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M M. — 7. LLhrgang. Der jeden Wochentag Abrnd(mit Datum de« wlgeMp WM ' Wr «Ursendung MlangWde;H»chilicheLandeö-«>>,r>gerl' mit t<daliL„^»M -b-spntW Unter- M«!',S,LLSÄL bei Om Ausgabestellen, sowie bei den Post- Anstalten. lZeitungS-Preisliste Nr,48S0.) FürAbonnente» ersiheintje einmal im Jahr: Sommkr-Eisentabnfahrplanheft siir Sachsen. »inter>Eisenba!,»falirjiIanhest für Sachsen. Illustr. ltaleadee »eS Süchlilche» Saadbate». Zllustritte- Iahresbuch de- LanLes-Aazeiger«. -ilchstsch,» e«««»dm», s. San IM Inieieenrieis d<S,,S Raum «wer schmale« mit „Chemnitzee Dtadt-Anzeiger". ttnparteiifebe tckgliche Zeitung für Sassen und Thüringen. Mt täglich einem besonderen Ünterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts- 4 Sächsisches Allerlei — 5 Jllnsirirtes Unterkaltungsblatt — 6 Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilberbsch» Telegraphische Nachrichten. Vom 30. Juni. Berlin. Der Bundesrath wird sich am 10. Juli vertagen und Anfang September behufs Ausführung des Branntweinsteuerge setzes wieder zusammentreten. München. Die „M. N. N." erfahren, der bayrische Landtag werde wegen der Branntweinsteuer einberufen werden. Von anderer unterrichteter Seite wird behauptet, die Einberufung erfolge nicht vor dem 15. September. Bestimmt ist bisher nichts. Bremen. Die Bürgerschaft bewilligte gestern für die Aus führung der Korrektion her Unterweser die Kosten von 30 Millionen Mark. Budapest. Jstoczy demcntirt in einer Erklärung die Nachricht hiesiger Journale von der Auflösung der Partei der Antisemiten und dem Anschluß derselben an die bestehenden Clubs. Letzteres sei aus geschlossen, weil diese den Antisemitismus prinzipiell perhorresciren. Hingegen sei es Thatsache, daß die Antisemiten eine andere Bezeich nung wählen und wahrscheinlich als „christliche Volkspartei" sich konstituiren werden. Rom. Der Papst wird eine Encyklika über die Versöhnungs frage erlassen. (DaS von uns vor einigen Tagen mitgetheilte bez Gerücht bestätigt sich demnach. D. Red.) haben, sind bei den heutigen Zinsverhältnissen schon 3500 Thaler Kapital nöthig, und die spart selbst ein kleiner Handwerker schwer. Soll die Altersversorgung wirklichen Zweck haben, für da» Alter eine Versorgung bieten, bann muß sie auch so hoch bemessen sein, daß sie mit möglichen Ersparnissen ruhige Tage gewährt. Sonst bleibt die Ungewißheit, was soll im Alter werden? nach wie vor. Das neue Altersversorgungsgesetz. Die ersten sicheren Angaben über das neue AltersversorgungS- gesetz werden jetzt bekannt. Die „Köln. Ztg." schreibt: „Wie glaubhaft mitgetheilt wird, sollen die Grundzüge für die Alters- und Jnvalidenversorgung der Arbeiter schon seit längerer Zeit im Reichsamt des Innern fertiggestellt sein. Es wird im Einzelnen angegeben, daß diese MtcrSv.rsicherung nach den Absichten der ver bündeten Regierungen gleichzeitig für alle männlichen Arbeiter oder, wenn nur ein schrittweises Vorgehen möglich ist, zunächst für die industriellen Arbeiter eintreten und sich an die Berufsgenossenschaften für die Unfallversicherung anschließen soll. Die Grundlage soll ein obligatorischer Minimalrentensatz von 130 Mark im Jahre bilden; zu dieser Rente steuert daS Reich ein Drittel bei, der Rest wird durch Versicherungsbeiträge je zur Hälfte von den Arbeitern und den Ar beitgebern aufgebracht. Dieser Versicherungsbeitrag stellt sich auf je 3 Mark für Arbeitgeber und Arbeitnehmer; der Reichszuschuß wird auf etwa 33 Millionen berechnet. » HoyMM ihre» , Verband im NllgeyieiüeÜ oder fAreinzklne Gegenden und Orte je nach den Lphn- und Lebensmittel-Verhältnissen einen höheren Renten satz ins Auge zu fassen und danach die Beiträge zu bestimmen. Der Zuschuß aus Reichsmitteln bleibt aber überall derselbe. Die Invaliditäts- Erklärung erfolgt ohne Weiteres mit dem Eintritt in das 70. Lebens jahr; bei einzelnen Berufszweigen, wie den Bergarbeitern, kann sie aber auch mit einer früheren Altersgrenze verbunden und auch sonst bei nachgewiesener Erwerbsunfähigkeit ein zeitigerer. Antritt der Jnvalidenpension bewilligt werden. lieber die Wittwen- und Waisenversicherung erfahren wir zunächst nur, daß der Bedarf für eine solche Einrichtung auf eine höhere Summe berechnet wird, als der für die Altersversorgung der männ lichen Arbeiter." 