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Dresdner Journal : 19.12.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187512193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18751219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18751219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-12
- Tag 1875-12-19
-
Monat
1875-12
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 19.12.1875
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:v 291 Sonntag, den IN. December 1875 Lko»,«»«,ttpr»I» r Ares-nerÄMrml Lerautwottlicher Redacteur: Hoftath I. G. Hartmann m Dresden. Tagesgeschichte. I-. Berlin, 17. Drcrmber. Der Reichstag hat a*—a« ä«vt»<rL«» tritt ko»t 8t»«p«t,a»oU»g Nis-n. l» ä—tt«n« . . . IS U»rk ^jLdrUelir L U»r1l 50 kt. LiL»ki»«»Ulti»w«rL: 10 kk. s mittag-. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Reichstag nahm in seiner heutigen Sitzung die drei Muster^ schutzgrsetze in definitiver Schlußadstimmung a» der Bndgetcommission erledigt und die beiden Steuer- gesetzeirtwürfe gegen verschwindende Minoritäten abge lehnt. In der heutigen Sitzung, welche nur zwei Stun den währte, fand die dritte Berathung verschiedener Ge setzentwürfe, insbesondere derjenigen über das Urheber recht an Werken der bildenden Künste, Photographien, Muster und Modellen Statt. Die Beschlüsse der zweiten Berathung erlitten nirgends eine Arnderung (vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage). — In der heutigen Abendjitzung hat die für die Berathung der Straf« rrchtsnovelle niedergesetztc Neickstagscommission die zweite Lesung beendigt und beschlossen, über dir Ergeb nisse ihrer Berathungen mündlichen Bericht an das Haus zu erstatten. Zum Berichterstatter wurde der Abg. 0r. v. Schwarze ernannt. — Die große Iustizc om ni ission des Reichstags hat beschlossen, ihre Sitzungen bereits am 7. Januar k. I. wieder zu eröffnen und ihre Berathungen mit den Anträgen über die Organisation der Rechtsanwaltschaft zu eröffnen. — Gestern hatte der Reichskanzler Fürst Bismarck Bortrag bei Sr. Ma jestät dem Kaiser. — Der kaiserliche Botschafter Fürst zu Hohenlohe hat Paris am l4. d. Mts. mit kurzem Urlaub verlasfen und ist in Berlin ringetrosfen. Wäh rend seiner Abwesenheit fungirt der Lotschastsrath Graf v. Wesdehlen als interimistischer Geschäftsträger. gestattet. UeberdieS sind sämmtliche Haupt - Zoll» undSteuer- Aemter, mit Ausnahme des Haupt-Zoll-Amtes zu Leipzig und des Hauptsteueramtcs zu Dresden, ermäch tigt worden, bis dahin noch dergleichen Kassenbillets gegen Reichs- oder Landrsmünze oder im Falle deS Ein verständnisses der Empfänger gegen andere Valuta in soweit umzutauschrn, als ihr Kassenbestand dir Füglich keit dazu gewährt. 8 1. Die Einlösung der Kassenbillets der Creatiou vom Jahre 1867 bei der Finanzhauptkasse allhier und bei der Lotterie-Darlehnskasse zu Leipzig bleibt noch bis mit dem SV. Juni 1876 Telegraphische Nachrichten. Berlin, Sonnabend, 18. December, Rach Nichtamtlicher Theil Ueberstcht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. Amtlicher Theil. Dresden, 17. December. Sr. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem hiesigen Bäckermeister Gustav Adolph Adam das Prädicat als „Königlicher Hofmundbäcker" zu verleihen. Dresden, 18. December. Seine Königliche Majestät haben dem bei der Leipzig-Dresdner Eisenbahn angestellten Obertngenieur Bruno Schulze daS Prädicat „Bau- rath" allergnädigst zu verleihen geruht. 6v»»ü«iollar äs» Orssäaer : Lio«, , S»»d»rU.N«rU»- I—1-Nr«»l»»-rr»Lll»«tt ».».! Laa,«»«te,n «0 Voller, Inooratonprot»», TL, ävo K»om ein« U«p»lttvsi» k»t»t«Ua: SO kl. itt. LÄ1-! »0 kt Kroekvl»»»» rihtUcb mit ä« Scnrii- ruM k«isrt»L0> FbovU» ILr sot^lllikQ >«u»: L. /„vattcktn L ^UL,«oLt,- L Lc-Uotte,- »r-il-»: F 8Lre»u; 0L«wiUt,: H. ».L.: L ^aeA«-'«:ds u. F. <7. -cos Lucbk., der zweiten Berathung des Etats von Seiten der Reichsfinanzverwaltung abgegebene Erklärung, nach dem Finanzplane der Commission zu wirth- schäften, wiederholen könne. Nach Erledigung zweier kleinerer Vorlagen wurde die nächste Sitzung auf den 19. Januar k I. anberaumt. Bremen, Freitag, 17. December, Abends. (W T. B.) Die Zahl der infolge der Explosion in Bremerhaven Gestorbenen beträgt biS jetzt über 80; die Gesammtzahl der Todten und der Ver wundeten dürfte sich nach des weiteren Ermitte- lungen auf 200 belaufen (Vgl. unter „Vermischtes".) Southampton, Sonnabend, 18. December. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ein höherer deutscher Criminalbeamter ist hier eingetroffen, um etwaigen Complicen deS Amerikaners Thomson bei dem in Bremerhaven verübten Verbrechen nachzuspürcn. Paris, Freitag, 17. December, Abends. (W. T. B.) Die von auswärtigen Blättern gebrachte Nach richt, daß der Vicomte de Gontaut Biron von dem Botschafterposten in Berlin zurücktrete und durch den Grafen Choiseul Praslin ersetzt werden solle, ent- SSrUtt: Liuwovr: / Lava», ct vo., LaaL« «t LK., ««darr! L. Ai. L-xpelit. L»r»a»^vd«rr LSai^l. Lrpeäitloa ä«, Vrvmiovr ^onnuck«, Or«»Ü8L, Lvir^er-trk«» Xo. 20. Verordnung, die Anberaumung eines PrLclusivterminS für die Giltigkeit der Königlich Sächsischen Kaffenbillets der Creation vom Jahre 1867 betreffend. Nachdem durch die Verordnung vom 12. Juni d. I. (Seite 287 deS Gesetz- und Verordnungsblattes v. I. 1875) bereits ein öffentlicher Aufruf ergangen ist, die auf Grund deS Gesetzes vom 2. März 1867 (Seite 53 flg. des Gesetz- und Verordnungsblattes v. 1.1867) ausgegebenen Königlich Sächsischen Kassenbillets bis Ende dieses Jahres zur Einlösung zn bringen, wird nunmehr zur Ausführung des Gesetzes vom 8. v. Nits, wegen Anberaumung eines Präclusivtermins für die Giltigkeit der gedachten Kassenbillets Folgendes ver ordnet: Vom 1. Juli 1876 ab sind alle bis dahin wicht eingelöste derartige Kassenbillets in Gemäßheit deS setzrs vom 8. v. Mts. gänzlich als werthlos zu bet ten. Eine nachträgliche Einlösung derselben kann weiter stattfinden. 8 2. Diejenigen Staatskassen, welche nicht Uebers an dir Finanzhauptkaffe direct einliefern, sowie an öffentliche Kaffen haben die biS Ende de- jetzigen Ja angenommenen Kassenbillets der vorgcdachten Art l stens bis Ende Januar 1876 an eine, Uebersch direct einlirfernde Kaffe einzuliefern oder bei einer chen Kasse oder bei der Finanzhauptkasse umzutaus Die Staatskaffen aber, welche Ueberfchüffe an Finanzhauptkasse direct einliefern — mit Ausschluß nach 8 1 zur Einlösung von Kassenbillets bis z 30. Juni 1876 ermächtigten Haupt-Zoll- und St« Aemter, an welche wegen Einlieferung der Kasscnbill besondere Anweisung ergeht — haben die bei ihnen gesammelten Kassenbillets längstens bis zum 15. Feb 1876 an die Finanzhauptkasse auf Ueberschußgrlder e zusenden oder bei dieser Kasse umzutauschen. r 3. Die nach den vorstehenden Bestimmungen weiter ei gelogenen Kassenbillets werden von Zeit zu Zeit öffe sich vernichtet werden. Die gegenwärtige Verordnung ist auch in einer > nächsten Nummern der Amtsblätter zu veröffentlichen.! Dresden, den 11. December 1875. Finanz-Ministerium. von