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Nockenblätt für Pulsnitz, Königsbrück, Radrbcrg, Rabeburg, Mnritzburg und Rmgegen^ Erscheint: Mittwoch« und Sonnabend». Abonnementspreis: («t»lchlie?Iich dt« jedkr Eonnabend-Nummer bnliejknde« Sonnt-qSblatte») Vierteljährlich 1 Mi. 25 Pfg. Inserate werden mit 10 Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- «eile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittag- » Uhr hier aufzugeben. Amtsblatt des Königlichen Amtsgerichts, sowie des Ktadtrathes zu Anlsnih. GeschäftssteLe* ILr Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. Fünf»nSSrcif;igstcr Jahrgang. Dresden: Annoncen-Bureaus Haasenstr i» L Vogler u. Jnvalidendant. Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber in Pulsnitz. Leipzig: Rudolph Moli» """ uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarke» odar Tl-Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls aufgenoa»««^ mag der Betrag beiliegen oder nicht. LxpeäiliON äk8 ^Mt8bIattS«. Sonnavend. 82. 13. Oktober 1883.^ Praktische Politik. ES ist ja nicht zu verkennen, daß das Programm mancher politischen Partei im Reiche berechtigten Zielen nachstrebt, auch wollen wir heute nicht von dem Neber wuchern der Principiensragen und dem gleißenden po litischen Ehrgeize reden, der nur zu gern die idealen Begriffe Freiheit und Gleichheit, Patriotismus und Ge rechtigkeit als Mittel zu seinen Zwecken benutzt. Aber wenn man fast in jeder parlamentarischen Session die bedauerliche Beobachtung machen muß, daß eine Partei für ihr einziges oder zwei Parteien für ihr vereinigtes Programm keine Mehrheit finden und sich in Folge dessen die Parteiprogramme gegenseitig matt setzen, wobei natürlich auch die Vorschläge der Regierung oft in den Papierkorb fallen, ohne daß aus den Reihen der Abge ordneten ein anderer Plan vorgelegt oder durchgesührt wird, so möchte man doch fragen, ob alle diejenigen Parteien, welche auf Vaterlandsliebe und gerechte Wür digung der historischen Entwickelung des deutschen Reiches Anspruch machen, nicht bald zu der Einsicht kommen, daß es nothwendig ist, sich über eine praktische Politik zu verständigen. Was in dieser Beziehung nun Noth thut und fest gehalten werden muß, liegt auch für jeden Vaterlands freund klar zu Tage. Weshalb hat denn Deutschland früher Jahrhunderte hindurch in Ohnmacht und Zer rüttung dagelegen? Ohne Zweifel wohl deshalb, weil ihm jede Centralgewalt und jede Einhalt in den poli tischen Zielen fehlte. Die Aufrechterhaltung der in den Funktionen des Reichskanzlers liegenden Centralgewalt, was die Reichsangelegenheiten nach innen wie außen anbetrifft, ist daher für Deutschland eine politische Noth wendigkeit und die sogenannte parlamentarische Regier- ungSweise mit ihren demokratischen Neigungen ist unbe dingt zurückzuweisen, denn dieselbe eignet sich nicht für den bundesstaatlichen Charakter des Reichs und würde auch niemals von den maßgebenden Königreichen Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberg, ja auch nicht einmal von den deutschen Mittelstaaten acceptirt werden, denn in allen diesen Staaten sind die Begriffe der Regenten über ihre Hen scherpflichten und Rechte historisch und fachlich so klargelegt, daß diese Regenten nicht nur eine Autorität und Executive, sondern auch eine Initiative und Regierungsgewalt, natürlich vollständig im Rahmen der Verfassung, repräscntiren. Die Centralgewalt ist also sür das deutsche Reich nicht nur nothwendig, son dern sie würde sich wohl auch nicht beseitigen lasten, mögen auch Fortschrittler, Demokraten, Socialisten und Partikularisten ihre Kräfte daran erproben. Für die reichssreundlichen Parteien ist danach aber auch die Aufgabe klar vorgezeichnet. Sie heißt Unter stützung der Centralgewalt und aller sie stützenden Neichs- institutionen wie Reichsheer, Flotte, Reichsfinanzen und Reichsgesetzgebung, ferner Förderung der Einheit aus allen gemeinsamen Gebieten und Hebung aller das ge meinsame Wohl gefährdenden Gebrechen. An ein schäd liches Ueberwuchern der Reichscentralgewalten ist