Volltext Seite (XML)
WWW I m. Jahrgang. AL S47. »«» t für l für öohl-, ichtrt. Teil ecres- Sonnabend» 8. September 1V177 L8SS DrohtanschrP: Rach richte» LreRir«. Fernsprechrv-Sammelnummer: 8LL41. Rur für Nachtgespräch«: LOOU. v «»na».»«» ich» »ieriellUrlich In Dreeden und v«r«rt»n »«I Mntmaltger Zutra v»n, (»n Sonn- und Monta,e» nur einmal) I»«i» tet einmaliger Zustellung durch dt« Post »ahn« Bestellgeld) r.go M., manaiiich l.« M. «Ngeigaa-Vrats«. Di« etniraliige Zeile <»ii»a s Silde»)« Bf. varpigeplilt« u. Nnjeigen in Hummern nach »an». L. Meier«»,»« lr Tarif, ra Teuerung vlchla»- — dluew. «ustr. ,-g. vorau^x^LhI.—«elegbl. lo Pf. Schriftleitung und LauptgeschSstrstelle: Marien strafte 38/40. Druck u. Verlag von Llepsch » «eichardt in Dresden. «achdnick nur mit deulllch« vuellenangad« (.Dieedner «achr.») püllft^ — Unverlangt« Schriflilll«- werden nicht -ufdewahrt. Kaiser Wilhelm in Riga. vif ltollellilche Angriffe a« «»ntr Sin «atriele gescheitert. — Seit dem II. Ang«ft Insgesamt 18 SKI Italiener irsangellienamme». krsolgreicher Lustangrlff ans Venedig.—Sie Reaarganisallo» de« deutschen Kriegserniihrnngsamter.—Ile englischen Schlffsverlnfte. etter: dev. nach«.' Ser dentschr Adendbericht. » erlin. 7. «ept., abends (Amtlich. «. T. «.) I« Wesie» starker Artillerickampf nur vor Verdun. I« Ltvla « d steht unsere «auallerie tu Fühlung mit Le« Feinde. Sefferrelchisch-an,arischer «rie,»bericht. SSi e ». 7. Sept. Amtlich wirb »erlautLart: Feiudliche FNegeraugriffe gegen die »sfene Stadt Trieft werden zum täglichen Ereignis. Die KLmpse «m de« Südteil der Sar st Hochfläche dauern an. vergebens müht sich der Feind. n«S die in de» letzte« Lage« errungene» Ersolge streitig ,« machen. Seine Angriffe, durch unsere Truppe« wiederholt im Gegenstoß gefaßt, scheiterte« durchweg unter schweren Verlusten. Anßerordentlich heftig wird «och immer «m den Monte Sa« Gabriele gerungen, -ein Opfer ist dem Feinde z« groß. Zeh» Angrtffe brachen gestern am Nord- Hange zusammen. Ei« schwerer Ansturm wnrde am West«! hange abgeschlagen. Seit dem IS. August habe» wir a,« Jsonz» insgesamt SW italienische Offiziere und 18 SW Man« gefangengenomme«. An blutigen Opfern steht für die Italiener die 11. Jsonzoschlacht vor de« früheren Schlachten in keiner Weise znrück. lieber die andere« Fronte« und Kriegsschauplätze ist nichts »v« Belang mit,»teile«. ^ 1«. T.V.I Der Ches des Generolftab». Ereignisse zur See. Als Vergeltung für die wiederholten, gegen die offene Stabt Trieft gerichtete« feindlichen Fliegerangriffe belegten unsere Seeslugzeuge in der Nacht vom 6. ans den 7. Sep tember daS See-Arsenal und die militärischen Anlage« der Festung Venedig ausgiebig und mit sehr autem Erfolge mit Bombe». Es wurde« zahlreiche Treffer einwandsrci beobachtet. Trotz heftige« Abwehrfeuers find alle Flug zeuge wohlbehalten znrückgekehrt. sW. T. B.s Flottenko «rmando. -ar neue Sfferreichische Kabinett. Als der österreichische Ministerpräsident Dr. v. Seiüler nach Rücktritt des Grafen Clam-Martinitz mit der Bildung -cs neuen Ministeriums betraut wurde, war man allgemein der Ansicht, daß das durch ihn berufene Bcamtenkabinett ketne allzu lange Lebensdauer haben und daß er selbst nur der Platzhalter für einen anerkannten politischen Führer sein werde. An dieser Auffassung wurde man bestärkt da- durch, daß der Aufgabenkrets deS Kabinetts Seibler im An fang sehr eng gezogen wurde und sich eigentlich nur auf die Erledigung der wichtigsten Vcrwaltungsfragen beschränkte. Außerdem sprach für den vorläufigen Charakter der neuen Regierung dt« Tatsache, baß vom ersten Tage an Umschau nach einem Nachfolger für Dr. v. Seidler gehalten wurde. Am häufigsten genannt wurde Freiherr Max v. Beck; eine Lösung, die alle oder wenigstens die meisten befriedigt hätte, wurde aber nicht gefunden, so daß man schließlich aus den Ausweg