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WOG GOW Anzeiger Tageblatt für Kohenstein-Trnstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg. Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund rc. Organ kür Politik, Lokalgelchichte und Gklchäktsvkrkchr, lowik kür amtliche Nachrichten. Der „Hokenstein-Erntttfialn Anzeiger" erscheint mit Ausnakme der Sonn »nd ,sesttage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus NK. 1.50. bei Abbolimg in der Aescbäfts I lle Mk. I-k>. durä> oi.- >! bezogen (außer Bestellgeld» Mk. l.äl). Einzelne Nummern >0 psg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiserl. Vostanstaltcu und die Landbrie'näaer entgegen. Als Gitrabeilagen erhalten die Aboiiuenleti jede»! Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt" und monatlich ein Mal die „Kirchlichen Nachrichten". — Anzeigengebühr für die Lgespaltene Korpuszeile oder deren Naum 12 Vsg. ,ür auswärts I.'> f?tg, im Reklameteil die ,7>eiie Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im „Oberlungwitzer Tageblatt" (Publikationsorgan der Gemeindebehörde zu Vberlungwitzj Aufnahme. Anzeigen-Annahme für die ani Abend erscheinende Nummer bis vormittags 1t Uhr; größere Anzeigen werden am Abend vorder erbeten. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Aufnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. Mittwoch, den 6 Februar 1907. 34. Jahrgang. Rr. 31. Fernsprecher Nr. IM. Freibank Hohenstein-Ernstthal. Verkauf von gekochtem Rindfleisch, Pfund 35 Pf. Die Stichwahlen, deren »rvß« Mehrzahl am heutigen Dien-tag statt, findet, machen den Beschluß der Wahlkampagne, die seit dem 13. Dezember v. I. alle Gemüter in lebhafteste Erregung versetzte. ES stand viel auf dem Spiele und demgemäß war auch das Interesse an dem Wahlkampf und seinem AuSgang ein be deutender. Gleichwohl hätte es noch um einige Grade stärker sein können. Die Partei der Nicht- wähler, die bei den vorigen Wahlen 3 Millionen zählte, ist zwar kleiner geworden und hinter 8 Millionen zurückgeblieben, auf das wünschenswerte Minimum aber doch keineswegs herabgesunken. Den 13 am Freitag und Sonnabend voll zogenen Stichwahlen in Bremen, den mecklenburgi schen und einigen anderen Orten, au» denen auch nicht ein einziger Sozialdemokrat als Sieger hervor - gegangen ist, sind am Montag 18 andere in Bayern, in Osnabrück, Bielefeld und in Herford-Halle ge folgt. Da in Bayern zwischen Zentrum und So zialdemokraten «in Kartell geschlossen worden war, so waren bei den dortigen Stichwahlen sozialdemo kratische Erfolge vorau-zufthen. Die Niederlage der Sozialdemokratie, die bereits nach den Stich wahlen vom Sonnabend «origer Woche 25 Man- datSverluste zu beklagen hatte, bleibt aber trotz der kleinen Zahl von Wahlsiegen, die sie noch durch die Unterstützung seitens des bayrischen Zentrums einheimsen konnte, eine ganz bedeutende. An dem AuSgange der gegenwärtigen ReichS- tagSwahlen gebührt dem Kolonialdirektor Dern burg ein ganz hervorragender Anteil. Er hat das Eis gebrochen, das bisher weite Kreise des deutschen Volke- daran hindert«, Vertrauen zu unsern Kolo nien zu fass«». Trotz der gewaltigen Arbeitslast deS amtlichen Dienstes hat Herr Dernburg wäh- rend des Wahlkampfes wiederholt direkt zu der Nation gesprochen, und in