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Hrichetnt täglich mit »««nähme der Tage n«ch Soun« «»d Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- chetnend« Nummer bi« Bormittag« '/,11 Uhr. Her Abonnement-preiS beträgt vierteljähr lich 1 »». SO Ps. Linzelne Rr». 10 Pf. -nserate pro Zelle 10 Pf., für m,»wärt«1S Ps. Tabellarifcher Satz wird doppelt berechnet. und Wal-enburzer Anzeiger. Filialen: in Altstadtwaldenbxrg bei Hrrrr Lito Förster; in Callenberg bei Hrn.Stnimpf- wirker Fr. Herm. Richter: in Kau fangen l«! Herrn K. Jmiaschek; in Langenchur«dorf b« Herrn H. Stiegler: in Penig bei Herr» Wil helm Dahler; m RochSburg bei Herrn D« Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Herm. Wi««» Ham; in Ziegelheim bei Herrn Ld««b Kirsts» «-fp«»«- Amtsblrtt für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Waldenburg. — Zugleich weit verbreitet in den Städten Pe«ig, L««ze«a«, Lichte«stein-Call«berg und in den Ortschaften der nachstehenden Standes amtsbezirkerZ Ul'stadt-Waldenburg, BrLunsdorf, C-llenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, LangenchurSdorf, Langenleuba-Niederham, Langer leuba-Oberhain, Mederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, OelSnitz i. E., Reichenbach, Remse, RochSburg, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 163. Mittwoch, dm 18. Juli 1906. WtttermsgSbericht, ausgenommen am 17. Juli, Nachm. 3 Uhr. Barometerstand 764 au» reduziert aus den Meeresspiegel. Lhermometerftaud -s- 20" 6. (Morgens 8 Uhr -f- 19" 6. Tiefste Nachttrmperatur-f- 14,»° 6.) Ke«chtigkett»r gehalt der Luft nach Lambrechts Polyketer 59°,'». Lau-aakt -f- 12,» 6. Windrichtung: West. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 2,» nun Daher WitternngSanssichte« für den 18 Juli: Halbheiter bis bewölkt. 'Waldenburg, 17. Juli 1906. Seit Jahren verfolgt man in Italien den Plan, den Zinsfuß für die 4prozentige Rentenschuld des Königreichs, die etwa 8 Milliarden Lire beträgt, hkrabzusetzen und da durch dem italienischen Budget eine bedeutende Ersparnis zuzusühren. Der Plan ist jetzt zur Aujsührung gereift. Die Besitzer der 4prozentigen Rente sind aufgefordert worden, sich in aller Kürze schlüssig zu machen, ob sie mit der Herab setzung des Zinsfußes einverstanden sind oder nicht. Wer nicht einverstanden ist, erhält sein Kapital zurückgezahlt. Wer einverstanden ist oder binnen der gestellten Frist keinen Widerspruch erhebt, empfängt bis zum 1. Januar 1907 noch 4 Prozent Zinsen, dann bis zum 1. Januar 1912 3^ Prozent und von da ab 3^z Prozent Zinsen. Diese Herabsetzung des Zinsfußes jt bedeutsam nicht nur wegen der Höhe der Summe, die dabei in Betracht kommt, sondern auch wegen des weiten Entgegenkommens, das hier ein Staal von seinen Gläubigern beansprucht und sicherlich auch erhält, der sonst nicht eben allzu fest auf seine finanzielle Position pochen kann. Die gesamte Staatsschuld Italiens beträgt etwa 12 Milliarden Lire, von denen schon 1903 ein kleiner Teil aus 4^/zprozentiger Rente in 3^/,prozentige umgcwandelt wurde. Wenn jetzt yun 8 Millarden niedri geren Zinsfuß zahlen sollen, so heißt das doch etwas schnell Vorgehen. Die Schuldenlast Italiens ist nicht gering, der Staatskredit des jungen Königreichs, wenn auch gefestigt, so doch noch keineswegs vergleichbar mit dem anderer Länder. Die jetzt zur