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64. Jahr-an-. Nr. 44. Sonnabend, dm 16. April 1898. Nachbestellungen -auf die „Weißerih-Zeitung" für das zweite Quartal werden jederzeit noch von allen Post ämtern, Briefträgern, sowie von der Verlags expedition in Dippoldiswalde angenommen. Der Abonnementspreis beträgt nur 1 M. 25 Pf. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. In der Generalversammlung des GewerbeveretnS konnte der Vorsitzende, Herr Stadlrath Heinrich, beim Vortrage des Jahresberichtes nicht umhin, über die Interesselosigkeit vieler Mit glieder an den Bestrebungen des Vereins und über den allzuschwachen Besuch seiner Versammlungen zu klagen, waren doch auch diesmal trotz der Wichtigkeit von 116 Mitgliedern nur 38 erschienen. In dem Jahresbericht wurde weiter der Vorträge der Herren Schuldirektor Rasche, vr. Polmeyer und Kontroleur Schubert gedacht und erwähnt, daß von der Prämiirungs« kommisston 15 Lehrlinge mit Anerkennungsdiplomen beschenkt worden seien. Der Rechnungsabschluß deS VereinSkasstrer«, Herrn Stadtrath Mende, ergab eine Einnahme von 436,17 M. und eine Ausgabe von 413,03 M. und einen Vermögensbestand von 2162,52 M. Der Ausstellungsfond hat die Höhe von 323,39 M. erreicht. Zu Prüfern dieser Rechnung sowie zu der von dem Bibliothekar, Herrn Lehrer Hering, aufgestellten Rechnung der Volksbibliothck, die eme Einnahme von 178,92 M. und eine Ausgabe von 164,50 M. auswies, wurden die Herren Kontroleur Schubert und Fabrikant Teicher gewählt. Aus der Zusammenstellung über Bestand und Benutzung der Bibliothek war zu ersehen, daß dieselbe aus 933 Werken bezw. aus 14022 Werken bestehl und im vorigen Jahre von 877 Lesern 1874 Bände geliehen wurden. Nachdem di- Herren Stadtrath Liebel, Lehrer Hering und Buckel fast einstimmig wieder in den Vorstand gewählt worden waren, trat man in die Besprechung der von Herrn Stadtrath Reichel auf geworfenen Frage: „Welche Mittel und Wege sind -einzuschlogen, den hiesigen Geschäftsverkehr zu heben?" Herr Stadtrath Heinrich gab zu einigen von Herrn Schul direkior Rasche ausgestellten Grundsätzen die nölyigen Erläuterungen, woran sich eine sehr lebhafte Aussprache knüpfte, beider besonders hervorgetretene Mängel im Ge- schästsgebahren hiesiger Gewerbetreibende, aber auch das ungerechtfertigte Beziehen der Maaren von Haustrern unbvon auswärts, trotzdem sich auch die hiesigen Ge schäftsleute größere Waarenlager zugelegt haben, ge rügt wurden. Wir werden in nächster Zeit in be sonderen Artikeln auf obige Frage zurückkommen. Zur weiteren 2 entiltrung dieser Angelegenheit haben die städtischen Kollegien beschlossen, eine Kommission etn- ' zusetzen, bestehend aus 3 Stadträthen, 3 Stadtverord neten und 6 anderen Mitgliedern aus der Bürger schaft, als welche vom Gewerbeverein gewählt wurden die Herren Dmkonus Büchting, Baumeister Klotz, Buchbinder Kästner, Kaufmann Emil Richter, Schuh machermeister Jäckel und Drogist Lommatzsch, zu denen von der Kommission noch andere Bürger hinzu gezogen werden können. Ferner beschloß man, nach- dem auch der landwirthschastliche Verein seins Zusage gegeben hat, im nächsten Jahre in Dippoldiswalde eine Ausstellung gewerblicher und landwirthschaltlicher Produkte zu v-ranstalten. Eine Anregung des Herrn Kaufmann demman.i, eine Aussprache über die be absichtigte Thalsperre bei Malter herbeizustthren, konnte diesmal wegen vorgerückter Zeit und voll ständig mangelnder Unterlagen nicht mehr berücksichtigt werden. — Unserer Stadt sowohl, al» auch insbesondere unserer Schule steht für die nächste Zeit ein schwerer Verlust bevor, da der Leiter der letzteren, Herr Schul direktor Rasche, nach achtjährigem Wirken an der selben spätestens am 1. Juli seine hiesige