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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: Z. S. Hartmann. .V 75 «rschttnt >«t »«»»atz«« der Sonn- und Kesttage tü-ltch «bead« und lft durch all» Postaustalten zu beziehen. Donnerstag, den 2. April. Pret» für da» Bterieljabr Lhaler. Insertions-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. 1857. Amtlicher Theil. Dresden, 28. Märj. Mit allerhöchster Genehmigung ist in Folge de- Ablebens des bei der Königlichen Kunst akademie angestrllt gewesenen Professor Rentsch, vom 1. Ja nuar 1857 an dem Professor Robert Eduard Bary die Stelle eines ersten AeichnenlrhrerS, dem Aeichnenlehrer Karl Wilhelm Schurig, unter Ertheilung d,S Prädikat- als Professor, die Stelle eine- zweiten Zeichnenlehrers und dem Historienmaler Carl Gottlob Schönherr die Stell, als dritten Aeichnenlehrer in der untern Classe daselbst übertragen worden. Verordnung den theilweisen Wegfall der Zuschläge zu den direkten Stenern auf da- Jahr L8S? betreffend,. vom 26- März 1857. Da es die günstigen Ergebnisse bei den Staatseinnahmen gestatten, daß der der letzten Ständeversammlung bei Verab schiedung des Staatsbudgets wegen Gewährung eines Steuer erlasses auf das Jahr 1857 ertheilten eventuellen Zusage ent sprochen werde, so wird zu dem Ende mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs hiermit Folgendes verordnet: K. 1- Bon de« durch dgs Finanzgesetz vom 16. August 1855 §. 2 unter d. »» und di» ausgeschriebenen und in der Aus führungsverordnung zu diesem Gesetzt von demselben Tage §. 1 und 2 (S. 313 und 315 des Gesetz, und Verordnungs blattes von 1855) auf die einzelnen Steuertermine vertheil- ten Zuschlägen zu den direkten Steuern sind für das Jahr 1857 unerhoben zu lassen: der Zuschlag zur Grundsteuer auf den 4. Termin, den 1. November laufenden Jahres, nach Höhe Eines Pfen nigs pr. Steuereinheit, «itd < der Zuschlag zur Gewerbe- und Personalsteuer auf den 2. Termin, den 15. Oktober laufenden Jahres, nach Höhe eines halben Jahresbetrags. §. 2. Demnach sind auf besagte Steuertermine im laufenden Jahre ») bei der Grundsteuer nur Zwei Pfennig ortziuMche Steuer von jeder Ttruer- elnhstt, und l>) bklader Gewerbe- und Personalsteuer nur ein halber Jahr,-betrag ordentliche Steuer , zu erheben. Dagegen hat -s bei der Steuererhebung auf dir übrigen Termine d,S laufenden Jahre«, wir sie in der vorgedachte« Ausführungsverordnung zum Finanzg,setze vom 16 August 1855 §. 1 und 2 bestimmt ist, tngleichen bei der dasetdst wegea Leurtheilung der Sttuerpfiicht der Contribuenten »r- lheilwn Wsaschrist allenthalben sein Verbleiben. §3. Die Struerrechnunge« auf das Jahr 1857 sind demnach nur auf - ' » neun Pfennige ordentliche Steuer l pr. Steuereinheit und ? bei der einen Pfennig Zuschlag Grundsteuer und auf einen vollen ordentliche einen halben Zuschlag zu stellen. Jahresbetrag als Steuer und Jahresbetrag als bei der Gewerbe- und Personalsteuer §.4. Der vorstehend in §. 1 und 2 an den Gewerbe- und Personalsteuer - Zuschlägen gewährte Erlaß leidet auf die in dem Steuer - Cataster nicht aufgenommenen Steuerbeiträge derjenigen Personen, welche Gewerbe im Umherziehen betrei ben, keine Anwendung, vielmehr haben Gewerbttridende die ser Art die Gewerbesteuer in dem durch das Finanzgesetz vom 16. August 1855 §. 2 unter b. bt> ausgeschriebenen Betrage (vgl. tz. 3 der zugehörigen Ausführungsverordnung) zu ent richten. 5- Hinsichtlich der Einnehmergebühr für den Grundsteuerzu- schlag bewendet ,S bei der in §.5, der angezogenen Aus führungsverordnung vom 16. August 1855 getroffenen Be stimmung, wogegen die Feststellung der Einnehmergebühr für den Gewerbe- und Personalsteurr-Auschlag auf laufendes Jahr zur Zeit noch Vorbehalten bleibt. §. 6. Die Bestimmung in §. 6 der Ausführungsverordnung zum Finanzgtsttzt vom 16- August 1855 bezüglich der Aus weisung der Personalsteuerquittungen bei Erhebung von Be- soldungen rc. bleibt unverändert. Hiernach haben Alle, die es angrkt, sich zu achten. Dresden, den 26. März 1857. Finanz-Ministerium. Behr. Zenker. Nichtamtlicher Theil. Nedersichi. Taste-gefchichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Das Befinde» der Prinzessin Sibonie. — Chemnitz: Zur Anwesenheit des Kronprinzen. —Wien: Die Wünsch, unzufriedener Magyaren. Der sardinische Geschäftsträger. Banus Jellachich. Ein Gast aus Mon tenegro. Ernennung. — Bodenbach: Verbesserung in den Eisenbahnfahrlen. — Berlin: Di« Eisenbahnvor- lagen. Zur Neuenburger Angelegenheit. Die Lotterie für die schleswig - holsteinschen Beamten. Die Holstein - lauen- burgisch, Frage. Der Sundzollveetrag ratificirt. — Bonn: Der Prinz von Wales erwartet. — München: Verän derung im Charakter der „Neu« Münchner Zeitung." — Hannover: Die Schatzräche bestätigt. Die Kammern vertagt. — Weimar: Vom Landtage. — Paris: Häu ser mit kleinen Wohnungen. Herr De - la - Foffe- Der Gesandtschaftsposten in St Petersburg. Die Staatszu- schüffe für die Theater. Eine Sitzung der neuenburger Confer,nz. — Brüssel: Erhöhung der Beamtengehalte. Ein« neue Demonstration in Tournai. — Bern: Die Neuenburger Frage. Eisenbahnkämpfe erwartet. — Rom: Das Leich,nbegängniß der Prinzessin Louise von Sachsen. Die Königin von Neapel erwartet. — London. Die Wahlergebnisse. — St. Petersburg. Eisenbahn in Finnland. Eine Maschinrndauanstalt in Astrachan. — Giurgewo: Die Walachei vollständig von den Oester- rebchern geräumt. Beilage. Da- Mrmoire de- Grafen v. Rayneval über die Zu- -ässtze de- Kirchenstaate-. (Fortsetzung.) Local und Provinztalaugele-enhrttru Dresden: Generalversammlung der Brauerei zum Felsenkeller. Die neue Prießnitzgasse. — Chemnitz: Aus dem Programm« der Baugewerkenschule. —Pirna: Erbschaftsverth,ilung. — Aus dem Voigtlande: Zur Eisenbahnfrage Oeffentl. Gericht-Verhandlungen. Feuilleton. Dre-de», 1. April. Der gestrige letzte diesjährige Pro- durtiovsabend des Lonkünstler - Vereins begann mit der sehr vorzüglichen, fein ausdrucksvollen und delikaten Ausfüh rung eine« Mozart'schen Quartetts (v-äor, Nr. 9) durch die Herren Hüllwrck, Körner, Göring, E. Kummer, die uns als künstlerisch durchbildete, treffliche Quartettspieler schon durch ihre vorjährigen öffentlichen Aufführungen wohl bekannt sind. Dem folgten die geistreich romponirtrn Variationen (Au-üur, op. SL) für Pianofortr i 4 msio, von Fr. Schubert, von den Herren vlaßmann und Wehner sehr lnterchaut, sauber und zart nuanrirt vorgeiragen. Hierbei sei das Bedauern ausgesprochen, daß Herr Blaßmann seine ausgezeichneten Leistungen al« Pianist, und namentlich im Dortrage klassischer Lonwerk», diesen Winter über der Veffentlichkeit entzog. Das Hauptstück des gestrigen Nepertoirs war Beethoven s Vrtett (La-ckur, op. I0S) für Blas instrumente (2 Llarinetten, 2 Oboen, 2 Hörner, 2 Fagots). Es ist dirsrs Werk auch viel früher als Quintett (op. 4) für Streichinstrumente erschienen und natürlich die Frage aufge- worfen, welche von beiden Originalformrn Brethoven's als erste Lonreption des Componisten zu betrachten sei. Während der letzte Satz (der übrigens, wenn mich mein Gedächtniß nicht tyügt, im vrtett u«gearbeitet ist) durch die Bolubilität und de« rapiden Fluß seiner Figuren mehr für Streichinstrumente in möglichst rasche« Tempo gedacht scheint, so scheinen uns im Andanteo uud Menuett die Gedanken, ihr» Lombmationrn und Tonwirkungen ganz eigenthümlich für di» Blasinstrumente em- Pfunden. Fruchtbringender, als in die Werkstatt des Meisters einzudringen, möchte es daher sein, stch beider konformen des genialen Werkes ohne weitere Untersuchung zu freuen. Es datirt dasselbe aus der ersten sogenannten Mozart'schen Periode Beethoven's; während aber in Mozart's Quartettstyl im All gemeinen mehr die Mustk an stch in der schönen, kunst« und formvollendeten Sprache und Fügung de« Tonelemrnt« höchsten Au«druck findet, tritt bei Beethoven die individuelle, tiefe Seelen stimmung, der poetisch freie Gedanke dominirend hinzu und schwingt sich dafür al« geistige Leitung auf. Die beiden Mittel sätze diese« Oktett« namentlich üben durch einschmeichelnde An- muth, Schönheit und Fluß der Zdeen und durch den hohen Reiz geistvollster Instrumentation »ine wohlthuende Macht der Stimmung au«. Dir Au«führung de« sehr schwierigen Stücke« war eine meisterhafte, künstlerisch vollendete in jeder Beziehung. Der dritte Satz mußte auf verlangen wiederholt werden. Die Au«führrnden waren dir Herren Lauterbach, Kötzschke, Hieben- dahl, Kretzschmar, Börner, Lorenz, Herr u Stein; wer indessen die »»«gezeichneten Spieler von Bla«instrumenten in unsrer Kapelle wenigsten« etwas vollständiger haben möchte, würde die Namen der am letzten Produrtionsabende thätig gewesenen hinzusetzen müssen. Doch wird die besondere Hervorhebung des stelenvollen und virtuosen Spiels de« Herrn Hiebendahl nur gerecht erscheinen. Möge der konkünstlerverein stch seine Pro- ductionsabende als ein Kunstasyl für seltener gehörte und ost gänzlich unbekannt» Werke der klassischen Musik und überhaupt ausschließlich für gute Musik im strengsten Sinne erhalten; möge er jene vielgesucht« Zauberformel finden, den Zudrang der Mittelmäßigkeit mit Höflichkeit fern zu halten. C. B. Literatur. „AVL der »erslrhre. Aufgabenschatz für den ersten Unterricht in der gebundmrn Rede. Zum Gebrauch Tage-geschlchte. Telegraphisch« Nachricht«». Loudon, Mittwoch, L. April. Bon den heben- tenderu Oppofition-mäuvern fiudHDi-raeli, Bulwer und Bentiuck ohne Widerstand wieder gewählt worden. Die Einnahmen de- letzte» Quartal- bade» die Voranschläge um Psd St. übertroffen, während die Jahre-eiunahme ei« Pln- von Pfd. St. nachweist. Dresden, 1. April. Das heute ausgrgebene Bulletin über das Befinden Ihrer köaigl. Hoheit der Prinzessin Sidoai« lautet: „Der Verlauf der Krankheit Ihrer königl. Hoheit ist fortdauernd günstig. l)r. Carus- vr v- Ammon." Au- Chemnitz wird un- nachträglich berichtet, baß Se. königl. Hoheit der Kronprinz bei Höchstseiner jüngsten An wesenheit daselbst außer dem R. Hartmann'schen Etablisse ment (s. Nr. 73) auch da- Strumpfgeschäft der Herren Gott lieb Hecker u. Söhne mit einem Besuche beehrt und von der Ausdehnung und den Einrichtungen diese- bedeutenden Etablissement- ebenfalls sperielle Kenntniß genommen hat. — ÄÜt«r, 30. März. In einem sächsischen Blatte hat die kleine Zahl der malkontenten Magyaren Beschwerden, Wünsche und Erwartungen au-gesprochen, ohne für Er reichung ihrer Absichten die geringste Aussicht zu haben und ohne dafür in der Masse ihrer Landsleute eine Stütz« zu finden. Es wäre wünsch,n-werth, wenn der Bescheid auf diese Libelle auch in den Spalten eine- sächsischen Blattes ertheilt werden könnte und zwar desjenigen, welches so oft in der Lage ist, schiefe Meinungen und Urthell, berichtigen zu müssen. Gestatten Sie daher gefälligst einer kurzen Aeußerung die Aufnahme in die Spalten Ihres Journals. Hätte die beselttqte Verfassung selbst bessere Früchte getragen, als dies der Fall