dabei gar nicht zu denke», denn dafür bürgt schon der bundes staatliche Charakter des Reichs, den Niemand anzutasten gedenkt. Diese aus die lediglich praktischen Aufgaben gelenkte Politik würde auch unseren parlamentarischen Institutionen nichts an Würde rauben, venn die Initi ative in der Wahl der Mittel sür diese Politik und das verfassungsmäßige Veto bleibt ihnen nach wie vor ge sichert. Zeitereignisse. PulSnitz. Mit Beginn des Wintersemesters wurde unserer Schule ein werthvolleS Geschenk. Der vom Wagenbauer Lindenkreuz erbaute und früher zu besten Geschäftsbetrieb benutzte Schuppen ist seitens der Stadt angekaust und zur Turnhalle eingerichtet worden. Von Lehrern und Kindern wird diese Wohlthat freudigst be grüßt. Denn eine solche ist's zu nennen, wenn künftig bei nassem und kaltem Wetter der Turnunterricht in einem geräumigen, Hellen und hoffentlich staubfreien, wenn auch sonst einfachen Lokale erlhsilt werden kann. Bleibt auch bezüglich der inneren Ausstattung des Gebäudes noch so manches zu thun, so ist doch mit diesem selbst die erste Vorbedingung für einen angenehmen und segens vollen Turnunterricht im Winter gegeben, und wünschen wir den jugendlichen Turnern, die jetzt froh in den neuen Uebungsraum einziehen, im Hinblick auf diesen „Gut Heil!" — In einer am Montag Abend abgehaltenen Sitz ung des Kirchenvorstandes unserer Parochie ist Herr Pastor Kuhn aus Hinterhermsdorf mit 11 von 15 Stimmen als Oberpfarrer an hiesige Kirche gewählt worden. Großröhrsdorf, 9. Oktober. Auf der Pharma- ceutischcn Ausstellung in Wien ist die Firma Joh. Gott fried Schöne hier für ausgestellte Bandagen mit der silbernen Medaille prämiirt worden. (G. A.) Bautzen. Zum Besuch des an der landwirthschast- lichen Lehranstalt am 22. October d. I. beginnenden Wintersemesters haben sich bis jetzt folgende junge Land- wirthe neu angemeldet: I. A. Pietsch aus Bautzen, K. L. Wünsche aus Laube, A. W. Mehner aus Pirna, F. K. Rudolph aus Frankfurt a. d. O., R. Schulze aus Birkenhain, E. G. Eichler aus Friedersdorf, G. M. Eisold aus Waitzdorf, K. A. Rasche aus Lohsdorf, G. E. Ebermann aus Schönau a. d. E., G. Hempel aus Dürrhennersdorf, E. B. Hantsche aus Prietitz, G. E. Hanspach aus Kunnersdorf, R. Thiel aus Bautzen, L M. Seydel aus Langburkersdors, W. I. Weickelt aus Sommerau bei Reibersdorf, K. A. Heine aus Kannewitz, W. E. Hempel aus Prietitz, M. Kalrch aus Ebendörfel, K. A. Pötschke aus Puscheritz, I. A. Dreßler aus Nieder- gurig, A. Richter aus Nostitz, M. Spottke aus Litten. — In den wendischen Weberdörfern der Oberlausitz nimmt die Auswanderungslust überhand. Dieser Tage sind nach einer Meldung von dort an 300 Personen aus den Dörfern in der Umgegend von Weißenberg und Hoch kirch ausgewandert, um sich in der von evangelischen Wenden in den vierziger Jahren begründeten wendischen Colonie Serbin in Texas eine neue Heimath zu suchen. Schon im vorigen Jahre sind aus der Umgegend von Neusalza Trupps von Weberfamilien nach Nordamerika übergesiedelt; auch in diesem Sommer sind einige Weber- samilien nach Texas gegangen, u. A. 25 Bewohner von Gleina, das nur 100 Einwohner zählt. Dresden. Auf Anordnung des Königl. Ministeri ums des Innern ist die im Jahre 1862 in Hubertusburg als Zweiganstalt der Landes-Blindenanstalt zu Dresden eröffnete Blinden-Vorschule nach Moritzburg verlegt wor den, ohne daß an den sonst hinsichtlich dieser Anstalt getroffenen ministeriellen Bestimmungen eine Aenderung eingctreten ist. — Mit dem Eintreten der kälteren Jahreszeit be ginnt bekanntlich auf den Linien der königl. Sächsischen Staatsbahnen auch wieder das Heizen der Koupös in den Eisenbahnzügen und nimmt die fakultative Heizungsperiode, je nachdem es die Temperatur erfordert, vom 15. Oktober ab ihren Anfang; es währt diefelbe bis zum 30. November. In den Monaten December, Januar und Februar wird ohne Unterbrechung — wenn nicht außergewöhnliche, sehr warme Witterung eintritt — sortgrheizt. Vom 1. März bis mit 15. April abermals wieder, je nachdem und wann es die kalte Temperatur geboten scheint. — Der neuesten. Nr. des „Verordnungsblattes des evang.