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Wochenblatt fül- Wilsdruf, Tharan-, Rofferr, Giehmleh« - und die Umgegenden. Zehnter Jahrgang. Freitag, den 11. Januar 1850. 2. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Bon dllste Zeitschrift erscheint alle Freita« eine Nummer. Ler Vreit für den Bierteliabraang i>«ri,t 10 Nyr. Sämmtllch! KSnizl. Po«, ä«,» de« Jolande« nedmeo Bestellungen darauf an. Brkomnmachnnacn, welch, im nächsten Siuek erscheinen sollen, werden in WilSdruf vi» Montan AbendS 7 Uhr, in Tharaud bis Montag Nachmittags 5 Uhr, und in Rossen bis Mittwoch Vormittags 11 Uhr angenommen. Aut- können dl« Mitlwoch Mittag eingehende Zusendungen auf »erlangen durch die Post an den Lruchort befördert werden, so da» sie in der r n! -n erschein,n. Wir erdnlen un« dieselben u, irr den Xdrcffen: „An die Ncdaction beS WochcnblattrS in Wilsdruf", „ a» die Agentur drö so-ochenbinttes in Tbaranb " und „an die Wochenblatts. Expedition in Nossen". Zn Meißen werden Aufträge und t'eileüllngen in der ^uchb^ndlnng von C. E. Kliukicht und Dohn besorgt, iftwaige Beiträge, welche der Tendeni des Blattes . Die Redaction, ' Ueber die Emancipation der Schule von der Ä'irche. (Eingcsendct.) Es ist wohl unbestreitbar, daß cs das Beste und Ersprießlichste wäre, wenn Schule und Kirche neben, nickt über einander — und dann in möglichst vollkommener Ueberemstimmung und durch gegenseitige krallige Unterstützung das gemeinschaft- iiche große und beilbringende Ziel der Volksbildung, d. h. der wahren Geistes- und Herzensbildung der Gcsammlhcil, zu erstreben suchten. Ist aber cm solches gemeinschaftliches und inniges Zusammen wirken der Schule für Menschenvcredclimg und Mensckenbeseeligung unter den leckt bestehenden Um ständen möglich? Wir ankworken: Nein! Henn die heutige Schule, d. h. die wahre und von allem Partcistreben freit Schule, ist nicht mehr als eine bloße PoroereUungS-Anstalt für die Kirche, sondern als eine Erzie Hungs- und Unterrichts- Anstalt für das Leben anerkannt, für das Leben diesseits, welches fordert, daß dem Erdenbürger vor Allem diejenige Bildung gegeben werde, welche ihn glücklich und zufrieden, zu einem guten Menschen und tüchtigen Bürger macht — nämlich Vernunft und diejenigen Kenntnisse und Fertigkeiten, durch welche jene Bildung wesentlich bedingt wird. Dieser Forderung des Lebens gemäß soll und muß daher die heutige Schule nur allein und stets in erziehen- der Weise Das berücksichtigen, was dem Leben frommt, was ein wahrhaftes Vcrstandmß der Be strebungen der Zeit mindcsiens vorzuberenen im Stande ist- Offenbar kann aber die Schule nur dann für das Leden wirken, wenn sie mit dem Leben in eine mniae und lebendige Wechselwirkung tritt, — wenn sie, die Schule, die Lösung ihrer Aufgabe mit den Bestrebungen und neuen Gestaltungen des Volks lebens in möglichst vollkommene Üebcreinstlmmung zu bringen und somit die Jugend immer nur im Geiste der Erziehung in seiner lebensfrischcn Gestalt heranbilden zu helfen sucht, wenn also, mit anderen Worten, die Lehrer der Schulen von dem nämlichen Bewußtsein der Zeit durchdrungen sind, und demgemäß lehren, von welchem auch das Volk durchdrungen ist. Die Schule ist immer nur des Volkes wegen da — und nicht das Volk der Schule wegen. Was daher das Volk, die öffentliche Meinung, in erziehlicher Hinsicht fordert, das ist zunächst oder doch hauptsächlich eine dringende Forderung an die Schule, und ganz besonders an die Volks schule, und dieser Forderung muß daher die Schule möglichst vollkommen zu entsprechen suchen, wenn sie ohne Vorbehalt diejenige Volksbildung befördern Helsen will, mit welcher unter Anderem namentlich alle jene Lugenden nothwendigcr Weise im Bunde sind, die ein Volk nur allein wahrhaft groß und glücklich macken können. Was nun die Kirche betrifft, so kann wohl von Niemandem mit Grund bestritten werden, daß dieselbe in ihrer Entwickelung nun schon seit Jahr hunderten so gut wie stehen geblieben, nicht mit dem Leben und Streben des Volkes, mit dem Regen und Bewegen des Zeitgeistes fortgeschritten — und daß hauptsächlich hierdurch ihre Dogmen - Natur nach und nach so starr geworden ist, daß das leben dige und flüssige Bewußtsein, dieser einzig wahre Lebensguell, immer gleichgiltiger werden mußte gegen die m nschlichen Satzungen, welche man dem Volke nickt allein gleichsam für ewige Zeilen verschrecken, also von Außen aufdringen zu können glaubte, sondern durch welche auch die christliche Kirche, d. b. diejenige Kirche, in welcher das reine Ehristcmhnm,