war, so würde sie sich dennoch in den Neu bau Vr- österreichischen Kaiserstaats nicht wieder einfügen lassen. Ein hergestellter ungarischer Reichstag mit legisla torischen Befugnissen würde Gesetz, und Einrichtungen schaffen, welche die eben erst gewonnene Reichseinheit störten. Diese Länder müßten aus dem Staatsverbaud» wieder ausWßchledrn, und die Zollschranken, auf deren Beseitigung dec materielle Wohlstand Ungarns hauptsächlich beruht, wieder aufgttichtet werden. Der blose Hinblick auf eine solche Möglichkeit er schreckt Bürger und Bauern ebenso, wie alle jene Magnaten und reichen Edelleute, welche sich auf Grund der veränderten Verhältnisse an großen industriellen Unternehmungen berhei- ligt haben. Nun hat aber das ganze ungarische Verfassungs wesen sich als eine Sperrkette erwiesen, welche diese Länder auf der Bahn zu Gesittung und Wohlstand nur allzulange aufgehalten hat. Der Kaiser und di» Räthe seiner Krone denken daher auch nicht im Entferntesten an ein« Zurück führung überwundener Zustände. Die ungarische« Länder nehmen gegenwärtig an allen Vorth,ilen der Gesammtmonar- chie Theil, und daß diese wichtig sind, zeigen die Fortschritte, welche seitdem gemacht wurden und di, groß genug waren, die schweren Wunden, welche der Aufruhr geschlagen hatte, rasch zu heilen und Ungarn unter einem Bilde erscheinen zu lassen, welche- r« der Welt vorher nie dargeboten hat. Wer in einem deutschen Staate möchte sich wohl unter die Herrschaft der Volksversammlungen von 1848 zurückversetzt sehen? Auch die Magyaren sind einsichtsvoll genug, ähnliche Wünscl« in Beziehung auf ihr Land nicht zu hegen. Man ist froh, daß ebenso die lärmenden Reich-tage, die nichts Ersprießliche« zu Stande brachten, wi, das Eljen Kofluthl verstummt sind, und man in Ruhe die Früchte erziehen kann, wozu der in höher» Lehr- und Bildung-anstalten, insbesondere in höher« Volks-, Bürger- und Töchterschulen, sowie zum Privat-und Selbstunterricht, von K. F. W. Wander. Leipzig, I«. kr. Wöller. Zweite verbesserte und «vielfach vmnehrte Auflage." (IS Rgr.) — Man braucht bekanntlich nicht befähigt zu sei«, in einer Wissenschaft oder Kunst selbst praktische Leistungen zu liefern, kann aber deshalb recht wohl in dem Stand« stch be finden , dieselben nach ihrem wahren Werth« zu würdigen. I« dieser Weise beurtheilen wir den Maler, den Bildhauer, de« Gänger, den Redner, den Prosaisten ic., ohne daß wir, auch da. wo wir tadeln, es selbst eben so gut oder gar noch besser zu machen vermöchten; in dieser Weise verlangt man auch von jedem Gebildeten, die Leistungen eines Dichters bemessen zu können, ohne daß er selbst zum Bersemachen stch herbeizulaffen braucht oder Anspruch auf den Namen eines Dichters haben dürste. Natürlich gehört zu solcher llrtheilsfähigkrit mehr oder weniger vorausgegangenes Studium, sie erfordert Kenatniff«, die der Eine auf diesem, der Ander« auf jene« Wege erlangt. Wenn nun, wir der Verfasser obiger Schrift sehr richtig bemerkt, „die Schul« die Aufgabe hat, ihren Zöglingen das Heiligthu« der Sprach« aufzuschlirßen und ste für das Brrständniß und de« Genuß ihrer Schriftwerke zu befähigen", so wird ei«e richtige Leitung und Disciplin sie auch nach und nach in de« Staad setzen, theils die anerkannten Meisterwerk» der Heroen deutscher Dichtkunst verstehen und geistig genießen zu können, »Heils für di» ephemeren Erscheinungen auf diesem Gebiet» stch eine« Gradmesser der Beurteilung anzueignen. Diesem Zweck« zu dienen, der Jugend die Kenntniß der Gesetze zu verschaffen, welchen di« gebundene Rede in ihrem Bau unterliegt, dadurch aber st« zugleich zum richtigen und wohltönenden Lesen zu