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UxP«t>. U. SiedLkt»»- Dresden-Nenft«»t L Methner Gasse 4. Die Zeitung erscheint Dienst«,, H««nerftas und Sannadend früh. Ud«uuen»ent»- Pret»: »ierteljährl. M. 1M Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- «palten und durch «nserr Boten. Bet freier Lieferung tns Hau» nhebt die HM noch eine Ge bühr »m Lb Pf. äch fische AocheidW. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshaupttnannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr»«« Müller tu Dresden. z«ferate »wde» bi» Momnn, Mittwoch n. Freilag Mittag angenommen und kosten: spalt. Zelle 20 Pf. UM« Eingesandt: 40 Pf. Infrraten- U»»«r»estevctt: Invalidendank, Haafenstetn L Bögler, Rudolf Mosse, G. L Daube L Co. st, Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., G. Lohl, Aefselsdorf, Hugo Müchler, Motzschenbroda Dienstag, den 5. März 1901. 63. Jahrgang. WM" Zufolge der gesetzlich augeordneteu Be schränkung des DruckeretbetrtebeS an Sonu- und Feiertagen kann Rümmer 29 der „Sächsischen Dorfzettung" erst Donnerstag, den 7. März, mittags erscheinen. Die Verlag»-Expedition. Die Stimmung des deutschen Volkes gegenüber England und Rustland. Durch die chinesischen Wirren ist die Stellung ! Deutschlands zu Rußland und England einigermaaßen verschoben worden. Die Leitung der militärischen Aktion in China, die dem deutschen Reiche von den Mächten übertragen wurde, erhöhte zwar dessen Bedeutung, zugleich aber auch seine Verantwortlichkeit, wenn die Gegensätze der Großmächte, was durchaus nicht ausgeschloffen ist, sich einmal feindlich gegenüber treten sollten. Die Stimmung des deutschen Volke- war nach dem Staatsstreiche Napoleon UI. sehr englandfreundlich, da sich dem Jnselreiche alle Hoffnungen der Liberalen zuwendeten. Aber diese Stimmung änderte sich nach dem dänischen Kriege und ist jetzt in ihr direktes Gegentheil umgeschlagen. Die Engländer werden als unsere Neider und Feinde betracht« t und allen ihren Handlungen werden habsüchltge und egoistische Beweggründe untergeschoben. Ihre Handelseifersucht, ihre Ländergter, ihre Rücksichts losigkeit gegen den Schwächeren findet vielstimmige Lerurtheilung. Ihr Nationalcharakter erscheint in den schwärzesten Farben. Nicht ohne die Verschuldung der Engländer ist dieser Umschwung des UrtheilS und der Stimmung in Deutschland eingetreten. Die leitenden Klaffen in England haben, mit wenigen Ausnahmen, scheel auf unsere Erfolge gesehen. Die Haltung deS Ministerium- Gladstone in unserem Kriege gegen Frank reich war uns nicht freundlich. Trotz der Erklärung der Neutralität hat die französische Republik in der zweiten Hälfte des Krieges fort und fort aus England Geld, Waffen und Munition gezogen. Diese Unsreund- lichkeit gegen daS politische Deutschland verschärfte und verbitterte sich noch gegen dar wirthschaftlichc. Auf dem Weltmärkte wie in der Erwerbung eines Kolonial besitze- trat uns England mit besonderer Hestigkeit, Keuilleton. Vergeltung. Roman von S. Doudney. (Nachdruck verboten.) (8. F*rtfe»ll-g.) Zch werde neben dem Wagen reiten. Mama wollte mir keinen Plotz in demselben gönnen, weil sie meine Unterhaltung fürchtet. Sie scheint zu denken, daß ich nicht schweigen kauo." ,Und ich glaube da- Gegentheil", kam eS scharf und kalt von Röst'» Lippen. Er sah sie einen Augenblick erstaunt an; aber ihr ruhige» Gesicht, ihr gleichgtttiger Blick schienen ihre Stimme Lügen zu strafen. Er mußte sich getäuscht haben, al» er etwa» wie Zorn oder gar Haß in ihren Worten zu hören glaubte. Ehe er sie fragen konnte, war sie au ihm vorbei geschritten in da» Wohnzimmer, wo die Generalin sie erwartete. Bald saßen Beide im Wagen und fuhren, von Lucian begleitet, in den sonnigen Apriltag hinein. Die Umgebung von Reahof bot nicht gerade bedeutende Naturfchöoheiteo, aber die weiten Felder im ersten Grün, die zerstreut liegenden Gehöfte mit den sauberen Gärten und die ersten zarte« Frühlingsblumen ge währten doch im lustigen Sonnenschein einen köstlichen Anblick. - Trotz ihre» bekümmerten und tiefverletzten Herzen» empfand Rofe de« Einfluß, den die Natur in ihrer Neid und Zähigkeit entgegen. ES kann sich noch immer nicht daran gewöhnen, in dem „germanischen Vetter", den eS so lange mit einem aus Mitleid und Gering- schätzung gemischten Gefühl behandelt hat, einen gleich berechtigten Mitbewerber zu achten. Der Krieg der Engländer gegen die Burenrepubltken hat dann dem Fasse gleichsam den Boden auSgeschlägen: daS Tele. gramm des Kaisers am 3. Januar 1896 an den Prä sidenten Krüger wegen der Niederlage Jameson's und seiner Freibeuter wurde von der englischen Presse mit einem Wuthschrei beantwortet, der ihnen jetzt aus manchen deutschen Zeitungen als Echo entgegenklingt. Die Engländer müssen eigentlich selbst eingestehen, daß ihre Worte und Thaten in dem letzten Jahrzehnt, wie höflich und entgegenkommend auch die Haltung beider Höfe und Regierungen war, ost nicht der Art gewesen find, sich die Sympathie des deutschen Volke- zu er. halten — eines Volke-, daS ihre Politik nie durchkreuzt und ihren Beistand und ihren Geldbeutel nie in An spruch genommen hat. Dagegen ist die Stimmung des deutschen Volkes gegenüber Rußland fortgesetzt eine freundschaftliche ge« blieben. Die RegierungSfoim Rußlands sagt unS zwar nicht zu und die Halbkultur de- russischen Volkes er schwert uns die innigere Annäherung, aber diese Gegen, sätze haben bisher trotzdem dem guten Einvernehmen keinen Eintrag gethan, obwohl sich in manchen Kreisen der russischen Gesellschaft Strömungen geltend machen, die dem Frieden entgegenarbetten. Weder durch politische Gegnerschaft, noch durch irgend welche andere Beweg gründe wird sich Deutschland zu einer Zeit mit Rußland verfeinden wollen, wo der Ausschluß Sibiriens und der Mandschurei durch die großen Eisenbahnbauten auch seinem Handel und seiner Industrie neue Absatzgebiete eröffnet. Von den Russen wie von den Engländern fordern wir nichts als Gleichberechtigung. Wir denken nicht daran, ihre Kreise zu stören, wenn sie nicht in die unserigen dringen und wir wollen ihre Rivalitäten nicht entscheiden. Dabei stets den goldenen Mittelweg zu finden und einzuhalten, ist die schwierige Aufgabe der deutschen Politik, die fich weder der erregten öffent lichen Meinung zu Liebe in eine feindliche Stellung zu England drängen lassen, noch auch ohne die schwer wiegendsten Gründe in einen Zollkrieg mit Rußland eintreten kann. Bloße Stimmungen, Neigungen und Abneigungen dürfen dabei als etwa- immer Wechseln des und Vorübergehende- nicht mitsprechen, sondern nur die Maaßgaben einer wirklichen, von Bülow ange strebten Realpolitik. Politische Weltfchau. Deutsche» Reich. In der 59. Sitzung de» Reichstage- vom 1. März kam bei der Fortsetzung der Berathung de- MilitSretatS die Pferdebeschaffung an die Reihe. Für Ankauf von Remontepferden find 8,133,300 Mark angesetzt. Nachdem der Berichterstatter Abg. Gras v. Roon namens der Kommission aner kennend hervorgehoben, daß für 1902 der Remonte- durchschnittspreis, entsprechend dem Wunsche deS Reichs- tage-, um 70 Mark, daS heißt auf 900 Mark erhöht werden solle, gab Abg. vr. Hahn (B. d. L.) zwar eben falls dem Danke dafür Ausdruck, erklärte jedoch gleich zeitig diese Erhöhung sür noch nicht genügend; der Durchschnittspreis müsse 1000 Mark betragen. Außer dem beklagte er die immer noch zu starke Berücksichtigung des Händlers beim Ankauf der Remonten. Abg. Hoff- mann-Hall (südd. Vp) trat in letzterem Punkte dem Vorredner bei und empfahl die Zucht von Pferden kaltblütigen Schlages. Abg. Graf Klinckowström (kons.) warnte dagegen vor einer Vernachlässigung der warmblütigen Aufzucht, unter der die ostpreußische Pferdezucht schon merkbar leide. Kriegt Minister von Goßler gab den Rückgang der Warmblüterzucht zu; in Ostpreußen belause sich der Ausfall schon auf 12,(XX) Pferde. Die nationale Zucht der Reitpferde müsse von der deS ArtilleriepferdeS getrennt gehalten, auch für den Train müsse getrennt remontirt werden. Er gab ferner zu, daß die jetzigen Preise noch nicht ausreichend seien, doch müsse mit einer weiteren Erhöhung der Remonte. preise wohl auch eine Erhöhung der Einfuhrzölle