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MHnitz-MiW laenten nehmen stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ikhnk in Dippoldiswalde Nr. 81 Sonnabend, den 14. Juli 1883 48. Jahrgang -1/ Swatoiv (China) aufgetreten sei, wird von englischer Seite für unbegründet erklärt. Kinderindnstrie Wir meinen damit nicht das Strohflechten oder Etiquctteneinnähen, die Aufwartung, das Viehhüten und ähnliche Beschäftigungen, die von Kindern unserer nächsten Umgebung zum Zwecke des Erwerbs ergriffen zil werden pflegen, überhaupt keine solchen, bei welchen die jugendlichen Kräfte einer Aufsicht und Controle seitens der Auftraggeber unmittelbar unterworfen sind. Wir möchten vielmehr die Aufmerksamkeit auf eine Industrie lenken, die sich bei uns seit der größeren Zur Kirchenfrage. Wie wenig die beiden Gegner im Kirchenstreite (Preußen und der Vatikan) sich noch dem Friedens schluffe genähert haben, dazu liefern die Auslassungen der beiderseitigen Organe nur ein zu drastisches Bei spiel. Zunächst muß hervorgehoben werden, daß der durch die letzte zum Gesetz erhobene kirchenpolitische Vorlage dokumentirten entgegenkommenden Haltung der preußischen Regierung im Vatikan nicht die rechte Würdigung zu Theil geworden ist, denn die jüngste Note des Kardinalsekretärs Jakobini hatte als haupt sächlichste Kritik für die kirchenpolitische Vorlage Worte des Tadels, weil die preußische Regierung das Ver sicherungswerk auf eigne Faust betreibe. Darauf hat die Norddeutsche Allgemeine Zeitung, das Organ des Fürsten Bismarck, sehr scharf erwidert, daß diese Ja kobinische Note sehr unzeitgemäß gekommen sei und besser ungeschrieben geblieben wäre, denn die päpstliche Diplomatie habe damit nur gezeigt, daß sie das Be- dürfniß habe, in den Augen der preußischen Katholiken den Schritt, den der König von Preußen zum Frieden gethan habe, in seinem Werthe herabzudrücken. Es sei dies eine veraltete diplomatische Kunst des Vatikans und eine anspruchsvolle Kritik, welche keine andere Wirkung haben könnte, als Preußen von weiterem Entgegenkommen abzuschrecken, denn ein neuer Beweis für die Unmöglichkeit, die römische Kurie befriedigen zu können, liege vor. Auf diese Zurechtweisung sind nun von klerikaler Seite Antworten gefolgt, welche rückhaltslos zeigen, wie Recht alle Diejenigen haben, welche einen dauern den und aufrichtigen Frieden mit der römischen Kurie überhaupt unmöglich halten, da diese mit nackten Worten die Unterwerfung des preußischen Staates ver langt und in dieser Forderung dreister denn je ist. Das mit der päpstlichen Kurie in engster Fühlung stehende „flourinck äe Rome« sagt zu dem Artikel der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung": Wenn der Artikel eine Drohung gegen den Vatikan sein solle, so sei dieselbe vergeblich. Der Papst könne nicht zum Schaden der kirchlichen Rechte die Staaten begünstigen und die preußische Regierung biete nur ein theilweises Ent gegenkommen zur Abschaffung der Maigesetze, die Kirche sei aber erst dann befriedigt, wenn man ihr alle ihre Rechte und Freiheiten zurückgebe und solle sich die preußische Regierung offen darüber entscheiden, ob sie die Politik der Rechte oder der Revolution wolle. — Aehnlich spricht sich auch die klerikale Germania aus und meint dazu noch spöttisch: der Erfolg habe ja be wiesen, was die veraltete Diplomatie der päpstlichen Kurie noch werth sei. — Ueber diese neueste Phase der Kirchenfrage werden wohl Vielen die Augen aufgehen, denn man erblickt jetzt nur zu deutlich als Wirkung der entgegenkommen den Haltung der preußischen Regierung die Steigerung der päpstlichen Ansprüche und den immer noch voll ständigen Mangel irgend eines Zugeständnisses des Papstes, wonach auch in Preuße» die Regierung an der Beaufsichtigung der katholischen Seelsorge einen bescheidenen Antheil habe» und die katholische Kirche nicht Staat im Staate sein soll. Amtsblatt für die Königliche Umishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein „«rl-erttz Jeitung «-scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie sie Agenten nehmen Be- Politische Wochenschau. Deutsches Reich. Die diesjährige Sommer- und Badereise unsers Kaisers nähert sich ihrem letzten Ab schnitte, der Nachkur in Gastein. Derselben geht der Aufenthalt auf der Bodensee-Insel Mainau voran, woselbst der Kaiser in Begleitung der grobherzoglich, badischen Herrschaften am Dienstag Nachmittag einge- Iroffen ist. Der hohe Herr gedenkt hier bis zum IS. Juli zu verweilen; am 16. Juli sieht man seiner Ankunft in Gastein entgegen. — In der Politik herrscht jetzt die sommerliche Fenenstille in ihrem vollen Um fange und es hat auch nicht den Anschein, als ob dieselbe durch große und unerwartete Ereignisse unter brochen werden sollte. Ernste Verwickelungen zwischen den europäische» Staaten sind nicht zu befürchten, wenn es auch hier und da an mancherlei kleinen Rei bungen nicht fehlt, welche indessen zu jeder Zeit vor zukommen pflegen. Ungelöst steht noch der Konflikt zwischen Frankreich und China wegen Tonkin da, und Aber dessen schließlichen Ausgang läßt sich noch nicht das Geringste mit Sicherheit Vorhersagen; ein fran zösisch-chinesischer Krieg würde aber für diejenigen Staaten, welche beim Handelsverkehr mit China am meisten betheiligt sind — darunter in erster Linie England und Deutschland — schwere Nachtheile im Gefolge haben und es steht daher zu hoffen, daß die europäische Diplomatie die Differenzen zwischen Frank reich und China noch zu schlichten wissen wird. Ein Feld gemeinsamer Arbeit haben die europäischen Ne gierungen in der Bekämpfung der von Egypten her drohenden Choleragefahr gesunden und sind aüerwärts umfassende Anstalten getroffen, um den unheimlichen Gast von den Küsten Europas fern zu halten. Auch die preußische Negierung hat für ihre Häfen geeignete Maßregeln gegen die Einschleppung der Cholera an geordnet, wobei es seltsam berührt, daß von einem gleichen Vorgehen der übrigen deutschen Seeuferstaaten noch nichts bekannt ist; hoffentlich erfolgt in dieser An gelegenheit bald die recht wünschenswerthe Aufklärung. — Auf dem Gebiete unserer inneren Politik spielen die Erörterungen über die jüngste Note des Kardinal- Staatssekretärs Jacobini und über den hierdurch ver anlaßten gereizten Artikel der „Nordd. Allg. Ztg." gegen die Kurie noch immer die Hauptrolle. Die klerikalen Organe sprechen sich über den erwähnten Artikel sehr entrüstet aus und fragen, wie die „Ger mania" es gethan, ob eine derartige Sprache gegen über einer Macht, bei welcher Preußen einen Gesandten unterhält, denn am Platze sei. Die konservativen Blätter sind augenscheinlich in Verlegenheit, wie sie sich Angesichts dieser entschlossenen Sprache eines der Regierung nahe stehenden Organs verhalten sollen, da sie es weder mit der Letzteren, noch mit der Kurie und deni Zentrum zu verderben wünschen; die liberale Presse giebt meistens der pessimistischen Stimmung Ausdruck, welche in liberalen Kreisen bezüglich des gegenwärtigen Standes der kirchenpolitischen Frage Herrscht. Oesterreich-Ungarn. Das Wiener Kabinet hat «inen nicht unbedeutenden diplomatischen Erfolg zu verzeichnen. Nach einem allerdings starken Druck von Wien her hat sich die rumänische Regierung dazu be- guemt, Oesterreich die verlangte vollständige Genug- thuung in der Angelegenheit des Senators Gradisteanu zu geben» Es ist dies in Form einer Note geschehen, iu welcher das Bukarester Kabinet die Tendenzen, wie sie sich in der Jaffyer Banketrede Gradistcanus offen baren, verurtheilt und erklärt, keine Agitation dulden zu wollen, welche gegen die Ruhe und Sicherheit der Nachbarstaaten gerichtet sei. Hiermit ist der jüngste österreichisch-rumänische Zwischenfall nach den Wünschen der österreichischen Regierung erledigt, trotzdem wird dieselbe gut thun, alle Vorgänge in dem rumänischen Nachbarreiche auch fernerhin genau zu überwachen, denn daß man hier der habsburgischen Doppelmonarchie Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 10 Pfg. die Spaltsnzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Lheile, die Spaltenzeile 20 Pfg. gerade nicht die freundlichsten Gesinnungen entgegen bringt, ist klar. — Die Tisza-Eszlaer Prozeßassaire spinnt sich anscheinend bis ins Unendliche fort und fördert noch immer mancherlei für die ungarische Justiz pflege bedenkliche Dinge zu Tage; vorläufig läßt sich das Ende des Prozesses noch nicht im Mindesten ab sehen. — Kaiser Franz Josef wohnte am Dienstag in Marburg (Steiermark) der Enthüllung desTegetthof- Denkmals bei und setzte sodann die Reise nach der südlichen Steiermark fort; am Mittwoch wurde der Herrscher m Laibach, der Hauptstadt von Kram, er wartet. Frankreich. In Frankreich steht der politische Barometer auf Sturm. Die Mißerfolge des Kabinets Ferry in der auswärtigen Politik und seine bedenklichen finanziellen Operationen haben in der Kammer eine tiefe Verstimmung gegen das Ministerium hervor gerufen, die allem Anschein nach in den Debatten, welche noch in dieser Woche über die mit den großen Eisen bahn-Gesellschaften abgeschlossenen Verträge stattfinden werden, zum Durchbruch kommen wird. Dem Ver nehmen nach ist in der Deputirtenkammer eine Koa lition in der Bildung begriffen, welche aus den Re publikanern, die Gegner der Eisenbahnverträge sind, ferner den Monarchisten und sonstigen dem gegenwär tigen französischen Kabinet feindlichen Elementen be stehen wird. Falls es dieser Koalition gelingt, die Eisenbahn-Konventionen zu Falle zu bringen, so ist der Rücktritt des Ministeriums Ferry unvermeidlich, was aber dem republikanischen Regime iu Frankreich in Anbetracht des Umstandes, daß auf der einen Seite die Ultraradikalen immer energischer auftreten, während andererseits der Orleanismus wieder kühner sein Haupt erhebt, schwerlich zum Vortheile gereichen würde. — Die französische Deputirtenkammer hat am Dienstag anläßlich der Interpellation über die Tonkin-Ange legenheit mit 371 gegen 82 Stimmen eine Tages ordnung angenommen, welche das Vertrauen auf die Festigkeit und Klugheit der Regierung in der aus wärtigen Politik ausspricht. England. Das parlamentarische Leben in Eng land pulsirt zur Zeit nur sehr langsani und nur dann und wann nehmen die Verhandlungen des Parlaments eine lebhaftere Färbung an. Hervorzuheben ist aus der Dienstagssitzung des Unterhauses die Erklärung des Präsidenten des „Local Government Board" Dilke, daß die englische Negierung diesmal keine Quarantaine gegen die Cholera beabsichtige und zwar, weil — sich diese Maßregel in den Jahren 1832 und 1833 als wirkungslos erwiesen habe! Eine eigenthümliche An schauung, der es Europa vielleicht noch zu verdanken hat, daß sich die Cholera trotz aller Anstrengungen der übrigen Negierungen noch den Weg nach Europa bahnt. Rußland. Zum ersten Male seit den Tagen der Moskauer Kaiserkrönung hat sich Czar Alexander III. wieder öffentlich gezeigt. Es war dies am vergangenen Dienstag, an welchem Tage der Kaiser in Kronstadt über das russische Ostseegeschwader eine Revue abhielt, der auch die Kaiserin beiwohnte, und zu welcher 10 Kriegsschiffe versammelt waren. Der Kaiser besichtigte zunächst das Admiralsschiff „Afrika", hierauf die von ihrer Ozeanreise hierher zurückgekehrten Kriegsfahrzeuge und endlich den Klipper „Strelok", welcher im Begriffe steht, eine längere Reise anzutreten. Kurz nach K Uhr ließ der Kaiser dem gesammten von ihm besichtigten Geschwader seinen Dank signalisiren und kehrte hierauf mit der Kaiserin nach der Sommer-Residenz Peterhof zurück. Egypten. Die mit großer Regelmäßigkeit aus Egypten eintreffenden „Choleratelegramme" lassen er kennen, daß die Epidemie an ihrem Hauptherde Da- miette endlich in der Abnahme begriffen ist, während sie an andern Orten Unter-Egyptens jetzt größere Opfer fordert. Auch in Alexandrien ist ein Todesfall vorgekommen. Die Nachricht, daß die Cholera in