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Voiglländi scher V Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. » Siebenzigster Fahrgang. * Beiaxiwoiilxbe Redaciion, Druck und Perla« von Morin Wiexrrchl in Pluurn. D D Oitse» Blatt erscheint wöchentlich tret»«!, und zwar Dienstag«, Donnerstag« und Sonnabend«. Jährlicher Avon n» ment«»rei«. auch bet Bestehung durch - dle Post, l Thir. lv Ngr. — Annoncen, di« bi« Mittag« l2 Ubr eingehen, »erden in die Tag« darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zetle berechnet. Alychrr. 1« W. 2«»«- I8S9 -i - nicht erschrocken. Die Weihnacht hat unS die große Politik friedlich verleben lassen; zum Neujahr aber wollte sie uns mit KriegSlärm erschrecken, wir sind aber - nicht erschrocken. ES scheinen endlich! endlich! Gott sei Dank! die Zeiten vorüber zu sein, da die Franzosen und überhaupt die Ausländer auf die deutsche Uneinigkeit rechnen konnten, den Deutschen aber selbst vor solcher Uneinigkeit und in Folge derselben vor den Ausländern, son derlich vor Frankreich mit Grund bange sein mußte. ES war eine wahre Freude, wie alle deutschen Zeitungen cinmüchig und wie ein Mann ä zu Oesterreich standen, als dieses in Italicn bedroht schien. Aber eben Während wir im Voigtlande «nS eines milden Winters erfreuen, .kamen auS dem Morgenlande schon wieder bittere Klagen über große .Kälte. Am 3. Weihnachtsfeiertage, da wir 10 Grad Wärme hatten, wir- Rbelte der Schnee in den Straßen der Rosinenstadt Smyrna so heftig, »wie vor einigen Jahren in Schöneck und lag auf der Landschaft rings um- Whrr. Schnee in Smyrnas Fast noch nicht dagewcsen! Tie Orangen- Mnd Citroncnbäume senkten ihre erfrornen Zweige, und wenn die Alten in Smyrna jetzt den Jungen erzählen, daß sie sonst zu Weihnacht, ihre Freunde in seidenen Strümpfen und dünnen Kleidern besucht hätten, so werden sic ausgelacht. Oefen, Oesen sind jetzt die Losung. In Rom da gegen blühten bis zum 9. Januar die Blumen im Freien und man setzte den Fremden schon Altischoken, grüne Erbsen und Erdbeeren vor! während H so erfreulich war tS, daß diese deutsche Vormacht kampfbereit dastand, iwie eS sich die Wälschen jensellS der Alpen und des RheinS nicht ver- muthet hatten. In drei kurzen Tagen tönte der geharnischte Schritt der österreichischen Regimenter aus Böhmen und Oesterreich in den Straßen Fährt der Winter bis an's Ende fort, wie er bis jetzt sich aufgeführt IHhat, so werden wir über die Strenge desselben unS nicht beklagen kön- Mnen. Freilich haben wir nur zu oft erfahren, daß dann ein strenger Rach- Iwinter den Frühling verdirbt und die versäumte Kälte nachholt. Jndeß «haben wir doch die kurzen, düsteren Tage überstanden! Wenn nur die ^Preise der Zwickauer Kohlen dem gelinden Winter angemessene gelinde ß Preise hätten! Es scheint aber, daß diese in demselben Verhältnisse stei- ! gen, in welchem der Thermometer fällt. Dazu hat der heurige Januar H alle Wetterregeln gründlich zu nichte gemacht. Wenn der Barometer sonst im Winter steigt, erwartet man Frost, je höher, desto stärkeren; Heuer s stand er zuweilen so hoch, wie er nichthöhersteigen kann, und wir brach sten eS zu ein bis zwei Graden unter Null. Dle stärkste Schlappe haben M die Gläubigen an den hundertjährigen Kalender erlitten. Vom 13.—17. W Januar sollte grimmige Kälte kommen; aber waS gab'S? Wenig Schnee D zu nothdürftiger Schlittenfahrt und noch dürftigere Kälte. .vom 9. Januar an man Eis an den Springbrunnen, am 10. sogar an Aden Fenstern hatte. Noch mehr! In der englischen Landschaft Devonshire «stehen die Geranien, Rcsedas und Heliotropen noch in voller Blüthe, in .«den Gärten blühen Narzissen, Crocusse und Schneeglöckchen, die Stachcl- Utccren schlagen auS und in den Hecken finden sich reise Brombeeren, auf Der Wiese blüht die Schlüsselblume. Im Rosinenlande Schnee, in Rom WiS, in England Frühling! von Mailand unter den Klängen deS RadetzkymarschcS von 1849, die Kanonen rasselten den Lärm der Mailänder bis zur Todtenstille nieder, und die Lombarden wissen, daß, wenn Giulay oder der alte Heß statt deS milden Erzherzogs zu regieren anfängt, dieß so viel heißt, als daß Oesterreich die Glacee-Handschuhe auSgezogen hat und daß 30,000 Oesterreicher nicht nach Mailand kommen, um Parade zu machen. Ja, ja, die Zeiten, da man spöttisch sang: „Immer langsam voran" rc., die Zeiten deS «»behilflichen HöfkriegSratheS sind in Oesterreich, die Zeiten der Reichsarmee, sonst ReißauSarmee genannt, sind für ganz Deutschland vorüber, .und die Franzosen würden den Unterschied zwischen Sonst und Jetzt stark verspüren, falls ihnen wieder Eroberungsgelüste beikämen und sie ein einige- Deutschland sich gegenüber fänden. Darum sollen wir aber auch nicht vor jedem gefährlich klingenden Worte, das man jenseits deS Rheins fallen läßt, erschrecken! Wenn übrigens über das dünkelhafte Betragen der Lombarden und Piemontesen selbst einem friedlichen Wochenblattschreiber die Galle über läuft, so ist dieß kein Wunder; ein desto größeres Wunder aber ist'S und bleibt's, daß dem österreichischen Erzherzog Statthalter und seinen Generalen der Geduldsfaden nicht reißt. Wenn dem Erzherzog, der den Lombarden überall Wohlwollen entgegen trug, ein italienischer Großer, ein Fürst absichtlich den Rücken kehrt, um nicht den Hut abnehmen zu müs sen; wenn junge Leute in Mailand österreichischen Offizieren auf der Straße die Cigarren auS dem Munde schlagen, so gehört eine Selbstüberwindung dazu, die bewunderungswürdig ist, solche Flegeleien nicht exemplarisch, zu züchtigen und nicht das Rauhe herauszukehren. Ob am Ende nicht der Stab Wehe den Italienern dienlicher wäre, als der zeitherige Stab Sanft, und ob die Oesterreicher den ersteren nicht doch noch werden schwingen müssen, steht dahin. DaS Revolutiönchen in Serbien ist ganz gemüthlich verlaufen. Der Schweinehändler Milosch ist an die Stelle seines fortgeschicktcn College» Fürst der naturwüchsigen Serben geworden, und da eS der übrigen Welt vollkommen gleichgültig sei» kann, wer dort mit dem Dorstenviehhandcl Geld zusammenschlägt, so hat der ganze serbische Krawall keine weitere Bedeutung. Er ist nur eins jener Zeichen, daß die Nationen rings um Deutschland, sonderlich um Oesterreich herum sich regen und gähren, um ihr StaatSwcsen unter sich oder auf Kosten Deutschlands und Oesterreichs in Gestalt und Ordnung zu bringen. In» Norde»» möchte»» die Dänen deutsche Provinzen an sich reißen, um einen einigermaßen respektablen dä nischen Staat herzurichten; im Oste»» wühlt'S unter den slavischen Stäm men, um alle Slaven auf Kosten Oesterreichs unter einen Hut zu bringen ; im Südoften ringen die Moldauer und Wallachen, die Serben und Mon tenegriner nach fester staatlicher Gestaltung, und in Italien lärmen und schreien, wie zeither, italienische Völker fort und fort nach einer unmöglichen Einheit und Selbstständigkeit Italiens. Darum hat Deutschland Ursache, auf seiner Hut und einig zu sei». Ist eS aber einig, dann ist eS wohl auch kein zu kühner Gedanke, daß Deutschland, wie vor tausend Jahre« unter seine»» glorreichsten Kaisern, wieder als überwiegende Weltmacht durch die dem deutschen VolkScharaktet eigene RcchlSachtung als Schlußstein de- ' Dienstag