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Sächsische Elbzeitmg Sächsische Schweiz Tagcs;cituug siir die Laiidgcmeiudeu Alteirdorf, Klcingießhübcl, Klciuhcuncrs« dors, Krippen, Lichtcuhaiu, Mittcludors, Ostrau, Porschdors, Posteltvitz, Prossen, Rathmannsdorf, Olcinhardtsdors, Schmilka, Schöna, Wallersdorf, Wcndischfähre, sowie sür das Gcsaintgcbiet der Sächsischen Schwei;. Druck und Verlag: Sächsische Elb;citung Alma Hieke, Inh. Waller Hieke. Verantwortlich: Walter Hieke. Anzeigenpreis (in RM.u Tic 7gcspallene 35 mm drcilc Pclil;eile Al Psg., siir austoärligc ^lnstraggedcr 25 Psg., 85 nun Prcilc Rcklamczcile 80 Psg. Tabel- larischcr Sal; nach desonderem Taris. Bei Wiederholungen wird cnlsprechcnder Olaball gclvährl. Anzeigenannahme sür in und ausländische Zeitungen. Erschein, täglich nachmittags 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiern^ Bezugspreis: ,rc, Haus monatlich l,85 AM. eiuschl. Trägergcld, sür Selbst' abholer monatlich Ich. AM., durch die Post 2,00 AM. ZnnglVcse^ Eiuze,uuinmer ltl mi, Zllnstrier.er .5 Psg. Bei Produklionsverle"^ Erhöhungen der ^ohuc und Nlalcriatprcisc behalicn wir uns das Accht der Rachsordcrung vor. Tageblatt für die Enchäll die amtlichen Bckannlmachungcn sür den Stadtrai das Amlsaeriu» das Hauplzollamt Bad Scliandan nnd das Finanzamt Sebnijn - Bankk^ Sladlbank Bad Lchandan Ar. I'.'. Postscheckkonto: Dresden Fernspr.: Bad Schandau Ar. 22. Trahlanschrist: E1br-i..mg Bad Luda«. Giändige Wochenbeilagen: und Misten", „«aü Unterhaltungsblatt", L eben im Rild" ' ^cir, Au.spcrruug, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Bczugsprciskürzuug oder zum Anspruch au; Lieferung der Zeitung. Ke. 303 Aad Gchandau, Mittwoch, den 28. Dezember ^932 76. Jahrgang Ein lMMWles SorgenWr 11,3 Milliarden Schulden. - Für 100 Millionen unbezahlte Rechnungen. Auch der Kommunalpolitiker zieht am Schluß des Ka lenderjahres eine Zwischenbilanz. Neujahr darf er noch nicht feiern, denn gesetzlich beginnt für die Gemeinden das neue Jahr erst am 1. April. Heute kann es sich nur darum handeln festzustellen, was ist. Die Reichscinnahmen aus Steuern und Zöllen sind seit 1929 von 9,2 Milliarden RM aus 7,8 Milliarden RM 1931 und wahrscheinlich 6,7 Milliarden RM 1932 zurückgeqan- gen. Der Gesamletal der öffentlichen Hand (Reich, Länder nnd Gemeinden) Ist sei« 1929 eliva nm 11 Milliarden RM gesunken. Die Verschuldung der Gemeinden beträgt 11^ Milliarden RM bei insgesamt 34 000 verschuldeten Gemein den. Schuldensrei sind im wesentlichen die Landgemeinden bis zu 2000 Einwohnern. Zn den Großstädten beträgt die Verschuldung ans den Kopf des Einwohners gerechnet rund 323 RM. 20 Prozent der Nenverschuldung seit 1924 sind kurzfristige Kredite. Gegenüber diesen Zahlen ist festzustellen, daß bis auf wenige Ausnahmen der Stand der Gemeindeetats ungefähr dem des Jahres 1926 entspricht. Die Zahlen bedeuten: Mit dem Sinken der Neichssteuereinnahmen ein rapides Sinken der Steuerüberweisungen an die Gemeinden, die bald hal biert sind — von dem Rückgang der Realsteucrn ganz zu schweigen — und Zins- und Tilgungslasten für Anleihen, die vielfach ausgenommen wurden, um öffentliche Arbei ten durchzuführen. (Eine Aufgabe übrigens, die den Ge- meinden verdacht wurde. Fehlinvestierungen sind schließlich auch in der Wirtschaft zu verzeichnen — wer will da als erster den Stein heben? Luxusbauten sollen damit gewiß nicht verteidigt sein!) Gleichzeitig stehen wir vor der Tatsache, daß die Reichs anstalt für Arbeitsvermittlung nur noch N der Arbeits losen versorgt! 