hat etwas so Menschenähnliches, daß man auf sie nicht schießen sollte; doch meine Geduld war zu Ende, mit mir hatten sie es zu arg getrieben. Und Sie, Senhor Doktor, die Zeit ist Ihnen wohl recht lang geworden heute?" setzte er mit einem forschenden Blick auf Alvaro hinzu. Ein roter Blitz zuckte in diesem Augenblick durch das von tiefer Dämmerung erfüllte Zimmer, dann fuhr ein Donnerschlag in lang nachhallendem Grollen über das Haus hinweg. Von ferne her ließ sich ein dumpfes Geräusch vernehmen, wie das Branden der wogenden See; eS waren die Gipfel der Urwaldbäume, welche unter dem Schütteln des erwachten Sturmes ihre ehrwürdigen Kronen neigten. Alvaro spürte an dem veränderten Wesen Martinos, daß irgend etwas zu seinen Ungunsten geschehen sein müsse. Diese Bemerkung ließ ihn seine Geistesgegen wart etwas einbüßen, wenn er auch weniger an sich, als an Serena dachte, die in erster Linie unter den Folgen einer Entdeckung zu leiden hatte. Der Mineiro glaubte natürlich in dem gedrückten Wesen de» jungen Arztes die Bestätigung seine- Verdachte- zu finden« (F-rfte-ung solgl.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite