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Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Oelsnitz, des Amtsgerichts der Bmtsan- waltschast und des Stadtrates zu Adorf. Fernsprecher Nr. 14. Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger Otto Mey er in Adorf Tel -Adr: Sren? d:' e 135 Postfcheck-Komo Leipzig 373 69. 13. ' 922. G«r-«ind».-Gj,g Mviuv üdo»s 118 AV, Gesuche um Gewährung von Staatsbeihilsen für Volksbüchereien auf das laufende Jahr sind bis spätestens zum 30. Juni 1922 unter Verwendung von Vordrucken, die in der Buchhandlung von Rob. Lust in Oelsnitz i. V., Egerstraße, bezogen werden lönnen, anzubringen. In den Gesuchen sind die Bücher, die neu beschafft werden sollen, und deren Preis anzugeben. Die Stadträte, Gemeinderäte, Schulausschüsse und Kirchenvorstände, denen auf das Jahr 1921 Beihilfen gewährt worden sind, haben mit dem Beihilfsgesuche den Nachweis über die Verwendung der gewährten Beihilfe vorzulegen. 319 I 6. Oelsnitz i. V., 15. Juni 1922. Die Amtshauptmanuschaft. Oeffentliche Aufforderung. Alle Steuerpflichtigen, die im Finanzamtsbezirke Adorf wohnen und denen Vordruck« zur Steuererklärung für die Gewerbesteuer durch die Gemeindebehörde ihres Wohnorte« zugeslellt werden, sind verpflichtet, diese Erklärung vollständig und ordnungsgemäß ausge- süllt spätestens bis zum 30. Juni 1922 beim Finanzamt Adorf einzureichen. Wer die Pflicht zur Abgabe der ihm obliegenden Steuererklärung versäumt, kann mit Geldstrafe bis zu 500 Mk. zur Abgabe angehalten werden, auch kann ihm ein Zu schlag bis zu 10°/y der endgültig festgesetzten Steuer auferlegt werden. Adorf, am 10. Juni 1922. Das Finanzamt. Aufgeschoben, nicht aufgehoben. Es wird Menschen geben, die in dem Beschluß der Reparationskommission, dem Internationalen An leihekomitee die Ueberprüfung aller Möglichkeiten zu gestatten, d. h. auch die Frage der Herabsetzung der deutschen Schuld, als einen großen Erfolg ansehen werden. Es wäre in der Tat, wenn auch kein großer, so doch ein gewisser Erfolg, wenn dieser Beschluß der Reparatiouskommission einstimmig gefaßt worden wäre. Er ist aber mit drei gegen eine Stimme gefaßt eorden: gegen die Stimme des französischen Ver treters uns Vorsitzenden Herrn Dubois. Frankreich wird und will sich nicht überstimmen lassen. Demnach besteht dieser Erfolg in einer papiernen Demonstration. Und so hat denn die Anleihekommission auch vorerst die Arbeiten auf lange Zeit ausgesetzt. Das Internationale Anlerhekomitee wird aber die Frage der Herabsetzung der deutschen Schuld ohnehin prüfen müssen. Der Unterschied zwischen jetzt und früher wird nur darin bestehen, daß man seine Beschlüsse offiziell fassen mutz, während man auch sonst zu dem gleichen Ergebnis hätte kommen müssen, wenn auch mehr in Privater Erörterung. Ob die politische Wirkung des einen oder anderen Verfahrens wirksamer ist, kann dahin -gestellt bleiben. Die Frage der Herabsetzung der deutschen Schuld ist an sich di« einzige Frage, über die zu debattieren der Rede wert ist. Diese Erörterung bedingt aber die Ausgabe der politischen Ansprüche Frankreichs, und so wird man sie eben in einer Form erörtern, die ein positives Ergebnis ausschließt. Tie politischen Ansprüche Frank reichs werden unter allen Umständen gerettet werden. Den Ausschlag wird in dieser Fraae die Haltung der Vereinigten Staaten geben. Die Herren rn Wa shington haben sich aber bisher offiziell zu keine» der europäischen Fragen geäußert. Aber man sieht «us der Stellungnahme Morgan» in Paris, daß man Mit einer ganz bestimmten und klaren Absicht rechnen muß. Diese geht etwa darauf hinaus, Europa sols sich wirtschaftlich sanieren, indem es sein« Rüstungs, «usgaben einschränkt, soll sich beruhigen, indem eH seinen Nationalitätenhader fallen läßt, weil Europa nach Meinung Washingtons zu klein ist, um Raum für Dutzende von streitenden Staaten zu bieten. Da §man aber keine Machtmittel in die Wagschals Wersen kann, weil man sein Heer entlassen hat und die letzten Polizeitruppen gern aus Deutschland zurückziehen möchten, versucht man die Ausnutzung der Geldmacht, Deswegen war Vanderlip