2,6 Millionen Erwerbslose werden von den Gemeinden betreut. Bei dieser Zahl kann man sich nicht mehr wundern, wenn die Druckfestigkeit der Gemeindc- kassen langsam nachläßt und heute nach sachverständiger Schätzung für über 100 Mill. RM unbezahlte Rechnungen bei den Städten liegen! Nahezu für 5 Milliarden RM Auf träge gaben die Gemeinden früher jährlich an die private Wirtschaft — und bezahlten sie auch, heule warten Hand werker bis zu 10 Monaten aus die Begleichung ihrer Rech nungen. Wir stehen seit Jahren vor einer außerordentlich ge- jährlichen Versackungspolitik gegenüber den Gemeinden. Gewiß ist während des letzten Jah res mehr Geld seitens des Reiches für die Wohlfahrtskassen der Gemeinden gestiftet worden. Ausreichcn tut es jedoch nicht. Immer wieder ist deshalb die Forderung erhoben worden, die jetzt dreigeteilte Arbeitslosenhilfe zu vereinheit lichen. Die Antwort? Eine dicke Denkschrift der Neichs- anstalt für Arbeitslosenversicherung zur Torpedierung die ses Planes. Dieser Schlag der Ncichsbürokratie gegen eine vernünftige organisatorische Lösung der Arbeitslosenhilfe ist das hervorstechendste Merkmal der Zwischenbilanz der Ge meinden. Für ettMe Leser. * Der amerikanische Botschafter in London, Mellon, hat erklärt, das; er sich nach dem 4. März 1933 ins Privatleben zurückziehen werde. Der Führer der chinesischen Delegation in Gens, Dr. Yen, ist zum Botschafter iu Moskau ernannt worden. * In Yokosuka wnrde mit dem Bau eines neuen japa nischen Panzerkreuzers von 10 000 Tonnen begonnen. Die japanische Presse erklärt, der neue japanische .Kreuzer habe eine große Aehnlichkcit mit dem Panzerschiff „Deutschland . Er werde besonders schnell und das modernste Kriegsschi,f in der japanischen Marine sein. * Die koln m bianischc Regierung trifst nunmehr ernst liche Vorbereitungen, die im -September von den Perua nern besetzte Hafenstadt Leticia am A m a z o n a s zurna- zuerobcrn. Es liegen bereits Zwei große kolumbianische portschisfc klar, die Maschinengewehre, Gewehre, Lustabwehr- gcschützc nnd große Mengen Munition geladen haben. Weitere Schiffe sollen in nächster Zeit ansgerüstet werden. . ->- Bei Hinterdux oberhalb der Bichclalm 'm Z Il lertal stürzte der 24jährige Sohn Oskar Klokow des Mit- inhabers der Buchdruckerei uud Nerlags,lrmaHcrmann K 0- kow in Berlin einen 200 Meter hvlwn Gra haiig hcruutcr. Glücklicherweise wnrde er von einem -Bck-iiecsels ausgesangei, so das; er unverletzt davonkam. * Zwei australische Flieger, die in der Nähe ^er Live fcy-Rangc nach einer Goldmine suchen Wolltei, st d >nU ihrem Flugzeug spurlos verschwunden. Austral,,chc Militär slicger haben sich aus die Suche noch ihnen gemacht. Daran kann auch die Arbchtsoeschaffung nichts ändern, die von den Gemeinden gewiß nicht nur im eigenen son- dcrn vor allem im Interesse der langfristig Erwerbslosen begrüßt wird Man verfalle aber nicht in den Fehler, über- E^"E. Hoffnungcn zu erwecken. Es kommt nicht auf Grundsätze an sondern auf Taten, nicht aus publikumswirk same Formulierungen, sondern auf Schnelligkeit. Die Frost- perwde ist schon dal Ein großer Teil geeigneter Arbeiten ist vor dem ^ruhiahr nicht möglich. Es darf auch nicht ver- gcssen werden, das; langfristige Arbeiten nicht durch kurz fristiges Geld finanziert werden können. Die Grenzen der Kreditauswcitung bestimmen auch die Grenzen öffentlicher Arbeitsbeschaffung. Drei Monate liegen noch zwischen dem l.Januar und dem nächsten, dem echten kommunalen Neujahrstag. Bei dem Tempo, das unserer politischen und wirtschaftlichen Ent wicklung anhaftet, ist das eine Zeitspanne, die allerlei vrin- gen kann. Wir wollen froh