Berlin, München, Stuttgart und Frankfurt a. M. wirkungsvolle Kolonialvorträge gehalten. In Frankfurt a. M, der bedeutenden Finanz- und Handelsempore, galt die Betrachtung des Redners wiederum der kolo nialen Finanzpolitik. Und gerade wie oor dem Berliner Handelstage erzielte Herr Dernburg auch bei den Kaufleuten Frankfurts und seiner industrie reichen Nachbarstädte eine tiefe Wirkung Auf dem der Versammlung folgenden Festmahl feierte der Präsident der Handelskammer unsern Kaiser, weil er in Dernburg den rechten Mann auf den rechten Platz gestellt habe. * * * Etichwahlergebniffe vom 4. Februar. Schwaben und Neuenburg 6: Jmmenstadt (bis- h«r Schmidt, Zentrum). Schmidt (Ztr.) 13 765, Bader (natl.) 10 827 Stimmen. Gewählt: Schmidt (Zentrum). Unterfranken und Aschaffenburg 6: Würzburg (bisher Thaler, Ztr). Thaler (Ztr.) 11 767, MeiSner (wildlib.) 6397 Stimmen. Gewählt: Thaler (Ztr.). Pfalz 1: Speyer (bisher Ehrhardt, Eoz.). Ehrhart (Soz.) 21 600, Buhl (natl.) 17 400 Stim men. Ehrhardt (Soz ) wiedergewählt. Pfalz 2 : Landau, Neustadt (bisher Schellhorn, natl.). Schellhorn (natl.) wiedergewählt. Pfalz 4: Zweibrücken (bisher Leinenweber, natl.). Goernig (Ztr.) gewählt. Hannover 4: Osnabrück (bisher Wamhoff, natl.). Dr Bitter (Ztr.) gegen Wamhoff (natl.) mit 1300 Stimmen Mehrheit gewählt. Minden 3: Bielefeld, Wiedenbrück (bisher Hu mann, Ztr.). Bi» abends 9 Uhr gezählt für von Möller (natl.) 14 058, für Severing (Soz.) 15 028. Die Wah! Severings scheint gesichert. Oberfranken 2 : Bayreuth (bisher Hagen, natl). Hagen (natl.) 10 798, Hügel (Soz.) 8072 Stimmen. Gewählt: Hagen (natl ). * * * Bei den gestern stattzefundenen 15 Stichwahlen wurden gewählt: 1 Konservativer, 4 National liberale, 6 Zentrum, 1 Bund der Landwirte, 1 Frei sinnige VoltSpartei, 2 Sozialdemokraten. Es ge wannen gestern die Nationalliberalen 2, die Sozial- demokralen 1, das Zentrum 4, der Landwirtebund 1 Sitz. Es verloren die Nationalliberalen 4, die Konservativen 1, das Zentrum 1 Sitz In Bielefeld blieb der ehemalige Handelsminister v. Möller mit etwa 1900 Stimmen gegen den sozialdemokratischen Kandidaten in der Minderheit. Präsident Dr. Boediker Der frühere Präsident des Reichsversicherungs, amts Dr. Boediker ist am Montag im Alter von 63 Jahren in Berlin an Herzschwäche gestorben. Der Tod Dr. Boediker- rust dre Erinnerung wach an die umsichtige Leitung, die der Verstorbene alle- zeit an der Spitz« deS großen Versicherungswertes gezeigt hat. Als er 1897 aus seiner erfolgreichen Tätigkeit schied, folgte ihm die Anerkennung und der Dank weiter sozialpolitisch interessierter Kreise, und dieser erneuert sich j.tzt an der Bahre des Verstorbenen. Er wurde 1843 zu Haselünne in Hannover geboren. Nach Beendigung seiner Slu- dien war er zunächst im hannoverschen Justizdienst beschäftigt, trat aber 1869 zur Regierung über und verwaltete die Landraisämter in Schlochau und Lätzen. Von 1871—1873 arbeitete er rm Ministerium des Innern in Berlin. Nachdem er Landrat des Kreises Gladbach gewesen war, er folgte 1881 seine Berufung als vortragender Rat in das ReichSamt des Innern. Als solcher halte er die Gesetze über Arbeiterverficherung im Reichs tag zu vertreten. Im Jahre 1884 wurde er Präsi dent des ReichSoersicherungSamteS. Infolge seiner großen Verdienste ernannten ihn die Universitäten zu Leipzig, Breslau und Göllingen zum Ehren- doktor. Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und dem Staatssekretär o. Bötticher veranlaßten ihn, 1897 aus dem ReichSdienst zu scheid'». Er trat als Generaldirektor bei der Firma Samens L HalSke ein, deren Aufstchtsrat er seit 1903 an- gehörte. Arbeitgeber- und Arbeit nehmer-Organisationen. Da- „ReichsarbeitSblatt gibt in seiner dies jährigen ersten Nummer einen allgemeinen Ueber- blick über den Arbeitsmarkt des Jahres 1906. Es geht, so schreibt die „Nat.-Lib. Corresp.", ans dieser Darstellung hervor, daß das J.chr 1906 durchgängig ein Jahr wirtschaftlicher Hochkonjunk, tur war, aber einerHochkonjunktur.die sich nicht allein auf Deutschland beschränkte, sondern als Ergebnis einer allgemein günstigen Weltkonjunktur anzuschen ist. Aus die Lage des ArbeitSmarktes konnte ein solcher Aufschwung der deutschen Volkswirtschaft nicht ohne Einfluß bleiben. Das „ReichsarbeUS- blalt" äußert sich darüber wie folgt: „Die starke Nachfrage nach Arbeitskräften er» möglichte den Arbeitern die Stellung höherer Lohn forderungen, die zum Teil ohne Ausstand, zum Teil nur nach heftigen Lohnkämpfen erzielt wur den DaS Jahr 1906 war aber auch ein Rekoid- jahr der Streiks und Aussperrungen; nach den vorläufig vorliegenden Uebersichten wurden im Jahre 1906 3168 Streiks durchgesührt, die 15815 Betriebe betrafen, mit einer Zab! von 260 388 streikenden Arbeitern Von den großen Bewegungen seien insbesondere genannt: die Formerbewegung und die AuSstände m der deutschen Metallindustrie, der Seemanns streik in Hamburg, die Tixtilarbeiterbewegung in Aachen, die AusstandSbewegunq im Buchbmder- gewerbe, Lithographen- und Steindruckergewerbe, auf dem Hüttenwerk« Rote Erde, der Streik der Elbschisstr. Ebenso »rissen auf der anderen Seite die vereinigten Arbeitgeber wie im Jahre 1905 in etwa 280 Fällen zu dem Mittel der Aussper rung. 2687 Betriebe und 74 475 Personen wur- den im Jahre 1906 von Aussperrungen betroffen. Die Organisationen der Arbeitgeber ebenso wie der Arbeitnehmer erfuhren in dem Wirt schaftsjahr 1906 einen weiteren energischen Aus bau. Eine Reihe weiterer Arbeitgeberverbände ist entstanden, und ebenso sind die Methoden der Streikverficherung und des Boykottschutzes im ver flossenen Jahre unter Anlehnung an die von der Industrie geschaffenen Zentralstellen weiter auSge- baut worden. Auf feiten der Arbeitnehmerorgani sationen ist das Wachstum international ein unge- wöhnlich starkes gewesen. Die freien Gewerk schaften schätzen ihre Mitgliederzunahme in Deutsch land im Jahre 1906 auf etwa 330 000, sodaß sie am JahreSschluß eine Zahl von 1'/^ Millionen organisierter Arbeiter vertreten würden. En starke» Wachstum verzeichn«t ebenso die christlich« Gewerkschaftsbewegung, desgleichen hat die Ge- werkvereinSbcwegung Hirsch-Dunckerscher Richtung ihre Mitgliederziffer im Laufe deS Jahres 1906 zu erhöhen vermocht. Im ganzen dürsten damit die deutschen Acbeiterverbände an Umfang die englischen Gewerkvereine, die etwa 1,86 Millionen Arbeiter umfasst n, übeiflügelt haben." Für die Beurteilung deS Anw achsens der Sozialdemokratie, soweit diese bei den Wahlen stets eine geschlossene, kompakte Masse inS Feld führt, sind diese Darlegungen des „ReichSarbelts- blatteS" von hohem Interesse. Denn die „freien Gewerkschaften" bestehen fast ausschließlich aus sozialdemokratischen Mitgliedern, zu deren Der- w-ndung als sozialdemokratische Wähler es gar keiner weiteren Organisation bedarf. Die sozial- demokratische Parteileitung verfügt hier über ein Heer von 1'/.Millionen sozialdemokratischerStimmen, die jederzeit bereit sind, ihre Zahl und ihr Ge wicht geltend zu machen, ohne daß ein anderer, besonderer Wahlapparat für die Sozialdemokratie in Tätigkeit gesetzt zu werden brauchte. Amerika rmd Japan. In offiziellen amerikanischen Kreisen ist man über den Zwischenfall mit J ipan zwar verstimmt, aber nicht geradezu b.unruhigt. Man hält es für sehr möglich, daß zwischm den Vereinigten Staaten und Japan eine Periode der Spannung eintreten werde, die in unerfreulichen Reibereien und Pole miken ihren Ausdruck finden könnte. An einen kriegerischen Konfl kt will man indessen weder für j.tzt, noch für später glauben, und man erkläit, vaß Japan ebensowenig wie Amerika einen solchen Konflikt suchen und herbeiwünschen düifte. Weiter heißt es: .Weder die amerikanische Bundesregierung noch auch die Geschäftswelt befürchten baldigen Krieg mit Japan. Bundessenator Mac Cullom bezeichnet da» Kriegsgeschrei als offenbaren Blöd sinn und erklärt, es sei auf Unkenntnis des japanisch- amerikanischen Verhältnisses, auf den JingoiSmuS und auf da» SensationSbcdürfnis der „gelben" Presse zurückzusühren. Mac Cullom ist al- Vor sitzender des Senatsausschusses für die auswärtigen Angelegenheiten sicherlich ein kompetenter Beur teiler der Situation." Sollte es zum Aeußersten kommen, so ist die Position der Amerikaner ^lles andere denn günstig. Ja wenigen Tagen können japanische Heere, ohne Widerstand zu finden, aus den Philippinen landen und auch in Hawai den Amerikanern große Schwierigkeiten machen. Auf den Sandwichsinseln befinden sich mehr gediente Japaner, als Einge borene und Amerikaner zusammen da sind; und es würde ihnen nicht schwer fallen, einen erfolgreichen Putsch gegen die Herrschaft deS Sternenbanner- zu inszenieren. Seit Jahren schon sehen die ameri kanischen Staatsmänner mit Sorge auf ihre archipelischen Besitzungen, oie sie über kurz oder lang zum Konflikt mit dem Reich der aufgehenden Sonne führen müssen. Japan hat auf Formosa bereit- eine starke Position inne, und der nächste Schritt der Expansion nach Süden führt unfehlbar auf die Philippinen, wo die Bevölkerung nur auf den Moment wartet, da- amerikanische Joch, da» sie mit dem spanischen vertauscht haben, abzu- schütteln. Eine japanische JnvasionSarmee würde von den Tagalen mit offenen Armen als Befreier begrüßt werden. Dir Intelligenz der Filipinos steht der der Japaner kaum nach, und bereit» seit Au-bruch deS russtsch-japanischen Kriege» machen sich Anzeichen aus dem Archipel bemerkbar, daß die Tagalenbevölkerung einen Anschluß an ihre nördlichen Nachbarn erstrebt. Der Regierung der Vereinigten Staaten ist diese Bewegung nicht ver borgen geblieben, «nd sie hat in aller Stille Truppen transporte nach den Philippinen gesandt, um im Ernstfälle nicht ungerüstet zu sein. Doch ist die Zahl der auf den Inseln liegenden amerikanischen Truppen entschieden nicht höher als 20 000, wenn die Regierung auch selbst nur 12000 Mann zu gibt. Daß ein derartig kleines Kontingent aus die Dauer den japanischen Heeresmassen keinen er folgreichen Widerstand entgegensetzen könnte, ist klar. Um diese Truppen zu verstärken, müßten die Amerikaner erst Herren der See sein. Zu einem entscheidenden Schlage gegen die japanische Flotte ist aber das ostasiatische Geschwader, selbst wenn es durch die sämtlichen Schiffe der pazifischen Station rechtzeitig Hilfe erhalten könnte, nicht stark genug. ES würde Amerika nichts andere» übrig bleiben, al- seine gesamte Flotte im Stillen Ozean zu konzentrieren und einen Kampf auf Leben und Tod um die Seeherrschaft mit den Japanern zu führen. Ehe aber in diesem die Entscheidung zu fallen vermag, würde wohl auf keinem Punkte der Philippinen mehr da» Sternenbanner wehen, und selbst im Falle eines entscheidenden amerikanischen SiegeS müßten die HankeeS noch einmal die Er oberung der Philippinen von vorne anfangen. Oertliches und Sächsisches. Hohe»stei»»Er«stthal, 5. Februar 1907. *— Großstadtluft zehrt, Großstadtleben zermürbt. Bei der jetzig n Berliner Schnee- Kalamität hat sich auch eine Erscheinung bemerkbar gemacht, die denen zu denken geben sollte, die sich vor Sehnsucht nach dem so Mannten Weltstadt- Leben nicht zu lassen wissen. Unter den Arbeits losen und anderen Leute», die von der städtischen Slraßen-Reinigung und der Straßenbahnverwaltung zum Schneeschippen angeworben wurden, befanden sich viele, die körperlich den Anstrengungen dieser Tätigkeit nicht gewachsen waren. Die Arbeit kann ungewohnt sein, aber sie ist eigentlich nicht schwer, jedenfalls leichter, wie manche gewerblicher Berufe. E» zeigt sich also wieder, daß die Körperkrast in der Großstadt sich bald verringert, wenn geregelte Einnahmen fehlen, und damit sinkt die natürliche Verdienstfähigkeit immer tiefer. Zugegeben, daß das Berliner Leben, wie überhaupt alle- groß städtische Leben, heute teuer geworden ist, es kommen aber auch noch andere Verhältnisse hinzu, um die Körperkräfte frühzeitiger auszureiben. Der Weg zur Arbeitsstätte ist ost ein sehr weiter, für Tausende und Aber-Tausende ist e» unmöglich, zum Mittagessen heimzugehen. Eie müssen in einer Gastwirtschaft, natürlich weniger kräftig, essen, oder bis zum Abend warten. Im umgekehrten Ver hältnis, wie alles teurer geworden ist, ist nun aber in den Großstädten die Kochkenntnis der Frauen gestiegen. Sie haben zu geringe Gelegenheit oder Zeit gehabt, wirklich praktische Küchen-Erfahrungen zu sammeln, die Männer müssen daher häufig mit einer Nahrung vorlieb nehmen, die auch manche Mark kostet, ohne dem Körper sein Recht zu geben. Und endlich kommt dazu der Nachteil, den ein Wohnen in engen, oft schlecht erhellten Räumen bietet. Die Nahrung ganz allein macht es nicht immer. Denken wir einmal an den deutschen Süden, wo man die norddeutschen „belegten Butterbrote" nicht einmal dem Namen nach kennt, mit Brot, Käse, einem „Schmarrn" oder ähnlichem an Arbeitstagen auskommt; und wak gibt eS da für MordL-Kerle? ES machls nicht allein der Menschenschlag, eS machts die ganze Lebensweise au-, und naturgemäß übt ein starker und plötzlicher Wechsel darin auf jemanden, der sich Jahrzehnte in frischen, freien Verhältnissen bewegte, einen sehr bedeutenden Einfluß au-. Die Einflüsse deS