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Zugleich weit verbreitet in den Städten Peuig, Litnzena«, Lichtenfteiu-Caüuberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 224. Dienstag, den 26. September 1893. Witterungsbcrtcht, ausgenommen am 24. September, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 759 mm. reducirt auf den Meeresspiegel. Thcrmometerstanü -t- 13" 0. (Morgens 8 Uhr -f- 11°) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 40°/». Thautznukt 4- 0 Grad. Windrichtung: West. Daher WitlerunaSanSÜckten für den 26. September: Wechselnde Bewölkung mit Neigung zu Niederschlägen. Waldenburg, 25. September 1893. Ueber einige bedeutsame Aeußerungen, welche Fürst Bismarck 1866 bald nach der Schlacht von Königgrätz im Gespräch mit dem damals schwerverwundeten Grafen Nikolaus Bethlcn gemacht hat, berichtet dieser auf Grund seines Tagebuches, was ihm aus jenem Gespräch mit Bismarck bemcrkenswerth geblieben. Nachdem sich Bis marck über das Befinden des verwundeten Grafen Bethlen unterrichtet hatte, drückte er ihm nach dessen Bericht seine Freude darüber aus, daß die^Oestcrreicher sich so brav in Italien geschlagen haben. Seine Freude sei um so gerechtfertigter, da das österreichische Heer ein deutsches Heer sei. Üebrigens sei ein Unterschied zwischen Preußen und Oesterreichern in ihrem Kriege gegen einander nur insoweit zu finden, daß die österreichischen Generale mehr Fehler begangen hätten als die preußischen. Auf eine von Bethlcn eingeworfene Frage, wie eine conservative preußische Regierung eine Expedition unter Klapka und Genossen veranstalten lassen konnte, antwortete Bismarck: „Die Expedition wollte und konnte nichts Anderes sein, als eiire bloße militärische Demonstration gegen den sich zurückzichendcn Feind. Dieses sagte ich Klapka und den übrigen Herren offen und klar und gab ihnen gar keine Versprechungen für die Zukunft. Jin ganzen ver sprach ich ihnen nur so viel, daß ich mich bemühen werde, die Personal-Union zwischen Oesterreich und Un garn zu fördern auf Grund eines Ausgleiches. Es ist übrigens nicht vorauszusetzen — setzte Bismarck hinzu daß Franz Deak und die ungarischen Staats männer sich nicht bestreben sollten, die Personal-Union in der Art zustande zu bringen, die die Erhaltung der Großmachtstellung der Monarchie möglich mache. Die beste Stütze der Magyaren gegen die Slavenfluth ist die Machtstellung der Monarchie. Wird diese zertrümmert, so begehen die Magyaren einen Selbstmord. Es liegt aber auch im Interesse Preußens, daß Oesterreich-Ungarn - seine Großmachtstellung behält. Denn Oesterreich hat seine besondere Mission im Interesse des Deutschthums. Preußen hat eine Einigung Deutschlands zu schaffen, Oesterreich aber, als Bundesgenosse Preußens, hat die deutschen Interessen im Osten zu vertheidigen, und seine Hauptaufgabe ist es, einen Zusammenstoß des Slaven- thums mit den Deutschen zu verhindern. Dies liegt aber auch im Interesse der Magyaren, iveil es ihnen eine Gewahr gibt, daß sie weder Slaven noch Deutsche werden. Mit dem Ausscheiden Oesterreichs aus dem „deutschen Bund" geschieht der erste Schritt zur Einigung Deutschlands. Lächerlich ist es aber, uns zu verdächtigen, als wollten wir Oesterreich annectiren. Wir würden uns dadurch nur 14 Millionen Slaven und eine cleri- cale Aristokratie auf den Hals laden. Wir würden da durch das Werk der Einigung gefährden und geradezu gegen das Ziel kämpfen, das uns zum Krieg gegen Oesterreich gezwungen hat. Ix stärker Oesterreich ist, desto besser für uns; denn früher oder später muß es zu einem Bündniß zwischen Deutschland