Stellung und unsere Stadt verlassen wird. Am 14. April wurde er als Schuldirektor der Gemeinde Cotta bei Dresden gewählt und hat er die Stellung angenommen. Poffendorf. Beim hiesigen königl. Standes amts gelangten im Monat März zur Anmeldung: 23 Geburten (darunter 13 männl., 10 weibl., 3 un eheliche), 4 Aufgebote, 2 Eheschließungen, 8 Sterbe fälle (darunter 4 erwachsene Personen, 4 Kinder). Quohren. Der vorzüglich geschulte Männer gesangverein „Arion" aus Poffendorf hielt am 1. Oster- feiertage ein Gesangsconcert im hiesigen Gasthofe ab, welches recht gut besucht war. Der Reinertrag wird der hiesigen Schule übermittelt werden. Hermsdorf i. Erzg. Das am 2. Osterseiertage in der hiesigen Kirche gegebene Concert unter Leitung des Herrn Kirchschullehrer Jugel, verlies in durchaus befriedigender Weise. Dasselbe enthielt 12 Nummern und zwar 4 für Orgel, 6 für Chor und Sologesang und 2 für Violine und Orgel. Die Orgeloorträge, nämlich Concert-Fantasie von Zorn, Sonate I. von Mendelssohn und Toccata und Fuga in v-woll von I. S. Bach, von Herrn Jugel gespielt, wurden so wohl nach technischer Fertigkeit, als auch nach der ge wählten Registrirung vorzüglich vorgetragen. Die Chorgesänge gelangen sehr gut, besonders waren die Männerchöre äußerst präcis und ist darunter hervor zuheben: „Laßt Jehooah hoch erheben" von A. Zwysstg. Daß die Solonummern Arie aus Paulus, gesungen von Herrn Lehrer König, (Agnus vei) gesungen von Frl. Weidauer und 2 Viotinvorträge von Wermann und Raff gespielt von Herrn Lehrer Jäger besondere Anziehungspunkte des Programms waren, verbürgen die Namen der Aussührenden, wie überhaupt das ganze Concert den Gesammteindruck heroorries, daß der Gesang an der Kirchschule zu Hermsdorf durch gute Hand trefflich gepflegt werde. Die erzielte Ein nahme fließt der Kaffe für Anschaffung eines Schul harmonium zu. Im Interesse der guten Sache und der aufgewandten Mühe, die besonders den von aus wärts Mitwirkenden nachgerühmt sei, wäre ein besserer Besuch zu wünschen gewesen. Dresden. Am 13. April nahm der Landtag seine durch das Osterfest unterbrochenen Verhandlungen wieder auf. Die Erste Kammer beschloß auf den mündlichen Bericht des Hrn. Landgerichtspräsidenten a. D. Geh. Justizrathes Wehinger, die Kgl. Staats regierung nach ihrem im Kgl. Dekrete Nr. 35 aus gesprochenen Ersuchen zu ermächtigen, daß sie die Aus- sührungsbestimmungen, die zu den mit dem Bürger lichen Gesetzbuch« vom 18. August 1896 zusammen hängenden Reichsgesetzen durch Landesgesetz erforderlich sein werden, und die an den Kostengesetzen vom 18. August 1884 und vom 6. November 1890 sowie an der Kostenordnung für Notare vorzunehmenden Aenderungen, orbehältlich der Genehmigung durch die nächste Ständeversammlung, einstweilen im Ver ordnungswege erlasse. — Auf den vom Herrn Ritter- - utsbesitzer Hempel erstatteten Bericht der zweiten Deputation wurden die Titel 10, 11 und 12 des außerordentlichen Staatshaushaltsetals für 1898/99, Beitrag zur Rückzahlung eines Vorschusses für Bauten bei dem Entbindungsinstitut der Universität Leipzig, sowie Neu- und Erweiterungsbauten bei Lehrinstttuten der Universität Leipzig und Neubauten bei der Tech nischen Hochschule in Dresden betreffend, debatteloS nach der Vorlage bewilligt. Die Zweite Kammer beschloß auf Antrag der Finanzdeputation A den Entwurf eines Gesetzes, die Ausnahme einer dreiprozentigen Rentenanleihe be treffend, unverändert anzunehmen, und erledigte dann zahlreiche Petitionen. — Die Erste Kammer erledigte am 14. April Petitionen, während die Zweite Kammer die unter Titel 30 des außerordentlichen Staatshaushalts zur Herstellung eines Güterbahnhofs zu Crimmitschau im Sladttheile Wahlen geforderten 750000 Mk. nach der Vorlage bewilligte