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Dresdner Nachrichten : 13.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187401130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-01
- Tag 1874-01-13
-
Monat
1874-01
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 13.01.1874
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Sine Baranlie illr da» «Lchslläaiae Srschet, nen der Jnseraie wirk nicht ««geben. «luswärtige Nnnonee»' Aufträge von un» unbc. »annlcil Firmen u. Per» sonc» insertren wir nur gegen Prilnuinerando- Zastiung durch Brief- marken oder Postctn»ad- lung. u Silben kosten I'i, Ngr. Autwi>rt>ge können die Zastlung auch aus eine DrctdnerItrm» anweisen. Die ^ Rr. 13. S-ciinzehiiter Jahrgang. MItredacteur: vr. Unill Für daS Feuilleton: L««LHrtgx Ilartu»»»». Dresden, Dienstag, 13: Januar 1874. Politisches. Kein Zweifel mehr — im nächsten Reichstag wird eine Hand voll Sociaidcmokraten sitzen. Namentlich unser engeres Vater land wird die Ehre genießen, zum Theil die Wahrung seiner Interessen einer Gruppe von Männern dieser Partei anvertraut zu sehen. Aber auch außerhalb Sachsens hat sich die Socialdemokratie mächtig gerührt. Bei uns sind es die Socialdcmokraten Bcbel- Lcebknccht'schen Aufgebots, anderwärts die vom Lassalle'schen Land stürme, die von ihren (rolonnen siegreich in den Reichstag geführt wurden. In Braunschiveig gelang es zwar, einen Socialisten Bracke mit knapper Mehrheit» in Nürnberg einen anderen, Namens Gril lenburgcr mit Tausenden von Stimmen zu schlagen; in Altona hin gegen siegte der Lassalleaner Hasenclever über den Liberalen Schlei der und Herrn Bebel zugleich. Besagter Hasenclever war in allen sechs Berliner Wahlkreisen von den Lassalleanern aufgestellt, wurde in' den fünf ersten von den Fortschnttscandidaten geschlagen (im vierten mit großer Blühe), brachte es aber im sechsten zur Stichwahl mit Schulze Delitzsch. Um hierbei zugleich die Berliner Wahlen ab zuthun, so standen sich dort folgende Parteien entgegen: die Fort schrittler, die für jeden der sechs Äreise einen anderen Bewerber präsentirten, während alle anderen Parteien denselben Mann allen sechs Kreisen verschlugen, nämlich: die Socialdemokraten Lassalle schen Landsturms H - senclever; die Socialdemokraten Vebcl-Liebknecht schen Aufgebots den t)r. Jacoby in Königsberg; die Eonservativen den Feldmarschall Graf Mollke, und die Elcricakn den geistlichen Rath Müller. Moltke und Müller rutschten mit winzigen Stimm Ziffern hinten unter, und von den Socialisten der beiden anderen Jahrgänge brachte cs nur Hasenclevcr in dem einen Wahlkreise zur Stichwahl. Was lehrt die Thatsache, daß in, künftigen Reichstage noch links von der Fortschrittspartei die eine oder andere Bank von der socialdemokratischcn Opposition eii,genommen werden wird? Abge sehen von allen. Anderen, worauf wir heute nicht cingehen, worauf wir später zurückkommen werden, das Eine sicherlich: daß es eine sociale Frage giebt, die des ernstlichsten Studiums durch die Gesetz geber eben so würdig als bedürftig ist. Von den beiden Feinden, welche das junge Reich deutscher Nation bedrohten, den Schwarzen wie den Rothen, hat die Reichsrcgierung