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Lonntuuü ,lur Manenftrahe « von N b»S ',,l Uhr Lir «inspaltige chruildzrii- ,ru. 0 LiideN) 2t- P' . H«rnttir» ^achllchl.« uu«- DrrOde« 20 B' Ge«chäit4.Akizetge>, t.u, der Privulsvur ^» Pt.! die twr,spain^- ^eUeu rextieüeOOB' — In d.umwlrn uo.l. Sonn u ^tiert.igcn d'.e eiusvuluge (tzrum ze,le!jl)Ps. autPrvt.l ieire tvP»., ^inilu'i, iltactlrichten a. L revlen dletÄruiltje»le2.')'hs. - Auswärtige Ainnag^ nur gege»l Borouc-bc. zahlinlg. — Jedes Be llgtilatt kostet 10 Ps. 8o!ic!v Is5vlivnulis-6ri ganan gvprüN uns eogullarl. »u anorkannt ooetatlpattoi, ^ralaoir Lustsv 1 LH /Vtopi trstrssse 1 LH KH^R kcNe dtvsilg^oNsnnstr-. A Alrrv erl'icHo ^Lesev. Zur bevorstehenden Landtagswahl haben die bis herigen Dresdner Abgeordneten Kommerzienrat Erumbt und Privatmann Behrens eine Neukandidatur abgelehnt. Der „Lok.-Anz." erfährt von wohlunterrichteter Seite, daß die letzte zweieinhalbstüntige Konferenz des Fürsten Bülom mit dem Kaiser volle llebereinstimmung zwischen beiden er geben hat. Die Türkei steht i» der Konferenz-Frage aus dem Standpunkte Deutschlands und Oesterreich-Ungarns. Das neue 1 2 zöllige (beschütz der englischen Kriegsmarine hat sich als unbefriedigend erwiesen. In Christiania hat ein Strasienbahnsührer seine Frau und seine drei Kinder ermordet. In Citanuova wurde ein heftiger Erdstoß verspürt. Neueste Drahlmeldnngen vom 12. Mälz. Die Brauste,ic». B e r l i n. tPriv.-Tel.s Die F i » a » z - und Steuer- 1 am Mission kam heule zu einem vorläufigen Beschluß »der die Staffelung der B r a u st e u c r. Tie Staffel des Antrages der Reichspartei lAutrag Gamps, die in höherem Mage als die der Regierungsvorlage die Möglichkeit der Abwalzung gibt, wurde mit 13 gegen 12 Stimmen ange- »vmme», nachdem der Zenlrnmsantrag. der eine Kontin gentierung ans 5 Jahre einsühren will, in der für die bereits bestehenden Brauereien ivor dem 1. Oktober 1998 betriebsfertig hergertchtekf die Steuersätze der Regternngs- vortage für drei Viertel ihrer durchschnittliche» Produktion aus den letzten drei fahren um 5 Mark vom Dvppel- tenliicr ermäßigt werden sollen, gegen 9 Stimmen abgc- ichnt worden war. Der Lchatzsckretär hatte ans dem An träge Müller-Fulda einen Mehrbetrag von 7 Millionen iah,lich gegenüber der Regierungsvorlage berechnet. Weiter wurde mit sehr großer Mehrheit ein konservativer Antrag angenommen, der die kleineren Brauereien, die nur bis 159 Doppelzentner Malz verarbeiten, noch weiter be günstigt, indem er den Steuersatz von 19 aus 8 Mark herab setzt. Tie Nationalltberalen lmben, um in Norddcntsch- taild die wegen des Fehlens einer Psennigrcchnnng schwie rige Abwälzung der Steuer zu erleichtern, eine Resolution eingebracht, die den Reichskanzler ersucht, spätestens glcich- ;eitig mit der Berabschiednilg dieses Brausieuergesctzes eine Novelle zum Gesetz über die Bezeichnung des Ranm achalts der Schankgefäße einznbringen, wonach auch solche Schankgesäße im Berkehr zugelassen werden, bei denen vom halben Liter abwärts der Lollin-Halt durch Sinsen vvn Zwanzigstelteilen des Liters bestimmt wird. Der grund legende Paragraph l der Regierungsvorlage, der aus- ivrtcht. daß die Brausteuer aus anderer Grundlage als bis her erhoben werden soll, wurde angenommen. 8 2 der Regterungsvorlaae gibt dem Vundesratc die Befugnis, die Steuer aus Zucker für Brauzwcckc zu ermäßigen, und, wenn seine Berivendnng in Brancrcicn mit einem jähr lichen Verbrauche an steuerpflichtigen Braustoffen von nicht mehr als 259 Doppelzentnern erfolgt, zu erlassen. Diese Bestimmung wurde angenommen, doch soll, entgegen der Regierungsvorlage, die obligatorische Brausteuerfreihcit, die nach dem gegenwärtigen Gesetz der dem vbcrgärigcn Biere nach Abschluß des Brauvcrsahrcns und außerhalb der Braustülte zugcsctzte Zucker genießt, bestehen bleiben. Wciterbcratuiia Die11stag. Preußischer Landtag. Berlin. lPriv.-Tel.s Das Abgeordnet e n h « u s nahm in zweiter Lesung den Gesetzentwurf betressend Bil dung eines La»desarii>em»erba»des für die Zm'el Helgo land an und setzte -an» die Etgtberatnng fort. Angenom men wunden die Gl«itS der Gestüts-, der Domänen- und der Fvrstvevwaltnlig. Beim F-orüetat beklagte sich Abgeordneter Buchtet»«»» lFreis. Bvlksp.s über die zu niedrige Vernn- ichlagitiig der Fahreseiiinahmen ans Holzvertänsen und bezeichnele Sachsens Fvrnveru'altnng als vorbildlich. Ober- laiidessorsluieister Weseioer trat diesen Ansführnngen ent gegen. Seit dem Vorjahre seien die Hvlzpreise um 12 bis I5> Prozent gesniiken. Die Einsuhr von Holz, die sich natnr- ^ gemäß nach de» Preisen richte, sei nie so niedrig gewesen, wie im Vorjahre. Der Hinweis an! Sachsen sei unz»trei- send, da Sachsen viel kleiner lei und viel weniger Forsten habe als Preuße». Zudem sei Sachse» ein Zndnslrieland, woraus sich die höheren Holzpreiie dort erklärten. Aufstieg des Reichsluftschifsco. Friedrichshofen. tVvn unserem besonderen Be richterstatter.j Das R et ch s l n s t s ch i f f ist heute zu einer ' dreistündigen Uebnitgssahrt vor Friedrichshaten mit einem interessanten Höhenstna mittels dviiamischer Kraft ansge- ftiegen. verharrte in 1599 Meter eine Stniide und wurde nach weiterer 29,Mtnuten-Fahrt in noch größerer Höhe von den Wolken ciiigehlillt. Graf Zeppelin ist nicht liiitgefahrcn, die Leitung halten Oberingenienr Dürr inid Zngenienr Stahl: die iviistige Bemauiiiiilg Iwsteht aus Militär. Tie Windstärtc beträgt 7 Meter in de» oberen Luftschichten Zur Lage in Persien T sch u lsa. Aus Choi wird über Urmia gemeldet: Zm Laufe von 10 Tagen fanden an verschiedenen Punkten des Bezirkes dreiGes echte zwischen Maku-Kriegcrn und Revolutionären statt. Die letzteren wurden i» die Flucht geschlagen und bis in den Vorort Stad verfolgt, den die Maku-Krieger besetzte». Tie Bewohner flohen i» die Stadt. Zwei Mitglieder der Monarchistenpartei wurden auf Bc- >eht des revolutionären Gouverneurs getötet, einer ver wundet und einige weitere während einer Versammlung verhaftet. Die übrige» entflvhcn. Berlin. lPrbv.-Tel.f Gegenüber Gerüchten über eine K a n z l e r k r if i s erfährt der „Lok.-Anz." von wohl unterrichteter Sette, daß die letzte V/^stündige Konferenz des Fürste» Bülow mit dem Kaiser volle Uebcreiii'timmiing zwilchen beiden ergeben hat. Berlin. lPrio.-Tel.f Ter Lvrdmayor v o n London Hai außer an die Berliner auch a» die Ver treter Charlottenburgs und Potsdams Einla nnge i, «rgehen lassen. Mitjweida. Die Berliner Blättermeldnng, daß hier aus unbekannte» Gründen acht russi > che T e ch n i t e , verhaftet worden seien, entspricht nicht den Tatsachen. Nur ein russischer Techniker wurde i» Hast genommen, wäh rend bei mehreren anderen Hanssiichiliigen erfolgten. Dem Vernehmen »ach handelt es sich um politische Umtriebe. Düsseldorf. lPriv.-Tel.s Heute früh stieß ein Güterzug auf einen im Bahnhöfe haltenden Gülerziin. >3 Wage» entgleiste» und wurden start beschädigt. Bremser und Zugführer wurden verletzt. Z » » s b r n cl. lPriv.-Tel.s Zwilchen den Stationen Brixcn und Elausen der Vrennerbahn erfolgte gestern abend ein großer Felssturz, der die Giene -er Vrennerbahn überichütlete. Der Verkehr wird heute wie der ansgcnomme». Verletzt wurde glüctlicherweise niemand. Paris. Ans Toulon wird qeineldct, daß G eneral Fcrrvn wegen seiner an die Offiziere der Kolonial truppen gerichteten Ansprache einen V e r w e i s e r h a l t e n habe. Anderseits heißt es, daß der Kriegsnnnister ein. schlossen sei, besondere Maßnahmen zu treffen, »,» die in ^ den Kolvnialrcgi m e nter n start e> lchütterte Ntan- nesznchl ivieder herzKstellen. Paris. lPriv. !el.s Zn Toulon sind im I. Marin<'- iiisanterie-Olegiment neue R e sv e k t v e r w e i g e r n » g c n gegen den inspizierendeit General und verletzende: Kritiken durch Ossiziere vorgekvmmen. London. tPriv.-Tel.l „Dailp News" zufolge er weist sich das neue i 2zöllig e G c s ch ü tz der englischen i Kriegsmarine als n n b e s r i e d i g e » d. (5s hat sich ei» ernster Defekt hcransgestellt. Nachdem die Geschütze einige Mole abgesenerl worden waren, zeigten sich Brüche und Risse im Stahl, io daß sie nicht mehr benützt werden können, ehe nicht gründliche Reparaturen vorgenommc» worden sind. Ob die neuen Geschütze dann gebrauchsfähig werde», darüber bestehen in Facht reisen ernste Zweifel. Oertliches uns Sächsisches. Dresden, 12 Mü>z —* Zn aller Stille, in der sich von jeher auch sein gan zes dernftiches, im besonderen sein hervorragendes wissen schaftliches Wirke» vollzog, konnte am 19. März Herr Hos- ral Professor Engelhardt, hier, seine» 7 9. Geburtstag begehen. Hosrat Engelhardt, der nach einer fast lvjährigc» Lehrtätigkeit an der Treiköiiigsschnle z» Dresden-Neustadt am I. Zuli 1!>97 tu den Ruhestand trat, genießt namentlich auch im Auslände durch seine geologischen Untersuchungen einen großen, sestbcgründeten Ruf als Gelehrter. U. a. steht er mit misseii'chastliche» GeieÜschasten »nd Znstitntcn in Oesterreich dauernd in regen Beziehungen. Vor seiner Berufung an die hiesige Dreikönigsschnle war er als Lehrer an der Stadtschule in Nossen und an dem hiesigen Friedrichstädter Seminar tätig. Seine nach Tausenden zählenden Schüler bewahren ihm mit Sicherheit für alle Zeit das beste Gedächtnis. —* Zur bevorstehenden Landtagswahl habe» die bis herigcn Dresdner Abgeordneten Kommerzienrat G r u m b i und Privatmann Behrens eine Neiitandidatiir a>bge lehnt. Kunst nilv Wissenschaft. si Orchestcroercin Philharmonie. Unter dem Zeichen guten Gelingens stand auch der 3. Aufführnngs- abend, den der Orchestcrverein Philharmonie am Donnerstag im vollbesetzten Saale des Vereinshauscs gab. Als Einleitung spielte die Vereinigung die Ouver- nire zur Oper Bianca Sissredi von I. Tupont, der unter David „nd Mendelssohn studierte und bis zu seinem Tode als Dbeaterkapelliiicister in Nürnberg lebte. Das gefällige, - trefflich iiistrnmciiticrte Werk bringt keinerlei Ueberrasch- nngcii, enthält aber eingängige Thematik und ist flüssig ge schrieben: in seiner Architektonik erinnert es an de» be gabte» Formvirtuvscn, dessen l99. Geburtstag die Musik weit in diesen Tagen feierte. Die beste Leistung bot die