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22. Jayrg. Dienstag. 13. Mär.; 1923 «». »« F«»>»sp««cher: 32722 Postscheckkonto: Dr«»den Nr. 147V7 Aeda,iii0» uns BeschZ issi.eSe: Dresden»4l. 11t, .Ewidein ieaße 46 VI« LdchNIÄe Voll-zeUung erschein« zurzeit dreimal wöchentlich. Bezugspreis für März durch die Poi« Stttti» AnzetgenvretS, Die eingelvaltene Petitzeile »0« !ür Hamilien. und BeremSan,eigen. Stellen- und Mietge>»che TS« X vt« Petil-Stellamezeite im redaittonellen Teil, 6» mm breit. litt» Offeriena-bNhr: ,uc Selbstabholer !d» «. bei Uebertonduna durch die Pot« aunerdew Portoziuchlag.^ Im gaUe höherer WewaU oder beim «lluSdleiben der PaPterUe,erringen usw. erlischt jede Lervflikhtuilq auf Meserunq der Zeitung sowie Lriillluiig von Sln^ötgen-Ansträgen und UelNUttg von Zchadeneriatz. Einzelnummer 150 M. Sprechstunde der Redaktion! l>—tt Uhr »achm. 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Im Jabre 1925 laust die Frist ab, zu der der Koblenzer Brückenkopf zu räumen ist. Ties will Frantrcich nicht zugesteben, weil seine Sicherheit dadurch angeblich gefährdet sei, wenn es nicht am Meine stehe. Hier soll das französisch-belgische Pro gramm eine Acnderung schaffen. 2- Im Jahre 1927 gehen die vertragliche» Verpflichtungen Deulschlandö wegen dre Koblenlieferungen zu Ende. Deutschland müssen weitere ZwangSliefrrungen auserlegt werden. 3. In zwölf Jahren soll dir Abstimmung Uber das Saar- gebiet staltsindrn. Frankreich ist sich bereits heute darüber klar, »ah di-sic zu seine» Gunsten erzwungen werden muß, und deshalb will eS den Druck ans daS Ruhrgebiet auSnnhen, um sich das Snargetiet dauernd zu sichern. 4. Alle WiederhersiellungSzahlungcn in Gold und Nnnira sollen ein- für allemal festgclcgt werden, daS heißt in Abände rung der betreffenden Vestimmungen des Versailler Vertrages soll die Gesamtsumme der Deutschland aufzucrlegcndcn Verpflich tungen festgeseht werden, und ebenso soll bestimmt werden, zu weichem Zeitpunkte diese Summen zu bezahlen wären. Frank reich würde so lange den Rhein nicht räumen, nls nicht die lebten Zahlungen vollzogen wäre». Berlin, 12. Mürz. Unter den Fragen, die In Brüssel zur Verhandlung stehen, befindet sich auch der Vorschlag, für alle deutschen B amten rin vorläufiges Einreiseverbot ln alle besetzen Gebiete zu erlassen. Ferner soll eine Liste derjenigen deutschen Zeitungen ansgrstellt werden, deren Einfuhr inö Ruhrgebiet untersagt werden soll und schließlich wird man in Brüssel die Errichtung eines Zivilkommissariats für das nru- besevte Gebiet erörtern» das dem General Degoutte beigegeben «viirdr. Als Anwärter dafür wirb der Senator de SclveS genannt. Sli-Itlid soll »hat Sia-ah dikibe« Paris, 12. März. D r a h t b e r i ch t.) Ucbcr die heutigen belgisch-französischen Verhandlungen in Brüssel gibt die Pariser Ausgabe der „Daily Mall" in sensationell aufgebauschter Form einige Aufschlüsse, die beachtenswert sind, weil das genannte Blatt manchmal als inoffizielles Sprachrohr drü Quai d'Orsay Ver wendung findet. Der Artikel geht davon au», baß i» absehbarer Zeit Ver- bandlnngen mit Deutschland zu beginnen haben werden, da an. geblich. wie man in Paris und Brüssel glavbt, in den Kreisen der Rlthrindustrlellen Neigung besteht (??