sein, wenn es gelingt, in den nächsten drei Monaten einigermaßen Arbeit zu schaffe». Nur dann werden im kommenden Jahr auch die Gemeinden lang fam beginnen können, nach dem letzten Sorgenjahr wieder lange gebundene Kräfte der Selbstverwaltung zu entfalten — nicht zuletzt im Interesse des schwer ringenden Mittel standes, der nicht nur Aufträge sondern auch deren Be zahlung braucht! H. F. Frühere Einberufung des Reichstags? Wleberzusammentrltt am n. Äanuar wahrscheinlich — Die Negierung wünscht baldige Klärung Berlin, 28. Dezember. Angesichts des nahen Jahreswechsels herrscht auch nach Beendigung des Wcihnachtsurlaubs in den politischen Krei- sen der Neichshauptstadt noch „tiefer Friede". Vor allem steht jetzt im Vordergrund des Interesses die Frage, wie die Aussichten für die Januar-Tagung des Reichstags liegen. Die offizielle Einladung zur Sitzung des Aeltestenrats des Reichstags am Mittwoch, den 4. Januar, nachmittags 4 Uhr, liegt jetzt vor. Auf der Tagesordnung steht ein Antrag der kommunistischen Fraktion auf Einberufung des Reichstags- Plenums. Es verlautet in parlamentarischen Kreisen, daß auch die Nationalsozialisten den Wunsch haben, den Reichs tag früher tagen zu lassen, als es ursprünglich möglich er schien nach der Erklärung der Reichsregierung, daß sie die gewünschten Auskünfte über die Kassenlage des Reiches und den Etat für 1933 vor Mitte Januar im Haushaltsausschub nicht geben könne. Als Termin sür den Wiederzusammenlritt des Reichs tages hört man jetzt Mittwoch, den 11. Januar, nennen. Es heißt auch, daß die Reichsregierung einer etwas vor zeitigen Einberufung keine Schwierigkeiten in den Weg legen werde, wobei hervorgehoben wird, daß es um so besser sei, je schneller eine Klärung der politischen Haltung des Reichstages gegenüber dem Kabinett von Schleicher ersolge. Ma» rechnet damit, daß Sozialdemokraten und Kom munisten versuchen werden, die politische Aussprache mit anschließender Abstimmung über die Mißtrauensvoten vom Reichstag sofort durchführen zu lassen. Für das weitere Bestehen des Reichstags dürfte hierbei maßgebend sein, ob die Nationalsozialisten durch positive Zustimmung zu den Mißtrauensantrügen die Mehrheit gegen Schleicher schon in der Januar-Tagung ermöglichen, oder ob sie sich zunächst vielleicht der Stimme enthalten bzw. an der Abstimmung nicht beteiligen würden. Zu der Nachricht, daß während der Weihnachtsfeiertage neue Verhandlungen zwischen dem Reichskanzler von Schleicher und Adolf Hitler angebahnt worden seien, verlautet in nationalsozialistischen Kreisen, daß dies schon deshalb unmöglich wäre, weil Hitler die Feieriage in den Bergen verlebt habe, während der Reichskanzler in Berlin geblieben sei. Auch an gutunterrichteter Berliner Stelle ist von abermaligen Verhandlungen zwischen dem Reichskanzler und Adolf Hitler nichts bekannt. In den letzten Tagen ist auch die Behauptung aufge taucht, es sei auch innerhalb des Kabinetts von Schleicher zu zollpolitischen Differenzen zwischen dem Reichsernährungsminister Freiherrn von Braun und dem Neichrwirtschaftsminister Prof. Warmbold gekommen. Es hieß sogar, der Reichsernährungsministcr habe jetzt einen längeren Urlaub angetreten, von dem er in sein Amt nicht zurückkehren werde. Demgegenüber wird an gutunterrichtc- ter Stelle mitgeteilt, daß die Nücktrittsgeruchte um den Reichsernährungsminister nicht den Tatsachen entsprächen Die Durchführung des Sosoriprvgromm«. Berlin Die Vorfinanzierung dcS 500 Millivncn-Svsvrt- vroaram nS liegt vorbehaltlich der N Beschlüsse des Kabinettsauö- !red i t anstatt. erwäge ferner, die Gesamtschuld, die