Volltext Seite (XML)
DK . „WeiSeritz-Zektung" erschtzint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LS Psg-, zweimonatlich 8t Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern W Pfg. - Alle Postan- ftalten, Postboten, sockie die Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-IeitW. Amtsblatt Inserate, welche Sei der bedeutenden Auslage deS Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die' Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Eiiige- sandt, in, redaktionellen Theile, die Spultenzeile iw Pfg. für die Königliche AmishauptmannschafL Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehnk in Dippoldiswalde. Nr. 7. Dienstag, den 15. Januar 1884. 49. Jahrgang. Die Wirrsale in Egypten. Das unglückliche Egypten, um welches sich moderne Halbkultur und fanatische Barbarei streiten, ist in Folge «euer kritischer Vorgänge in einen Zustand gerathen, der sein ganzes bisheriges Staatswesen niit der» Unter gänge bedroht. Der „Mahdi", von seinen egyptischen und türkischen Gegnern der „falsche Prophet", aber von seinen Anhängern der wahre für das begonnene 13. Jahrhundert der Hedschra verheißene neue moha- medanische Glaubensheld genannt, macht in Kordofan, Sudan und Nubien ungeheure Fortschritte, Tausende und aber Tausend der fanatischen, begabten und kampfeslustigen Beduinen schließen sich dem Mahdi an und wie eine wilde Sturmfluth lenkt der kühne Glaubensheld der Araber seine fanatischen Schaaren nach dem Norden, um die verhaßten Türken, zu denen der Araber die egyptische Regierung vom Vizekönig bis herab zum letzten Soldaten rechnet, nicht nur aus Sudan und Nubien, sondern aus ganz Egypten zu vertreiben. Die egyptischen Truppen unter Hicks Pascha sind bekanntlich vom Mahdi längst vernichtet und ganz Sudan ist in dessen Gewalt, an der süd lichen Grenze Nubiens bei Suakim hält sich gegen die aufständischen Beduinen mit verzweifelten Anstrengungen nur noch Backer Pascha und in einzelnen befestigten Plätzen kämpfen in trostloser Lage noch einige egyp- tische Truppenhaufen. Gleichzeitig ist der Vizekönig ganz außer Stande ein entsprechendes Heer nach seinen südlichen Staaten zu senden, um die Wogen des reli giös-politischen Aufstandes zu brechen, vergeblich haben auch die Korangrlehrten der Universitäten zu Kairo und Konstantinopel erklärt, daß der Mahdi Achmet Mohamed kein wirklicher Mahdi, sondern ein Betrüger, ein Schurke und schlechter Kerl sei, die Macht des Mahdi wächst dennoch lawinenartig an und in seiner Verzweiflung hat der Vizekönig von den Engländern Hilfe begehrt. Diese lehnten dieselbe aber ab, obwohl sie im eigentlichen Egypten noch die Herren spielen und wiesen in überraschender Dreistigkeit den Vizekönig an den Sultan, der jetzt als Großherr der Gläubigen gut genug sein soll, um in Sudan den Mahdi zu be kämpfen, während aber die Engländer seiner Zeit zur Bekämpfung Arabi Paschas den Sultan nicht kommen ließen. Wüthend über diese egoistische Handlung der Engländer hat der Vizekönig gedroht, er werde einen Theil Oberegyptens an die Türkei behufs Erlangung türkischer Hilfe abtreten, wenn ihn die Engländer im Stiche ließen. Doch Gladstone ist ein echter Engländer, kühl, berechnend und egoistisch durch und durch und hat dem Vizekönig wissen lassen, daß England nichts dagegen habe, wenn er einen Theil Oberegyptens an den Sultan abtrete und von diesem Hilfe verlange. Ueber diese Eröffnung war der Vizekönig sammt seinen Näthen ganz konsternirt. Die türkischen Minister nahmen ihre Entlastung und die Rathlosigkeit in Kairo hat den höchsten Gipsen erreicht. Aber was wollen die Engländer mit dieser inkonsequenten Politik in Egypten? — Das Näthsel ist sehr einfach zu lösen. England ist im Wesentlichen nur habsüchtig und auf Gewinn bedacht und was es manchmal als Großmuth oder Knlturintereffe an die große Glocke schlägt, sind nur Köderbrocken. Um das gesegnete Unteregypten in die Gewalt zu bekommen, war der Aufstand Arabi Paschas ein willkommener Anlaß für England, aber Egypten von der Beduinenrevolution zu befreien, das bringt Niemand in den Schädel eines englischen Staats mannes, denn dabei giebt es ja keinen fetten Bisten zu annektiren. Jetzt erfordert Englands famoses In terests sogar möglichst große Verlegenheiten, ja voll ständiges Chaos in Egypten, denn dann kann England am bequemsten Unteregypten vollständig annektiren und das übrige Egypten dem Mahdi überlasten. In den englischen Zeitungen werden dergleichen famose Vorschläge auch bereits gemacht. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Frequenz auf der schmal spurigen Sekundärbahn Hainsberg-Kipsdorf im Monat Dezember gestaltete sich in folgender Weise auf den einzelnen Stationen und Haltestellen: Tonrbillets. Tagesbillets. Militär- 11. III. II. III. Silleis. Dresden . . . 49 237 92 466 Hainsberg. . . 32 442 57 526 112 Dippoldiswalde . 35 590 187 1095 59 an den Haltestellen 36 839 120 2134 73 Sa. 152 2108 456 4221 244 7181 Befördert wurden 1,193,570 Kilogramm Güter. Dippoldiswalde, 14. Januar. Am vorigen Frei tage hatte der Gewerbeverein seine erste Versamm lung im neuen Jahre. Der Vorsitzende begrüßte die Erschienenen, darunter besonders den als neues Mit glied das erste Mal anwesenden königl. Bezirksarzt, Herrn vr. Erler, und wünschte, daß der Verein mit neuen Kräften im neuen Jahre recht oft zusammen kommen möge, um seine speziellen, sowie allgemeinen Interessen wirksam zu vertreten. Da wichtigere Mit theilungen nicht vorlagen, ging man sofort zu Vortrag und Berathung der seitens des Vereins angeregten Petition an die Generaldirektion der kgl. sächs. Staats bahnen in Dresden behufs theilweiser Verlegung der bestehenden und Einschaltung eines vierten Zuges nach und von Hainsberg über. Bekanntlich hatte der Verein zur Vorberathung eine Kommission, bestehend aus den Herren Schuldirektor Engelmann, Postmeister Franke, Kaufmann Reichel und Stadtrath Schmidt gewählt, zu der Herr Buchdruckereibesitzer Jehne jun. als Schrift führer noch zugezogen worden war. Die Genannten hatten die einschlagenden Interessen allseitig in's Auge gefaßt und auf Grundlage der bisher gemachten und vielseitig ausgesprochenen Wünsche eine Grundlage zu sammengestellt, nach welcher Herr Schuldirektor Engel mann eine Petition ausgearbeitet hatte, die in der Freitagsversammlung zum Vortrag gelangte. Dieselbe betonte in genügend ausführlicher Weise in der Haupt sache die jetzt ungünstiger als früher gestaltete Post verbindung mit Dresden, Freiberg rc., die Schwierig keilen, welche bei dem bisherigen Fahrplane dem Ver kehre des oberen Weißeritzthaies mit Dippoldiswalde, als dem Sitze der königl. Amtshauptmannschaft, des Amtsgerichts, der Bezirkssteuereinnahme, der Schul- und Kircheninspektion, des Bezirksarztes, des Bezirks thierarztes, des Brandversicherungsinspektors, des Be zirksfeldwebels rc. entgegenstehe, das nur ungenügend beachtete Interesse der Touristenwelt, ferner die langen Zwischenräume, die zwischen einzelnen Zügen (z. B. in Dresden 1,s» bis 7,i») liegen und die Unzuträglichkeit, welche die nicht bestimmte Fixirung des allmonatlich gewährten Extrazugs für die Benutzung desselben hat. Demgemäß war die Petition gestellt und die General direktion um wohlwollende Berücksichtigung der aus gesprochenen Wünsche ersucht. Wir können dieselben selbstverständlich hier nicht detailliren, soviel ist aber gewiß, daß die ziemlich zahlreiche Versammlung sich überzeugte, daß der aufgestellte Fahrplan mit vier Zügen (wenn dieser gewährt werden sollte, was mir im allseitigen Interesse hoffen wollen) mit Berücksich tigung der Hauptbahnzüge, die unsertwillen sicher nicht verlegt werden, nicht anders gelegt werden konnten, wenn man den oben angedeuteten Interessen gerecht werden will. Die Petition wird nächstens in Dresden abgegeben werden. Wünschen wir ihr den besten Er folg, damit im nächsten Sommerfahrplan die vierte