und die Petition des Hausbesitzers Ehregott Wohllebe in Stracken wegen Brandschäden« Vergütung der Kgl. Slaatsregisrung zur Kenntniß« nähme überwies. — Der öffentlichen Sitzung folgte eine geheime. — Zufolge eines Beschlusses deS Gesammt- ministeriums ist der 23. April dieses Jahres au« Anlaß der mit diesem Tage verbundenen gleichzeitigen Feier des Allerhöchsten Geburtstages und Regierungs- Jubiläums Sr. Majestät des Königs bei allen Be hörden, Lehranstalten u. s. w. als Feiertag zu be handeln. — Der 200jährige Camelienbaum im Kgl. Schloßgarten zu Pillnitz, der bekanntlich unfern der Gewächshäuser in einem eigenen Häuschen unter gebracht ist, wird in diesem Jahre voraussichtlich eine ganz außerordentliche Blüthenpracht entfalten, da er mit Tausenden von Knospen bedeckt ist. Nach dem U> theile Sachverständiger wird der seltene Baum, an dem bereits einige Blüthen sichtbar sind, in vierzehn Tagen in voller Blüthenschönheit prangen. — Um der städtischen Beamtenschaft ausgiebigere Gelegenheit zur körperlichen Erholung zu geben, hat der Rath in Dresden beschlossen, bei den städtischen Kanzlei- und Kaffenstellen zunächst versuchsweise an den Sonnabenden des Sommerhalbjahres (oom 15. April bis 15. September) durchgehende Geschäfts zeit in der Weise einzurichten, daß an diesen Tagen die Kanzleien und Kaffen um 3 Uhr Nachmittags ge schloffen werden. — Das Kapitalvermögen der von dem Rathe der Stadt Dresden verwalteten Stiftungen und be sonderen Fonds betrug 1896 am Schluffe des Jahres 27518502 Mk., das sind 1079762 M. mehr als Ende 1895. Pirna. Der GebirgSverein für die Sächsische Schweiz hält am nächsten Sonntag Nachmittags 4 Uhr im Hotel Kaiserhos in Pirna die übliche FrühjahrS- Delegirten-Versammlung ab. Die Tagesordnung ist diesmal eine sehr bescheidene, da sie nur drei Be- rathungsgsgenstände verzeichnet; als erster fizurirt die nie fehlende Bewilligung von Baubeihilfen u. s. w. Im Weiteren kommt ein Antrag des Herrn vr. Theile, die Anlegung einer botanischen Station auf dem Lilienstein betreffend, zur Berathung, während sich schließlich hieran „sonstige Angelegenheiten" anreihen werden. Schandau. Die elektrische Straßenbahn von Schandau nach den Lichtenhainer Wasserfällen geht ihrer Fertigstellung entgegen und soll, wie man uns schreibt, am Pfingst-Sonnabend, den 28. Mai, feierlich eröffnet werden. Die Bahn wird vorläufig nur durch das 8,6 Kilometer lange Kirnitzschthal von der Stadt Schandau aus gehen, soll aber später bis nach dem Bahnhof Schandau verlängert werden. Wenn man erwägt, daß die Bahn eine der beliebtesten und meistbesuchten Touren in die sächsische Schweiz ungemein erleichtert, so darf wohl die Rentabilität des Unter nehmens als unzweifelhaft gelten. Großenhain. Die vorjährige Gewerbe- und In dustrie-Ausstellung erfordert einen Zuschuß von 10500 Mk., sodaß die Garantiefondzeichner mit etwa 10 Proz. heranzuztehen sind. Riesa. Ein Jubiläum seltener Art konnte am 1. Osterseiertage der in weiten Kreisen bekannte und geschätzte Mühlenbesitzer und Stadtrath E. F. Röhr born in Riesa feiern. Am 10. April 1898 sind e» 150 Jahre gewesen, daß sich die Riesaer Brücken mühle im Besitze der Familie Röhrborn befindet. Verantwortlicher Redactmr: Prml Ichnc in Dippoldiswalde. Mit achtseittgem ..Jllustrirte« UnterhaltungSblatt". Mit laud- mW hauSMirthschastlicher MonaLUeilaze. Blattes eine sehr wirk same Verbreitung findew werden mit 1V Pfg. die Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Eiiiae- sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Die „Weißerih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. SS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz -Ztitmg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde.