Volltext Seite (XML)
ABONNEMENT-CONCERT im Saale des Gewandhauses zu Leipzig Donnerstag, den 20. März 1879. Erster Theil. Ouvertüre (Nr. 1) zu „Leonore“ von L. van Beethoven. Arie aus „Hamlet“ von Thomas, gesungen von Frau Marie Wüt. Recitativ. Erlaubet mir, Freunde, an euren Spielen Theil zu nehmen; unbemerkt und im Stillen verliess ich das Schloss beim ersten Tagesschein. Aus allen Blättern blinkten des Morgenthaues Thränen und die Lerche stieg mit jubelnden Tönen zum Himmel empor. Jedoch, warum sprech’ ich nicht frei ? Erkennt mich und lasset die Scheu. Hamlet ist mein Gemahl. Ophelia bin ich. Ja. innig liebt er mich und schenkte mir sein Herz; meines wusst’ er zu rauben, und wenn euch Jemand sagt, dass er heimlich entwich, nicht dürft ihr’s glauben. Sagt Jemand euch, dass er ent wich, glaubet ihm nicht; Nein, Hamlet ist mein Gemahl und Ophelia bin ich. Könnte er untreu sein, so wär’s um mich gethan. Theilt meine Blumen mit mir. Für dich hier diese Blüthe von wildem Rosmarin. Ach, ach, und du nimm dieses Immergrün. Doch jetzt merkt auf, hört mein Liedchen mit an. Drunten in des Meeres tiefem Grunde, Ruht der Neck im krystallnen Saal. Nächt’ge Geister spannen schon zur Stunde Schwarzen Flor über Berg und Thal. Sieh, der Abend steht im dunklen Festtagskleid, Nicht ein Flüstern stört die Ruhe weit und breit. Sei, Wanderer, auf der Hut, Wenn der Neck auf goldenem Lager ruht. Die Sirene kommt herangezogen Auf der vollmondbeglänzten Fluth, Zieht hinab mich in die kühlen Wogen, Drin so Mancher schon einsam ruht. Sieh, der Ahend steht im dunklen Festtagskleid, Nicht ein Flüstern stört die Ruhe weit und breit. Sei, Wanderer, auf der Acht, Wenn der Neck in gold’ner Burg erwacht. Ach, theurer Freund, ach, Liebster mein, sei getreu, Bei dir zu sein, ist Himmelsfreude, Ach, nach schwerem Leide. O Freund, du kennst den Schmerz, Ach, [es bricht mein Herz ! »Ul