>, die deutsche Negierung zur Abhaltung einer Konferenz mit den Besatznngsmächtcn zu vernnlassen. Frankreich und Belgien, so heißt eS in dem Artikel weiterhin, legen Wert darauf» zu betonen, baß England an den Blrhandlunge» über die Festsetzung neuer Bedingungen für Deutschland auSzu schließen sei. In den wesentlichsten Punkten würden Frankreich und Belgien ihre Forderungen nl>ht abkürzen, sondern höchstens im einzelnen abändern. Aber sie werden nicht zugcben, daß die Vorteile, die sich auS dem Ruhr, unternehmen ergeben haben sollten, durch rnglische Vorschläge verkleinert würden. Der Zeitpunkt für die Räumung deS Ruhr- grb ctcS und des Rhcinlandeö werde von der Bereitwilligkeit Deutschlands aühäiigia gemacht, ganz besondere Bedingungen z» rrsUllrn, die automatisch nach den Bestimmungen in Kraft treten, die vor dem 11. Januar galten. In allen materiellen Fragen, wie die Zahlungen Deutschlands, die Finanzkontrolle, die Zollclnnnh- men nsw., wird die Ansicht Englands unmöglich berücksichtigt werden können. Auch für die Bestimmungen zur Einrichtung eines eventuellen Kohlen- und KokSabkommens fordern Frankreich und Belgien, daß die Frage so behandelt wird, daß England an diesem Abkommen nicht beteiligt wird. Die erste Bedingung jedoch, dir Deutschland, um ein schließllchcS Abkommen mit Frankreich und Belgien abschl eßen zu können, zu erfüllen haben wird, wird die sein, daß die französisch-belgische Nuhrbesetzung als ein rechtlicher Schritt in Nrbereinstimmung mit den Artikeln 17 und 13 dcS 2. Anhanges drs 8. Teiles deS Versailler Vertrages anerkannt wird, daß Deutschland infolge seiner Verfehlungen nicht verlan gen könne, daß die Frist von 15 Jahren für die Besetzung de» Rheinlandes schon zu laufen beginne und schließlich, daß Deutsch, land die Maßnahmen die gemäß Artikel 42, 43 und 44 deS Ver- satller Vertrages ergriffen wurden, nicht als feindselige Handlun. gen betrachte. Falls diese Bedingungen erfüllt würden, werde Frankreich und Belgien dazu bereit sein, über daS sofortige In krafttreten eines Moratoriums z» verhandeln, und die endgülti- gen Zahlungsbedingungen festzusrtzen. Frankreich und Belgien »erlangen nur die Summe, die sie unbedingt brauchen. Nnv Großbritannien werde dann auch in der Lage sein, die Beträge «ufznbringrn, die eS Amerika schulde». Im übrigen glaubt man. daß Deutschland eine ZablungSpflicht von 2,5 Milliarden Gold- mark für die Dauer von 3V biS 35 Jahren auserlegt bekomme» Würde. Lord Derby in Paris Paris, 12. Mürz. Der englische Kriegsmintster Lord Derby, der lvegen seiner Franzosenfreundlichkeit bekannt ist, ist gestern abend hier eingetroffen. Er soll, wie Hava» meldet, beabsichtigen, sich nur kurze Zeit in Paris aufzgchalten. Seine Reise, die »Echo « Paris" mit den englisch-fraiySsischen Verhandlungen über den Durchgangsverkehr durch die englische Besetzungszone in Zusam menhang bringt, hat mich HavaS keinen politischen Charakter. Paris, 12. März. Wir HavaS meidet, ist Poinrar, geiler» »achmi.tag 1 ilhr in Prüssrl ciiigrtrosscn. um mit Ser belgische» Regierung i» Besprechungen über die Lage im Rnhrgebiet cin- zutrete». Die Konserenz Ser sranzösischen und englischen Minister wird um 2 Uhr uachmiitags beginnen. BelgischerseitS werden daran teiluehme»: Ministerpräsident ThenniS, dem Minister des Aeußeren Jaspar uns der Minister für die nationale Verteidi gung, aus französischer Seile der Mi.ijlerprä,ident und Mittiger deS Aeußeren. Die jthwittige Lage der Euglrnldtt m Mu Isoliert und entehrt London, 12. Mürz. Der englische Befehlshaber in, besetzten Gebiete, General Godley, ist wieder »ach^ Köln zurückge- kehrt. Die englische Regievnng steht ans dem Standpunkte, daß die Frage der französischen Militärtransporte im Znsainntenhairg mit den bekannten englischen Beschwerden ans wirtschaftlichem Gebiete geregelt werden »ins;. Die gegenwärtigen Verhältnisse werden als völlig unhaltbar geschildert. So wird aus Köln gemeldet, das; die Engländer in ihrer Zone tatsächlich interniert seien und daß zahlreiche Fälle vorliegcn, in denen englische Reisende von dem französischen Kontrollposten sehr be lästigt werden. Ein Engländer, der ins Ruhrgebiet fuhr, wurde von einem französischen Posten mit dem Revolver ge- zwungen, in das Kontrollgebände zu geben. Als er dann zurückkehrte, waren seine sämtlichen Sachen gestoh len. Die Regierung hat bisher in Paris noch keinen formalen Protest erhoben, scheint aber entschlossen zu sein, die TranZpoct- frage zu benutzen, um wenigstens einige Zugeständnisse von Frankreich zu erlangen. Paris, 12. März. Auf eine Nachricht, das; England wegen der Ausdehnung der Brückenköpfe bei der französischen Negierung mündliche Vorstellungen erhoben hat, wird vom Quai d'Orsan er klärt, Paris und London verhandelten über die Frage, von wel cher Stelle aus das zuletzt besetzte Gebiet zwischen den Brücken köpfen von Köln, Koblenz und Main; verwaltet werden sollte. Nach Ansicht der englischen Regierung müßte sür diesen Zw:ck eine neue eigene Kommission geschaffen werden. Paris, 12. März. DaS englische KrlegSminlsteriiim teilt laut „TrmvS" mit, daß die englische Mcinarmee am 1. Mär; 1668 Man» umfaßte. In gut unterrichteten Kreise» erfährt man daß drr Abberufung dieser Trupven nichts mehr entgcgenstche. Dir englische Armee habe nni Rhein nicht mehr die Aufgabe, die ihr durch den Versailler Vertrag zngewicsr» wurde. Der Kölner Brückenkopf sei »nr eine kleine Insel in dem großen, von Fran zosen und Belgiern besetzten Gebiet. Die Lage, in die England gebrach: worden sei, scl entehrend. Maginot in Köln Paris, 12. März. Nach Besichtigung der Eisenbahnen des Ru-hrgebieteS versammelte gestern abend der sranzösischr K r i e g S in i n i ster die Vertreter der französischen Presse ber sich, denen gegenüber er sich außerordentlich günstig über die Stimmung unter den französischen Besatznngstruppen anS- sprach. (I) Sodann begab er sich nach Köln, wo er bei dem eng lischen General Godle» zu Gaste geladen war. Er übermittelte dem englischen General den Dank für den Abschluß der englisch- französischen Abmachungen und besichtigte sodann die englische Zone. — ?kach dieser Meldung stellt also Paris den Abschluß über die Kölner Zone bereits als endgültig hin. KeMmahnichllien men Zechkn und Hütlku Jngenieurkominissio» unter dem Schutze deS Militärs Hamborn, 12. März. Hier sind sämtliche Eingänge der Au- gust-Thvssen-Hüttc von einer Kompagnie Belgier umstellt wor den. Bald darauf traf eine belgisch-französische Jngenieurkom- Mission in Begleitung von mehreren Offizieren bei der Gcneral- dircktion ein und verlangte Angaben über die Bestände an Waren und Rohstoffen. Generaldirektor Eanaris lehnte es ab, irgend welche Angaben zu machen, und legte Verwahrung gegen die Be tretung deS Werkes ein. Auch der Betriebsrat und die Vertreter der Gewerkschaften verlangten die sofortige Zurückziehung deö Militärs und erklärten, daß sic einmütig hinter der WcrkSleitnng ständen. Die Kommission erklärte, ans Befehl der französischen Regierung zu handeln und eine Besichtigung der Bestände vor nehmen zu müssen. In diesem Augenblick ertönten die Sire»?» der Werke und Tausende von Arbeitern und Beamten verließ?» die Arbeit, indem Ne sich znm DirektionSgebände begaben und dieses umstellten. Tic Kommission drang unter dem Schube des Militärs in daS Werk ein. Währenddessen wurden Tausende von Flugblättern von den Dächern der umliegrnden Häuser au» die Menge hlnabgeworfrn. Im selben Augenblick kam Fritz Tbyi- sen von Mülheim her und erschien aus der Straße. Nun wollten die Hurrarufe kein Ende nehmen. Gegen halb 1 Nhr mittag» rückten die Kommission und daS Militär wieder ab. Erst jetzt schwiegen die Sirenen wieder, die während der ganzen Dauer der Anwesenheit der Kommission gchrult hatten. Dir Belegschaft nahm die Arbeit wieder auf. Gclsenktrchrn, 12. März. Die Franzosen haben die Zeche «Konsolidation HI" umstellt und dnS Werk durch eine Jngcnleur- kvmmlfllon durchsuchen lasten. Ferner versuchten sie unter Auf- gebot von Infanterie, Tanks und Lastkraftwagen in die drr Gel- senkirchenrr Bergwerks-Aktiengesellschaft gehörige Eisengieste- ret in Hehler elnzndringen. Infolge deS Protestes de» Be- trlebSrate« nahmen sie davon Abstand und besichtigten da» Werk lediglich durch eine unbewaffnete Kommission. Eine von dieser verlangte Bestandsaufnahme wurde verweigert. Dir Belegschaft trat in den Proteststreik. An Stelle de» abwesenden Direktors wurden dessen Stellvertreter und vier Ingenieure verkästet. Der Hauptausschuß des Reichstages beschäftigte sich in sei ne» letzten Sitzungen mit dem Haushalt des ReichsmiuisteriumS für Ernährung und Landwirtschaft. R e i ch S in l n i st e r Dr. Luther gab interessante Zah len für die PreiSb Idung am Kiinstdüngermarkte. ES konnten für einen Zentner Roggen gekauft werden: 1913 1. Februar 1V23 Schwefelsäure« Ammoniak 5.87 12 2 Thomasmehl 88 68 11t 11 SupeivdoSphat 24 91 23.12 Kaitial, 53 03 139 10 1. Mär, 1923 5,29 Kg Pro;. 29 46 „ . 14,84 „ 6076 „ „ ES haba sich dabei erwiesen, daß bei schwefelsaurem Ammo niak und Kalisalz die Preisbildung vom Jahre 1913 fast alcich sei mit der vom 1. Mürz 1923. Der Avsatz künstlicher Dünge mittel betrug in der Vorkriegszeit für Phosphorsäure 1913 577 960 Donnen, 1919 nur 137 171 Tonnen, 1921 wieder 391900 Tonnen und 1922 358090 Donnen. Im Januar und Februar dieses Jahres -st der Absatz an Thomasmehl »och weiter geilstwm. Bezüglich der Brotversorgung könne die Regierung das freie Spiel der Kräfte nicht znlassen, für eine gewisse Re serve müsse gesorgt werden. Nach seiner persönlichen Il.'ber- zeugnng würde die Einführung der freien Wirtschaft in der Landwirtschaft nnS die beste ProdnktioiiSiördening bringen. E'n letztes Wort über da? Getreide- »nd BrotversorgnngSvrogramm könne von der RcichSrcgierung »och nicht gesprochen werden. Sw würde aber noch rechtzeitig einen bestimmten Plan hierfür var legen. Nachdem sich Vertreter der Deutschen VolkSvartei und der Deutschnationalen VolkSparlei für restlose Aufhebung der ZwangSwirtsclxist ausgesprochen hatten, brachte da» Zentrum folgenden Antrag ein: „Die rechtzeitige Sicherstellung aller für die Ernährung ber Bevölkerung ausreichenden Brotgetreld-zwe'ge unter Mit wirkung der landwirtschaftlichen Orean'tatianen. der Verttran- ckiervertrettinoen nnd deS legitimen Wandels !kt erforderlich. Eine Verbilligung dcS BroteS für Minderbemittelte ist anS den Mith in der Ailaeiiieinbeit «n bewirken. DnS ErnölieiinoS- vrggramm der Reg'crttng für dnS Jnbr 1923 21 Et mit mög lichster Beschleunigung vor;»legen." Abg. Penne mann (Ztr.f begründete die ZentrmnZan- träge nnd beklagie die Verzögerung bei Auszahlung de? Preise» für llwlaaegetreide. Minister Dr. Luther entgeanete. daß die