Friesen. v. Briw Abonnements - ßinkadung. Auf da- mit dem 1. Januar k. I. beginnende neue vierteljährliche Abonnement de- „Dresdner Journals" werden Bestellungen zu dem Preise von 4 Mark 50 Pf. angenommen für Dresden links der Elbe bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für Dresden rechts der Elbe in der Bach'- schon Buchhandlung (Hauptstraße 22). und für auswärts bei den betreffenden Post anstalten. Ankündigungen aller Art finden im „DreSdn. Journ." eine sehr geeignete Verbreitung. Die In- sertion-gebühren werden im Jnseratentheile mit 20 Pf. für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Einge- sandte-" sind die Jnsertionsgebühren auf 50 Pf. pro Zeile festgestellt. U^zllT' Wir ersuchen um recht baldige Erneu erung des Abonnements, da wir sonst die Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehrkosten für die geehrten Abonnenten nicht garantiren können. Aönigl. Expedition des Dresdner Jonrnals. Heute Mittag wurde Fürst Hohenlohe von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen. — Der „D. N.-A." theilt eine Anfrage des eng lischen Staatssecretärs des Auswärtigen, Earl Derby, an den deutschen Botschafter in London, Grafen Mün ster, vom 8. December mit, worin sich Earl Derby Nachricht erbittet, ob die kaiserliche Regierung über den Untergang des Schiffes „Deutschland" eine amtliche Untersuchung in England abgebaltcn zn sehen wünscht, sowie ferner die Antwort des Grafen Münster auf die obige Anfrage vom 11. December, worin sich Graf Münster im Namen der deutschen Regierung mit der Untersuchung durch die Behörden der englischen Re gierung einverstanden erklärt und für die dabei bekun dete Bereitwilligkeit dankt. Die Hauptursache des Un- glücksfalls der „Deutschland" war nach, dem auswärtigen Amte zugegangenen Berichten der Bruch der Schraube. Trotz des Fehlers im Course wäre die „Deutschland" gerettet. Das Benehmen des Capitäns und der Mann schaft war nach Aussage aller Passagiere musterhaft. Die dentsche Handelsmarine sieht daher der Untersuchung mit Ruhe und Stolz entgegen. Dagegen bedarf die Thatsache, daß der Dampfer 30 Stunden in der Nähe der Küste und in Sicht zweier Leuchtschiffe ohne Hilfe leistung vom Lande aus verbleiben konnte, näherer Auf klärung. Der rhrcnwcrthe Charakter Großbritanniens und die unbeschränkteste Oeffentlichkeit der Verhandlun gen verbürgen eine unparteiische Führung der Unter suchung. Berlin, 17. December. Die außerordentliche Gencralsynode beendigte in ihrer heutigen Sitzung die zweite Lesung des Entwurfs einer Generalsynodal ordnung. Nachdem zunächst die §3 21 bis 30 mit eini gen rcdactionelleu Aendrrungen zur Annahme gelangt, tritt die Versammlung in die Berathung der 88 10,26, 31 und 34, die vom Gencralsynodalvorstaud und dem Synodalrath handeln, und werden auch diese Paragra phen nach längerer Debatte, an welcher die Synodalen Holtz, v. d. Goltz, C.-Rath Hermes, vr. Gierke, Prof. Cremer, Ministerialdirector Förster und Prof. Borctius Theil nehmen, mit einigen von den Synodalen vr. Schra der und vr. Gierke beantragten redactionellen Aende- rungen genehmigt. Bei K 33 erhält Alinea 3 auf An trag des vr. Gierke folgende Fassung: „Bei den, dem evangelischen Oberkirchenratb znstehenden Vorschlägen für die Besetzung der Generalsuperintendenturen, sowie sonstiger kirchenregimentlicher Aemter", während auf Antrag des Synodalen v. Kleist - Retzow und Befürwortung dieses Antrags durch den Präsidenten des Obrrkirchenraths hinter Z 34 eingeschaltet wird: „Der