Umwandlung bestimmte 4prozentige Rente war ursprünglich als 5prozcntige ausgrgeben, vor 14 Jahren, als es mit den italienischen Finanzen nicht zum besten stand, wurde sie mit 20 Prozent Steuerybzug belegt, der Zinsfuß also ohne weiteres um ein volles Prozent herabgesetzt, und man konnte zu diesem etwas gewaltsamen Mittel um so leichter schreiten, als der größte Teil der Rente im Aus lande untergebracht war. Man erinnert sich wohl noch deS Feldzugs gegen die italienische Rente, der in Paris eröffnet wurde, als zwischen der Republik und dem Königreich eine politische Spannung entstanden war, und der bereitwilligen Aufnahme, die die in Paris abgestoßenen Rententitel in Berlin fanden. Das hat sich später geändert, die Renten- titel sind zum Teil nach Paris, zum Teil auch nach Italien zurückgefloffen, man rechnete aber vor Jahren immer noch, daß etwa 5 Milliarden Lire in Deutschland, Frankreich usw. Mhoben. Trotzdem ist alles « italienischen Finanzwesens Man sich im Urteilen darüber »verlegen möchte. IRente wird gelingen, schon I der italienischen Schuldver- Dituten ist, die nach dem Gc- Klien in italienischer Staats- !ner große Summen in festen Irem Besitz übergehen werden, Ker, der Anlagepapiere sucht, shat, sondern die Schuldtitel )er Zinsfuß, den das König in Neid der deutschen Finanz- ind Verzinsung der deutsche» anders fundiert sind, als die ) 72 stand, hat sich auf 104 dieses günstige Fortschreiten d< noch so jungen Datums, daß einstweilen noch aufs Abwarte» Aber die Umwandlung der deshalb, weil ein großer Teil schreibungen im Besitz von Jnl setz zur Anlegung ihrer Kapm schuld verpflichtet sind, weil fei Händen sind, die nicht zu and! und weil der italienische Reni untergebracht seien. Seitdem hat der Rückfluß der italieni schen Papiere weitere Fortschritte: gemacht, man nimmt heute an, daß nur etwa 800 Mill. Are im Auslande zirkulieren. Der Kurs der italienischen Renkte, der vor 12 Jahren noch dabei gar keine große Wah seines Landes kaufen muß. reich Italien erzielt, könnte ! Minister Hervorrufen. Kurs i Staatspapiere, die doch ga« italienischen, stehen in ke« italienischen Rente, und w,L jetzt entschließen mußten, M berührt cs seltsam, daß J»W zu zahlen braucht. W Dennoch hat man in < » das Gelingen dieser Rentenr» Erfolg zu feiern. Denn Ä» Um Verhältnis zu denen der M einzelne deutschen Städte sich »Prozent Zinsen zu zahlen, so kien künftig nur 3^ Prozent Kien keinen sonderlichen Anlaß, Umwandlung als einen besondern nn auch das finanzielle Erstarken des Landes dadurch ohne Zweifel dargetan wird, so bildet, neben dem schon erwähnten gesetzlichen Zwang zum Ankauf italienischer Rente, doch auch die wirtschaftliche Rückständig keit des Landes einen Grund zu dem dort möglichen Zins fuß. Es ist eben in Italien nicht anders wie in Frankreich und bei den andern romanischen Nationen: es fehlt in weiten Schichten der Bevölkerung die Fähigkeit zu größern Unter- nehmungen; man ist sparsam, hat auch Erwerbstrieb, aber man wagt nicht, ist wohl auch nicht findig genug, um neue Wege einzuschlagen, und leiht darum das ersparte Geld lieber dem Staate, als daß man es in andern Unternehmungen anlegt. Wohl find, ebenso wie in Frankreich, einzelne in dustrielle Genies vorhanden, die wegen des geringen Wett- bcwerbs meist glänzenden Erfolg haben und eine bedeutende Stellung