in Genua, deswegen weilt Morgan in Paris. Zweifellos besitzt da» geldpolitische Argument ein« große Durchschlagskraft. Auch Pariser sind solchen Erwägungen nicht unzugänglich. Indessen fragt e4 sich doch, ob Frankreich gewillt ist, auch nur ein Titel» chen seiner weltpolitischen Ansprüche aufzugeben, um etwas einzuhandeln, was es in Abhängigkeit von dev Bereinigten Staaten oder gar England bringen könnt« Noch scheint dem nicht so zu sein. Aber der Morgan- Ausschuß hat sich sicherlich nicht grundlos vertagt. Man wird in der Zwischenzeit wohl noch manche« Mittel versuchen, um Frankreichs Willen zu ändern. Nusgeschoben ist nicht aufgehoben, das gilt für di, Arbeit der amerikanischen Bankiers in der Anleihs- fsrage mehr als je. Llm drei Monate vertagt. Di» Beschlüsse ve» Unleihek»mito»s. ? Die .Starrköpfigkeit der Franzosen hat eine er» Häßliche Arbeit des klnlethekomitees vorläufig un möglich gemacht. ES ist daher nach sehr langen und an» oeblich sehr bewegten Sitzungen Freitag nachmittag SU der Schlußfolgerung gekommen, datz unter den ge« ?««nwärtigenVerhältnissen kei» Beschluß übe« ' dk Ausgabe einer internationalen Anleihe gefaßt wer» ipen könne, durch die ein Teil der von Deutschland zu zahlenden Reparationszahlungen gedeckt werden sollte. Jnsolgedessen beschloß der Ausschuß, sich auf dvei Manat« zu vertagen und dann die Besprechung dieser Frage wieder auszunehmen. Am Sonnabend ist das Komitee nochmals zu sammengetreten, um diesen Beschluß zu redigieren und eine diesbezügliche Mitteilung an die Reparations kommission gelangen zu lassen. Tie Gründe der Bankiers. Darüber, wie diese Beschlüsse zustande kamen, will die Pariser Zeitung „Oeuvre" folgendes wissen: In den entscheidenden Beratungen des Komitees seien die Meinungen heftig aufeinander gestoßen. Einer seits hätten der englische Delegierte Kindersley unk der holländische Delegierte Vissering daraus bestan- den, datz trotz des Widerstandes Frankreich ein Plar für die Flüssigmachung der deutschen Schuldsumm« ausgestellt werde; andererseits sei Morgan im Ein vernehmen mit dem deutschen Vertreter Bergmanr dabei geblieben, daß die politische Uneinigkeit dei Gläubigermächte jede finanzielle Arbeit vorläufig nutz los mache. Dieser Standpunkt des amerikanischen Ds legierten habe sich Geltung verschafft. Der „Bericht* der Bankiers werde auseinandersetzen, was unter den gegenwärtigen Umständen diese umfassende interna tional« Kreditoperation unmöglich mache. Versailles und Schuldfrage. Die BremerTagung des Reichsbürgerrats, Unter starker Beteiligung wurde Freitag in Bre men die diesjährige Hauptversammlung des Reichsbür gerrats durch eine Ansprache des Präsidenten, Staats- Ministers a. D. v. L o e b e l l, eröffnet. Es gebe nur ein Ziel für die bürgerliche Bewegung — führte Exzellenz v. Loebell aus —, das sei Sinlenkung des ganzen Vol kes auf die Ausgabe, in einheitlicher Front des deut schen Staatsbürgertums die Revision des Ver trages von Versailles durchzu setzen und bis zur Erfüllung dieser unendlich schwierigen Auf gabe alle politischen, wirtschaftlichen und sozialen Aus- , Wirkungen des Vertrages gegen den Staat durch ein« unendliche Fülle von Kleinarbeit zu überwinden. Tie Wirkung Vos VerfaUler Vertrages, hieß das Thema, über das darauf Abg. Dr. Gilde, meister (Bremen) sprach. Er führet u. a. aus: Wil müssen mit der Welt draußen die Revision des Ver trages von Versailles durchsetzen. Unsere wichtigste Waffe gegen ihn ist, daß der Vertrag auf dem Bruch eines gegebenen Wortes beruht. Der Vertrag von Ver sailles war historisch nötig, um uns an unsere Pflich ten zu erinnern. Wir haben lernen müssen, daß wir noch nicht reis waren, ein Weltvolk im großen Sinns zu sein. Nach sehr ausführlichen Ausführungen über die auhenpolitifche Lage Deutschlands nach dem Ver trag von Versailles kam der Redner zu dem Ergebnis, daß ohne politische Aktivität Deutschlands niemals der Wandel der Anschauungen in England und Frankreich gelingen könne. Deutschland müsse sich durch den Wil len zur Selbstbehauptung und zur Staatlichkeit Wiede, erheben. Hierauf sprach Geheimrat v. Bietsch, Leiter