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MsdmfferTageblati Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Postscheckkonto Dresden 2640 2»s»s<Ion«p»I« M. str »I, s n»«puq,»e oder doron Ra«m, U»Nain«n, »k r Korpix,^le M. L«> Modorbolunz und Iahreoaufirag »nNrechondrr Preidnachls^ Lolaxulmochu»,» t» amMch«, Lrk <»ur Son Lo»»rdn>) d!i 2g-»!L««m N,rpu«z»N« Ml. NLch»«>sun,^«-d«»r « Pf». »n,kl,«n«,n-»mi dt» »»rm!«»^ 10 -ür dl« lMchüzsH du durch Aornrif »»«rxiitchllin «nj«i»«n üd«m-»m«n wir Kin« «aron«,. I«ter U-ba^» ao^rach «rlllvl, wenn du Lelr«, durch Kia»« «in«q»s«n »»r»,n mus »d«r du Austra»»«d«r in Kool»« -uL dem Iahre 4844 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger und Drucker: Arthur Asch««»« iu Wilsdruff. «er«mt»»rtlichrr Schristletter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide i« Wilsdruff. Nr 1V0 Sonnadend de« 2S. April 1922 81. JLhrsa»s Amtlicher Teil. Die städtischen Kollegien Haden beschlossen, die Strompreise wie folgt zu erhöhen: vsm 1. April 1922 «n Lichtstrem 6 Mk., Kraststrom 5 Mk. für die Kilowattstunde, vom 1. Mai 1922 an Lichtstrom 8 Mk., Kraststrom 7 Mk für die Kilowattstunde. Wilsdruff, am 28. April 1S2L. Der StaSLrat. Auf Blatt l Se des hiesigen Handelsregister- ist heute Vie Firma Arth«« Haußner L Co. in Wilsdruff eingetragen worden. Persönlich haftende Tesellschafter derselben sind der MöbelfabrikantOtt» RudolfArthurHaußusr u. Frau Marie IdaKathiuka verehel. Haußner geb. Schlätz, beide in Wilsdrnff. Die Gesellschaft hat am 26. April 1919 begonnen. Angegebener Geschäftszweig: Möbeltischlerei mit Kcaftbelnrb und Möbethandil. Rex 60/62. Amtsgericht Wilsdruff, am 22. April 1S22. ,l« Vom 2. bis »0. Mal 1921 sollen die Schornsteine im hiesigen Stadtbezirke gereiuigt werden. Wilsdruff, am 26. April 1S22. Der Siadtrat. «MWM8 Kleine Zeitung für eilige Leser. Lloyd George hat in Genua vorgeschlagen, daß die Unter zeichner des Versailler Vertrages zu einer besonderen Beratung der Sanktionenfrage zusammentreten sollen. * Durch di« ablehnend« Haltung der Russen ist in Genua eine neue Spannung eingetreten. Lloyd George betrachtet die Lage als überaus ernst. * Nach Pariser Meldungen kann das internationale Banken- konsortium als gesichert angesehen werden. * Die Sitzungen des Reichstages werden voraussichtlich au? einen späteren Zeitpunkt verschoben, da Dr. Wirth und Dr. Rathenau wahrscheinlich noch längere Zeit in Genua bleiben müssen. * Die Übergabe des abgetretenen Teiles von Oberschlesien an die Polen soll nach neueren Meldungen erst Ende Mai er folgen. * In Japan hat ein schweres Erdbeben große Verheerungen «^gerichtet. „Gsttesfrteden!" Auch das ist schon einmal dagewesen. Allerdings ist eine stattliche Reihe von Jahrhunderten darüber hülge- gangcn, seit im grauen Mittelalter zuerst in Frankreich ein Kirchengebot erging, daß zu bestimmten Zeiten alle Fehde zu ruhen hätte und tiefer Friede die damals nicht weniger als heute kampf- und streitlustigen Zeitgenossen unter seine Fittiche nehmen sollte. Das Morden, Rauben und Plün dern wurde dadurch zwar nicht aus der Welt geschasst, die einzelnen Streitfälle nicht durch endgültigen Frieden be endet, nur ein Aufschub, eine Unterbrechung, eine Pause zum Atemholen konnte dieser von der Kirche verordnete Friede sein, und mehr als das wagt auch heute der Mann nicht zu fordern und zu Hoffer:, der jetzt diesen alten Ge danken iu richtiger Bewertung seiner Zugkraft und seines propagandistischen Werbevermögens wieder neu belebt hat. Lloyd George will um jeden Preis die Konferenz von Genua mit einer Friedensresolution, ja mit mehr als einer solchen, mit einer feierlichen Verpflichtung