erlangen. Es fehlt auch bei den romanischen Völkern nicht an Riesenbetrieben, die Respekt einflößen. Aber der rege Wettbewerb der kleinern und mittler» Betriebe, die lebhafte Tätigkeit der ganzen Bevölkerung, die dem wirt schaftlichen Schaffen der ganzen Nation bei uns den Stempel aufdrücken, sind nicht vorhanden, man überläßt die nutzbringende Verwendung seiner Ersparnisse gern dem Staate. Tas ist eine Stufe höher als die früher auch bei uns herrschende Neigung, die ersparten Taler im Strumpfe aufzubewahren, aber auch nur eine Stufe. Wie es in dieser Hinsicht in Italien beschaffen ist, zeigt die Tatsache, daß alljährlich viele taufend Arbeiter von dort teils nach Amerika auswandern, teils vorübergehend nach Frankreich, Deutschland usw. ziehen, weil sie zu Hause trotz geringer Ansprüche keine lohnende Beschäftigung finden. Es fehlt eben in Italien die Intelligenz und der Wagemut, die in dieser Arbeitskraft liegenden Schätze auszunutzen. Die italienische Regierung findet da noch viel Arbeit zur Erziehung des Volks vor. Es heißt, sie wollte die 20 Millionen Lire, die künftig an den Zinsen erspart werden, zur wirtschaftlichen Hebung des Landes benutzen. Diese wirtschaftliche Hebung aber wird unmöglich sein, wenn man nicht zugleich Mittel findet, die sittlichen Kräfte des Volks zu entwickeln und das Bürgertum aus seiner südlän- bischen Gemächlichkeit aufzurütteln. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser hat auf seiner Nordlandfahrt die Lofoten passiert und die Mitternachtssonne in seltener Schönheit beobachtet. Der diesjährige Sommerbesuch der Kaiserin auf der westpreußischen Gutsherrschaft Kabinen findet nicht statt. Noch in dieser Woche trifft die Kaiserin in Wilhelmshöhe bei Kassel ein, wo auch der Kaiser nach Beendigung seiner Nord landfahrt erwartet wird. Kadinen wird wahrscheinlich erst im Herbst besucht werden. Zu den Ausführungen, die zurzeit über den früheren Gouverneur in Teutsch-Neuguinea v. Bennigsen gemacht werden, kann die »Köln. Ztg." aus zuverlässiger Quelle mit- teilen, daß an Herrn von Bennigsen weder amtlich das An sinnen gestellt wurde, in den Kolonialdienst zurückzukehren, noch daß er die Absicht hat, dies zu tun. Er wurde seiner zeit auf seinen Wunsch pensioniert, da ihm Fieber und Ruhr eine Wiederausreise in eine unserer Kolonien gesundheitlich unmöglich machten und Rücksichten familiärer Natur ihm ein Ausscheiden aus dem Staatsdienst überhaupt wünschenswert erscheinen ließen. Der stellvertretende Chef der Kolonialabteilung Erbprinz zu Hohenlohe-Langenburg hat sich mit Urlaub nach Langenburg begeben. Während seiner Abwesenheit von Ber lin führt der Geheime LegationSrat Rose die Geschäfte. Aus den drei kaiserlichen Wersten wird im Monat August die neunstündige Arbeitszeit ohne Lohnverkürzung ein- gesührt. Auf den englischen Staatswerften ist seit fünfzehn Jahren die achtstündige Arbeitszeit üblich, und zwar wurde bisher im Sommer zehn, im Winter 6 Stunden täglich ge- arbeitet. In letzter Woche ist auf den Wunsch der Arbeiter dort die tägliche achtstündige Arbeitszeit eingeführt worden. Auf den englischen Privatwerften wird im Sommer wie im Winter täglich 10 Stunden gearbeitet. Unsere Schlachtslotte hat am Montag von Kiel ihre Sommerübungsreise, die nach den norwegischen Gewässern führt, angetrelen. Das zweite Geschwader