für Pferde Hand in Hand gehen. (Beifall.) Dieses Kapitel fand neben einigen anderen die Genehmigung deS Hauses. Der auf Betreiben deS Reichskanzler- ausgearbeitete Gesetzentwurf über die Versorgung der Kriegs- invaliden sowie der Kriegshinterbliebenen deS Reichsheeres, der Marine und der Schutztruppen ist dem BundeSrathe zugegangen und von diesem bereits an den betreffenden Ausschuß verwiesen worden. Diese Ableistung einer Ehrenpflicht de» Reiche- an seine Mit begründer wird eine dauernde Ausgabe von etwa 13 Millionen Mark zur Folge haben, die aus dem ReichSinvaltdenfondS bestritten werden soll. DaS preußische Abgeordnetenhaus beschäftigte fich neulich mehrere Stunden mit der Lage der Bolks- schullehrer, ein Zeichen, daß diese mit den durch das LehrerbesoldungSgesetz vom Jahre 1897 geschaffenen Zuständen nicht zufrieden find. Den Anlaß zu den Erörterungen bot die Interpellation der Freisinnigen über den zur Zeit herrschenden Mangel an Lolksschul. lehrern. Die Thatsache selbst, daß em solcher besteht. ruhigen Gleichmäßigkeit und Größe aus den Menschen au-Übt und sie war froh, daß sie in die Fahrt ge willigt, obgleich Lucian, auf seinem stattlichen Hengst, nicht einen Augenblick von ihrer Seite wich. Frau von Villar» hielt Wort und sprach nicht; ' ein. oder zweimal machte Lucian eine kurze Bemerkung, j welche Rose ebenso kurz beantwortete. Im Ganzen schienen alle drei von dem Stillschweigen völlig be- frietigt und so von ihren Gedanken lingenommen, daß ihnen dasselbe kaum füblbar wurde. Nach ungefähr halbstündiger Fahrt kam man an einen Kreuzweg; nicht weit von demselben lag ein wunderliches Gebäude, au» rothen Backsteinen aus geführt. ES war ein schöne-, alte» HauS, malerisch aelegen, ganz von Epheu umsponnen; hohe Bäume schloffen e» von drei Seiten ein; mit der vierten blickte eS in einen Garten, in dem die Frühlingsblumen in voller Blüthe standen. Wie erinnerte die» Bild Rose an Liebenau. O, daß sie noch einmal, ein einzige» Mal im Garten dort sein dürfte, so glücklich, so selig wie fie e» einst ge wesen! Doch da» war ja vorbei für immer. — Aber mit Esfie könnte fie dort leben, mit ihr dort still zu- frieden fein, ihr von dem Vater erzähle», den da» Kind nie gesehen. Plötzlich weckte ein Schrei der Generalin fie au» ihren Träumen; schnell aufbllckeud, sah fie Lucian'» Pferd retterlo» dahin galoppire». Der Wagen hielt sofort und im nächsten Augenblicke «ar Rose heraaS- gesprungen und beugte sich über den Mann, der regavg-lo» am Rain de» Graben» lag. All da» Unrecht, da- Heinrich -«gefügt worden, war vergessen in dem Augenblicke, al» fie auf feine« Bruder niedersah, wie er bleich und blutend vor ihr lag. DaS blaffe Gesicht mit den geschloffenen Auge« war eine wirksamere Abbitte, als alle Worte e» hätten sein können. ES forderte ihr Mitleid und ihren Bei- stand und erinnerte fie io lebhaft an ein andere» Ge sicht, da- fie zuletzt im Tode geschaut. Glücklicher Weise kam bald weitere Hilfe. Während Rose noch damit beschäftigt war, mit schnellen Händen Lucian'- Kragen zu öffnen und da» Blut von seiner Stirne zu wischen, kamen Arbeiter vom nächsten Felde, Hoden den Verwundeten auf und trugen ihn behutsam in da» rothe Pächterhaus, wo ihm schnell jede nur mögliche Erleichterung verschafft wurde. Die Generalin war so erschrocken und aufgeregt, daß fie durchaus nicht Hand mit anlegen konnte, sondern selbst der Hilfe bedurfte. .Wenn doch nur Myra hier wäre", jammerte sie unaufhörlich; „sie hat so viel mehr Geiste-gegenwart als ich und m«hr Energie; fie versteht e» so gut, Krankenpflegerin zu sein." Nach einer halben Stunde erholte fich Lucia» so wett, daß er sprechen konnte. Er war sein Wunsch, sofort nach Neuhof gebracht zu werden. Da man ihn dort w.tt besser verpflegen konnte, al» bei den fremden Leuten im Pächterhause, so redete Rose der unentschlossenen Generalin zu und endlich willfahrte sie deu Bitten de» sichtlich schwer Leidende». Der Pächter stellte sofort feinen Wagen zur Ver fügung und im langsamen Schritt fuhren die beiden Frauen mit dem Verunglückten nach dem Schlöffe zurück.