verfiel. Dr. v. Seidler doch mit der endgültigen Bildung des Kabinetts zu beauftragen. Ohne Berufung neuer Männer ging es natürlich nicht ab, da ja das erste Kabinett Seidler ein reines Beamtenministerium war. wäh rend man bet der Lösung der wichtigen Zukunftsfragen die parlamentarische Mithilfe nicht entbehren konnte. Der poli tische Einschlag wurde dadurch erzielt, daß man drei Herren- hauSmitglieder in das Kabinett aufnahm, im übrigen aber dt« bisherigen Leiter der Ministerien zu wirklichen Mini stern aufrücken ließ. Von den neuen Männern fällt am meisten in die Augen der tschechische Graf Silva-Tarucca. der Mitglied de» tschechischen konservativen Großgrund- besitze» ist. Außer als Vertreter der Tschechen mutz jedoch Graf Gilva-Tarucca. der schon mehrfach den Vorsitz auf den Katholikentagen gehabt hat. al» Wortführer des klerikalen Elements gelten. Eine Stärkung des slawisch-klerikalen Einflusses ist von ihm also ohne weiteres zu erwarten, eine Wendung, die immerhin zu denken gibt. Neben ihm ist au» dem Herrenhaus« Professor Dr. HorbaczewSki berufen worden, der die Leitung des Ministeriums für VolkSgesunb» fieit übernimmt, gleichwohl aber als ukrainischer Lands- qmnnminister angesprochen werben darf. Dies ist um so bemerkenswerter, als damit zum ersten Male ein Ruthene mit, einem sqlchen Posten betraut worden ist. Die gleiche Ehre widerfährt den Slowenen, die in Dr. Zolger einen ihrer eifrigsten Förderer in das neue Kabinett entsandt haben. Da er als Autorität auf staatsrechtlichem Gebiete gilt, dürfte er In den Fragen der Verfassungsänderung eine wichtige Rolle spielen. AIS Vertreter der deutschen Parteien kann das Herrenhausmttglieb Freiherr v. Wieser an gesehen werden. Er übernimmt bas Handelsministerium, während der bisherige Leiter dieses Amtes, Mataja, das neue Ministerium für sozial« Fürsorge einrichten wird. Die übrigen Mitglieder des Kabinetts haben ihre Posten be halten, darunter, was besonders beachtenswert ist, die beiden Polen, so daß das slawische Element in dem endgültigen Ministerium Seidler außerordentlich stark vertreten ist. Die gleiche Bedeutung wie der Auswahl der neuen Männer kommt dem Programm zu, das die Grundlage für die Arbeit der Regierung bilden soll. Fm Gegensatz zum Grafen Clam-Martinitz, der erst die Regierung er nannte und dann mit einer Art Programm herausrückte, das Pferd also gewissermaßen beim Schwänze aufzäumte, hat Dr. v. Seidler die Grundzügc seines Arbeitsplanes schon vor einiger Zeit mitgeieilt. Das „Fremdenblatt" hat die Pläne der neuen Regierung veröffentlicht, so daß man sich schon jetzt ungefähr ein Bild machen kann. In erster Linie handelt es sich um die Verfassungsänderung, die nach dem Grundsätze der nationalen Autonomie mit einer entsprechen de» KreiSeinteilung -urchgcfithrt werden soll, wobei jedoch die bisherigen Grenzen der Kronländer und ihrer Landes behörden nicht angetastet werden sollen. Diese politische Auf gabe ist der Hauptteil -eS Programms, daneben sind aber auch wirtschaftliche Pläne umfassendster Art in Aussicht ge nommen. So soll nicht nur für die Kriegszeit, sondern auch für die Uebergangszeit zum Frieden und für die Wieder kehr friedlicher Zetten selbst Vorsorge getroffen werden, namentlich soll dabei die Hebung der Erzeugung im In land« angestrebt werden. Das alles sind durchaus ver nünftige Richtlinien, deren Einhaltung dem StaatSwohle nur dienlich sein kann. Das Kabinett Seidler hat sich, seinem endgültigen Charakter entsprechend, große und weite Ziele gesteckt, die letzten Endes auf eine vollständige Neu ordnung des Staates hinauslaufen. Darum erfordert aber auch ihre Durchführung die ernsteste Aufmerksamkeit aller, Sie an der Erhaltung des österreichischen Staates als eines lebens- und bündnisfähigen Partners Interesse haben. Und in dieser Beziehung sind doch einige