130 Mark pro Jahr ist entschieden zu niedrig, auch die Alters grenze von 70 Jahren ist zu hoch hinaufgerückt. 65 Jahre sind in der That genug. Die Hauptsache wird aber immer die Höhe der Rente bleiben. 130 Mark für das Jahr genügen kaum für Wohn- ungSmiethe, Heizung und Kleidung; wenn ein Arbeiter auch nicht seine Flasche Wein zum Mittagessen braucht, so gehören zum jähr lichen Lebensunterhalt für Mann und Frau doch (nach der Gegend) 150 bis 300 Thaler. Was sind dabei 40 Thaler? Der Mann kann sich auch Geld sparen, aber, um pro Jahr 100 Thaler Zinsen zu Die Nihilistin. ^ Bon A. GranS. Nachdruck verboten. Der Kurort M. fing an, sich mit Wintergästen zu beleben, die Zettel mit den oftuwbro L lousr" (Zimmer zu vermiethen) schwan den von den Fenstern, die Hausbewohner zogen sich in unauffindbare .Räume zurück und seufzend gedachte der Geheimrath Groß der schönen Tage, die nun vorüber, und daß er sich wieder seinem Berufe hin geben müsse, dem er denn auch mit Eifer und größter Pflichttreue soblag. — Er stand eben am Fenster seine» großen, schönen Hauses und sah, wie ein Reisewagen sich näherte, während zu gleicher Zeit die Personenpost vor Per Posthalterei hielt. Eine junge Dame war der einzige Passagier gewesen. Still und betrachtend stand sie da» während man ihren kleinen Reisekoffer ablud, und schien dann die Träger desselben nach Wohnungen zu fragen. Den Geheimrath frappirte das Gesicht: es war marmorblaß und wie eine Lame« geschnitten, während ein finsterer, bitterer Zug um den kleinen, festgcs ssenen Mund lag. In diesem Augenblicke hielt der andere Wagen, au» dem Jammern und Wehklagen in fremder Mundart erscholl. Die Dame wandte sich aufhorchend den Ankommenden zu, — sie schien der Sprache mächtig zit sein — und trat hilfsbereit näher. Im nämlichen Augenblick hatte auch der Geheimrath den Hut ge kommen und war hinuntergeeilt. Im Wagen lag ein noch junger Mann, besinnungslos, blutüber- jströmt, währen^ ein Begleiter seine Theilnahme nur durch Hände ringen und Schuichzen auszudrücken wußte. Energisch war indeß daS Mädchen eingeschritten; in kurzen, !knappen Motten verständigte sie sich mit hem Arzt, mit der Wirthin ,dcs nächsten großen Hotels, begleitete den Kranken dahin und be teiligte sich bei der ersten Hilfsleistung , in . so ruhiger, ernster Art, wobei sie sich von de«-alten russischen Diener in seiner Sprache die Mthwendigsten Aufschlüsse geben ließ, daß der Geheimrath in ihr einen unschätzbaren Beistand erkannte. Der Kranke war ein russischer Fürst, welcher, von einem Degen stoß verwundet, in M. Hilfe und Heilung suchte und dem plötzlich ,die Wunde aufgebpocheu sein mußte. Der eigentliche Kammerdiener, welcher mehrerer Sprachen mächtig, war in Paris, woher der Fürst >, krgnk zurückgebltcken. Politische Rundschau. Chemnitz, den 1. Juli. Deutsches Reich. Der Kaiser unternahm am Mittwoch Abend eine zweite Ausfahrt und wohnte dann der Vorstellung im Schauspiel hause bei. Donnerstag arbeitete der Kaiser mit dem Kriegsminister und dem General von Albcdyll; als die Schloßwache vorüber mar- schirte, erschien der Kaiser am Fenster seines Arbeitszimmers und wurde vom Publikum mit enthusiastischen Hochrufen begrüßt. Nach mittag» hielt Graf Herbert Bismarck Vortrag. Nach dem Diner fuhr der Kaiser