-lutherischen LandeSconsistoriums" sind drei Kirchen gebete beigegeben, von denen das erste am Resormations- feste und am Sonntag den 4. Nov. von den Kanzeln zu verlesen, das zweite am Sonntag den 11. Nov. bei dem VozmittagsgotteSdirnste in Anwendung zu bringen und das dritte dem der Schuljugend gewidmeten Nachmittags gottesdienste am 11. November anzuschließen ist. Berlin, 8. October. Bezüglich des in den Voran schlägen für das Niederwald-Denkmal unterschätzten Auf wandes, wodurch der Erbauer des Denkmals kaum vor einem unmittelbaren Schaden bewahrt wurde, theilt der „Reichsanzeiger" mit, Se. Majestät der Kaiser habe im Hinblick hieraus sowie in Würdigung der Größe und Bedeutung des Meisterwerks dem Professor Schilling neben der Ordensauszeichnung eine besondere Anerkenn ung in Gestalt einer Ehrengabe von 30,000 Mark zu- gewenvet und den Künstler am Einweihungstage davon durch ein huldreiches Handschreiben in Kenntniß gesetzt. — Am Sonnabend Abend gegen ^6 Uhr brannte die jetzt Herrn Liebermann in Berlin gehörige große Baumwollspinnerei zu Falkenau bei Flöha nieder. Von dem 17 Fenster in der Front langen und 5 Stockwerke hohen Gebäude stehen nur noch die Umfassungsmauern; im Innern derselben bilden die in ihren Holztheilen ver brannten Maschinen nebst den Transmissionen ein wildes Chaos. Tie Spinnerei ist erst 1879 mit durchgängig englischen Maschinen eingerichtet worden und hatte 15,000 Spindeln im Gange; unter den Maschinen befanden sich lOOOspindelige Selfaktoren. Das Bedauerlichste' bei dem Brande ist, daß gegen 200 Arbeiter dadurch plötzlich ohne Beschäftigung sind. Magdeburg. In unserer Provinz cursiren falsche Fünfmarkscheine, deren Nachahmung mittelst Abzuges oder Abklatschens so geschickt ausgeführt worden ist, daß der Unterschied der echten von den falschen Scheinen nur sehr schwer und zwar nur daran zu erkennen ist, daß über dem „ö" in dem Namen Löwe die Striche fehlen, daß ferner die rechte Hand der rechts dargestellten Fi guren undeutlich ausgeprägt und die kleine Schrift der Rückseite an vielen Stellen verwischt ist. Wilhelmshaven, 8. Oktober. Eine großartige Neuerung ist für die hiesige Werst geplant: Es betrifft, so berichtet man der „Old. Ztg.", eine Anlage, nach welcher mittelst Elektricität die im Hafendienst hauptsäch lich zur Geltung kommenden Hilssmaschinen, als Gang spiels, Winden und Krähne, in Betrieb gesetzt werden sollen. In gleicher Weise soll ferner das Oeffnen und Schließen der Schleusenthore bewerkstelligt werden, wie auch gleichzeitig mit dieser Anlage eine elektrische Be leuchtung der Docks und der Hafeneinfahrten verbunden sein soll. — Aus der Strecke Nordhausen-Sangerhausen sollen demnächst die Geleise mit Schienen aus Hartglas belegt und zum Befahren der Strecke Maschinen mit Rädern aus comprimirten Papier verwandt werden. (Das Hart glas ist eine Erfindung von Siemens und es besitzt dasselbe allerdings eine große Widerstandsfähigkeit und Tragkraft, sodaß es schon zur Herstellung kleiner Brücken verwendet worden ist.) Wien. Die Ermordung des Oberrichters von Ungarn, Baron Georg v. Majlath, hat nunmehr ihre vorläufige Sühne gesunden, indem die drei Theilnehmer an diesem Verbrechen, Pitely, Berecz und Spanga, zum Tode verurtheilt worden sind. Die drei Verurtheilten haben appelirt, aber nur die Gnade des Kaisers kann sie v»,m Stricke retten und es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß der österreichische Herrscher in einem so schweren Falle, der weit über Grenzen Ungarns Aussehen und Entrüstung hervorrief, Gnade für Recht ergehen lassen wird. Paris, 9. Oktober. General Campenon ist zum Kriegsminister ernannt worden. — In Warschau haben, neuesten Meldungen zu folge, in dem von jungen Russinnen besuchten und unter Protektorat des Kaisers stehenden Maria-Institute Haus suchungen durch die Staatsanwaltschaft und Gendar merie stattgefunden, nachdem zuvor eine Lehrerin des Institutes, Namens JettyS (Russin), bei der Abnahme socialistrcher Schristen ertappt worden war. Außer »hr