und die Reichsgesetzgebung bisher sich fast ausschließlich mit den Schwarzen beschäftigt. Bis marck führte den Kampf gegen den UltramontcmismuS mit volles Kraft und Geschick -- oo mir GlüE, ist eine andere Frage. Aber zwei Thatsachen ergaben sich unstreitig aus diesem Kampfe: eichnal, daß Millionen treuer Katholiken denselben irrthümlich als eine Der folgung ihrer Kirche auffaßten und, sich fest um ihre Priester schaa rend, sich auf einmal in eine erbitterte Opposition gegen Kaiser und Reich gedrängt fanden; zum anderen, daß sich die Staatskräft und Regierüngskunst des Reichskanzlers so ausschließlich in diesen Kampf gegen die Ultramontänen verrannt sahen, daß fast keine Zeit, keine Lhätigkest mehr übrig blieb, sich der socialen Entwickelung im Reiche zu widmen. Treu standen wir Ihnen, Herr Reichskanzler, in diesem Streite gegen die Anmaßungen Roms zur Seite, treu werden wir «s auch fernerhin thun, — aber soll dieser Kampf die einzige Kraft- außerüng sein, soll darüber der in unsere Haushaltungen, in unsere Fabriken, in unsere Werkstätten, in unser ganzes bürgerliches Leben eingedrungene sociale Widerstreit ohne Abhilfe bleiben? Was frommt es uns, wenn dem Erzbischof in Posen Wagen und Pferde «ibgepfändet, dein Kirchenfürsten in Breslau Hunderte von Thalern abgenommen, dem Bischof in Paderborn betrügerische Vermögens hinterziehungen verhindert werden und darüber die gesellschaftliche Verbitterung, einer Eiterbeule gleich, ungestört weiterfressen kann? Das Eine thun und das Andere nicht lassen! Wir verstehen cs, Fürst Bismarck, wenn Ihnen der Kampf gegen Rom als eine emi nente preuß-sche Riachtfrage erscheint, der Sie den ganzen Mann widmen; aber schließlich brennt uns der sociale Krieg doch zunächst mf die Nägel. Wie Vieles könnten die Reichsgewaltcn thun, uns zen gestörten socialen Frieden wiederzugeben! Um aus der Masse gesetzgeberischen Stoffes gleichsam blindlings das Eine oder Andere herauszugreifen: warum revidiren die Reichsgewaltcn nicht die Ge- werbegesetzgebung? Freizügigkeit? Unterstützungswohnsitz? Das Lehrlingswesen, die Arbeitsbücher, der Contractbruch von oben oder unten, andererseits Maßregeln zum Schutze des Lebens und der Ge sundheit der Arbeiter in Fabriken, gerechte Fabrikordnungen, Refor men des Actienwescns, der Gründungen und dergl. — das wären keine würdigen Ausgaben des künftigen Reichstags? Seit vier oder fünf Jahren besteht eine Resolution des Reichstags auf Regulirung der Arbciter-Hilfs-, Unterstützungs-, Kranken- und Sterbe-Kassen. Diese Kassen liegen stellenweise sehr im Argen und geben einen ge rechten Beschwerdepunkt der Arbeiter ab. Die socialistischen Agita toren haben diesen Zustand geschickt zur Ausbeutung benutzt. Warum fanden Sie, Herr Reichskanzler, warum Sie. Herr Delbrück, noch Nicht Zeit, sich an diese brennende Frage zu machen? Wenn die Hand voll Socialdemolratcn im Reichstage den Gewaltigen in Ber lin die Existenz einer socialen Frage und die Nothmendigkeit, am Wiederaufbau gesunder Verhältnisse zu arbeiten, recht deutlich ack öoulo, deinonstrirt, dann wollen wir es als ein Glück betrachten, daß eS eine solche gewaltthätige und geräuschvolle Opposition im