ReichSaetreide- stelle daran keine Schuld trüae. Frittier hätte sie Anßenbeamte gehabt nnd dadurch ibre Zahlungen vunkilich erledigen können. Jetzt sei diese Ausgabe den Ländern nEwiraaen. welche a"-h die Verantwortung für verspätete RnSzahlnnaen trügen. ES »ei daS im Interesse der Landwwttchatt xn bedauern. Der Munster begegnete den, Emwand, daß z» wenig prattische Landwirte in seine», Ministerium zur Mitarbeit berangezogei, seien, damit, daß unter den planmäßig »nd kommislarilch anaest<>llt'u Beamten deS ReschSmin'steeinmS für Eruäbrima und Landw rtßbatt nicht weniger wie elf Beamte mit besonderer korst- nnd landwirtschaft licher Ausbildung angestellt leie». Nun beschäftigte sich ans Antrag de" Zentrums der Aus schuß in einer kehr lebhaften Debatte mit der Gründung der sa. genannten „G e t r e i d e - K r e d i t - A k t i e n g e s e l l s ch a f t". Abg. von Eßrerad beleuchtet die neueste Gründung namentlich nach der personellen Seite bin und bezeichnet e? als auffallend, daß im AnfsichtSrate dwier Olsireidc-G'os-ch.iudelSg'E^llsch,,ft auch der Präsident und Gescbäftsleitcr der Reichsgetreidestelle zu fin den sei. Sonderbarerweise bätten die Herren bei der Perökseni- lickung ihrer Name» von einer näheren Be-eichu»ng ihrer beruf lichen Stellung Abstand genommen. Die Gründer se en der ge» samie Berliner Geireidehandel nebst dem Dresdner B,iutto».;ern. wozu daS Reich als Kreditbewilliger binzutriit. Es bestünde die Gefahr, daß hierin der Anfang zu einen, Oletreide Handelsmono pol gegeben sei. Die Privatinieresie» der G'seoichgssi-r mnßie» notwendigerweise mit den allgemeinen Interessen in KmElikt kommen und dazu würde das Reich noch keine Unterstützung leihen. In Handel?- »nd Landwirtekreisen sei mau darüber kear beiinrnhigt. Dr. Heim und Abg. Schiele traten den Aus führungen von MnerardS bei, während Reichsminister Dr. Luther mit großer Gewandtheit die Nolle der Reichsregiernng bei dieser Gründung als wirlsibgstliche Notwendigkeit dar;ustell'i> suchte. Schliestljch wurde ein Antrag des Zentrum? mit Unter stützung oller bürgerlichen Parteien gegen die Sozialdemokraten angenommen. Der Antrag bat folgende» Wortlaut: „Der Reichstag wolle beschließen: Der Reichstag lehnt jede Beteiligung des Reiche? an der Getreide-Kredit-Akiien- gesellscbaft ab nnd zwar stzvobl finanzielle Beieil-gnng ianch durch Kreditgewährung) wie auch die Beteiligung von Beamten und Angestellten de? Reiches an der Leitung und Führung der Getreide-Kredtt-Nkttengesellichgst." Die Stellungnahme der Sozialdemokratie in ihrer Ableh- „ung ihres Antrages erscheint vom Verbrancherstandvinckt auS mehr als sonderbar, den» eine Vertrustung de? Getreidehandels, wie sie in dieser Neimrüichung begonnen ist, führt konsequent zur Verteuerung dcS BroteS. I» der folgenden Sitzung wnrke dann die ErnährungS- läge weiter beivrochen. Dr. Luther führte die Herabsetz,,,^ der Ernähr,»,gsbasiS in Deuischland nichi allein auf die man gelnde landwirischafiliche Produktion, sondern vor allem auf die Senkung der Ei n kom n, en-Verhältnisse zurück. Er wieS darauf lim. daß in, Reichsgebiete insgesamt 9 Millionen Mensche» nniersiützt werden, von denen 6 Millionen ohne nen- »enSwerie Nebenei»»ahmen seien. Die Not zeige sich insbeson dere in de» Kreisen der Rentner nnd der Kinderreichen. Da durch entstehe das traurige Ergebnis, daß selbst die herabgesetzten Milchmen.ge» von der Bevölkerung der Großstädte wegen der hoben Preise nicht vollständig anfgenomme» werden köniiieni