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» Mittwoch, den 3V. Oktober. 2SS. Mr/ — Im Laufe weniger Wochen sind sechs Personen von Soldaten erschossen worden. Ein Soldat erschoß, um sich für eine unbe deutende Arreststrase zu rächen, zwei Offiziere; ein anderer erschoß einen Korporal auS ähnlichen Gründen. Vier andere Soldaten begingen Meuchelmorde im Anfälle von Wuth oder Trunkenheit. — Die „Press" will wissen, daß der König, die Königin und die Kronprinzessin von Preußen die Londoner Ausstellung des nächsten Jahres zu besuchen gedenke». Bagage bestand aus vier Wagen, die von russischen Kutschern gefahren und von drei Bedienten Rappo's begleitet wurden. Außerdem befandest sich mehrere Mitglieder der Künstlergesellschast in den verschiedenen Wage», Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die russischen Kutscher von der reichen Geldladuug, die sich in Rappo's Wagen befand, irgendwie Keimt- niß erhalten hatten; auch ist die Vermuthung nicht unzuläsfig, daß einer derselben in geheimer Verbindung mit einer Räuberbande stand, die damals ihr Unwesen im Simbirsker Walde trieb. Durch diesen Wald führt die Landstraße. Carl Rappo, ein Rann, der Furcht nur dem Ramen nach kannte, war überdies von der Unsicherheit seiner Reiseroute nicht in Kenntniß gesetzt worden, und ! so hatte er e« unterlassen, mit Ausnahme einiger Waffen irgend welche Vorkehrungen -egen einen etwaigen Ucberfall zu treffen. Bei einem Kunstausfluge nach Italien kehrt« Rappo, einige Jahr« vor der Zeit, in der unsere Geschichte spielt, in das auf den ewigen Schneercgionen liegende St. Bernhard-Kloster ein. Dit ehrwürdigen Mönche verpflegten ihn ausis Beste, und da er einen Dank nicht besser glaubte an den Tag legen zu können, so erfreute er di« ftommen Brüder mit seinen Kraftproductionen. Das war ihnen etwas Neues, etwas Unerhörtes, und die guten Leute wußten nicht, auf welch« Weis« sie ein so unerwartete», außerordentliches Vergnügen wieder gut machest sollten. Ihr Anerbieten, dem großen Künstler ein Geschenk mit dreien ihrer vortrefflichen großen und starke« Hunde zu machen, wurde po« ihm dankbar angenommen. Diese gelehrigen Vierfüßler, die auf dem St. Bernhard die Aufgabe haben, in Schnee und Eis verunglückt« Menschen zu retten, wurden von unserm Rappo dresfirt und verstand«« es bald, auf Befehl ihres Herren über Jeden herzusallen, in dem sie einen angreifenden Feind desselben witterten. Diese treuen Thiere, nebst zwei andern Hunden, sollten ihrem Herr» sich bald nützlich und rettend erweisen. Die Gesellschaft mochte eben die Mitte des erwähnten Walde» erreicht haben, als vier Kerle aus dem Dickicht,hervorsprangen, au ein«» Baum ein Seil befestigten und dasselbe, um dre Fuhrwerke aufzuhalten, quer über den Weg spannten. — Carl Rappo, Führer des ersten Wagens, hatte kaum die Räuber bemerkt, als er auch sofort mit einem »apps 8 rvMrve aQaaemiyiie Zur Erklärung der morgen stattfindenden Vorstellung des Herrn Francois Rappo diene noch der besondere Auszug aus dem Bremer Courier 297. vom 26. October 1861: Der Name Rappo erfreut sich nicht nur eines deutschen, .sondern man kann es ohne Uebertreibung behaupten, eines europäischen Rufes. Schon in den zwanziger Jahren machten die außerordentlichen Leistungen des Athleten Carl Rappo ein bedeutendes Aufsehen in Deutschland und waren der Impuls, daß auch aus fremden Ländern zahlreiche Einladungen an ihn ergingen, die ihm Ruf, Ehre und Belohnung einbrachten. Im Anfänge der vierziger Jahre, mithin vor etwa 20 Jahren, folgte Carl Rappo einem Rufe nach Rußland, der ihn veranlaßte, vor erst Nischnei-Rowgorod zu besuchen, wo gerade die weltberühmte Messe abgehalten wurde. Seine Voraussetzung, daß diese reiche russische Stadt ihm eine reiche goldene Ernte »inbringr» werde, verwirklichte sich auch über Erwart»». — Carl Rapp», damals »ach «»bekannt mit den üblichen GebrDchs», hatte « mrabstmnt, semen skhr ansehnliche» Baar- Vorrath gegen gute Wechsel nmzutauschen, und ging Mik einer bedeutenden Summe »vn Nischntt-Rvwgmvd. über Kasan