evangelische Oberkirchenratb vertritt unter Mit wirkung de» Eynodalvorstandes die evangelische Landes kirche". Die H8 35 und 36 werden ohne Discussion, § 37 mit folgender Abänderung seines Einganges angenom men: „Den Mitgliedern der Generalsynode, ihres Vorstandes und des Synodalraths gebühren Tagegelder und, soweit sie nicht am Orte ihrer synodalen Wirksamkeit ihren Wohnsitz haben, Reisekosten " Der 8 38 wird nach kurzer Discussion genehmigt, § 39 hebt die 88 50, 59, 61 und 62 der Kirchcn- gcmeinde- und Synodalordnung vom 10. September 1873 auf und setzt an deren Stelle die Schlußbestimmungen des Gesetzes, wie sie in den §8 40—43 Ausdruck ge funden haben. Es cntspinnt sich hierüber eine Dis- cufsion, an der sich die Herren Prof. vr. Cremer (Greifs wald), Hofprediger Heym (Sanssouci), Prof. Vr. v. d. Goltz (Bonn), Superintendent Tauscher (Berlin), Prediger Oldcnbcrg (Berlin), Gencralsuperintcndcnt vr. Erdmann (Breslau) uud Hofprcdiger Baur (Berlin) bethciligcn, nach welcher der K 39 unverändert genehmigt wird. Zu 8 40 beantragt vr. Schrader, dem Alinea 3 desselben folgende Fassung zu geben: „Die Krrissynode besteht aus rc. "3 der doppelten An zahl giwählter Mitglieder. Die Hälfte derselben wird au« den derzeitigen Aeltesttn oder aus der Zahl der früheren Aeliesten gewählt, in der Weise, dah jede Gemeind Erste Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzungen vom 16. und 17. December.) Zweite Beilage. Börseunachrichten. behrt, der „Agence Havat" zufolge, jedweder Be gründung. Auch der französische Botschafter in St. Petersburg, General Lefio, kehrt demuächst auf seinen Posten zurück. Versailles, Freitag, 17 December, AbendS. (W. T. B.) An der heute von der Nationalver sammlung fortgesetzte« Senatoreuwahl betheiligten sich im Ganzen ÜLO Deputirte; eine aroße Anzahl enthielten sich der Stimmenabgabe General Leflü lehnte jede Candidatur ab und protestirte dagegen, daß sein Name auf irgend eine Wahlliste gesetzt werde. Gewählt wurde der KriegSminitzer de Eiffey allein, der 306 Stimmen erhielt. Ihm zu nächst an Stimmenzahl kamen der UnterrichtS- minister Wallon, der Erzbischof Dupanloup, der Marineminister de Montaigvac und der Bicead- miral Saiffet von der Rechten. Im weitern Verlaufe der Sitzung wurde die Vorlage, betreffend dir Justizreform in Aegypten, nachdem die Dringlichkeit für dieselbe beschlossen worden war, mit 445 gegen 144 Stimmen defini tiv angenommen. Auf die morgende Tagesordnung wurde die Berathung über di« Einthrilung der Wahlkreise gestellt. Am Montag soll über daS Preßgesetz und über die Aufhebung deS Belagerungszustandes brrathen werden. Belgrad» Freitag, 17. December. (W. T B.) Der Fürst hat das DemissiovSgesuch deS Finanz- Ministers Jankowitsch angenommen und den Bau minister Sdravkowusch interimistisch mit der Lei tung deS Finanzministeriums beauftragt. Athen, Freitag, 17. December. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat die im Etat für die GesandtschaftSsecrrtäre geforderten Beträge, derent- wegen KomunduroS die CabinetSfrage stellte, mit 08 gegen 42 Stimmen bewilligt, auch die Roth- Wendigkeit der auswärtigen Gesandtschaften im Allgemeinen anerkannt. Kairo, Freitag, 17. December, Mittags. (W. T. B.) Der englische Generalzahlmeister Cave und Oberst StorkeS vom JngrvieurcorpS find mit den übrigen ihnen beigegebenen Personen gestern Abend hier eingetroffen und heute vom Khrdive empfangen worden. schutzgrsetze in definitiver SchluSabstimmung awst i».s«ner gestrigen Abendsitzung fast ohne Debatte den und genehmigte den ReichShau-halt-etat in dritter Rest des Etats für 1876 durchweg nach den Anträgen Lesung nach den Beschlüssen der zweiten Lesung. Der Reichskanzleramtspräsident Delbrück erklärte, daß er hente im Namen deS BundeSratheS die bei Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Refidenztheater. Gastspiel des Hrn. Karl Sontag vom königl. Theater in Hannover. Mit vielem Be dauern sah das zahlreich versammelte, ungemein ange regte Publicum am l7. December in „Doctor Wespe" dieses Gastspiel zu Ende gehen. Erfolg und Ausnahme waren dabei für den Künstler so ehrenvoll, wie dessen Leistungen. Hr. Sontag hat in fünf Rollen, im „modernen Barbaren", im „Arzt", in („dir Frau vom Hause") im „Beaumarchais", im „Eacolet" und endlich im „Doctor Wespe" ein Talent und ein künstlerisches Studium verrathrn, welches mich ungewöhnlich überrascht und hoch erfreut hat. Diese geistreiche Lebensbeobacktung und scharst Auffassung der realistischen Wahrheit, deren Wiedergabe nicht nur durch Einzelheiten drillirte, son dern immer ein stilvolles, fein abgetöntes Ganzes gab, gehört zu den tröstlichen Erscheinungen für die moderne Schauspielkunst. Nur eine große, mit 'Lrnst gewappnete Arbeitskraft und ein kluges Srlbsterkennen der persön lichen Mittel und Fähigkeiten pflegen solche Resultate zu erzielen. Es handelt stcb dabei nicht um ein Virtuosen- thum, das den Inhalt für die blendende Form verkauft hat und in der moralischen Verkommenheit der Effect sucht zu Grunde zu gehen droht. Ich erkenne in dieses Schauspielers Wirken sehr gesunde, durchaus besonnene Faktoren und sehe die Wahrscheinlichkeit, daß rS ihm ge lingen wird, bei e'.nsichtsvoll begrenzter Auswahl im älteren Charakterrollenfach eine ausgezeichnete Stellung zu gewinnen. WaS ich bi- jetzt gesehen habe, bietet be reit- die geebneten Wege dorthin. Bet diesem fortschreitenden Ringen für die Zukunft und bei den bisherigen vielseitigen Leistungen kommt dem Künstler eine Eigenschaft zu Gute, die zu den dan- kenswcrthesten gehört: Herr Sontag hat den Drang, niemals akademisch allgemein, d. h. regelrecht und lang weilig zu wirken, sondern im Gegentheil stets zu indi- vidualisiren, und seine Auffassung ist dabci geistig inter essant, sie gilbt zeit- und menschenmalende Momente, die uns durch ein glückliches Gemisch von Natürlichkeit und kritischer Satire ganz rigenthümlich fesseln. Dieses Ziel würde dem Gast freilich nicht zu erreichen möglich sein, wenn ihm nicht technisch zwei der wichtigsten Fähigkeiten zu Gebote ständen: Es ist tie schon erwähnte sinntreffende Leichtigkeit der Rede und die sehr ent wickelte Verwandlungskunst des eigenen Jchs in fremde Persönlichkeiten. Es war mir Dedürfniß, dem Totaleindruck der Sontag'schen Leistungen hier in unbefangenen fachlichen Worten Fassung zu geben, da das Allgemeine stets wichtiger, als das Einzelne ist. So sei darum nur noch kurz erwähnt, daß sich Beides an der Darstellung Alfred Wespe's in Fülle und in lirbeiiswürdigster Weise genießen ließ. Die schon früher hervorgehobene Gejammtdarstellung ging frisch und keck in Scene und wurde durch Herrn Alexander's sehr komische Gestalt des Adam lebhaft unterstützt. Otto Banck. Lübicke'S Windergarten. In diesem kleinen Paradiese üppiger Vegetation, das in diesem Jahre seine sommerlichen Reize in neuer Pracht mtfattet und mehr als sonst zu einem angeneh men Sammelpunkt für daS gebildete Publicum gewor den ist, wird sich von morgen, Sonntag, an den Be suchern eine anmuthige Zierde, eine