aller Mächte, auf zehn Jahre ihre Grenzen gegenseitig völlig unangetastet zu lassen, nach außen hin glanzvoll beenden und krönen. Die Verhandlungen über diesen „europä ischen Pakt" nehmen gegenwärtig das Hauptinteresse der Genueser Konferenz in Anspruch, und es sind bereits zwei verschiedene Fassungen dieses Friedensentwurfs ausgearbeitet worden. Die weitergehende ist die englische Form, die neuerdings sogar auf die zehnjährige Be schränkung verzichtet und die — was für Deutschland der wichtigste Kernpunkt der ganzen Idee sein muß — keiner- r lei Bestimmungen über die künftige Anwendung von - Zwangsmaßnahmen enthält. Die italienische Fas sung dagegen bleibt bei der zehnjährigen Dauer bestehen und schreibt auch im Anschluß an den Versailler Vertrag vor, daß „Sanktionen" in solchen Fällen möglich sein sollen, in denen eine böswillige Verletzung des Friedens- Vertrages nachgewiesen wird. Die deutsche Delegation in Genua hat bis jetzt weder von den: einen noch von dem andern Entwurf amtliche Kenntnis erhalten, und es scheint, als ob auch hier, wie bei den russisch-alliierten Verhandlungen vor dem Ab schluß des deutsch-russischen Vertrages, wieder der Versuch gemacht wird, uns vor vollendete Tatsachen zu stelle». Trotz der Bedenken, die sich daraus ergeben, habe» diese Beratungen über die Idee des Gottesfriedens für uns be sonders deshalb eine sehr erhebliche Bedeutung, weil die S a n k t i o n s fr a g e darin angeschnitten worden ist. Die Zwangsmaßnahmen, die mit diesem berüchtigten Namen bezeichnet werden, und die bekanntlich in Düssel dorf, Duisburg und Ruhrort heute noch bestehen, sind ja ein untrennbarer Bestandteil der Wiedergutmachungsfrage, denn nur aus Differenzen über das Reparations-Problem leitet sich die Verhängung solcher Maßnahmen her. So mit ist ganz klar, daß die von der Genueser Konferenz so streng verbannte Erörterung der Zahlungs- frage nun doch noch, wenn auch zunächst nnr von der negativen Seite her, in die Debatte gezogen wird. Es ist ganz sicher, daß die Franzosen, die sich jetzt im Gegensatz zu ihren mittelalterlichen Vorfahren, am längsten gegen den „Gottesfrieden" sträuben, hiergegen Widerstand leisten werde» und deshalb haben auch die Italiener, denen an einem sichtbaren Erfolg der Konferenz am meisten gelegen ist, ihrem Vorschlag eine Fassung gegeben, die den fccm- zösischcn Einwendungen so weit als möglich entgcgenzu- kommeu verkuibt. Vorläufig herrscht der ?ur ganz Europa w eifrig an- gestrebte Friede allerdings noch nicht einmal am^Orte dieser Fricdensverhandlungen, in Genua selbst. Sogar Lloyd George ist keineswegs hoffnungsvoll. Er erklärte den englischen und amerikanischen Journalisten in Genua, Europa sei voll von ungelösten Fragen, von denen jede einzelne die Möglichkeit eines europäischen Brandes in sich schließe. Rußland und Deutschland, die zwei Drittel von Europa bilden, ständen dem übrigen Teil in gewisser Beziehung entgegengesetzt gegenüber, und jedermann, der sich einbilde, man könne die zwei Drittel Europas durch irgendeine Kombination niederhalten, seiverrü ck t. Wört lich sagte er dann: „Für den Augenblick gehören wir zu ocr triumphierenden Gruppe, aber wenn unser Triumph in Unterdrückung ausartet, so bleibt die Rache nicht aus, und Europa schwimmt noch zu Lebzeiten so weißhaariger Männer wie ich einer bin, wieder in Blut." Das klingt nicht nach „Gottesfrieden", und Lloyd George bemüht sich, neue Wege zu finden. Er befürchtet vor allem ein Aus einanderfallen der englisch-französische» Entente und hat daher den Vorschlag gemacht, daß sich alle Unterzeichner des Vertrages von Versailles alsbald in Genua ver sammeln, um über