wieder spazieren. Ueber die Reise nach Ems sind noch immer keine sicheren Bestimmungen getroffen worden. — Der Kronprinz ist, wie wir dies in unserem gestrigen Blatte andeutelen, am Mittwoch von Dr. Mackenzie in London wieder ope- rirt worden. Durch die neueste Operation ist die Wucherung nun mehr so weit beseitigt, daß für einen weiteren Eingriff kaum ein Anlaß vorlicgt. Sofort nach der Operation ging ein Expreßbote nach Berlin, um Professor Virchow das jetzt entfernte Stückchen der Wucherung zur mikroskopischen Untersuchung zu überbringen. Der hohe Herr hat sich seit seiner Ankunft in England eine unbedeutende Erkältung zugezogen, welche eine geringe Congestion der Kehle ver- anlaßte. Um Uebrigen ist das Befinden ausgezeichnet. Die deutschen Aerzte des Kronprinzen wohnten der Operation bei, die in Dr. Mackenzie's Wohnung stattfand. — Privatberichten entnehmen wir noch: Es war möglich, fast, den ganzen noch verbliebenen Rest der Wucherung aus den: Halse herauszuholen. Die Erkältung, welche sich der Kronprinz zugezpgen, erschwert namentlich das Schlucken. Für die beiden nächsten Wochen ist ihm absolute Ruhe vorgeschrieben ; über spätere Reisepläne steht noch nichts fest. — Prinz Heinrich von Preußen ist am Donnerstag Vormittag mit der Torpedoboots-Division in Wilhelmshaven eingetroffen. — Der Admiral Knorr ist zum Inspektor der ersten Marine-Jnspection ernannt worden. , — Neuere Meldungen wissen nicht nur über eine bevorstehende Begegnung des Fürsten Bismarck mit dem Grafen Kalnoky, sondern Mh Der qine ZusamMnWft ^nA Herrn vyn. MMMheMh Die letzte Meldung ist aber sehr stark verfrüht. Bor der Hand oe> Herr von Giers noch nicht daran, in diesem Jahr« ins Ausland zu reisen. — Dem Bundesrath sind in letzter Zeit mancherlei Gesuche be züglich einer verschärften Sonntagsfeier zugegangen; namentlich wurde von verschiedenen Seiten das Verbot der Tanzvergnügungen an Sonn tagen gewünscht. Der BundeSrath hat diese Anträge abgelehnt. Den selben Erfolg hatte auch eine Eingabe von Studenten der deutschen Hochschule in Prag, welche die Anrechnung der von Studierenden deutscher Nationalität auf der Universität Prag verwendeten Zeit wünschten. — Es heißt, und zwar nicht blos in agrarischen Kreisen, daß der Bundesrath das Kunstbuttergesetz nun doch in jener Fassung an nehmen werde, welche Herr von Bötticher im Reichstage zwei Mal bestimmt als unannehmbar bezeichnet hat. DieS sonderbare Ereigniß müßte man allerdings erst abwarten, ehe man an dasselbe glauben soll. — Mit heute, dem 1. Juli, treten die fotzenden Bestimmungen des neuen Branntweinstcuergesetzes bereits in Kraft: Für die Zeit vom 1. Juli bis zum 30. September d. I. wird a) der Betrieb jeder Brennerei mit Ausnahme der Hefebrennereien auf Dreiviertel dcS Umfanges desjenigen Betriebes beschränkt, welchen dieselbe in dem entsprechenden Zeiträume de» Vorjahres gehabt hat, unter sinngemäßer Der Geheimrath schüttelte sehr ernst den Kopf und sah bedauernd auf den Patienten, der noch immer besinnungslos auf dem schnell hergerichteten Lager lag und nur leise athmete. „Können Sie nicht hier bleiben, mein Fräulein, wenigsten» für'S Erste, und mir in der Pflege beistehen?" fragte der Geheimrath. „Sie sind der Sprache mächtig und überzeugten sich selbst, daß der alte Diener, in seiner fruchtlosen Theilnahme, völlig unbrauchbar ist." - Das junge Mädchen schüttelte ernst, fast finster den Kopf. „Das Leben hängt an einem Hauch," fuhr er dringend fort. Sie sah auf in daS gütevolle Gesicht de» alten Herrn und zögerte. Unter all' den unzähligen, hocheleganten Koffern und Reise- utenfiüe», welche waa inzwischen gebracht, bestück sich auch ihr kleine» erche«, welche» man ebenfalls hinäusgetnigen. „Ich bin selbst krank," sagte sie zögernd. „Ich weiß eS," fuhr der Geheimrath fort, „und