den bei dein Sofortprogramm als Unternehmer austrct^ m Nmrbcl erwächst, von vornherein AU konsolidieren, nm für sic eventuell durch Reichszinöznschüsse erträgliche Bc- dingungcn zu sämfscn. Die Durchsührungkbcstimmungcn dcü Programms würden erst etwa Anfang Januar erlassen werden. Zum Schutz der Landwirllchast Einfuhrbewilligungen für Schweineschmalz und Papierholz. Berlin, 28. Dezember. Durch eine Verordnung des Reichsministers für Er nährung und Landwirtschaft und des Reichswirlschafts- ministers wird ab 1. Januar 1933 die Einfuhr von Schwcine- schmaU und Papierholz unter Einfuhrbewilligung gestellt. Für Schweineschmalz gilt das Bewilligungsversahren, das einer übertriebenen Voreinsuhr entgegenwirken soll, nur bis zum 15. Februar 1933, dem Tage des Außerkrafttretens der vertraglichen Bindung des Schweincschmalzzolles. Bei der Stellung der Anträge auf Erteilung einer Ein fuhrbewilligung ist folgendes zu beachten: 1. Für Schmalz: Die antragstellenden Firmen müssen den Nachweis erbringen, welche Mengen Schmalz sie in der Zeit vom l.Januar bis 15. Februar 1932 eingeführt haben. Zweckmäßigcrweise wird dieser Nachweis durch Vorlage der Zollguittungen erbracht werden. 2. Für Papierholz: Bei der Stellung des An trages ist nachzuweisen, daß der Antragsteller das einzu führende Papierholz selbst verarbeiten will, daß er bereits im Jahre 1932 ausländisches Papierholz verarbeitet hat, und daß er zur Aufrechterhaltung seines Betriebes nachweislich auch in Zukunft auf bestimmte Mengen ausländischen Pa pierholzes angewiesen ist. Die Einfuhrregelung für Papierholz soll den Absatz des deutschen Papierholzes sicher stellen; andererseits wird das Bewilligungsversahren so gehandhabt werden, daß den papierholzvcrarbcitendeu Industrien, soweit sie auf den Bezug ausländischen Papierholzes wirklich angewiesen sind, die Befriedigung ihres Einfuhrbedarfes ermöglicht wird. Die Wettbewerbsfähigkeit der papicrholzverarbcitcudeu Industrien wird durch die Maßnahme nicht beeinträchtigt werden. Zr. Heim verteidigt die Kontingentierung»^»»!. München. Der bekannte Banernsührer Dr. Heim unter nimmt in einem Artikel im „Straubinger T a g b l a t l" einen ansseheuerregenden Vorstoß in der Konlingcnliernngs- sragc. Er knüpsi an die Forderungen des christlichen Gewerk- schaslssührers Otte an, wonach die christlichen Gewerkschaften in einer landwirtschaftlichen Kontingentierung eine Schädi gung der industriellen Aussuhr nnd damit eine Vergrößerung der Arbeitslosigkeit erblicken. Dr. Heim bedauert, daß diese Forderungen der christlichen Gewerkschaften ohne jeden er läuternden Vermerk und ohne jede Einschränkung abgedruckt wurden. Es sei auch bei den Wahlen vorgckonnnen, daß sogar Rcichstagskaudidatcn der Bavrischen Volkspartci in ihren Reden gegen die Kontingentierung Stellung genommen hätten. Die Kontingentierungssrage sei für die Landwirtschaft die wichtigste und nach der gegenwärtigen Lage eine Lebenssragc. Wenn in solchen Fragen eine Partei die Unterstützung nicht restlos gewähre, dann dürfe sic sich nicht wundern, wenn die größte Bcrussgruppe ihrer Wähler, vertreten durch die christ lichen Bauernvereine, das nicht ohne Auswirkungen hinnehmcn. Erft zahlen, dann «erhandeln Washington, 28. Dezember. Staatssekretär Stimson betonte erneut, daß Ver handlungen mit der französischen Regierung über eiiw Revi sion der Schulden zur Zeit nicht in Frage kämen. Es habe sich auch nichts an der Vorbedingung geändert, daß Frank reich zunächst die Dezemberrale zahlen müsse, bevor die Frage einer Diskussion in dieser Richtung überhaupt erörter werden könne.