des Arbeitsausschusses deutscher Verbände, über: Tie erZeherische Wirkung der Schuld frage. Der Redner war der Ansicht, datz die Frage, ob Deutschland am Ausbruch des Krieges völlig schuld los sei oder einige Schuld trage, aus Grund der histo risch erwiesenen Verantwortlichkeit der Entente ein« müßig« Frage sei und schloß seine Ausführungen mit d«r Erklärung, datz die Behandlung der Schuldfrage im überparteilichen Sinne das beste Erziehungsmittel fei, über das Deutschland verfüge. Herr Dr. Gerlich, Hauptschriftleiter der „Mün chener Neuesten Nachrichten", sprach sodann über ' „StaEzweck und Stautssorm -. Er sagte u. a.: Der Staat, in dem wir heute leben, . brückia im Cüarakter. Wie früher, wird der Jg- ' teressenvcrtretcr ins Parlament geschickt, aber nicht i der Treuhänder und große Könner. Es fehlt das Ge- i gengewicht eines autonome!«, aus eigener Kraft han- ! delnden Staatsmannes. So haben wir das, was man ! „Schiebung" nennt, und das Raufen um den Futter- trog, was mit Demokratie nichts zu tun hat. Die Ar beiter werden noch einsehen lernen, daß sie von ihren Führern um soziale Gedanken betrogen wurden, als sie den BiSmarckschen Staat zerschlugen. Man wird noch Jahre brauchen, ehe man wird sagen können, Latz diese oder jene Richtung siegen wird. Die Verhältnisse in Deutschland sind sehr kompliziert. Vielleicht kommt einmal ein Größerer, der uns den Weg des Heils führt. Genua und die Reparationen. Dr. Wirth uUd Dr. Aathervau Uber ihre DEM Anläßlich seiner Anwesenheit in Stuttgart hielt« Reichskanzler Dir. Wirth vor einer geladenen Bev-! sammlung eine Rede über die Polin! der Reich«-, regierung. Das Ziel unserer Politik — so führte er « a au»« — ist das Wohl des deutschen Volkes UM di« Erhaltung' seiner politischen und wirtschaftlichen Freiheit. DIB letzten Gefahren für diese Einheit seien noch nicht V«v-: schwunden. Die große Aufgabe der Erhaltung des Rei»! ches kann aber nur gelöst werden, unter der Mitar beit der deutschen Arbeiterschaft aller Richtungen. D«»f Kanzler kam dann auf die Kouseventz von Gen«« " zu sprechen und bezeichnete die Tatsache, daß marr in Genua Deutschland als gleichberechtigt behandel» habe, als einen großen Fortschritt in der Geschicht» Europas, der nicht erzielt worden wäre intt der so genannten Politik der Ablehnung und passiven Rv- sistenz. Durch das mit dem . Vertrag von Rapaklo eingeleitete wirtschaftliche Zusammenarbeiten mit Ruß-- land lverde nicht nur uns, sondern dem ganzen dahin-' siechenden Europa geholfen. Die große Aufgabe deo- deutschen Politik ist es, die Frage der Reparationen! — in Wirklichkeit sind es Kontributionen — allmählich) aus dem politischen Hexenkessel in das Reich Wirtschaft») licher Erwägungen überznführen. Mit Befriedigung' stellte der Kanzler fest, datz im Gremium des Anleihe» ausschusses Männer der englischen und amerikanischen Hochfinanz sitzen, die schon im letzten Jahre das An- leihcproblem nur im Zusammenhang mit dem Repara tionsproblem als lösbar erklärten. Das Ref aratiouHprovlem besprach darauf der Reichsminister des Ausu^rtigeq. Dr. Rathenau. Wenn dieses auch nicht auf der Ge nueser Konferenz berührt werden durfte, so sei doch' bei allen Besprechungen die Ueberzeugung von der. wirtschaftlichen Verflochtenheit der Interessen aller- europäischen Staaten und von der Undurchführ barkeit der Bestimmungen des Londoner Ultima tums zutage getreten. Als einen wichtigen Schrikk auf dem Wege der Loslösung von dem Geist des Lon»- pouer Ultimatums bezeichnete Dr. Rathenau die Be ratungen des B a n k i e r k o n s o r t i u m s in Paris. Die Antwort des Konsortiums auf die Frage, ob Deutschland die 132 Goldmilliarden zahlen könne, sei «in glattes Nein. Die Ermordung Erzbergers. Der Prozeß gegen Kapitänle utnant a. D. K i l l i n g e r. Offenburg, 16. Juni. Das Gericht, die Zeugen und der Angeklagte nah men an dem Lokaltermin teil, dec im Renchra? stattfand. In etwa zwei Stunden war nach der Kahrch purch das herrliche Renchta! Oppenau erreicht, wo La»- Gasthaus „Zum Hirschen" besucht wurde. Es ist die»? Pas Gasthaus, in wslHern die Täter LD 21. NuLuA