Reichstage geben wird. Fassen wir uns heute bezüglich anderer politischer Nachrichten kurz. Die „Köln. Ztg." hatte vor Kurzem eine Bulle des Papstes abgedruckt, in welcher derselbe die jetzige Verfassung der römischen Kirche bezüglich der Papstwahl umgestoßen und neue Vorschriften erlassen hatte. Es solle nicht mehr an dem Orte, wo ein Papst ge storben sei, sondern in Monaco, in Malta oder einer Stadt Frank- teich^'S Eonclave bezüglich der Papstwahl abgehalten werden und ungen zu treffen. Nur über die Person des Nachfolgers sollen die Cardinäle sich nicht verständigen, so lange Pius IX. lebt. Den Cardinälen und allen Anderen wird bei Strafe der Excommunica- tion befohlen, dieser neuen Constitution zu folgen. Jetzt erklärt nun das Jesuitenblatt „Germania" in Berlin: der Papst hätte thatsäch lich vor längerer Zeit eine die Papstwahl betreffende Bulle erlassen, welche jedoch geheim gehalten werde. Die deutsche Gesandtschaft in Nom habe für schweres Geld ein Individuum zur Beschaffung einer Abschrift der Bulle erkauft. Die „Germania" erzählt dann weiter, sie hätte bereits vor einigen Wochen von einem ihrer römischen Freunde eine Correspondenz zugcsendet erhalten, welche darlegt, daß die Bulle gefälscht worden sei und der Fälscher für seine Arbeit 10,000 Francs erhalten habe. Alles dies will die „Germania" be reits seit längerer Zeit gewußt und nur den Abdruck des Schrift stückes erwartet haben, um die Erklärung abzugcben, daß das Doku ment, welches bei der bekannten Zurückhaltung der Curie leicht für echt gelten konnte, von einem feigen, elenden Schurken erfun den sei. Ucbcr eine klerikale antideutsche Demonstration, die bei der Aussetzung der Barette auf die Häupter der drei neu ernannten französischen Cardinäle in Versailles vor sich ging, lese man das Nöthige unter „Tagesgeschichte" nach. Mac Mahon hatte zu thun, um die Weihe zum Kreuzzug gegen Deutschland nicht zu schroff er scheinen zu lassen. Obwohl sich in Spanien die Mehrzahl der Gemüther willig dem ne»en Herrscher Serrano uisterwirst und dieses Regiment für besser, als die Pläne der Rothen erklärt, so ist es doch in Barcelona zu einem Aufstande mit obligatem Barrikadenbau gekommen. Die Earlisten aber haben die staatliche Erschütterung zu einer Reihe mi litärischer Erfolge benutzt. er «Zittau re.): GroMbnau: vr. Pleitier 411, Haustein III. L.Waßlkreiä «Löbau rc.) 50 Orlsck'astcn: Prof. Frützaus (nat.-lib.) -. . ",'inälen soll es auch, den bestehenden Gesetzen zuwider, ge- in, noch bei Lebzeiten dcS Papstes für die Wahl, den Tag A 'Hebung oder Beibehaltung der Klausur rc. Vorkehr-' Localc» nnd Sächsische-. —7 Der Kgl. baiersche Consul Einhorn zu Leipzig hat daS Rit terkreuz 1. Classe des Verdienstordens vom heiligen Michael halten. —' Der König von Baiern führt fort, Schwierigkeiten zu machen, ehe es den Abgesandten unsres Königs glücken will, vor das Antlitz des bairischen Monarchen zu treten und ihm die officielle Anzeige von der Thronbesteigung des König Albert zu überreichen Bereits seit einigen Tagen weilt der sächsische Kammerherr v. Gers- dorf nebst dem Rittmeister v^Strahlmheim in München, der Nach richt gewärtig, wenn ihn der König von Baiern in Hohenschwangau zu empfangen geruhen grill. Aber noch am 9. Januar traf von da ein Telegramm ein, wonach sich der bairische König in Reutte in Tirol befindet, so daß Herr v. GerSdorf warten muß. Folgende weitere Wahlresultate aus sächsischen Wahlkreisen liegen uns vor: I.Wablkr. ' bl 5051.1). Magnus «conferv.) 832. 3. Wahlkreis «Bautzen re.): Minister v. Nostltz mit großer Mehr heit gewählt. siahlkreiö: Weißer Hirsch: vr. Schwarze 19. Liebknecht 40. In Bühlau, Niederrökern, Obcrrddern. EberSbacv. Stein- kach. Bohra, Bernsdors. Stölpche», Dobra. Cunnersdorf, FreiteSoor«. Kleinnaundorf, Medingen und Würschnitz erhielt vr. Schwarze 448. Liebknecht 9L. 6. Wahlkreis: Rabenau: Ackermann 110. Eckstein 24. Obernaundorf: » 25, » 5. Kleba. Theisewitz und BröSchcn » 37, - 4. Kreischa: - 4«. - 41. 7. Wahlkreis: Ricla u. Großenhain: Richter 584, Sozialisten 491. 8. Wahlkreis: Stolpcn: Eysoldt 53. wert 24. Neustadt: » 240, - 111. Polenz: , 75. . 5. LangburkerSdorl - 128, . 17. BertbelSdors: » 07, - 6. RückerSkvrt: . 41, . —. LangwolmSdorf: » 58. » —. 10. Wahlkreis: Waldheim. Ocdmlchen 391. Walstcr 373. 1. Wahlkreis: (Oichatz-Wurzcii-Grimma u. s.w.) Rittergut uud Dors WeUeröwalde, DvriLcISnig: Günther 51, Social. —St. 13. Wahlkreis: «Leipziger Laiitkrcisi vr. Birnbaum «nat.-lib.) 14?«;. »r.Heine«Fortschr.) >415. vr." 14. Wahlkreis " «cons.» 4 Eolditz: v. Könncritz 109. Siegel 87, Fink 218. 15. Wahlkreis: Ld ' " 3551. 10. Wahlkreis: Chemnitz: vr. EraS 7478. Most 10084. 17 Wahlkreis: Glauchau, Meerane: Hcnnlgö 1024, Bebel 7201. 18. Wahlkreis: Zwickau. Werdau, Erimmitzschau: Streit 4495, Motelirr 3800. 19. Wahlkreis: Aue u. Lößnitz: Vr. Minckwitz 272. Liebknecht 692. 20. Wahlkreis: Zschopau: vr. BrockhauS 361, Tölckc 585. 21. Wahlkreis: kAbeustock: Vr. Koch-Buchholz die meisten St. 22. Wahlkreis -. Mplau, Neichcnbach u. s. w.: vr. Georgl 2142, Bork 1919. 23. Wahlkreis: >v: ivciouger vanerrciv, r-r. -viruocium <»ai.-i>v.) »r.Heine «Fortschr.) 1415. vr. Iacoby«soc.-dein.> 1904. iS: Borna. Regiö, RochllP, Groitzsch: v. Könneritz 175, Siegel «nat.-lib > 495, Fink «soc.-dei».) 421; Könneritz 109, Siegel 87, Fink 218. Mittweita u. s. w.: vr. Gensel 2087. Vahlteich Plauen: Seiler «cons» 89. Krause tnat.-llb.> 471, Albert «soc.-dem.) 471 Stimmen — Von den Vorgängen bei den letzten Reichstagswahlen er- fahren wir noch mehrere intec>,,,a>ite Einzelheiten. Allgemein siel den Wahlvorständcn die wahrhaft musterhafte Organisation der Social-Demokraten auf. Sowie eine Fabrik oder Werlstätte Mittag machte, erschienen die betreffenden Arbeiter oder Gehilfen truppweise im Abstimmungslokale, um in geschloffener Masse ihre Stimmen abzugeben. Es war einem einzelnen Arbeiter, der sich nicht für vr. Jacoby erklären wollte, absolut unmöglich, diese Absicht auszu führen; er wurde nicht aus dem Garne gelassen und von der Eifer sucht seiner Genoffen bewacht. Bei der Stimmzählung befanden sich in jedem Wahllokale mehrere Social Demokraten, die, wozu sic ge setzlich berechtigt sind, genau die Auszählung nctirten und controlir- ten. In einzelnen Lokalen versuchten sie in jene amtliche Thätigkcit durch Hineinredcn cinzugrcifen. Sie wurden jedoch zur