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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend TM Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Schriftleitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Nummer 19 Mittwoch, den 7 März l923 Di- ,Ottend-rfer Zeitung" erscheint AM- xrochs und SonnaL-nüs. Der Bezugs-Preis wird am Ersten jeden > Monats beLaantgcgcüen. Im Fall- höherer Gewalt (Krieg od. sonst, s irgendwelcher Sivrungcn des Betriebes der t Zeitung, der Lieferanten od. Ü. Bcförderungs- f Einrichtungen) hat Ler Bezieher Keinen Än- i spnrch auf Lieferung oder Nachlieferung der d Zeitung od.aufRückzahlungd.Bezugspreises, s n Anzeigen werden an den Ersche-nungÄ-U ft bis spätestens vormittags 10 Uhr « ft Geschäftsstelle erbeten. D»s Festsetzung des Anzeigen-Preises ft wird bei etniretender Änderung eine Nummer ft ' vorher bekanntgcgeben. ft I^zer Anspruch auf Nachlaß erlischt, wenn N der Anzeigen-Betrag durch Klage etngezogen ^?verd°u muß oder wenn der Austmgg-b-r U in Konkurs gerat. Gemeinde-Diro-Konto Nr. 115, 22. Iabrgang. Neuestes vom Tage. — Nach dem Rheinüberaang bei Mannheim und Karls ruhe und der Besetzung der Darmstädter Bahnanlagen am Sonnabend haben die Franzosen am Montag an der Ruhr einen neuen Vormarsch begonnen. Sie sind von Vohwinkel (bei Elberfeld) aus östlich nach Gräfrath marschiert, von Gräfrath aus an Solingen vorbei nach Kronenberg und dann nach Remscheid. Die Spitze der französischen Truvpen erreichte am Abend über Remscheid hinaus die Stadt Wipperfürth. Insgesamt sind die Franzosen an diesem Tage fast 30 Kilometer östlich weiter vorgerückt und, was in diesem Falle von besonderer Bedeutung ist: sie haben das englische Gebiet nicht respektiert und sind nicht nur durch die englische Zone marschiert, sondern haben alle Ortschaften, die in dieser Zone liegen, einfach besetzt. vertlicheA »md SLchUcheS. DttnH«rf-S)krtlla, den 7. März i92S. U Die Mitglieder der Kirchgemeinde werden schon heute auf die kirchliche Beßattungskaffe de» Volkskirchlichen Laien- bundes aufmerksam gemacht, die bedeutend billiger ist al« manche andere Kaste. — Im Monat Februar erfolgten bei der hiesigen Sparkasse 105 Einzahlungen im Betrage von 1016330 Mark und 21 Rückzahlungen im Betraue von 124644 Mk. Bei der Girokaffe wurde» im gleichen Monat 823 Millionen Mark umgesetzt. — Für die Ruhrhilfe find bei der hiefiaen Sparkasse weiter eingegangen: von K L., hier, 10000 Mrrk, Georg Schulze L Co. 3000 Mark, Freiw. Feuerwehr, OrtLtetl Cunnersdorf 3000 Mark. — Eine Einrichtung, die er wert ist, daß sich auch der hiesige Gemeinderat damit beschäftige, hat jetzt der Gemeinde- rat von Langebrück in vorbildlicher Weise geschaffen. In der letzten Sitzung teilte Gemeindevorstand Kühn mit, daß der bestellte Dauersarg nebst einer größeren Anzahl Jnnen- särgen nach dem System des Friedhofsverwalters Zetsche in Zwickau eingetroffsn ist. Unter Anrechnung aller Un kosten würde sich ein Jnvrnsarg mit Leihgebühren für den Dauersarg auf 28000 Mark stellen. Auch ist in Fällen vorliegender Bedürftigkeit eine Ermäßigung vorgesehen. — Unser Gewissen. In der Tat es gibt deren viele, die sich in den Gedanken nicht hineinfinden können, daß an dere Menschen eine andere Meinung haben als sie selbst! Es sind diese» dis Unduldsamen und Herrschsüchtigrn, deren Rechthabereien überall Streit und Zerwürfnisse herbeiführen. Wo