Ziistrnmentalvereiiiigung mit der Wiedergabe von Gram- maiiiis Vorspiel zu Melusine, das durch seine Farben- srcudigkeit fesselte und durch die sinnensallige Hcrausarbei- tiing wirkilngsreicher Steigerungen packte. Die an den Schluß gestellte Ouvc-rtnro iriomptmla von Karl Schulz- Schwerin, der als Pianist »nd Klavterpädagog zu Ansehen kam, vermochte nicht in besonderem Grade zu interessieren. Der Komponist arbeitet mit verbrauchten Mitteln und zeigt ui der Erfindung des Gedanlenmaterials wenig Eigenart. Glanzvoll gebalte» ist die Znstriimentierung, sie weist namentlich den Blechbläser» umfangreiche Aufgaben zu. Die Ausführung hielt sich nicht auf gewohnter Höhe, ihr kehlte festes Gesügc im Zusammenwirken der einzelnen Gruppen. Zn sulistischer Mitwirkung waren zwei Damen gewonnen worden. Das reichere Maß an künstlerischer Reue ist der Pianistin Fräulein Martha Helmolt zu- zniprcche». Sic führte sich recht vorteilhaft ein mit Me»- delsioüiis G-Moll-stonzert und spielte später, t» den Bässen nicht sicher und mit zu reicher Pedalanwcndung, die Rigo- lcitv-Paraphrat'e vo» Verdi-Liszt. Der vielseitig entwickel ten Technik fehlt es »och an Kraft, an männlicher Kraft. Zn, übrigen aber zeigte sich solides Können auch nach rein milsikaliicher Leite bin. Der mit vollen Händen gespendete Bestall war ein wohlverdienter. Einen ähnlichen Eindruck hintcrließ die Sängerin Fräulein Doris Drescher. Sie besitzt ei» zartes Stimmche», leicht ansprechend und von nimpathischen Klange. Die Schulung zeigt solide, ver- hetßnngsreiche Anfänge. Sie wird sich des weiteren richten müssen auf klangvolle Ausgestaltung der Tonmittcl und aus Ergänzung der an der Technik noch vielfach wahrnchm» Laren Lücken. Bester als -ie mit Orchester sdem ersten Geiger ein Svndcrlob!) gesungene Arie: „Wo bin ich? welch ein Wunder!" aus der Oper Die Nürnberger Puppe von Adam gefielen die Lieder, zwei allerliebste von Otto Ur bach: „Unterm Machandelbaum", „Rumpelstilzchen" und das mehr gemachte, als empfundene „Sonst" vo» H. Psitz- ner. Die Licdgabcn, aus denen Vortragstalcnt und intelli gentes Erfassen sprachen, saiiden reiche Anerkennung. Emil Klinger führte recht alischmiegend die Begleitungen am Klavier ans. Ter Löwenanteil am guten Gelingen des Abends gebührt dem ausgezeichneten Leiter des Konzertes Herrn Karl B v r » i ch c i n , der die Darbietungen mit hingehendem Fleiße vorbereitet hatte und der den Seinen auch in kritischen Momente» ein besonnener und sicherer Führer war. L. l'. si* Müunergesangverci» „Taunhäuser". Man bekommt in Männergesangvereinskonzerten selten ein sv geschmack voll zusammengcstelltes Programm in die Hände, wie gestern im Mannergesangverein „T a n » h ä u s e r". Es vermied das übliche Ragout und brachte lediglich vier Ehöre, die sich mit den Orchestervorträgei, und der Hvllän- der-Arie „Tie Frist ist um" geschickt um den Begriff des Meeres gruppierten. Leider zerstörte der Schlußchor die schönen Eindrücke, die man bis dahin aus dem Kvnzert mit sortnehmcn konnte, durch seine auch in der Männerchor- litcratur beinahe beispiellose Trivialität bis aus den letzten Rest. Kolumbus hat von Ehvrkviltpviiisten schv» mancherlei ausznstehen gehabt, was ihm aber in dem große», beinahe halbstündigen Werke für Ehor, Bariton- Solo und Orchester „Äoliimbns' letzte Nachi" von Wilhelm Sturm an Banalitäten ankvinponicrt worden ist, nbcrtrifft