Ordnung verwiesen. Als Curiosum fügen wir hinzu, daß ein Wähler, der kurze Zeit vorher seinen Stimmzettel abgegeben hatte, abermals mit der Behauptung erschien: er hätte sich vergriffen und ein für die „Dresdner Nachrichten" bestimmtes Inserat abgegeben; er »voll» nunmehr seinen Zettel in die Urne werfen. Selbstverständlich mußte ihm dies abgeschlagen werden. Er hatte indessen Recht ge habt. Abends fand sich bet der Ausschüttung der Zett^ auch daS' Inserat vor. Auch sind die Fälle vorgekommen, daß verbucht wurde, zwei in einander gefaltete Zettel anzubringen. ^ ' — Aus dem Plauens chen Grunde. Die Reichstagswahl im Gerichtsamte Döhlen ist vorüber. Sie schloß — abgesehen von einzelnen kleinen Dörfern — damit, daß Hofrath Ackermann in diesem Theile des Wahlkreises im Ganzen 924, der Cigarrenarbeiter Eckstein 1467 Stimmen erhielt. Es war nach der monatelang und mit dem Aufgebote aller Mittel, der Aufreizung aller Leidenschaften betriebenen socialdemokratischen Agitation vor auszusehen, daß der Candidat der letzteren Partei hier einen Partial sieg erfechten würde, aber es wurden sowohl ihre überschwänglichen) Hoffnungen enttäuscht, als die Befürchtungen der Conservativ-: Liberalen gemildert. Wir fürchteten anfangs, Daß auf Ackermann keine 300, auf Eckstein aber 3000 Stimmen fallen würden. Das wirklich eingetretene Wahlergebniß ist sonach als ein vcrhältniß- mäßig günstiges zu bezeichnen. Ackermann hat in Burgk, Nieder,. Hermsdorf, Oberpesterwitz, Potschappel, Zauckcroda und Wurgwitz gesiegt, Eckstein aber und zum Theil mit großer Mehrheit in Döhlen, Gittersee, Kleinnaundorf, NiederhäSlich, Niederpesterwitz, Drüben und Weißig. Unzählige Volksversammlungen waren vor angegangen, zuletzt aber bekamen die Bergarbeiter diese Kost selbst herzlich satt. Insbesondere seitdem dieselben nicht mehr vom Ge richtsamte beschickt wurden, entbehrten sie des pikanten Hinter grundes und wurden kaum von 20 Personen besucht, einem ständi gen Publikum, das stets commandirt wurde, dieWeltverbesseruugS- pläne der zungenfertigen Agitatoren anzuhören und zu beklatschen. Die Mehrzahl der Arbeiter hielt sich jedoch aus Ueberdruß an dem oft Gehörten fern. Den besten Stamm für ihren Candidaten fan den die Social-Demokraten in den Arbeitern der Döhlener Guß stahlfabrik und den Bergarbeitern auf den Burgkschen Werken. Die unzähligen Beweise von Großmuth des Frh. v. Burgk, die Tausende von Thalern, die er bei allen möglichen Gelegenheiten den Arbeitern auf seinen Werken gespendet, haben es nicht vermocht, viele der Arbeiter abzuhalten, den Einflüsterungen der Social-Demokraten Gehör zu schenken. Auch die Arbeiter auf den königl. Werken ließen sich theilwrise von dieser Propaganda ergreifen. Hieran trägt eine an sich gutgemeinte, aber sehr unpolitisch ins Leben gerufene Maß regel des Finanzministeriums mit die Schuld. Die königl. Bergleute erhielten sonst zu Weihnachten immer ein Gnadengeschenk von 6000 Thlr. Der Mann erhielt zum Christfeste gegen 6 Thlr. Dieses Jahr blieb diese ersehnte Summe aus. Das Ministerium hat sie, was gar nicht an sich zu tadeln — zu Stistungszwecken im Interesse der Arbeiter verwendet; statt aber dies bei Zeiten zu thun, wurde diese Verwendung den Bergleuten erst kurz vor Weihnachten bekannt und hat viel Unzufriedenheit erregt. — Wie aber ging es bei den Wahlen zu! Vor jedem Wahllokale standen Stimmvertheiler für Eckstein. Wenn ein Arbeiter, ein Bergmann oder Knecht er schien, wurde er genöthigt, seinen Zettel vorzuweisen. Lautete er auf Eckstein, so durfte der Wähler passiren; lautete er aber auf Ackermann, so wurde dem Wähler gesagt: das ginge nicht, der Zettel sei falsch, er gelte nicht u. s. w. Der Zettel wurde ihm zer rissen und ein Ecksteinzettel aufgezwungen. Es sind eine große Reche solcher Wahlbeeinfluffungsfälle constatirt und sowohl die Namen der Aufdränge, als der Gemaßregeltcn notirt, sodaß, wenn ja Eck» stein Sieger sein sollte, dann augenblicklich ein Protest an den Reichstag abgeht. Solche Vorgänge nennt man Wahlfreiheit und geheime Abstimmung! >- — Alle diejenigen militairpflichtigen Personen, welche im Jahr« 1854 geboren oder früheren Altersklassen zwar angehörig sind, aber bei der letzten Musterung zurückgestellt wurden, haben sich behufs Eintragung ihrer Namen in die Militär-Stammrolle in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Febr. d. I. auf hiesigem Rathhause (1. Et. Zimmer Nr. 8) persönlich anzumclden und alle ihre Legitimations papiere mitzubringen; für die nur zeitweilig während der Anmeld ungsfrist Abwesenden haben die Eltern, Vormünder, Lehr-, Brod- oder Fabrikherrcn die Anmeldung zu bewirken. Die Nichtbeachtung der Vorschriften wird streng gestraft, mit 10 Thlr. oder verhältniß- mäßiger Gefängnißstrase. — Seit 8. d. ist das Treibeis der Elbe in den kurzen Bögen des Stromes bei Diesbar-Seußlitz und bei Niederwarthe zum Stehen gekommen und am 10. d. trat der Stillstand auch bei Vogel gesang ein. Seit Sonntag hat sich auch hier das Eis gestaut und 'tcht seither bis auf einige große noch frei gebliebene Teiche in Mitte des Stromes; bis oberhalb Loschwitz ist das Eis in großen Flächen so zusammengcschoben, daß cs eine feste Decke bildet. Die Stärke des Eises ist 10—20 Ccntimeter. — Mit den freudig willkommen zu heißenden großen EiSmaffen ist auch wie immer wieder eine Lebensgefahr näher gerückt. Beson ders droht diese der unvorsichtigen Jugend, die, ohne lange zu prüfen, meint, daß alles Eis zu tragen im Stande sei. Wie viele Kinder und junge Leute sind nicht schon Opfer der verlockenden Eisdecken geworden, deren Tragfähigkeit sich dann als unzureichend zeigte und die Unvorsichtigen in den Tod stürzte. Der Stadtrath erläßt im Hinblick darauf eine Bekanntmachung, in welcher Jedermann ge warnt wird, das Eis, glcichviclfan welchem Orte cs sich findet, zu betreten, wenn nicht an diesem Orte sich eine spccielle Aufsicht findet und kündet zugleich den gegen diese Bestimmung Handelnden Geld- und nach Befinden Haststrase an. Mögen nun auch nament lich Eltern ihre Kinder recht eindringlich verwarnen und ihnen ganz besonders das Betreten der Eisflächen an den Clbufcrn untersagen. Eö kann dies nicht streng genug geschehen. — lieber einen am vorigen Sonnabend an einer älterenDame verübten Raub wird uns von glaubwürdiger Seite Folgendes mit-
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