einschränkende Bemerkungen am Platze. Man hat der deutschen Regierung im Laufe des Krieges bis in die letzte Zeit hinein manchen Vorwurf machen können, Len aber ganz gewiß nicht, daß sie je anderen Staaten gegenüber ihre Machtbefugnisse überschritten und sich um fremde Angelegenheiten bekümmert habe. Unsere Bundesgenossen sowohl als auch die Neutralen können es bestätigen, daß unsere Reichsleitung geradezu ängstlich be müht gewesen ist. den Verdacht zu vermeiden, als wolle sich das Deutsche Reich irgend ein Aufsichtsrecht oder gar eine führende Rolle anmaßen. Ganz besondere Rücksicht hat man in der Berliner Wilhelmstraße jederzeit auf Oesterreich- Ungarn genommen und ist bestrebt gewesen, sich von den iirneren Angelegenheiten unseres Nachbarn so fern als nur möglich zu halten. Diesen Grundsatz wird man nicht nur im allgemeinen billigen können, sondern auch in diesem Falle um deswillen, weil das österreichische Problem ganz besonders heikler Natur ist und wie ein rohes Ei behandelt sein will. Es gibt aber eine gewisse Grenze der Zurück haltung, die unbedingt dann überschritten werden muß, wenn es sich um unsere eigenen Lebensfragen handelt. Und soioeit scheint es jetzt gekommen zu sein. Auch um unsere Zukunft handelt es sich, wenn die staatlichen Grund lagen in Oesterreich einer vollständigen Neuordnung unter zogen werden sollen. Bismarck hat einmal in seinen „Ge danken und Erinnerungen" gesagt, in der Beurteilung Oesterreichs sei es auch heute noch ein Irrtum, die Mög lichkeit einer feindseligen Politik auszuschließen. Diese Be fürchtung ist nun durch den Krieg sicherlich bedeutend ab- geschwächt worben, die Freundschaft unserer beiden Staaten, die auf Gedeih und Verderben miteinander verbunden sind, ist durch die gewaltigen Blutopfer auf beiden Seiten fester und fester gekittet worden, man wird aber nicht vergessen dürfen, daß eS unsere Feinde infolge ihrer militärischen Mißerfolge versuchen werben, ja. versuchen müssen, auf anderen Gebieten Erfolge zu erringen. Gerade di« letzten Tage haben gezeigt, wie sie nach dem Versagen der „Ein- heitSoffensive" eine Papieroffensive auf unsere innere Front zu richten suchen. Auch darauf ist ihr Bestreben ge richtet, Oesterreich vom Bündnis mit Deutschland loSzu- lüsen. ES sind heimliche und offene Einflüsse am Werke, um unserer Nachbarmonarchie das Bundesverhältnis zum Deutschen Reiche zu verleiden. Immer wieder bat man auf KeinüeSseite es so dargestellt, als ob sich Deutschland eine Art Oberherrschaft über die anderen Mitglieder des Bierbunbes anmatze. Lloyd George bat diesem Gedanken wiederholt Ausdruck verlieben, und Lord Ceeil bat aus drücklich erklärt, daß nicht Oesterreich-Ungarn, sonderst Deutschland der Feind sei. Wilson hat bis heute noch nicht den Krieg an Oesterreich-Ungarn erklärt, und der wort« gewaltige „Oberst" Rooscvelt bat es als sein Kriegsziel aufgestellt, Oesterreich-Ungarn von der deutschen „Bevor* mundung" zu befreien. So hat man unablässig die giftig« Drachensaat der Verleumdung auf den Acker der Freunde schüft gestreut. Die größte Hoffnung setzt man dabei natür^ lich auf das slawische Element in der österreichischen Reichs hälfte, und zwar anscheinend nicht ohne eine gewisse Be rechtigung. Es soll hier nicht wieder auf die durch Le« früheren Landesverteibigungsminister v. Georg! gcbrand- markten tschechischen Verrätereien eingegangen werden, dies eine nur leider allzu deutliche Sprache reden, wohl aber mutz man sich immer von neuem die Forderungen deS tschechischen Radikalismus vor Augen halten, der nicht nur die von allen gewollte nationale Autonomie, sondern mit ihrer Hilfe volle Anarchie zu erreichen sucht. Der Tschechen- führer Dr. Stranßky hat ausdrücklich erklärt, daß dis Tschechen das Heil nicht von Oesterreich, sondern von den Fricdensverhandlungen, das heißt also vom Einfluß der