jede Befürchtung. .Diesem mit seiner ewigen Dur-Scnti- mentalität beinahe Mitleid erweckenden Seefahrer, gegen den Ncßlcrs Trompetersüngling geradezu als kernige Hel- dcnnatur erscheint, soll sich ein einziger Schifssmann an- vertraut habe»? Diesem Kolumbus, der, wenn die rohe Horte auf ihn eindringt, um ihn über Bord zu iverscn, eine dramatische Pose einnimmt, um nach wenigen Takten schon wieder in schmelzender Fahr-wohl-Lyrik auf seine Unter gebenen einzusingcn und sie mit seiner Töne süßem Wohl, laut als eine Art Orpheus z» Schiss zu besänftigen? Und als das Land entdeckt ist, da stimmt er gar eine „neue Weise" an, von der man nicht recht weiß, ob sie einer Schützcnfest- musik oder einem verschollenen Meyerbccrsche» Triuniph- marschtrio entstammt und die mit peinlicher Zähigkeit im Ohre haften bleibt. Um daS Unglück nollzumachcn und wahrscheinlich, weil dem Komponisten diese sidelc Musik ge fallen hat, wird sie vom Ehor der Matrose» aufgegrissen lind gewissenhaft noch einmal wiederholt. Man siet» geradezu im Geiste die braven Seeleute. Kolumbus voran. Tritt gefaßt, nach dem Rhythmus dieser Melodie in die linken Seitenknlisscn abmarschlcren. Es ist tief bcdaucr lich, daß der stattliche Verein, der in allen Chören ganz Vorzügliches leistete, seine Kräfte für dieses Werk einsetztc, und man hätte sich statt der abschließenden Nummer noch ein Opus vvn der Faktur des grandioten Chores Nicodas „Das ist das Meer" gewünscht, das der Verein mit imponie render Wucht am Eingänge des Programms gesungen hatte, denn irgendwelcher Eindruck ist mit diesem Kolumbus nicht zu erzielen. Auch Herr Häntzich, der vorher die Holländer-Arie dramatisch zu gestalten gewußt hatte, vei mochte mit einem io süßen Helden nichts anznsangen. Alle Versuche zu anschaulicher Belebung desselben scheitern da vvn vornherein an dieser Musik. Das Orchester (Schützen kapelle unter Herrn Obermusikmcister Hclbigt hielt sich sowohl in den eigenen Vorträgen (Hebriden-Ouvertttre und „F bs*so Pc>rto"-Zwischeiispiels als auch in den Begleit»» gen recht wacker. Z-Hm »nd dem Chore war Herr Stranßky ei» sehr geschickter Führer, und die Kriiil stimmt gern und rückhaltlos in den Beifall inil ein, der ihm am Schlüsse gezollt wurde. —or. O d i l o n. „Die Welt ist lustig — alles wird vergessen", was voe gestern eine Sensation war, ist heute eine Alltagsgeschichie von gestern. Massenuiiglück — trauriges Los des cinzct ncn. das Leben schreitet rasch und unbekümmert vorüber, und das Reue verdrängt hurtiger als ehedem das eben Er lebte. Das tragische Geschick der Schauspielerin Helene Odilo», die vor sieben Jahre» in der Vvllblütc ihrer Kunst und ihrer Persönlichkeit während einer Vvntellnna vvm Nervenschlaa getroffen wurde, erregte damals in der Thcatermelt und den Kreisen, die sich iiir den bunten Zauber interessieren, viel Teilnahme. Fhre Kampfe gegen de» Kurator ihres Vermögens haben dann die allgemeine Auf merksamkeit auf sic gelenkt. Nn» gibt sie bei dem Vertag von Hermann Walther in Berlin ihre Lebenscrinncrungen unter dem Titel „Das Buch einer Schwachsinnigen" heraus, vvn dem der Verlag die ersten Aushängebogen versendet. Man muß vorausschicke», daß diese Memoire» nur von der Odilo» selbst versaßt sein können, und daß sie nicht den Eindruck von einem verminderten Intellekt der Ver fasserin Hervorrufen. /un li Xccskkunst- Wülis HMle iili! klimM!