zwei Menschen um den „richtigen" Glauben hadern, wird jeder dem anderen nur Aergerni« bereiten. Uns alle beseelt der un» belebende Gottesfunke. Zugleich mit der Fähigkeit zu leben empfinden wir unsere geistige Regsamkeit al» Gottesbewußtsein in uns und wissen aus unserm eigenen un« vo« Schöpfer verliehenen Gewissen, Recht vom Unrecht zu unterscheiden. Wieviel Verständnis, Einsicht und Be gabung jedem Geschöpfe verliehen worden ist, untersteht nicht unserer Kritik, wir müssen es der unerforschlichen, allen Menschen unerreichbar fernen Weisheit Gottes anhetmstellen seine Geschöpfe zu leiten und zu regieren. Jeder Mensch gestaltet sich ein Bildnis Gotter und eine Form, in welcher er sich zu der ewigen Allmacht erheben kann, ent sprechend seiner eigenen geistigen Kraft, die ihm Gott spendete. Das Gotterbewußtsein, als innerste Empfindung unseres geistigen Seins, ist in uns lebendig, solange das Leben der menschlichen Art währt. Als die alten Griechen in der Blüte ihrer geistigen Kultur standen (etwa 500 Jahr vor Christi Geburt, zu Sophokles Zeiten), waren sie nicht etwa vom Gottesbewußtsein verlassen oder ohne die Be- seelung eines Gewissens, dar ihnen aus sich selbst das Rechte vorschrie^ sie formten nur andere Bildnisse und wählten ändere Gleichnisse und Symbole für die aus sich selbst zeugende, sie beseelende göttliche Potenz. Religion ist das ewige Gotterbewußtsein; während die Konfession die zeitlich wechselnde Form der Verehrung und Heiligung der für alle Menschen unergründlichen Gottesallmacht ist. Nicht auf die Form des Glaubens, die den Menschen von ihresgleichen gelehrt wird, kommt es an, sondern auf die Erfüllung des Sittlichkeitsgebote», da» der Schöpfer in unser Gewissen legte. Die Träger der Konfessionen find Menschen — da gegen belebt un» al« Religion, als Gotte» höchste Gabe, unser Gewissen; folgen wir diesem, so wandeln wir auf Gotte» Wegen, die uns nicht von Menschen, sondern von dm Allmächtigen selbst gewiesen wurden. So wenig eine Maus, dir im Eisenbahndamme wühlt, des Menschen W'tt erkennen kann, wenn ein Zug über die Schimm rollt, so wmig können dir Manschen die Größe des Schöpfers auch nur ahnen, die uns in seinem Weltall mit erschauernder Andacht erfaßt. Welcher Hochmut, welcher Dünkel und welche Selbstüberschätzung muß solche Menschen befallen haben, die von sich selbst behaupten, ihnen wäre von dem hoch erhaben über allen Menschentum thronenden allmächtigen Wrltenschöpfer da« einzig „Richtige" bekannt, — ihrer, der Staubgeborenen. Weisheit stände so hoch über dem Ver ständnis ihrer Mitmenschen, daß sie sich berufen fühlen, Gott zur Seite zu stehen in seiner Weltenleitung I Mr, die schlichten, vergänglichen Kreaturen des ewigen Schöpfers wollen uns bescheiden iw Bewußtsein unserer menschlichen Unzulänglichkeit und mit aller uns gegebenen Kraft die Ge bote der Sittlichkeit erfüllen, die Gott zu unserm Heile in unser Gewissen schrieb. Sollen wir die Hörsäle der Universitäten avfsuchen? Sollen wir in den Gesetzbüchern nachschlagen? Sollen wir den Regierenden vor Gott den Vorzug geben? Wo wir auch immer nach außen uns hin wenden — wir kören und lesen nur Menschenworte. In unserm Innern spricht Gott selbst. In unserm Gewissen und unserm Gottesbewußtsein finden wir Rat und Hilfe auch gegen die Anschläge herrschbsgieriger und selbstsüchtiger Menschen. Darum wollen wir Gotte« Stimme in unserm eigenen Gewissen vertrauen und von ihr uns leiten lassen. — Das die hohen Gaspreiss auch in anderen Otten nicht beliebt find, zeigt uns eine Verfügung des Bürger meisters von Rabenau. In dieser Verfügung wird mitge- teilt, daß der Prüfungsausschuß den Preis von 550 Mark al« zu „hoch" festgestellt habe. Er fordert deshalb die Gasabnehmer dringend auf, die Bezahlung nur unter Vor behalt aller Rückvergütungsansprüche zu leisten. — Dort ist der Gaspreis von 550 Mar? schon zu hoch und w'r be zahlen hier „bloß" 600 Mark für den Kubikmeter. Hoffent lich erläßt unser Gemeindsvorstand auch sine Verfügung, damit man eventuell auch mal was rauskricgt — oder wir machen es wie der Ott R'hnsdorf bei Bertin und treten in den Streik. Dort verpflichteten sich die Einwohner so lange kein Gas -zu benützen, ehe nicht der Preis auf 450 Mark herabgesetzt wird. — Reichsbanknoten zu 20000 Mark. In nächster Zeit werden Reichsbanknoten zu 200000 Mark mit dem Datum vom 20. Februar 1923 ausgegeben werden. Sie find 160 mal 95 Millimeter groß. Das Papier ist weiß. Die Vorderseite hat einen link« und rechts etwa 12 Millimeter, oben und unten etwa 11 Millimeter breiten »«bedruckten Rand. Das Hauptbild ist von rechteckiger Form und wird von einem blauschwarzen Zierrahmen eingefaßt, innerhalb dessen, ebenfalls in blauschwar-er Farbe gedruckt, der Text ungeordnet ist. Dr« Druckbild der Rückseite ist ebenfalls in verlaufenden Farben, in der Mitte grün und nach beiden Seiten hin rot, gedruckt. Innerhalb einer rechteckigen, aus Guillochen gebildeten Umrandung befindet sich eine große guillochisrte Vignette, in deren Mitte hellwirkend mit dunkler Umrandung die Wertzahl 20000 angebracht ist. Dresden. Hier wurde von der Freitoler Kriminal polizei ein Mann ermittelt und festgenommen, der aus einer Gefängniszelle in Freital ansgebrochen und nach Dresden geflüchtet war, nachdem er in Deuben-Freital bei einem Einbmchsdiebüahl ertappt und von der dortigen Polizei verhaftet worden war. In ihm wurde ein ehemaliger Gast wirt aus Oberspaar erkannt. Er war in der Wohnung einer in der Wartburgstraße in Deuben wohnhaft?» Wiwe erschienen, um ihr angeblich einen HciratSantrag zu machen. In Wirklichkeit war es ihm aber nur darum zu tun ge wesen, deren Verhältnisse auszukundschaften, um fis zu be stehlen. Bald darauf hatte er sich auch in diese Wohnung dmch Einbruch Zugang verschafft, hatte sich aber durch seine Geräusche verraten, so daß er der Polizei in die Hände fiel. Auf dem Wege zur Wache hatte er einen vergeblichen Flucht versuch unternommen, bis ihm später, wie erwähnt, die Flucht aus der Z.lle gelang. Kamenz. Ein dreister Raubübcrfall wurde in der Nacht zum Sonntag auf der Straße von Brrnsdorf nach Straßgräbchen an dem dort wohnenden gebrechliche», wehr- losen Arbeiter Hahn verübt. Unweit der Grenze, ouf sächsischer Flur, drangen plötzlich drei junge Burschen auf ihn ein und beraubten ihn unter Drohungen seiner ganzen Barschaft von 30000 Mark. Leider gelang es den Raudies im Dunkel der Nacht unerkannt zu entkommen. Zittau. Gegen die sächsischen Balutabettler in de« böhmischen Grenzorten soll jetzt seitens der tschechoslowakischm Bchörden energisch eingeschritten werden, da sie dort nach gerade eine Stadt- und Landplage geworden find. Der Polizei fehlte bisher die Ermächtigung zu einem ent scheidenden Eingreifen. Bisher schob man die Kronensecht- brüder über die Grenze ab. Damit war aber nicht mel er reicht, da sie sich mit mathematischer Sicherheit am anderen Tage wieder einfanden. Jetzt soll in jedem Falle eine strenge Bestrafung durch die politische Bezirksvecwaltung er folgen. Nach Abbüßung der Strafe drüben werden die Be- troffenrn der deutschen Strafbehörde übergeben. Geringswalde. Der Besitzer der Schöffelmühle geriet über den unerklärlichen Verlust seines Rucksackes mit 5 Millionen Mark Geld, die er zum Ankauf von Hölzern bestimmt hatte, in solche Verzweiflung, daß er seinen Leben durch Erschießen ein End« bereitete. Freiberg. Mit widerlichen Auftritten endete die von der Deutschnationalsn Volksvartei, Ortsgruppe Freiberg, obns Aussprache einberufene öffentliche Versammlung, in welcher Dipl.-Ing. Schneider, Essen, Selbstrrlebnisse im Einbruchsgebiete in überzeugender Sachlichkeit schilderte. Als nach dem allseitig mit vollen Verständnis und in größter Ruhs beifallsfreudig aufgenommenen Ausführungen dem sozialdemokratischen Stadtverordneten Tempel da« Wort nicht erteilt wurde und der Versammlungsleiter dis Veranstaltung mit dem Deutschland-Liede schließen wollte, erhob sich ein so ungeheurer Lärm durch Pfetsen, wüstes Schreien, blind wütiges Toben und gemeine Beschimpfungen, daß der nationale Gesang sich nur mit Mühe durchzusetzcn vermochte. Parteigruppen in höchster Erregung hielten noch lange den dichtgefüllten Postsaal besetzt. — Bei der Nutz-Holzversteigerung am Dienstag in Freiberg, bei der Hölzer der Forstreviere Loßnitz und Reichenberg zum Verkauf kommen sollten, erklärten die Bieter, daß sie die vom Staate geforderten Preise nicht an- legen könnten. Da die Forstrevieroermaltungen auf ihren Preisen bestanden, wurde die Versteigerung abgebrochen. Die Holzversteigerung vom Reichenbacher Revier war zum zweiten Male angefttzt. Sie wurde bereit« am Donners tag in Nossen aus dem gleichen Grunde abgebrochen. Seitens der Käufer wurde allgemein erklärt, daß doch der Staat sich in erster Linie am Preisabbau interessieren möchte. Heinichen. Ein elfjähriger Knabe stahl au« du Wohnung eines Arbeiter« 70000 Mark. Dafür kaufte er für sich und seine Kameraden Schokolade, Bonbon«, Sprotten und dergleichen und verpraßte auf diese Weise in zwei Tagen nicht weniger al« 40000 Mark. Den Rest de« gestohlenen Geldes hatte er in einer Mauerlücke versteckt. Es konnte dem Bestohlenen wieder zugestellt werden. Leipzig. In der Hausflur des Grundstück« Süd- straße 80 wurde am Sonnabend nachmittag der Handlungs gehilfe Karl Aurin von feinem Schwager durch einen Messer- stich so schwer verletzt, daß er auf der Stelle starb. Der Täter gab on, in der Notwehr gehandelt zu haben. Es iß fsstgestslll worden, daß Aurin wegen seines' gewalttätigen Benehmens kurz vorher aus der Wohnung seines Schwager« entfernt werden mußte. Plauen. Am PostanweisungS-Au-zahlungSschalter ist dieser Tage ein Mmderbetrag von rund 135000 Mark frstgestrllt morden. Vermutlich ist die Ursache darin zu suchen, daß der Beamte beim Auszahlen drei dunkelfarbige 50000-Mark-Schttne mit ihnen ähnlich aussehenden, dunklen 5000 Mark Scheinen großer Form der Ausgabe von 1922, btt denen sich das Männerbildnis ebenfalls auf der linken Seite befindet, verwechselt hat. Kirchsrnrachrichte«. Freitag, abend« Vs 8 Uhr Httfettnurnvorbereitung im Pfarrhaus. 8 Uhr Jungmädchenabend. Wilhelm Tell mitbringen.)