Feinde Oesterreichs erwarten. Auch auf das andere slawische Hauptelemcnt, die Polen, ist, vom Standpunkte der österreichischen Staatsautorität betrachtet, nicht der ge ringste Verlaß. Generaloberst v. Dank! hat im Herren hause ausdrücklich erklärt, daß die österreichischen Truppen in Galizien wie in Feindesland gewesen seien, und der Chef des Obersten Vcrwaltungsgerichtes Freiherr Ernst v. Plencr hat die russensreundlichcn Neigungen der Polen bestätigt. Darum wird man gut daran tun. der durch Dr. v. Seidler für nötig gehaltenen Stärkung des slawi schen Einschlages im Ministerium mit Wachsamkeit zu be gegnen. Je ein tschechischer, ein ukrainischer und ein slowe nischer Minister sind neu berufen, dazu die beiden polnischen Minister im Amte geblieben. Das ist ein nicht unbedenk licher Schritt des Entgegenkommens. Auch mir in Deutsch, land werden deshalb die Augen und Ohren offen halten müssen, wenn das österreichische Parlament am 18. Sep tember wieder zusammcntritt. Die Neuorganisation des KriegSernkhrungSainteS. Drahtmclbung unseres Berliner Mitarbeiter». Ueber den Wiederaufbau der Organisation des Kricgs- ernährungsamtes sagte Staatssekretär v. W a l d o w den Mitgliedern des ständigen Ausschusses der Presscbesprcchun- gen im Reichstag: Die große Bedeutung der Aufgaben des Kriegscrnährungsamts und der Umfang, den seine Ge schäfte inzwischen angenommen haben, ließen es geboten er scheinen, seine Organisation auszubaucn. Zu diesem Zwecke ist an die Stelle des bisherigen Präsidenten ein Staatssekretär getreten, der für seinen Geschäftsbereich Stellvertreter des Reichskanzlers ist. Das Äricgsernührungsamt ist damit den übrigen obersten Neichsämtern, an deren Spitzen Staatssekretäre stehen, gleichgestellt. Dem Staats sekretär sind zwei Unterstaatssekretäre als ständige Ver treter bcigegcbcn, von denen der Unterstaatssekretär Wirkt. Geheimer Rat Edler v. Braun die Leitung seiner bisheri gen Abteilung behält, während Unterstaatssekrctttr Dr. Müller Sic Leitung der volkswirtschaftlichen Abteilung übernimmt. Die sachliche Zuständigkeit des Amtes ist dadurch erweitert, daß die Geschäfte der ErnährungS- abtcilung des Kriegsamtes auf das Kriegscrnährungsamt übergehen, so daß die Fürsorge für die Ernährung der gesamten Zivilbevölkerung, einschließlich der Rüstungsindustrie, in einer Hand vereinigt ist, wodurch eine größere Einheitlichkeit auf diesem Gebiete er zielt wird. Die bewährten Einrichtungen: der Vorstand, der Ernährnngsbeirat, der parlamentarische Beirat, die Fachausschüsse und der Fraucnbcirat bleiben unverändert ihrem bisherigen Aufgabenkreise erhalten. Durch die Ernennung des Staatssekretärs v. Waldow zum Staatsminister und preußischen Staatskommissar für Volkscrnährung hat der Leiter des Kriegscrnährungsamts gleichzeitig die Exekutive im größten deutschen Bundes- staate erhalten. Als preußischer Staatskommissar sind ihm die Befugnisse des Ministers des Innern, des Landwirt schaftsministers und des Handelsministers auf dem Gebiete des Ernährungswesens übertragen. Hierdurch wird die Einheitlichkeit zwischen allen Maßnahmen des Leiters des Kriegsernährungsamts und -es preußischen Staats kommissars gewährleistet und eine erhebliche Vereinfachung und Beschleunigung der Durchführung erzielt. Ein System Wechsel ist nicht beabsichtigt. Die Richt linien für unsere Kriegsernährungswirtschaft im neuen Erntejahre sind durch die ergangenen Bundesratsverord nungen und die in Ucbereinstimmung mit den zuständigen Organen ergangenen Anordnungen des Reichskanzlers und» -es bisherigen Präsidenten des Kriegsernährungsamts sest- gelegt. Diese sin- auch für den neuen Leiter maßgebend. Cr wird sie zur Durchführung bringen und in ihrem Sinne fortarbeiten. Er rechnet dabei auf die bewährte Mitarbeit des Vorstandes. Ser dem Amt« die sachkundige Beratung und, die notwendige