Sie könnten hier in dem Haufe Quartier nehmey. Die Wirthi» ist eine Hochacht bare, liebevolle Frau, und ick Pike ja nur für die erst« Zeih bi» «» sich entscheidet, ob eine Genesung überhaupt möglich ist. Die MS- Umschläge und die Mckicämeüte müssen mit der minutiösesten Pünkt lichkeit gereicht werden, und wer wäre dazu geschickter, «S die zarte Hand emer Dame, einer — Landsmännin!" Das weichere Befühl schwand plötzlich, da» Antlitz der Dame war wieder hart. „Ich bin keine Russin, und hier zu wohnen erlauben mir meine Mittel nicht." — „Aber das ließe sich ja arrangiren," meinte der Geheimrach; „vielleicht scheuen Sie die unnachsichtige Beurtheilung der Welt, welche Ihre Samarijerdienste falsch deuten könnte? Nun, in dem Falle würde ich und meine Frau und Töchter Ihre Bertheidigung in Wirk- amster Weise übernehmen!" — „Ich habe Nichts und Niemand zu scheuen!" war die herbe Entgegnung, und müder klangen die nachfolgenden Worte: „Ich stehe anz allein in der Welt und bin nür hierher gekommen, um in krieden zu sterben." Erstaunt sah der Geheimrath in das bleiche, jugendliche Gesicht; ie hielt den Hut in der Hand, ganz kurzes, schwach gelocktes Haar umgab die feste Stirn. Die Gestalt war schlank, fast mager, die Hände, wie da» Gesicht, von jener Wachsfarbe, wie sie langer Auf enthalt in Zimmerlust hervorbringt. — Der alte Herr gestand sich, daß ihn diese» seltsame junge Mädchen fast mehr noch interesst«, aw - - 57l 7" / : - ' 'VA ^ Anwendung der Bestimmungen des tz 3, Absatz 3. t>) hie Maisch» bottichsteuer auf das Dreifache de» bisherigen Satze» und dement sprechend die Steuervergütung für Branntwein, welcher au» deutschen Zollgebiete ausgeführt oder zu gewerblichen Zwecken schließlich der Essigbereitung verwendet wird, auf 48,03 WMWk das Hektoliter reinen MoholS festgesetzt. Hefebrennereien unterlijMi aber nur einer Erhöhung der Maischbottichsteuer um 100. ProMj» andere Getreidebrennereien einer solchen um 175 Prozent des bis herigen Satzes. Zu dem bisherigen Satze der Maischbottichsteuer D der nach vorstehender Vorschrift beschränkte Betrieb denjenigen lwck- wirthschaftlichen Brennereien gestattet, welche Getrejde verarbeiten und an einem Tage nicht mehr als 1050 Liter Bottichraum einmaischM. Der Bundesrath ist ermächtigt, allen Brennereien, soweit abgeschlossene Verträge dazu Anlaß geben, den Betrieb über das unter a) bezeichne Maß hinaus und zu dem einfachen Maischbottichsteuerbetrags,,PI gestatten. ^ - — In den Beziehungen zwischen der deutschen und öfterreichjjch- ungarischen Eisenbahnverwaltung haben sich neuerdings wiederum ver schiedene Differenzpunkte über Fragen ergeben, die für den deutschest Verkehr von so großer Wichtigkeit sind, daß eine Kündigung der Berbandstarife als wahrscheinlich gilt, wenn nicht alsbald estw Deutschland durchaus befriedigende Lösung erfolgt. — Vor Kurzem ist eine Commission des 13. Armeecorps ngK Solingen abgegangen behufs Uebernahme der neuen kurzen Seiten-, gewehre für das Repetirgewehr. Die sächsische Armee erhW 61,000 Stück. — Die von einem Finanz-Consortium unter Führung Hffk' Reichsbank übernommene 3>/^procentige deutsche Reichs-Anleihe Betrage von 100 Millionen Mark gelangt am 5. Juli zuröffjipi- lichen Subskription und zwar, wie verlautet, zum Course Vpst 99 Procent. — Am letzten Tage des verflossenen Monats vollzog sich e»ye erhebende Feier in Köln a. Rh. Erzbischof Cremenz vollzog an «m genannten Tage den feierlichen Act der Taufe der Kaiserglocke in An wesenheit des gesammten Domkapitels der Civil- und Militärbehörden; die Kaiserglocke erhielt den kirchlichen Namen „Gloriosa" (die Ruhm reiche) ; seit dem Dombaufest 1880 ertönt sie heute zum mssen MW Beim Vollgeläute aller Glocken war eine zahlreiche Menschenmenge Zeuge des seltenen Schauspiels. ^ — In der