das Problem der Sanktionen, ihre Anwendung und ihre Begründung sich ein für allemal schlüssig zu Weihen. Er will trotz dringender Geschäfte in London, wo die Stimmung immer weniger franzofen freundlich geworden ist, seinen Aufenthalt in Genua noch um 10 bis 14 Tage verlängern und den Ort nicht verlassen, bevor er sein Werk unter Dach und Fach gebracht hat. Zu dieser neuen andersartigen Zusammenkunft in Genua, die vielleicht in Gestalt einer Sitzung des Ober sten Rates stattfindet und die Lloyd George mit äußerster Energie betreibt, da er bereits die Gefahr eines neuen Weltkrieges in bewegten Worten schilderte, braucht der englische Staatsmann allerdings vor allem die Zu stimmung seines französischen Kollegen Paine ar«. Dieser hat auf die Einladung hin Ja und Nein in einem Atemzuge gesagt. In Paris erklärt man, daß der franzö sische Ministerpräsident der Einberufung des Obersten Rates nur unter einer der folgenden Bedingungen zu stimmen könne: entweder müßte die Zusammenkunft in Genua stattfinden, und zwar frühestens am 7. oder 8. Mai, da PoincarS erst nach der Rückkehr des Präsidenten der Republik daran teilnehmen könnte, oder oie Zusammen kunft müßte, falls sie früher stattfinden sollte, in Paris abgehalten werden. PoincarS weiß, daß für Lloyv George der eine Fall so unbequem ist wie der andere. So ist im Augenblick statt eines weiteren Schrittes auf dem Wege zum Gottesfrieden zunächst nur eine neue krisenhaft ge spannte Situation geschaffen, und niemand weiß, was für ein Schicksal dieser Konferenz der Überraschungen letzten Endes beschieden sein wird. 1h. Deutschlands Friedenswille. Auf Grund des neu«» Vorschlages Lloyd Georges, eine Sitzung des Obersten RateS in Genua abzuhalten, scheint eS nun doch noch zu einer Erörterung des Reparationsproblems in Genua, wenn auch nicht im Rahmen der Konferenz selbst, zu kommen. Allerdings soll Deutschland dem Vernehmen nach von dieser Beratung ausgeschlossen bleiben. Dennoch ist es notwendig, daß der Reichskanzler und Dr. Rathe nau in Genua bleiben. . Deutschland hat, Wie in Genua zur Frage des deutsch-russischen Vertrages erneut betont wird, nicht die Absicht, eine gegen das übrige Europa gerichtete Föderation zu schaffen, sondern betrachtet Len deutsch-russischen Vertrag als einen Baustein zurallgemeinenEinigungmitRuß- land und sein ganzes Bestreben auch m Genua ist darauf ge richtet, die Einigung vorbereiten und durchführen zu helfen. Ob das gelingt, hängt natürlich sehr von Len Russen selbst ab. Tschitscherin erklärte, daß eine Einigung über die Forderung Ler Alliierten, die nationalistischen Güter zu er setzen, nicht zu erzielen sein werde. Di« Sowjetdelegation werde in diesem Punkte nicht nachgeben, da diese Bedin gung die Existenz der Sowjets selbst antaste. Dir zwei Lager Europas. Der amerikanische Fincmzmann Vanderlip, der jetzt aus Genua nach Berlin gekommen ist, schreibt über seine Ein drücke u. a.: Europa sei in zwei Lager geteilt. In dem einen stünden die Rationen mit großer Jndustriebevölkerung und ausländische nrLebensmittelbedarf sowie der ausländischen Märkte, die des Friedens bedürften. Diese Gruppe umfasse England, Deutschland, Skandinavien, Belgien, Italien und die Tscyechoslowakri. Die entgegengesetzte Gruppe, die unter Lei tung Frankreichs stehe, und der Polen, Jugoslawien und Ru mänien angehörten, verfolge ausschließlich imperialistische und militärilckc Tendenzen Oherschlesiens Schicksal. Übergabe nicht vor Ende Mas. Der Aufruf der Interalliierten Kommission an die Be wohner Oberschlesiens, der den Zweck hat, die Bevölkerung auf die nahe bevorstehende Übergabe der Gebietsteile an Deutschland und Polen