nach WimbirSk. Seim --— — 1861. Paar geladenen Pistolen versehen, herabsprang und fich auf dieselben stürzte. Die Scene gewann aber bald eine größere Lebendigkeit; denn die starken Bäume des Waldes schienen eine große Anzahl hervor» stürzender Banditen auszuspeien. Die Mehrzahl derselben wandte fich gegen Rappo's Wagen, den theilweise zu plündern ihnen auch gelang. Unbezweiselt hatten die Räuber aus einen leichten Sieg gehofft. Aber l sie sollten schrecklich enttäuscht werden. Nachdem Rappo die beiden Schußwaffen abgefeuert, befand er fich ohne alle und jede brauchbare Waffe. Es bedurfte des Muths, der Kraft und Besonnenheit eines Rappo, um in einer so höchst gefährlichen Situation noch thatkräftig zu sein. Hier durste nicht lange überlegt werden. Mit seiner bekannten Geschicklichkeit unterlief Rappo einen der Räuber, als dieser gerade seine Büchse auf ihn anlegte, schlug die Waffe in die Höhe, entwand sie ihm und im nächsten Augenblick lag der Bandit mit zerschmettertem Hirnkasten zu Rappo's Füßen. — Dieser sah mit großer Äenugthuung, daß auch seine Leute wacker kämpften und wurde sein eigener Muth durch diesen erfreulichen Anblick bedeutend erhöht. Gerade auf ihn und seinen Wagewshatten es die Räuber abgesehen und schaarten fich hordenweise um den tapfer» Kämpfer. Aber dieser schwang seine Waffe sehr erfolgreich und der Kolben der selben räumte unter den Feinden tüchtig auf. Dann und wann, wen« cs seine kämpfende Stellung erlaubte, warf er einen Blick aus fei» tapfere« Weib, das, während ihre Linke sein '/«jähriges Töchterchen, schützte, die mit einem Knüttel versehene Rechte gebrauchte, heldenmüthig l>N Räuber in ehrerbietiger Entfernung zu halten. — Bald jedoch sollte Rappo's Muth auf eine doppelte Probe gestellt werden. Unter he« unaufhörlichen «ewehrfeuer und dem unbeschreiblichen Kampsgetös« schlug an Rappo's Ohr der Echreckruf einer wohlbekannten Stimm«, «S war bi« seiner Fra«. Mit Blitzesschnelle richtet« sich sei» Au-« Latzesgeschichte. Au- dem Gerichtddezirk EidenstoS. Der Behörde war kund geworden, daß am S. d. M. der Fleischerlehrling, E. B. aus Zschopau und am 5. d. M. der Fleischerlehtling E. Sch., und zwar der Erstere zwischen WolfSgrün und Eibenstock, de: Letztere zwischen Sosa und Eibenstock von zwei, resp. einem Menschen räuberisch angefallen und nur durch das Hinzutreten ihrer Hunde vor Ausplünderung gewahrt wordeN seien. E. B. hatte dabei Mütze und Stock preisgeben müssen, dem Sch. aber waren im Ringen mit dem Räuber Weste, Rock und Halstuch durchaus zerrissen worden. Trotz aller polizeilichen Vigilanz wollte es nicht gelingen, auf eine Spur dieser Räuber zu gelangen, biS des GenSd'armen S. Uulsicht und Eifer es erreichte, die fraglichen Räuber — in der Phantasie der AngrfalleNrn ausfindig zu machen. .Beide Fleischerlehrburschen nämlich haben eingestandenermaßen die Raub anfälle blos erdichtet, um dadurch vor später Aussendung und dem entsprechend später HeimkehrSmöglichkeit seitens ihres Meisters fich zu wahren! Berlin, 26. October, Dem Fürsten von Hohenzovern ist am 18. Oktober zu Königsberg das Prädicat: königliche Hoheit, Süd, der „N. Pr. Z." zufolge, allen preußischen Fürsten, welche bisher das Prädicat „fürstliche Gnaden" hatten, an» Veranlassung der Krönung das Prädicat „Durchlaucht" verliehen worben. — Wie die „A. Pr. Z." vernimmt, hat der König in Anerkennung der Ordnung, welche bei den Feierlichkeiten am 22. d. M. auf den Straßen hiesiger für Stadt geherrscht, sowie die Energie, mit welcher den am 23. Abends vorgesallenen Excessen entgegengetreten ist, dem stellvertretenden Chef deS königl. Polizeipräsidiums, geh. RegierungSrath v. Winter, den rothen Adlerorden dritter Klasse verliehen und befohlen, daß der Schutzmannschaft für ihr Verhalten an den vorgedachten beiden Tagen eine besondere Anerkennung zu Theil werde. Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Königl. Gerichtsämter und der Stadträche zu Freiberg, Sayda und Brand. »---Freiberger Anzeiger^- V« bi« Nachmittag« . INld ' Tagt b la tt. 1-5 E