Angerfrohnfeste sn München befinden sich gegenwärtig- nicht weniger als sieben vom Schwurgerichte innerhalb vi« Monaheu zum Tode Verurtheilte, welche dort ihres Schicksals harren. ^ ... — Im Lahre 1849 versank im Kieler Hafen ein von dem Er- findet Bau« construirte» Laucherschiff. Jetzt ist man zufällig auf, das Schiff beim Baggern gestoßen und eS werden wahrscheinlich Du- suche zur Hebung gemacht werden. — Wie man vernimmt, wird das neu zu errichtende seminar für orientalische Sprachen Mitte October d. I. in eröffnet werden. — Der Bürgermeister und Abg. Jaunez in Saargemünd, der aus seiner Stellung als Mitglied des elsaß-lothringischen Staatsra^ wegen seiner Franzosenfreundlichkeit entlassen worden ist, besitzt Adlerorden 3. Classe. Auch die Enthebung von seinem städüs Amte steht auf Grund des neuen Bürgermeistergesetzes für Lothringen bevor. — Aus Russisch-Polen wird bestätigt, daß wegen der den iAK ländern drohenden Maßregelungen und Ausweisungen sehr viele Deutsche ihre Aufnahme in den russischen Unterthanenverband bean tragen. Die Erledigung dieser Anträge geht indessen sehr langsam von statten. Die reichsten nichtrussischen Grundbesitzer in dün Grenzbezirken haben meist persönlich in Petersburg Schritte gethan, um eine Milderung der drohenden Maßnahmen zu erhalten. Wie bedeutend z. B. der von Kramsta'sche Grundbesitz in Polen an Berg werken, Eisenhütten rc. ist, erhellt au» dem Umstande, daß in diesen Etablissement» 8000 Arbeiter beschäftigt sind. Sämmtliche Direktoren, der Kranke selbst. — Welche Lebensschicksale mußte sie erfahren haben, welche Stürme mochten über diese» eigenartige Geschöpf dahin gwraüst sein?! Prüfend ließ er den Blick über sie gleiten, als sie im schwache« Dämmerlicht des Abend» am Fenster stand und den Inhalt eine» nicht, allzu großen Portemonnaie» sorgsam Prüfte; er erschrak säst, als sie, e- mit scharfem Klang wieder schließend, plötzlich mit eine« Blick auf den Kranken saate: ' ' Run wohl, ich bleibe für'S Erste! Haben Sie die Güte, mit bet Hausfrau für mich zu verhandeln." — Noch wArend sie sprach, hatte sie mit rascher Hand ein wenig Ordnung geschafft da» UeberMsfige hinan», da» Nöthige herein- beockttt. „Wie ist Ihr Name, Fräulein?" „Constanze!" erwiderte sie kurz. E» klang Alle» so seltsam hart. Wie schnell war sie heimisch in s)«, ««de» Räumen, wi« folgte sie allen Anordnungen de» Arzte» Und kommandiere deu allen Diener, als sei sie die Herrin, und Uk? sie in ihrem dunklen knappen Kleide sich an da» Bett setzte, gleichsam'M wolle fie Besitz von dem Kranken ergreifen, da dachte der Geheimrath kopfschüttelnd: „Seltsam! Seltsam! — Phänomenale» Mädchen!" Aber er hatte bald wenig Zeit, sich um Probleme zu kümmern, denn der Kranke nahm all seine Zeit und seine Kräfte in Anspruch. Der alte Herr und daS junge Mädchen faßen die ganze Nacht so theilnehmend, so hilfsbereit an hem Lager eine» ihnen Beiden so völlig Fremden, wie zwei gute Kameraden» und beobachteten mit chweren Herzen den Kampf, welcher um Tod und Leben ging. ES war eine bange, schwere Nacht. Erst gegen Morgen ward der Krätcke ruhiger, und nun bestand der Geheimrath darauf, daß sich Constanze n ihr Zimmer begebe, welche» er für fie bestellt, sein Assistenzarzt werde jetzt für sie eintreten. - Ein freundliches, sonnige» Zimmer, mit allem Comfort auSar- tattet, war ihr angewiesen, und sie gab sich dem so lange, ach,Lu änge entbehrten Zauber der Ruhe, der Behaglichkeit, ohne jede Re flexion, mit einem unsagbaren Wonnegefühl hin, bald in einen tiefen, traumlosen Schlummer versinkend. ^ Wochen waren vergangen. Das Befinden des Kranken ließ bald ürchten, bald hoffen. Die Besinnung kehrte nur dann und w und für kurze Zeit zurück; dann sah er mit großen, schwarzen, r. mrtweichen Lug« wie traumverwren in^dw.Welt,^ auf. seine