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Diese» Blatt erscheint täglich Ab ent» und ist durch oll« Post, «»statten bei 3«- »nb Autlande» zu beziehe«. Dresdner Journal, Preis für ba« S^rerttli-ch, Tblr. Znsertienlgebäh« re« fürbeuXa«» einer gesr«tte«e» Zeile » Vf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redtgirt von Karl Bieder»««». Inhalt. Verhandlungen der Nazionalversammlung. — TageSgeschichte: Dresden: Achte Sitzung der ersten Kammer; Volksver sammlung in Außig. Leipzig: Die Ereignisse in Altenburg. Altenburg. Berlin. Posen. Hannover. Frankfurt. Wien. Prag. Neusatz. Lom bardei. Rom. London. Konstantinopel. — Wissenschaft und Kunst: Hoftheater: ,,Martha, oder: Der Markt zu Richmond." — Feuilleton. — Geschäftskalender. — Ortskalen der. — Angekommene Reisende. Verhandlungen der Nazionalversammlung. (Schluß.) E- wurden nun verschiedene eingegangene Anträge vorgelesen und die Berichterstatter mehrerer einzelnen Ausschüsse gehört. Unter den erstem ist als besonders wichtig hervorzuheben, waS auch von der Nazionalversammlung erkannt wurde, weshalb die Diskussion darüber auf eine der nächsten Tagesordnungen festgesetzt ward, der An trag über die Trennung der Kirche vom Staat. Ferner ward ziem lich einstimmig beschlossen, daß noch ein Ausschuß von 15 Personen für die Gesetzgebung, der sich mit allen ihm geeignet erscheinenden Personen und Behörden in Verbindung zu sehen habe, erwählt wer den solle. Der Abg. Jordan aus Berlin, als Mitglied des Marine- ausschusseS, trug darauf an, man möge alle einzelnen Staaten veran lassen, den freiwilligen Geldbeiträgen für die zu bildende Marine völ lige Portofreiheit zu verleihen. DerAbg.v.Stavenhagen ausPreußen stellte im Namen der Abgeordneten Flottwell und v. Auerswald den von ihnen als dringend bezeichneten Antrag, die Nazionalversamm lung möge erklären, daß der Beschluß einzelner deutscher Staaten vom 8. Mai, wonach daS auf dänische Schiffe gelegte Embargo wieder auf zuheben sei, alS nicht giltig angesehen werde, denn derselbe sei eine wahre Schmach für die Einigkeit Deutschlands. Die Abgeordneten v. Rheden und darauf auch Nauwerk aus Berlin erklären, sie hätten schon früher ähnliche Anträge gestellt, was auch anerkannt wurde. Mit fast einstimmiger Majorität ward dieser Antrag als dringlich an erkannt und zur sofortigen Berichterstattung darüber dem betreffenden Ausschuß überwiesen. Der Abg. Vogt aus Gießen stellte darauf in seinem und des Abg. Zimmermann aus Spandau Namen den dring lichen Antrag wegen Abänderung der diplomatischen Verhältnisse Deutschlands. DieS war eine zu gute Gelegenheit für die äußerste Linke, ihr Rednertalent in Schmähungen gegen Fürsten und staat liche Ordnung zu zeigen und sich deS sichern Beifalles ihrer republika nischen Freunde auf den Galerien zu erfreuen, alS daß sie dieselbe un genutzt hätte vorüber gehen lassen können. In einer furiosen Rede, die so stark von den Galerien beklatscht wurde und solchen Tumult da selbst hervorrief, daß der Präsident wiederholt mit Schließung dersel ben drohen mußte, machte der Abg. Vogt seinem Herzen Luft und schmähte besonder- den preußischen Minister des Auswärtigen über seine Gestattung, daß der preußische Gesandte dem österreichischen Kai ser nach Jnspruck gefolgt sei. „So etwa- dürfe nicht sein, denn ein Gesandter sei nur bei dem Ministerium, nicht aber bei dem Fürsten selbst akkreditirr. Unsere Diplomaten machten nicht- als Winkelzüge, fie hauptsächlich bildeten die reakzionäre Kamarilla, die um jeden PreiS gesprengt werden müsse rc. rc." Abg. Graf WarterSleben au-Preußen vertheidigt mit sehr vielem Geschick den preußischen Minister de-Aus wärtigen und weiset nach, daß der preußische Gesandte dem Kaiser »ach Jnspruck habe folgen müssen, da auch da- österreichische Mini sterium dort anwesend sei. Abg. Jahn au- Preußen bemerkt bei die ser Gelegenheit, e- sei auch noch der dänische Gesandte beim Kaiser von Oesterreich, und Dies dürfe nicht geduldet werden, da Oesterreich ein deutscher Staat und al- solcher in Krieg mitDänemark sei. (Viel faches Bravo.) Abg. v. Beckerath ausCrefeld spricht einige lebhafte, gute Worte gegen die Dringlichkeit deS Vogtsschen Antrages und ver theidigt Preußen. Abg. Moritz Arnolt au- Bonn weiset nach, daß selbst in den freiesten konstituzionellen Staaten, z. B. England, da- Ministerium-und somit auch die fremden Gesandten dem Regenten bei seinem etwaigen wechselnden Aufenthalt folgen. Abg. Kapp au- Hei delberg, Hauptredner der äußersten Linken, behauptet, in einem so fest gegründeten Staat, wie England, könne solche- wohl geschehen, bei unS, wo alle Zustände noch schwankend seien, aber nicht. Man dürfe keine Sekunde Ruhe den reakzionären Bestrebungen lassen, stet- müsse man sie auf alle Weise verfolgen. Nur die Fürsten und ihre Minister seien revoluzionär, da sie ohne Ausnahme einen Druck au-üben woll ten, der nothwendig jeden ehrenhaften Mann zur Revoluzion auffor dern müsse. (Lachen von den meisten Abgeordneten bei der sich furcht bar steigernden und immer heftiger werdenden Rede d,S Herrn Kapp, so daß man denselben zuletzt kaum mehr verstehen kann. Dieser er klärt aber, die- Lachen könne ihm nur als Ehrenbezeugung gelten. Der Präsident fordert ihn zur Mäßigung auf und bei der Sache zu bleiben. Großer Tumult auf,einem Theil der Galerien, für welche diese Rede ganz besonder- gehalten zu sein scheint.) Abg. Berger au- Wien behauptet, nicht da- ganze österreichische Ministerium sek in Tirol beim Kaiser, sondern nur zwei Minister, und diese auch nur des halb, um die reakzionäre Kamarilla vom Kaiser abzuhalten. Abg. Vogt ergreift nochmals da- Wort und sucht die Dringlichkeit seine- Anträ ge-als konsti tuzionell-monarchisch, und Die- sei doch da- Wen igste, was man fordern könne, zu rechtfertigen. Die Nazional versammlung beschließt, den Antrag an die betreffende Kommission zur Berichterstattung zu verweisen, verwirft die Dringlichkeit desselben aber mit einer Majorität von Z Stimmen. Antrag de- Abg. Bre-gen über die Stellung der Abgeordneten, der ohne weitere Debatte dem betreffenden Ausschuß überwiesen wird. Höchst dringender Antrag deS Abg. Schlöffe! wegen Unverletzbarkeit jede- Abgeordneten, der während der Dauer seine- Mandat- nicht in Untersuchung, noch Verhaftung kommen dürfe. Die Nazionalversammlung solle be schließen, daß jeder Beamte oder jede Staatsgewalt, der sich an der Per son eines Abgeordneten vergreife, als deS HochverrathS schuldig ange sehen werde. Der Redner donnert zur großen Freude der Galerien und bisweilen vom Präsidenten unterbrochen bei dieser Gelegenheit sehr heftige Worte gegen Fürsten, Regierungen, Beamte rc. Abge ordneter Gumprecht au- Lüneburg spricht sehr verständig gegen die Dringlichkeit de- Anträge-, ebenso auch Abg. Rießer au- Hamburg, der meint, da die Nazionalversammlung noch vor wenigen Tagen die Dringlichkeit de- Schutze- gegen jede Störung durch äußere Gewalt abgelehnt habe, so könne sie Die- auch jetzt um so mehr gegen jede- Recht und Gesetz, und ohne diese- würde e- keinem Menschen ein falle«, einen Abgeordneten verhaften zu wollen. Abg. Wefendonck au- Rheinpreußen ist für die Dringlichkeit de- Anträge-, und bezieht