Rubrik unseres Fahrplanes nicht wieder mit bloßen Strichen besetzt erscheine. — Hierauf gelangten die von den Herren Gebrüder Eberstein in Dresden zur Ansicht gesendeten Neuheiten zur Zirkulation, wie auch Herr Klempner Philipp von hier eine höchst praktische Brei maschine für Kartoffeln rc., eine Kaffeemühle mit selbst- thätigem Maaß und Kaffeebüchse vorzeigte und erklärte. — (Berichtigung.) In den Jahres-Nachrichten aus der Parochie Seifersdorf muß es heißen: Geboren sind in Seifersdorf 34 Kinder, in Großölsa 39 Kinder. L Frauenstein. (Kgl. Amtsgericht.) Ver handlungstermine am 18. Januar. Vormittags 9 Uhr: Zivilprozeßsachen des Kramers und Schenkwirths Carl August Heinrich in Schönfeld gegen den Einwohner Hermann Göhler daselbst; Grundstückspachter Carl Ernst Hegewald in Friedersdorf gegen den Fleischer Heinrich Viebig daselbst; 10 Uhr: Gastechniker Otto Häntschel in Zittau gegeü Rolffs L Co. in Siegfeld; '/»I I Uhr: Fabrikanten F. A. Keßler in Mittweida gegen den Material- und Schnittwaarenhändler H. R. Hardtmann in Frauenstein. Dresden. In der Sitzung der zweiten Kammer am 11. Januar kam es, trotzdem nur Petitionen auf der Tagesordnung standen, doch zu einer längeren, theilweise erregten Debatte, in der es sogar verschiedene Ordnungsrufe gab. Die Sozialdemokraten traten ent schieden für die Beschwerde eines Maurers in Großen hain, wegen einer vom dortigen Stadtrath verbotenen Versammlung, sowie für eine Petition des Fachvereins der Textilindustriearbeiter in Großenhain und Um gegend und des Fachvereins der Tischler in Dresden, dqhin gerichtet, die gewerblichen Fachvereine als den Bestimmungen des Vereinsgesetzes nicht unterstehend zu betrachten oder doch wenigstens den Eintritt von Minderjährigen und Ehefrauen zu gestatten, ein, doch ließ die Kammer dieselben auf sich beruhen. — Nach dem 37. Jahrgange der sächsischen Schul chronik starben vom September 1882 bis dahin 1883 76 Lehrer. Davon waren 31 bereits seit kürzerer oder längerer Zeit in den Ruhestand versetzt, die übrigen 45 befanden sich noch im Amte; 70 waren als Volks schullehrer, 6 als Lehrer an höheren Schulen thätig. 25 Prozent der Verstorbenen erreichten das 30. Lebens jahr nicht, wogegen ebenfalls 25 Prozent im Alter von 70—80 Jahren verstürben; ein Alter von über 80 Jahren wurde nur von 2 Personen erreicht. Nächst diesem Lebensalter haben noch die von 20—30 und von 40 — 50 Jahren die geringste Sterblichkeitsziffer aufzuweisen. — Der Fremdenverkehr in Dresden im Jahre 1883 stellt sich auf rund 211,200 angemeldete Per sonen. Der stärkste Verkehr mit 24,200 Personen war im Juli, der schwächste im Januar, nämlich nur 12,600. — Die Eisenbahnsahrpläne zeigen an verschiedenen kleineren Stationen anstatt der Abfahrtszeit Sternchen und bedeutet dies, daß der Zug an der fraglichen Sta tion nur dann anhält, wenn Passagiere zur Mitfahrt oder zum Absteigen da sind. Hat der Zug keine Passa giere, die an solchen Stellen absteigen wollen, so wird dies dem Lokomotivenführer bekannt gegeben, und dieser durchfährt die Station, wenn ihm vor derselben nicht durch ein bestimmtes Signal zu erkennen gegeben wird, daß Reisende da sind, welche die Mitfahrt wünschen. Da der betreffende Stationsvorstand nicht wissen kann, ob Leute, die an seinem Billetschalter keine Billets ge kauft haben, einen etwa in Aussicht stehenden Zug zum Zwecke der Mitfahrt erwarten, d. h. ob sie etwa im Besitze von noch gütigen Tagesbillets, Couponkarten, Photagraphiekarten oder dergl. sich befinden, so besteht die Bestimmung, daß solche Reisende vor der Einfahrt des fälligen Zuges dem Stalionsvorstand die Absicht, mitzufahren, zu erkennen zu geben haben, damit dieser wiederum rechtzeitig für die herannahenden Züge das nöthige Haltezeichen stellen kann. Eine Unterlassung dieser Mittheilung kann zur Folge haben, daß die be treffenden Passagiere den Zug durchfahren sehen und sitzen bleiben, eine Unannehmlichkeit, die sie dann nur