ungewöhnliche Ver« schönerung darbicten. Um die Illusion aus eine ange nehme Wrise zu unterstützen und die Phantasie sinnvoll zu beleben, hat der Landschaftsmaler Prof. Robert Kummer die liebenswürdige Idee mit rascher leichter Hand ausgrführt, durch drei große, in decorati- ver Weise gemalte Bilder den Pflanzengruppen einen charakteristischen localen Hintergrund zu geben. Das erste Bild ist eine Partie aus dem Cintragebirge bei Lissabon; man sieht die Schlösser Eintra und Penna, in der Mitte der höchste Gipfel, die Ruinen des mau rischen Schlosses; das Gegenbild ist Preda-di-Ma^an, ein Strand am Fuße des Cintragebirges. Diese Gegend wurde deshalb gewählt, weil im Schloßgarten der Penna die großen Camrllienbäume im Freien wachsen. So schließt sich diesem Bilde der natürliche „Wintergarten" gleichsam an. Das dritte Bild ist aus ^em Thale von Kaschimir. Es zeigt die Ufer des Jeelum (deutsch: Dschilam) mit den Haraman-Bcrgen, der Heimath der in dem kleineren Gewächshause befindlichen Pflanzen. Durch dieses sin nige Arrangement wird das Interesse wesentlich gesam melt unv die leuchtende Kraft der für ihren Zweck so praktisch ausgeführten Gemälde einigt den Lichteffect in sammelnder, beruhigender Weise. Im Marmorameere. Eine sehr interessante Schilderung von Schweiger- Lerchenfrld (in der „Presse") führt uns einer Idylle, einem paradiesischen Asyl des jetzt politisch wieder so be liebt gewordenen türkischen Orients zu. Wir nähern uns den oft genannten, aber selten beschriebenen Prin zeninseln. Man glaubt anfänglich eine Reihe von Frlsrissen vor sich zu haben und die Phantasie bemüht sich ver geblich, an den winzigen Eilanden, di« auf d«r Karte färb- und formlos sind, etwas herauszuklügeln. Ader der Name schon lockt au. Die kleine Gruppe von Ei landen nennt sich die „Prinzeninscln", und wenn nun auch anzunehmen ist, daß sie von keinem fabelhaften ritterlichen Geschlechte bewohnt werden, das seine Fecn- schlöffer ins einsame Meer hinaus verlegt hat, um von dem reizlosen Getriebe des Alltagslebens verschont zu bleiben, so scheint der Name dennoch etwas für sich zu haben. Wenige Seemeilen von Konstantinopel tauchen die dunklen Profile aus dem Azurbeckcn des Marmaramccres. Die Küsten Kleinasiens umrahmen das Bild und die Schncrkrone des bythinijchcn Olymps leuchtet darüber hinaus. Vom stillen Elemente umfluthct, muthrn sie wie traute Asyle an, in die man sich zn beschaulichem Genüsse verlieren möchte, vielleicht auch mit der süßen Hoffnung, für die dürstende Phantasie jene Objecte der Antike zu finden, die stets wie ein lichter Traum auf uns einwirken. Im Oriente hat Klio keine Schäfcrstundcn gefeiert. Ein Jahrtausend ums andere ist dort mit seinem bunten Chaos heraufgezogen und die meisten Völker des Ostens haben an jener Schwelle gerastet, wo sich nach dem Mund des Dichter-: „Asten von Europa riß." Wer daher mit seinen Folianten gut bewandert ist und an der üblichen behaglichen Verdauung geistiger Nahrung Vergnügen hat, der findet für sein edleres äolov tur vionte nicht bald ein so gutes Plätzchen, als auf den Lorbecrhügcln der „Prinzen-Jnscln". Und rin eigener Zauber kommt von jenen dunklen Klippen. Das ein zige griechische Kaisergrab, daS der Nachwelt erhalten blieb, birgt ein einsames Kloster auf der schönsten der neuen Inseln, auf Prinkipo. In früheren Jahrhunderten, als noch das Kreuz auf der Aja-Sofia blinkte, haben Kaiser und Kaiserinnen dort die Einsamkeit gejucht uud
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