und Oesterreich kommen, da es im Interesse beider Mächte liegt. Wenn aber Ungarn seine Selbständigkeit wiedergewinnt, so wird es Oesterreich davon abhalten, sich in deutsche Angelegen heiten zu mischen. In Ungarn haben die Magyaren die Interessen der Slaven möglichst zu wahren, natürlich innerhalb der Grenzen des ungarischen Staates. Es ist aber nicht nothwendig, daß die Magyaren die Slaven mit Gewalt unterdrücken; denn sie stehen in jeder Be ziehung so, daß man die magyarische Führerrolle im un garischen Staat von keiner Seite angreifen kann." Politische Rundschau. Deutsches Reich. Aus Kissingen liegen wieder eine Reihe von Nach richten vor, aus welchen sich vor Allem ergiebt, daß dem Fürsten Bismarck, der hart am Rand des Grabes schwebte, sowie seiner Gemahlin, sein Zustand sorgfältig verheimlicht worden ist. Da der Fürst sich die Zeitungen reichen ließ, so hat lM. Schwenninger auch jeden Bericht an diese über die wahre Natur des Leidens vermieden. Was bekannt wurde, beruhte lediglich aus Gerüchten, und aus diesem Factum erklärt es sich auch, weshalb der Kaiser so spät authentischen Bericht über den Zustand des Altreichskanzlers erhalten hat. Professor Schwenninger, der 16 Tage ununterbrochen am Krankenbett des Fürsten zugebracht hat, ist jetzt, nachdem alle Gefahr überstanden, nach San Remo gereist, woraus die falsche Mittheilung entstand, der Fürst selbst habe sich dorthin begeben. Ueber die Krankheit des Fürsten gehen die Nachrichten noch im mer recht auseinander; bald spricht man von Lungenent zündung, bald von Gürtelrose, Brust- und Athembeschwer- den. In Wahrheit war es aber wohl nichts, als ein plötzlicher Kräftezusammenbruch, wie er sich aus geringen Anlässen im Greisenalter so oft einstellt. Der Fürst ist eben in den Jahren, wo mit der Altersschwäche sehr zu rechnen ist. In den drei Wochen seiner Krankheit hat er um 20 Pfund abgenommen; er wiegt jetzt nur noch 184 Pfund. Im Laufe dieser Woche soll die Abreise erfolgen und zwar nach Friedrichsruhe. Graf Herbert Bismarck und Graf Rantzau, des Fürsten Schwiegersohn, sind in Kissingen eingetroffen. Eine Zeitungsmeldung, es sollten „nun weitere Verhandlungen wegen einer völ ligen Aussöhnung mit dem Kaiser" eingeleitet werden, ist natürlich Unsinn. Hier ist nur zu handeln, aber nicht zu verhandeln. Sehr bemcrkenswerth sind die Aeußerun gen der dem Fürsten Bismarck so nahestehenden „Hamb. Nachr." Mit eisiger Kühle bemerken sie zu dem De peschenwechsel, daß in der Erregung „die Beurtheilungen von Ursache und Wirkung nicht immer ein richtiges Augen merk bekunden." Behauptet wird, Kaiser Wilhelm habe, gleichzeitig mit dem Telegramm an Fürst Bismarck durch sein Eivilcabinet dem Professor Schwenninger sein Befrem den darüber ausdrücken lassen, daß er über die Erkran kung des Fürsten Bismarck nicht rechtzeitig Bericht er stattet hat. Wie das Telegramm des Kaisers an den Fürsten Bismarck entstanden ist, geht aus der folgenden Depesche der „Köln. Ztg." aus Wien hervor: Das Telegramm des Kaisers ist aus der eigensten Anregung des Monar chen hervorgegangen. Der Kaiser sandte am Mittwoch früh, bevor er zum Manöver ausrückte, das Telegramm, das er abends zuvor abgcfaßt, jedoch zurückbchalten hatte, wahrscheinlich um nicht die Nachtruhe des Fürsten Bis marck zu stören. Nachdem die Antwort aus Kissingen an demselben Tage vor der Hoftafel eingetroffen war, zeigte der Kaiser unmittelbar vor Tisch die beiden Tele gramme dem Kaiser Franz Joseph und dem König Albert. Was die Erörterungen über die Stellung des Grafen Caprivi zu dem Schritte des Kaisers betrifft, so steht fest, daß