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Meißtritz-Zeitmg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. 71. Jahrgang. Donnerstag, den 26. Januar 1905. Nr. 10. V°rmlw»rllichm Md-dl-m: Paul I-lpw. - Drmd und V-ll-g MM Curl Irhnr m Dtzv»m-Wa>d-^ L »u Mit Isnd« nnd panötülrilÄaUlicher 880B6ik»NeitKge. Mit achtsettigsm „JNnstrierLru UnterhaHnngsblatt". ^n-- 9»« I-üerate, welche bei bes" bedeutenden Auslage den Blatte« 'ine sehr wirk same Verdrehung finden^ werden mit 12 P'a., solch« aus unserer Amtshaupt- Mannschaft mit 10 Pfg die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent« sprechendem Aufschlag.— Eingesandt, im redaktio nellen Telle, die Spalten» zelle 20 Pfg. msere Austräger nehmen Bestellungen an. - Amtsblatt flir die Königliche Amtsh-uptmamMst, das Königlich- Amtsgericht mrd dm Stadtrat zu Dippoldiswalde. Die ,Wetheritz-Zelt«ng' «scheint Wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen» »enAbenden ausgegeven. Preis vierteljährlich 1M. W Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, «inmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern §0 Pfg. - Alle Postan- Kalten, Postboten, sowie Die Königliche Amtshauptmannschaft will nicht unterlassen, die Wehrbesitzer des diesseitigen Bezirks darauf hinzuweisen, daß es zur möglichsten Vermeidung von Eis versetzungen und deren gefährlichen Folgen dringendes Erfordernis ist, die Wehrteiche aufzueisen und zwar in der Weise, daß entlang der Wehrkrone und inmitten des Wehr teiches eine Rinne von wenigstens 50 cm Breite eisfrei gemacht und erhalten wird. Hnl. Die Nichtbefolgung der vorersichtlichen Anordnung zieht für den Einzelfall eine Ordnungsstrafe von 30 Mk.— nach sich. Dippoldiswalde, am 20. Januar I905. Königliche Amtshauptmannschaft. 100A. vr. Mehnert. Kaisers Geburtstag. Es entspricht der ehrwürdigen Tradition der Kaiser proklamation am l8. Januar l87l in Versailles, dem Geburtstage des neuen Deutschen Reiches, und es geziemt sich in jedem Staate, an dessen Spitze ein Monarch als Erbe der Krone steht, daß des Geburtstages des Herrschers, der in seiner geheiligten Person die Souveränität und Unantastbarkeit des Staates vertritt, in Liebe und Hoch achtung gedacht wird. Dies gilt um so mehr für den ge liebten und verehrten Kaiser und König Wilhelm II., der Deutschlands Kaiserkrone und Preußens Königskrone trägt, und der mit so viel Pflichteifer, Treue und Liebe die hohen Güter der Väter im Reiche und in Preußen hütet und schirmt, hegt und pflegt. Mit einer Umsicht und Tatkraft, die allgemein bewundert wird, waltet Kaiser Wilhelm fort und fort seines hohen Herrscheramtes und jeden Tag und jede Stunde, die ihn Gott in Gesundheit erleben läßt, widmet er in Arbeit und Fürsorge der Ver heißung seines unvergeßlichen kaiserlichen Großvaters Wilhelm I. in der ersten kaiserlichen Botschaft an das deutsche Volk am 18. Januar I87l, „alle Zeit ein Hüter und Mehrer der friedlichen Güter sein zu wollen". — Diele Verheißung hat auch Kaiser Wilhelm II. ruhmvoll erfüllt, denn für einen Kaiser, der über das stärkste Heer der Erde verfügt und an den im Kampfe um viele Lebensinteressen der Nation manche Versuchung heran- treten kann, mit dem Schwerte das zu erzwingen, was die Feder nicht erreichen kann, ist und bleibt es ein Ruhm, lange Jahrzehnte hindurch den Frieden nicht nur selbst gehalten, sondern gegenüber gefährlichen Gärungen auch geschützt und gestützt zu haben. Wenn in dieser Hinsicht die europäische Politik seit einem Menschenalter ein ganz anderes Gesicht zeigt als in allen früheren Epochen, wo so oft Unruhen und Kriege die ruhige Entwicklung der Staaten unterbrachen, so ist dies unbestritten ein Verdienst des Kaisers Wilhelm. Zu diesem Verdienste gehört auch das ausgezeichnete Freundschaftsverhältnis, welches Kaiser Wilhelm mit den Kaisern und Königen der maßgebenden europäischen Großmächte, sowie auch mit dem Präsidenten der großen nordamerikanischen Republik hergestellt hat und dauernd pflegt. In diesem glücklichen Freundschaftsverhält nisse des Kaisers Wilhelm mit den Kaisern von Österreich und von Rußland, den Königen von England und Italien liegt die Garantie, daß frevelhafte Kriege in Europa so leicht nicht mehr ausbrechen können. Alle Patrioten ge denken deshalb am Geburtstage des hohen Herrn seiner in Liebe und Treue und wünschen, daß der Kaiser dem Reiche und dem Volke noch recht lange in Gesundheit und Rüstigkeit des Körpers und Geistes erhalten bleiben möge! Lokales und Sarystsches. Dippoldiswalde. Der hiesige Albertzweigverein hat beschlossen, seine Tätigkeit nach verschiedenen Richtungen hin zu erweitern und sie namentlich auch auf das platte Land zu erstrecken. Insbesondere ist in Aussicht ge nommen, das Ziehkinderwesen einer Beaufsichtigung durch die Damen des Vereins zu unterziehen und eine Ver besserung der Krankenpflege auf dem Lande anzustreben. In letzterer Hinsicht wird namentlich die Gründung von Gemeindediakonien in Frage kommen. Ob hierbei eine Gemeindeschwester anzustellen sein wird, oder ob man sich zunächst darauf beschränkt, eine im Orte wohnhafte, für >ie Krankenpflege geeignete Persönlichkeit ausfindig zu machen und sie zur Krankenpflegerin ausbilden zu lassen, vird auf die örtlichen Verhältnisse ankommen. Zur Be- chaffung der für die Durchführung dieser Aufgaben ringend nötigen Geldmittel ist außer der Werbung neuer Nitglieder auch eine Ende Februar stattfindende größere iestlichkeit, bestehend in Gesangsvorträgen und Theater- ufsührungen, geplant, hinsichtlich deren das nähere s. Zt. och bekannt gegeben wird. Dippoldiswalde. Die Erste Begräbnisgesell- »aft, die am l. Juli d. I. auf ein 120jähriges Be hen zurückblicken kann, hielt am Sonntage ihre Haupt- rsammlung ab. Bor Eintritt in die Tagesordnung ^erbrachte der stellvertretende Vorsitzende, Herr Stadt- ssierer Schubert, die Wünsche des erkrankten l. Kassen vorstehers, Herrn Schneidermeister E. Heinrich, für einen der Gesellschaft zum Segen gereichenden Verlauf der Ver handlungen. Nach einer kurzen Begrüßungsansprache und einem Rückblick auf das verflossene Vereinsjahr ehrte man die mit Namen genannten verstorbenen Mitglieder durch Erheben von den Plätzen und entbot den Neueingetretenen herzlichen Willkommengruß. Das sodann von Hern H. Jäckel zum Vortrage gebrachte l 904er Rechnungswerk wies eine Einnahme von 289 l Mk. 41 Pfg. und eine Ausgabe von 2616 Mk. 02 Pfg. auf, so daß 275 Mk. 39 Pfg. Kassenbestand zu verzeichnen waren. Nach einer im Berichtsjahre erfolgten Zuführung von 150 Mk. be trägt das Gesamtvermögen 6078 Mk. 88 Pfg. und is bei hiesiger Sparkasse angelegt. Hierauf wählte man die Herren Schuhmachermeister Jäckel, Gelbgießermeister Ditt rich und Privatus Siegert erneut zum Buch- und Rech nungsführer bez. stellvertretenden Schriftführer und Rech nungsprüfer, und zwar auf die Dauer von 3 bezw. 2 Jahren. Als letzten Punkt der Tagesordnung bringt Herr Jäckel einige recht interessante Mitteilungen aus den Verhältnissen der Mitglieder zur Gesellschaft zum Vor trage. Erwähnt sei nur, daß im Berichtsjahr 21 Mit glieder verstorben sind und 3 sich freigesleuert haben. Durch 24 Neueingetretene war die satzungsgemäß auf 250 festgelegte Mitgliederzahl wieder erfüllt. Außerdem konnte eine stattliche Anzahl von Wartenden für 1905 vorgemerk werden. Die Zahl der Freigesteuerten beträgt zur Zeit 178. Die Versammlung wurde mit dem Wunsche ge schlossen, daß Gottes Gnade über der Ersten Begräbnis gesellschaft Dippoldiswalde u. U. immerdar walten möge. — Glück zu. Ein herrliches Stückchen Erde ist es, das Herr Caplan seine Heimat nennt, der Bodensee. Er konnte darum auch dessen majestätische Größe, seine lieb liche, üppige Umgebung, den reichen Personen- und Güter verkehr auf demselben, die beobachteten Veränderungen seiner Ufer und die Ansiedelungen in den verschiedenen Zeiten aufs trefflichste schildern. Herr Welshofer lenkte durch sein Thema: „Einfluß des Handels auf die Ver breitung der Völker" den Blick seiner Zuhörer über alle Erdteile, indem er in interessanter Weise darauf aufmerk sam machte, daß Gold und Silber die Einwanderer nach Amerika und Australien, die Gewürze die Europäer nach Indien, die Jagd auf Pelztiere die Russen nach Osten, der Kabeljaufang die Fischer nach Kanada und die Handelsbeziehungen die Weißen nach Afrika geführt haben, und daß der Kultur durch Handel und Einwanderung vielfach neue Bahnen vorgeschrieben werden. — Am Sonntgg, gelegentlich des Eiskonzertes, wurde den hiesigen Schlittschuhläufern, sowie den zahlreich am Ufer des Teiches versammelten Zuschauern ein besonderer Kunstgenuß geboten. Mehrere Mitglieder einer Dresdner Kunstlaufoereinigung waren als Gäste des hiesigen Eis- Klubs erschienen, um in uneigennützigster Weise hier ein stärkeres Interesse an dem bisher so wenig geübten Kunst laufen zu erwecken. Mit allseitiger Aufmerksamkeit und Beifall wurden die großartigen, hier noch nie gesehenen Leistungen verfolgt. — Am gestrigen Dienstag feierte der hiesige Schlitt- schuhfahrverein Eisklub durch Veranstaltung eines Konzertes auf prächtig illuminierter Bahn sein diesjähriges Stiftungsfest. — Der Verkehr auf der Eisenbahnlinie Klingenberg- L.-Frauenstein ist am Montag abend in vollem Umfange wieder ausgenommen worden. Seifersdorf. Am vergangenen Sonntag hielt di« Krankenkasse „Eintracht", eingeschriebene Hilfskasse, ihre Generalversammlung ab. In deren Verlauf stellte sich heraus, daß das Jahr 1904 äußerst günstig für das Ver mögen der Kasse verlaufen war, so daß dem Reseroefond im Laufe des Jahres größere Beträge zugeschrieben werden konnten, wodurch selbiger zu einer beachtenswerten Summe angewachsen ist. Da Krankenkassen einen besonders segen bringenden Zweck verfolgen, wollen wir der „Eintracht" mehr derartige Jahre wünschen. Glashütte. In der am vorigen Sonntag im Hotel „zur Post" abgehaltenen Hauptversammlung des Obstbau- Vereins hielt der derz. Vorsitzende Herr Lehrer Dressel einen Bortrag über „Die Botanik als Helferin des Obst ¬ baues" mit sehr interessanten Details, welcher sehr bei fällig ausgenommen wurde. Herr Dressel, welcher im vorigen Jahre seine Ferien zu einem Kursus in der Kgl. Gartenbauschule in Bautzen benützte, wird auch in den nächsten Monaten praktische Anweisung im Baumschnitt, Veredeln usw. erteilen. Der Vereinsobstgarten, welcher s. Zt. als Versuchsgarten angelegt wurde, um zu erproben, welche Sorten für hiesiges Klima und Bodenverhältnisse