aufmerksam zu machen und sie er mahnt, Ruhe zu bewahren, kann nicht dahin verstanden werden, daß die Übergabe bereits in den nächsten Tagen erfolgt. Das nach mehr als viermonatigen Verhandlun gen fertiggestellte Abkommen zwischen Deutschland und Polen bedarf »och der Ratifikation des deutschen und des polnischen Parlaments. Inzwischen beginnen am 4. Mai die Besprechungen für die Vorbereitung d«r Übergabe, für die nach dem Versailler Vertrage eine vierwöchige Frist gesetzt ist. Die tatsächliche Übergabe wird also nicht vor Ende Mai erfolgen können. * Neue Drohungen aus Paris. Dis Pariser Botschafterkonferenz hat nach einer Ha- vasmeldung den deutschen Botschafter gebeten, bei seiner Regierung den Antrag zu stellen, unverzüglich Maß nahmen zu ergreifen zur Ausfindigmachung und Über weisung derjenigen Personen an die Interalliierte Kom mission in Oberschlesien, die der Teilnahme an den Er eignissen in Pe.tersdorf beschuldigt werden und nach Deutschland geflüchtet sind. Die Konferenz besteht darauf, daß diesem Anträge unverzüglich Folge geleistet wird, weil jede Verzögerung geeignet wäre, die Frage ver Verantwortlichkeit der deutschen Behörden aufzuwerfen, da sie dadurch sich dem Vorwurf aussetzten, die Nichtab urteilung der Schuldigen zu begünstigen. potiiifchr Nundschaa. Deutsches Reich. Die Teuerungsforderungen der Beamten. Am 1. Mai beginnen in Berlin die neuen Besprechun gen zwischen der Regierung und den Vertretern der Be amten und Arbeiter über die neue Teuerun^saktion. Be sprechungen der einzelnen Beamtengewerlfchaften und Arbeiterorganisationen haben stattgefunden, in denen die Festlegung gemeinsamer Forderungen beschlossen worden ist. Ein endgültiges Ergebnis wurde noch nicht erzielt, da man zunächst das Ergebnis der Verhandlungen zwischen den Finanzministern der Länder abwarten will. Es wird sich jedoch in der Hauptsache darum handeln, daß ein Zu schlag zu den bestehenden Teuerungs- und Sonderzu- schlägen gefordert wird. Helfferichs Anerkennung für Wirth. Ein Vertreter des Pariser Blattes „Excelsior" tn Ber lin hatte eine Unterredung mit Dr. Helfferich. Dieser sagt» dabei u. a.: Solange die Verbündeten das Rheinland be setzt hielten, sei an eine Besserung der deutsch-französischen Beziehungen nicht zu denken. Helfferich führte weiter aus, die deutsche Regierung habe alles getan und tue alles, um die ihr auftr-legten Verpflichtungen zu erfüllen. Wenn er auch persönlich gegen Wirth fei, müsse er doch zugeben, daß eine andere Negierung nicht mehr tun könne. Die „Machtvollkommenheit" der Besatzungstruppen. Der belgische Kriegsminister und der französische Kriegsminister haben sich gemeinsam »ach Hamborn be geben. In einer Ansprache sagte der belgische Kriegs minister u. a.: Die Befehle des Interalliierten Oberkom mandos begründen das Recht und die Pflicht der Be setzungstruppen, im ganzen Bereich ihrer Verbinoungs- linien über die Sicherheit der einzelnen Truppenkörper so wohl als die des gesamten Verbandes zu wachen. Diese Machtvollkommenheit, an die die ganze Existenz der Truppen gebunden ist, vermag keine Beschrän kung zu ertragen. Es ist daher Sache der Einwohner selbst, dafür zu sorgen, daß kein Anlaß die veran wört lichen Führer zwinge, von der ihnen verliehenen Macht vollkommenheit Gebrauch zu machen. Aufnahme der Beziehungen mit Rußland. Aus Moskau wird gemeldet, daß infolge des Ver^ träges von Rapallo der deutsche diplomatische Vertreter in Moskau, Professor Wiedenfeld, und der Stellvertreter Tschitscherins, Karachan, die sofortige Wiederaufnahms der völkerrechtlichen diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland in vollem Uni fange beschlossen