Kaiser Wilhelm sich in Einklang mit einer An regung seines Reichskanzlers befand, dem er den Wort laut beider Telegramme an demselben Tage nach Karls bad telegraphirte. Graf Caprivi hat die gespannte Stell ung Fürst Bismarcks zur Reichsregierung immer sehr Peinlich empfunden, und sein Wunsch ist es längst ge wesen, mit dem Fürsten Bismarck in Frieden, statt im Hader zu leben." Zur Günsener Depesche des Kaisers wird der „Post" aus Wien geschrieben, daß dort die Version wohl bekannt sei, wonach in Karlsruhe, Stuttgart und Güns Einflüsse von höchster Stelle zur Geltung gebracht wor den seien, um jene theilnahmsvolle Kundgebung zu ver anlassen, es fehle jedoch gänzlich an Anhaltspunkten, die die Richtigkeit dieser Version zu verbürgen im Stande wären. Soviel wisse man, daß die Depesche des Kaisers vielleicht schon von Stutgart und nicht erst von Güns nach Kissingen gerichtet worden wäre, wenn überhaupt irgend etwas Verläßliches über die Krankheit oder das Befinden des Fürsten Bismarck bekannt gewesen wäre. Von Kissingen selbst kamen hierüber keinerlei Nachrichten. Das Schloß, das der Fürst bewohnt, soll während der Erkrankung des Fürsten wie abgesperrt gewesen sein, und es drang keinerlei Kunde aus demselben heraus. Die Version des Pariser „Temps", daß Kaiser Franz Joseph über Bismarcks Krankheit unterrichtet gewesen sei, scheint eine willkürliche. Erst das Bulletin des Prof. Schwen ninger brachte Aufklärung und daraufhin wurde sofort die Depesche abgesendet. Tie schon wiederholt aufgctauchte Nachricht, daß der Botschafter Graf Münster seinen Pariser Posten zu verlassen gedenke, scheint sich demnächst bestätigen zu sollen. Wie es heißt, soll Graf Münster noch im Laufe dieses Jahres sein Amt niederlegen, um sich ins Privat leben zurückzuziehen. Seinen zukünftigen Wohnsitz dürfte er auf seiner Besitzung Schloß Dormum in Ostfriesland nehmen. Als Botschafter ist der Graf bereits 20 Jahre im Amte, denn den deutschen Botschafterposten in London bezog er bereits im Jahre 1873. Im Jahre 1885 übernahm er die deutsche Botschaft in Paris. Geboren am 23. December 1820 in London als Sohn des im Jahre 1839 verstorbenen hannoverschen Staats- und Cabinetsministers Ernst Friedrich Herbert, Reichsgrafen zu Münster-Ledenburg, vollendet der Botschafter in Kur zem sein 73. Lebensjahr. Wegen Beleidigung des Reichskanzlers Grafen Caprivi ist in Dortmund der socialistische Redacteur Block ver haftet. In einem Bericht der Remscheider Sägenfabrik I. Dominicus L Söhne findet sich die interessante Bemer kung, es habe sich in Folge des englischen Handelsmar kengesetzes herausgestellt, daß sog. englischer Stahl, von England nach Deutschland ausgeführt, den Ursprungs vermerk trug: „Nucke in Gormunx'' Was sagen hierzu die Urheber jenes Gesetzes? Sie finden vielleicht dadurch eine Erklärung für die Erscheinung, daß die zwangsweise Einführung eines Stempels „Nucke in Greul Lntuin" nicht beliebt wurde. Und was sagt zu solchem Geschäftsgebahren jene Glasgower Firma, welche vor einigen Jahren in einer in angesehenen eng lischen Zeitschriften veröffentlichten Zuschrift einer deut schen Firma Markenfälschung vorwarf und sich dann feige zurückzog, als sie den Beweis der Wahrheit antretcn sollte? Die von der Reichsregierung einberufene Conferenz der Arbeitgeber und Arbeitnehmer zur Berathung der Vor schriften über die Sonntagsruhe im Bergbau, Hüttcn- und Salinenwesen hat ihre Arbeiten beendet. Die all gemeinen Bestimmungen wurden durch die Conferenz sehr vereinfacht. Die Sonntagsruhe wurde bei zwölfstündiger Betriebsruhe für die einzelnen Sonntage auf 24 Stun-