sich eignen, enthält 66 verschiedene Sorten Äpfel-, 36 Birnen-, 12 Kirschen- und 46 Pflaumen- und Zwetschen- sorten, außerdem eine Anzahl anderer Obstgehölze und verschiedene Stachel-, Johannis- und Erdbeersorten, 1888 bis 1890 gepflanzt. Um nun den Garten rationeller auszunützen, sollen, die gewonnenen Erfahrungen be nutzend, die nicht tragbaren Sorten umgepropft werden, was wohl zum Frühjahr in Angriff genommen werden dürfte. Im Laufe nächsten Monats wird ein Herr aus Klotzsche im Verein einen Vortrag halten über die dem Obstbau nützenden Vögel und den Schutz derselben. Bienenmühle. Ein Mißgeschick waltet über dem Transport eines etwa 600 Ztr. schweren Dampfkessels von den, hiesigen Bahnhof nach der Krügelsteinschen Fabrik. Schon vor etwa drei Wochen wurde der Trans port vom Schnee überrascht, so daß der Wagen mit der Last nicht weiter zu bringen war. Man versuchte es nun mit einem aus Baumstämmen konstruierten Schlitten, doch ohne Erfolg. Jetzt liegt der Kessel im Chausseegraben und wird erst, wenn der Schnee weggetaut ist, wieder auf einen Wagen geladen werden können. Darüber aber können noch Wochen hingehen. Chemnitz. Am 3. sächsischen Kreisturnfest dürften etwa 10 000 bis 12000 Turner teilnehmen. Leipzig. Der Bauverein zur Beschaffung preiswerter Wohnungen hat mit Unterstützung des Reichsamts des Innern durch Erbpacht ein über 130000 Quadratmeter umfassendes Gelände auf Schönefelder Flur erworben. Mülsen St. Niklas. Jetzt hat auch noch die zweite Knabenklasse wegen der hier herrschenden Masern ge schlossen werden müssen. Werda«. Abgewiesen hat die Kgl. Kreishauptmann- schaft Zwickau eine Beschwerde des hiesigen Gewerkschasts- kartells über die erfolgte Ablehnung eines Gesuches um Errichtung eines Eewerbegerichts für Werdau und Um gebung. Der hiesige Stadtrat hatte ein Bedürfnis hierzu nicht erkannt. Die Oberbehörde pflichtete dem bei. Tagesgeschichte. Berlin. Das Krönungs- und Ordensfest ist am Sonntag im Berliner Schlosse in der althergebrachten Weise begangen worden. Um 11 >/2 Uhr begaben sich in feierlichem Zuge unter großem Vortritt der Kaiser und die Kaiserin nach dem Rittersaal. Der Kronprinz und die Prinzessin Friedrich Leopold, die Prinzen des Königl. Hauses, sowie die Damen nnd Herren der Gefolge schlossen sich an. Die Majestäten nahmen vor den Stufen des Thrones Aufstellung, die Prinzessinnen und die Prinzen rechts und links vom Thron. Im Saale hatten sich bereits die Ritter des Schwarzen Adler-Ordens, sowie die aktiven Staatsminister versammelt. Es begann hierauf die Cour der vorzustellenden neu ernannten Ritter des Roten Adler-Ordens, des Kronen-Ordens und des Königl. Haus ordens von Hohenzollern. Die neu zu dekorierenden Per sonen hatten sich bereits in früherer Morgenstunde zu Wagen und zu Fuß nach dem Schloß begeben und waren dann in der zweiten Braunschweigischen Kammer von dem Präses und den Mitgliedern der General-Ordens kommission mit den neu verliehenen Auszeichnungen ge schmückt worden. Nachmittags 2 Uhr fand die gewohnte Galatafel statt. — Beim Krönungs- und Ordensfest in Berlin sind m ganzen 2903 Orden und Ehrenzeichen verteilt worden. Der Rote Adlerorden in seinen verschiedenen Abstufungen ist 1101 mal verliehen worden; darunter der Role Adlerorden vierter Klasse allein 918 mal; der Kronen orden in seinen Abstufungen 700 mal, darunter der Kronenorden dritter Klasse 303 und der vierter Klasse 217 mal; der königliche Hausorden von Hohenzollern 39 mal,