fährt um Skagen, während das erste, die Mehrzahl der Kreuzer und die Tor pedoboote den Weg durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal ge nommen haben. Frankreich. Major Dreyfus wurde zur Dienstleistung zum 12. Artillerie-Regiment in Vincennes kommandiert. General Picquart erhielt bisher noch kein Kommando. Tas Befinden des in dem bekannten Duelle verwundeten Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern, Sarraut, ist durchaus befriedigend. Rußland. In dem russisch-polnischen Orte Czenstochau wurden am Sonntag Nachmittag auf offener Straße zwei Polizeiwacht, meister von Sozialisten erschossen. Obwohl Kosaken die Straßen sofort absperrten, konnten die Täter doch unerkannt entkommen. Infolge des Bäckerstreiks sind, gleichwie in Moskau, auch in allen größeren Städten Russisch-Polens alle Bäckereien geschlossen. Als in Sosnowice ein Bäcker, ein Türke, seinen Laden öffnete, wurde er durch Revolverschüfle schwer verletzt. Einige russische Politiker glauben an die baldige Er richtung einer Militärdiktatur unter Beseitigung der Reichs- duma. Die Ermordung des Generals Koslow im Park von Peterhos hat auf den Zaren einen niederschmetternden Ein druck gemacht. So nahe seiner Person hatte er die mörde rischen Kugeln nicht vermutet. General Koslow, der der Politik völlig fern steht, scheint übrigens das Opfer seiner Aehnlichkeit mit dem bekannten General Trepow geworden zu sein. Diesem hat augenscheinlich der Rcvolverschuß deS 26jährigen jungen Mannes gegolten, der unmittelbar nach der Tat verhaftet werden konnte. Tie Tatsachen stoßen die schönen Worte der Petersburger Beschwichtungsräte zivilen und militärischen Charakters über den Haufen. Das war schon vielmals zu beobachten und ist auch jetzt wieder festzustellen. Ter Generolstabschef er klärte die Truppen für unbedingt zuverlässig. Das reimt sich schlecht mit dem Faktum, daß die Kosaken der Moskauer Garnison eine von 87 stimmberechtigten Delegierten der ein zelnen Truppenteile besuchte Versammlung abhielten, in der daS Verhalten der Offiziere zu den Mannschaften für ungerecht und verwerflich erklärt und die Einsetzung einer Kommission zur Untersuchung aller durch Vorgesetzte verübten Mißbräuche verlangt wurde. Ferner forderten die Kosaken unverzügliche Tekretierung sämtlicher bürgerlichen Freiheiten, Einberufung einer konstituierenden Versammlung usw. Sämt liche Beschlüsse wurden in der Gestalt von Resolutionen der Duma unterbreitet. England. Alfred Veit, der Freund und Parteigänger von Cecil Rhodes, der Chef der bekannten Firma Wernher, Veit L Co. und der reichste Mann der Welt, ist in London gestorben. In der Kolonialpolitik von Cecil RhodeS, der ihm im Tode vorangegangen, hat Veit zeitweilig eine Rolle gespielt und z. B. 1899 in Berlin Verhandlungen wegen eines Kabels und einer Eisenbahn vou Kairo nach dem Kap gepflogen. Der Bau dieses Kabels war das bekannte Projekt seine- größeren Freundes. Im Dezember vorigen Jahres wurde Alfred Veit von unserm Kaiser in Potsdam empfangen, eine Ehre, die er seinem ausgesprochenen WohltätigkeitSfinn zu danken hatte. Aste«. Japan rüstet unablässig für einen Revanchekrieg Ruß lands und für die Befestigung seiner beherrschenden Groß machtstellung im fernen Osten. Wie schwere Opfer ihm der russische Krieg auch gekostet hat, der dem Sieger eine eigent-