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Amts Blatt für die Königliche Amishauptmannschafi Meißen, für das Königliche Amtsgericht und den Gtadtrat zu Wilsdruff sowie für das Königliche Iorstrentamt zu Tharandt ^rnsprechör: Amt Wilsdruff Ar. 6. Postscheck-Konto: Leipzig Ar. 28614. 77. Jahrg Nr. 40 Der amtliche Teil befindet sich auf der 4. Seite Sonnabend den r 6. .Februar 1918 Wochenblatt für Wilsdruff .. und Umgegend. Erscheint feit dem Jahre 4844. r>« .Wilsdruffer Tageblatt" erscheint täglich, mit Ausnahme der Saun« und Festtage, abend« 6 itbr für den folqenden Tag. / Bezugspreis bei Selbstabbslung non der Druckerei wöchentlich A> pfg., monaiUch 70 pfg.. vierteliäbrlich 2,rv NIL; . eurch unsere Austräger zugetragen monatlich 80 Pfg., vierteljährlich 2,40 Mi; bei den deutschen Postanstalten vierteljährlich 2,40 Ml. dhne Zustellungsgcbühr. «Ne Postanstalten, Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen -derzeit Bestellungen entgegen. / Im Faste höherer Gewali — Krieg oder sonstiger iraendwelcher Störungen der Betriebe der Zeitungen, der Lieferanten oder der Beförderunaseinrichtungen — ha! der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. 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Englische Beobachter sind es, die behaupten, daß Lloyd George nach seiner letzten Rede im Unterhause den Ein druck eines müden, abgearbeiteten, von der Sieghaftigkeit, seiner Sache nicht mehr überzeugten Mannes gemacht hahe. Als er den Sitzungssaal verließ, seien seine Kollegen in sichtlich niedergeschlagener Stimmung zurückgeblieben, und man habe das Gefühl gehabt, als ob eine politische Krisis in der Lust wäre. Es scheint danach, daß man sich auf Überraschungen in England gefaßt machen, muß: es wäre nicht das erste Mal, daß Wetterzeichen in der Heimat einer militärischen Katastrophe im Felde ooranleuchteten- Sucht man den Ursachen des Mißbehagens nachzu gehen, das im englischen Volke nach »irgendeiner Ent scheidung drängt, so sind es anscheinend die Beschlüsse des Versailler Kriegsrats, denen man kein volles Ver stauen emgegenbringen mag. Nicht die stolze Verkündung, daß der Krieg trotz aller Friedensangebote der Mittel mächte mit äußerster Kraft weitergeführt werdeü würde; an dieser unverbesserlichen Halsstarrigkeit hat die öffentliche Meinung, in England gar nichts aus- zusetzen. Aber aus den heftigen, skeng geheim gehaltenen Abmachungen scheint Manches durch- gesickert zu sein, Das die kritischer veranlagten Gemüter in höchstem Maße beunruhigt. In ihrem Namen bat Asquith den Ministerpräsidenten um Aufklärung. Dieser aber hüllte sich in den Mantel.des Staatsgeheimnisses und beschwor förmlich das Unterhaus, nicht weiter in ihn zu dringen, wenn er nicht dem Feinde - Lie allerwichtigsten Fingerzeige für das, was das Frühjahr ihm bringen solle, vermitteln wolle. Dazu könne und werde er seine Hand nicht bieten, und wenn das Parlament sich in dieser Fragenicht hinter ihn stelle, dann müßte er sich eine ändere Regierung suchen. Haig und Robertson, die beiden Oberbefehlshaber des bri tischen Heeres, feien bei den Beratungen in Versailles natürlich zugegen gewesen, und wenn man kein Verstauen habe, dann müßten auch diese beiden Männer ersetzt werden. Wenn aber die Presse sich dieser Angelegenheit bemächtigen wolle, so hieße das die Führung des Krieges unmöglich zu machen. Die Losung müsse jetzt heißen: Schluß mit der Debatte: er wenigstens werde sich an ihr nicht länger beteiligen. Es geht also um die militärische Führung auf der Entente-Seite, soviel ist klar. Man weiß nicht erst seit heute, Laß die Leistungen der Haig und Robertson nament lich seit Ler letzten, blutig gescheiterten Flandernoffensive von heimischen Sachverständigen heftig bekrittelt werden,- denen das Herz zittert bei dem Gedanken, daß diesen Männern auch die voraussichtlich endgültigen Ent scheidungen des Jahres 1918 anvertraut bleiben sollen. Und deshalb scheint man in London bis auf weiteres entschlossen zu sein, nicht still zu halten, trotz der flehentlichen Bitten Lloyd Georges; es steht eben züviei aus dem Spiel. Die „Daily News" betonen die Notwendigkeit, die- Angelegenheit bis auf Len Grund zu prüfen. Vor allem müsse Las Unterhaus erfahren, ob die britischen Heerführer dem französischen Oberbefehl unterstellt worden sind. Düs Blatt nennt in diesem Zusammenhangs den Namen des Generals Nivelle, der, wenn wir nicht irren, in Frankeich als „Bluthund" gekennzeichnet wurde — Verdunschen Angedenkens. Wenn wirklich er und nicht der General Foch an die Spitze der Westheere gestellt sein sollte, so wäre allerdings zu begreifen, daß man in England den kommenden Ereignissen nur mit Schrecken entgegensieht. Das Blatt verlangt bessere Gründe als die bisher gehörten für die Wahl gerade dieses Mannes, die es als Ausflüchte abtut. Auch den Einwand will es nicht gelten lassen, daß es sich um eine abgemachte Sache handle und daß man keine Ungelegenheiten gegenüber den Bundesgenossen herbei führen dürfe. Wenn das Parlament nicht konsequent und- entschlossen handle, werde es noch zu ganz anderen Uw gelegenheiten kommen. Es müsse, geschehe was da wolle, deutlich gemacht werden, daß Englayd von Westminster und nicht von Versailles regiert werde. Das sind scharfe Worte, die unmöglich ohne Echo bleiben können. Sie lassen erkennen, wie gering in Wahrheit das gegenseitige Vertrauen der Bundesgenossen auf ihre null- tärische Zuverlässigkeit ist, und was man von den pomp haften Erklärungen zu halten hat, mit denen sie regelmäßig nach ihren Konferenzen und Zusammenkünften auseinander gehen. Wenn schon Lloyd George die Geister in der Heimat nicht mehr beherrschen kann, dann muß es unfehlbar ab wärts gehen mit der Siegeszuversicht in England. Für die bevorstehenden EntscheiduugAumpfe im Westen zuft die rechte Stimmungi ' - Scharfe Giimmung gegen Lloyd George. Eine Anzahl Londoner Blätter, vor allem der radikale „Star", behaupten, die Stellung des Kabinetts Lloyd George sei stark erschüttert. Das Ansehen des Ministerpräsidenten habe Mittwoch einen erheblichen Stoß bekommen, daran sei nicht zu zweifeln. Der Schriftleiter dyr „Daily News", Gardiner, richtet einen offenen Brief an den Leiter der liberalen Partei. Der Brief ist eine äußerst vernichtende Anklageschrift gegek die Regierung Lloyd Georges, deren unsauberes Zustandekommen mit Hilfe der seit Kriegs beginn bestehenden Verbindung zwischen Lloyd Georg« und Nortd sie und deren Amtsführung mittels einer Ekel erregenden Preffekamarillä der Schreiber in dey schärfsten Ausdrücken , geißelt. Gardiner wirft denk Minister präsidenten Günstlingswirtschaft, 'Ränke, Ausschaltung des Parlaments und .unheilvolle Gelegenheitspolitik ohne große Gedanken vor. Das Volk habe alles Vertrauen in die Regierung verloren, die in bezug auf die Kriegszielsi stets Unaufrichtigkeit. gezeigt habe. „Wir wollen", sagt! Gardiner, „keine Annexionen, keine Kriegsentschädigung; zur Strafe. Wir wollen das Schwert vernichten, um dies Grundlage für einen Völkervertrag zu legen, um die! Lehre Ler Selbstbestimmung -in allen Ländern durchzu führen, um die Abrüstung zu-'erzwingen und einen Völkerbund zu gründen und um unsern Kindern die Möglichkeit einer besseren Erbschaft zu geben, als der einer für, den ewigen Krieg organisierten Welt." Die liberale Partei dürfe nicht länger stillsitzen und dem Harsardspiel der jetzigen Regierung länger-zusehen. Sie dürfe Las bedrohliche V / giller Geheimnis nicht geduldig hinnehmen und sich nicht mit der Phrase, daß Offenheit nicht im öffentlichen Interesse liege, abspeisen lassen, wo Männer, dix keine Partei hinter sich hätten, politisch bankrott seien und mit der Hungersnot und mit Millionen Menschenleben spielten. England brauche eine Regierung, die volles, Vertrauen des Volkes besitze und unzweideutig für die Grundsätze: Keine Annexionen, keine Kriegsentschädigung als Strafe, nationale Selbstbestimmung und Völkerbund eintrüte. Gardiner schließt: Die erste Voraussetzung eines reinlichen Friedens ist, daß wir eine reinliche. Regierung haben. Balfour sucht zu retten. * Im Unterdause versuchte Mittwoch der Minister des Auswärtigen Balfour der bedrohten Regierung neue Stützen zu geben. Er wandte sich gegen die Angriffe mehrerer Abgeordneten auf dm obersten Kriegsrat in Versailles. Dieser sei in erster Linie zur Besprechung der groben militärischen Fragen zusammengekommen und habe eine Erklärung über die «Schlüsse aus den Reden Hertlings und Czernins abgegeben, er habe aber nicht Lie K r i szie'le bespräche u. In den Reden Hertlings -und Czernins habe Ler oberste Kriegsbat keine Friedens annäherung gefunden. Es habe keinen Sinn, der Re- greruug vorzuwerfen, sie bediene sich nichb diplo matischer Mittel. , Dqs hätte nur dann Zweck, wenn man mit einem Volke zu tun habe, das entschlossen sei/ zu einer Übereinstimmung zu gelangen. Die Mittel mächte hätten aber offen gezeigt, daß sie keine solche Absicht hätten. Nach den Äußerungen der Presse hat Liese Wieder holung aus den sattsam bekannten Kriegsreden Lloyd Georges durch Balfour die gegen das Kabinett herr schende Mißstimmung in keiner Weise beschwichtigt oder einaedämmt. Oer Krieg. Kaiser Karl an seine Völker. FrtedenShosfnungen. Wien, 14. Februar. In einem Erlaß an die Völker Österreichs weist Kaiser Karl darauf hin, daß die siegreichen Waffen und die ausdauernde und aufrichtige Friedenspolitik in gleicher Weise zum Abschluß des Friedens mtt der Ukraine bei getragen habe. Dann heißt es weiter in dem Erlaß: Vereint mit mcmcn schwer geprüften Völkern vertrank ich darauf, das? nach dem ersten für unS so erfreulichen Friedensschlüsse balt/der allgemeine Friede der leidenden Menschheit gegönnt sein werde. . Unter dem Eindrücke dieses -Friedens mit der Ukraine wendet sich unser Blick voll Sympathie jenem strebsamen junge» Volke zu, in dessen Herzen zuerst unter unsern Gegnern das Gefühl der Nächsten liebe wirksam wurde und welches nach in zahlreichen Schlachte« bewiesener-'Tapferkeit auch dazu genügende Ent schlossenheit besaß, nm feiner besseren Überzeugung vor im Januar. aller Welt durch die Tat Ausdruck zu verleihe«. So schied eS denn als erstes auS dem Lager nuferer Feinde aus, um im Interesse der möglichst raschen Erreichung deS nunmehr gemeinsam großen Zieles seine Bestrebungen mit unserer Kraft zu vereisten. Zum Schluß erklärt der Monarch, daß er sich mit seinen Völkern in dieser Stunde des ersten Friedensschlüsse» ebenso eins fühle, wie in dem felsenfesten Entschlusse, den Kampf bis zur Erreichung eines ehrenhaften Friedens durchzusrchten. * Oie Lage im Osten. Weitere Beratungen im Hauptquartier. Berlin, 14. Februar. Von maßgebender Seite wird darauf hingewiesen, daß der Befehl zu der Demobilmachung, den Trotzki und die Volkskommissäre am Sonntag durch Funkspruch erteilt hatten,- an demselben Tage, vier Stunden danach, wieder Zurückgezogen worden ist. Eine Demobilmachung deS russischen HeereS ist also tatsächlich nicht erfolgt. Aber die durch den Abbruch der Verhandlungen tn Brest-Litowsk geschaffene Lage wird von zuverlässiger Sette folgendes mitgeteilt: Durch die Trotzkischen Erklärungen ist eine Situation geschaffen, wie sie in der Weltgeschichte wohl noch nie da gewesen ist. Verschiedene aus dieser Lage sich ergebenden Probleme bilden zurzeit bekanntlich den Gegenstand der Beratungen im Großen Hauptquartier, die zu einer vollen Übereinstimmung der Auffassungen zwischen der militärischen und der politischen Leitung geführt haben und die noch fortgesetzt werden. Besonders interessant ist das Waffen- stiüstandsproblem, d. h. die Frage, ob der Waffenstillstand überhaupt nach zu Recht besteht oder nicht. Der Waffen stillstand ist seinerzeit ausgesprochen zu dem Zweck abgeschlossen worden, den Frieden zwischen den beiden Teilen herbeizuführen. Nun, nachdem der Abschluß eines Friedens überhaupt nicht erfolgt ist und auch nicht in. naher Aussicht steht, ist also der Hauptdaseinszweck deS Waffenstillstandsvertrages überhaupt verschwunden, und die Auffassung liegt nahe, daß nach Ablauf der vorgesehenen Frist damit der Kriegszustand automatisch wieder in Kraft tritt, eine Tatsache, an der auch die einseitige Demobil machung Rußlands nichts ändern würde. ' - . » Graf Czernin über den Kriedensschluß. Der österreichische Minister des Äußeren, Graf Czernin, antwortete auf eine Begrüßung bei seiner Rückkehr nach Wien: „Das, was tn Brest-Litowsk geschehen ist, ist noch nicht das Ende, aber es ist der Anfang des Welt friedens. Nicht nur politische Krankheiten sind an- , steckend, auch politische Genesungen, auch der Friede wirkt ansteckend, was die Zukumt beweisen wird. Brest-Liiowsk ist aber auch in wirtschaftlicher Beziehung bedeutungsvoll. Was dort geschaffen wurde, ist ein Brotfrieden, das Gegen teil von dem, .was man einen Hungerfrieden nennt. Gewiß sind die Schwierigkeiten, die dem Transport ent- gegenstehen, noch bedeutend. Aber es sind alle Vor kehrungen getroffen. Und wenn auch die Verhältnisse sich nicht rasch von Tag zu Tag bessern werden, so werden sie - sich doch von Monat zu Monat bessern." , Die Zukunft Litauens. Bischof Karewizius von Kowno,- der im Großen Haupt quartier und in Berlin mit den leitenden Personen über die litauische Frage verhandelt hat, erklärte in einer Unter redung mit einem Berliner Zeitungsoertreter/ er sei ge kommen, um den deutschen leitenden Stellen nahezulegen, daß die Zeit gekommen fei, ein selbständiges Litauen zu schaffen, das natürlich Anlehnung an Deutschland suchen würde. Dem größten Teil der litauischen Bevölkerung schwebt die Schaffung eines monarchischen Staats wesens auf christlich-konservativer Grundlage vor. Nur wenig zahlreiche Elemente versuchen aufs neue, Beziehungen mit Rußland anzuknüpfen. Nach Meinung des Bischofs Karewizius bildet die litauische Sache bereits den Gegen stand von Erörterungen im Großen Hauptquartier. Kleine Kriegspost. Berlin, 14. Febr. Nach zuverlässigen Nachrichten hat di» französische Regierung eine Bestimmung erlassen, die den Mi- iitärgeistlichen verbietet, sich bei den französischrn Regi mentern aufzubalten, da Man ihren Einfluß fürchtet. Berlin, 14. Febr. Wie von zuständiger Seite gemeldet wird, sind Lie rumänischen Unterhändler, die zunächst über die Verlängerung des Waffenstillstandes verhandeln sollen, beute in ihrem Bestimmungsorte eingetroffen.