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Dresdner Journal : 14.01.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187001145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-01
- Tag 1870-01-14
-
Monat
1870-01
-
Jahr
1870
- Titel
- Dresdner Journal : 14.01.1870
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Richlamllicher TheU. Uebersicht. relegraphische Nachrichten. TageSgefchichte. (Drcedcn. Berlin. Wien. Prsth. Pa- ttS. Morenz. Madrid. Kopenhagen. Kon^antinopel.) Landtag-Verhandlungen. Ernennungen, Versetzungen re. im Sffeatl. Dienste. Provinzialvachrichtev. (Leipzig. Zwickau.) Vermischtet. Beilage. Landtag-Verhandlungen. Dresdner Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Sternberg, Mittwoch, 12. Jannar, Abends. lW- T.B.) Der Landtag ist in der heutigen Abend- fitzung bis zum 11. Februar vertagt worden. (Laut einer Depesche des „L. B. f. N." haben die Streliyer Stände wiederholt verweigert, eine Erklärung über den Beitrag zu den Bundeslasten abzugeben, ehe die Steuer reform erledigt sei.) Paris, Mittwoch, 12. Januar, Abends. (W. L. B.) Wie verlautet, würden in Zukunft die Mit glieder des geheimen Raths nicht mehr den Sitz ungen des MinisterratHS beiwohnen. Die seilen des gesetzgebenden Körper- ernannte Commission, welche darüber beschließen soll, ob Rochefort gerichtlich zu verfolgen, soll dieser Frage günstig gestimmt sein. In der heutigen Sitzung des gesetzgebenden Körpers kündigte Ferry eine Interpellation an, betreffend die Verfassungswidrig keit des höchsten Gerichtshofes sowie der Einbe- rufungSdecrete. Der Justizminrster Ollivier er widerte, eS handle sich nicht um eine Interpellation, sondern um einen Antrag, in dessen Ausführung sich die Legislative constituirende Gewalt beilegen und einem bestehenden SrnatSconsult zuwiderhan- dein würde. Die Kammer beschließt die Tages ordnung. (Vgl. unter „Tagesgeschrchle".) Die „Marseillaise" ist heute früh wegen Auf reizung zum Hasse gegen die Regierung confiScirt worden. Man versichert, daß die Instruction in dem Pro- ceffe gegen den Prinzen Peter Napoleon fast be- endet ist und daß die Anklagekammer demgemäß heute oder morgen ihre Entscheidung wird treffen können. Paris, Donnerstag, 13. Januar. (W. T. B.) Das Leichenbegängnis Victor Noir'« hat gestern Nachmittag unter einem enormen Bolksavflaufe in Neuilly stattgefunden. Rochefort redete die Menge aus einem Fenster des Trauerhauses an und wurde durch die Rufe: „Vtve Rochefort!" unterbrochen. Weder Truppen, noch Po- lizeideawte waren sichtbar. Ein Theil der Menschcn- masse folgte dem Leichenwagen aus den Kirchhof, An- dere kehrten ruhig nach Paris zurück. Auch während des weitern Verlaufs des Leichenbegängnisses fanden keine erheblichen Ruhestörungen statt. Das Einschrei ten der Cavalerie beschränkte sich auf die Säuberung der Champs-Elysöes. Nirgends wurde Widerstand ge leistet. Bei der Rückkehr vom Kirchhofe rief die Menge: „Es lebe Rochefort!" sowie: „Es lebe die Republik!" und sang die Marseillaise, ohne daß die Polizei etn- schritt. Bis zum Abende boten die Boulevards den ge wohnten Anblick, nirgends waren außergewöhnliche Anhäufungen bemerkbar, und überall herrschte völlige Ordnung. Erst in den späten Abendstunden durch zogen lärmende Banden die Boulevards. Um Mitter nacht herrschte wieder Ruhe. Weitere Berichte über dir gestrigen Vorgänge bestätigen, daß nirgends ein ernster Conflict vorgefallen ist. Bei der Vanille fan den Manifestationen statt, wobei mehrere Personen ver haftet wurden. Rochefort und Naspail, welche sich zu Wagen vom Kirchhofe nach dem Palais-Bourbon durch die Champs-Elys-es begaben, ließen die Truppen ruhig passiren. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) Tagtsgeschichtc. Dresden, 13. Januar. Gestern Abend hat m den Paradesälcn der zweiten Etage des köni„l. Schlosses der erste diesjährige große Hofball stattgcfundcn. Demselben geruhten Ihre Majestäten der König und die Königin beizuwohnen, wie denn auch Ihre königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin und Prinz und Frau Prinzessin Georg, sowie Se. köntgl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Se. Durch laucht Fürst Otto von Schönburg-Waldenburg und Sc. Durchlaucht Fürst Ferdinand v. Isenburg-Büdingen an demselben Theil genommen haben. Die Zahl der Anwesenden hat gegen 600 betragen. Dresden, 13. Januar. In ihrer heutigen Sitz ung nahm die Zweite Kammer, nachdem sic die übrigen Gegenstände der Tagesordnung den Anträgen der zweiten Deputation gemäß ohne Debatte erledigt hatte, bei der Vvlberathung im Plenum nach längerer Debatte, in welcher selten der Negierung die Staats- ministcr Or. Schneider und v. Nostitz Wallwitz das Wort ergriffen, folgenden Antrag des Abg. Krause und Ge nossen: „in Gemeinschaft mit der Ersten Kammer bei der Slaats- regieruna zu beantragen: bah dieselbe mit den Fürsten und Grafen Herren von Schönburg thunlichst bald in Unterhand lungen über Aufgabe der dem Hause Schönburg zur Zeit zu stehenden öffentlich rechllichcn Befugnisse trete, sowie datz dte- selben, falls diese Unterhandlungen nicht zu dem gewünschten Ziele führen sollten, die zur Aushebung der berenten Befug nisse erford-rlichen Schritte bez. un Wege oer Gesetzgebung lhue und der nächsten Sliindeversammlung eine dahin gehende Vor lage mache," in seinem ersten Theile einstimmig, in seinem zweiten gegen 9 Stimmen an. * Berlin, 12. Jannar. Die von uns gestern er wähnten Mtt'hcilungen über die mit dem 1. Januar cingetretene völkerrechtliche Vertretung des Norddeutschen Bundes werden heute von der „Prov. Corrcsp." in folgender Weise bestätigt: Die Verwaltung der auswärtigen Angelegenheiten in allen Beziehungen zum BundeSauslande ist auf den Nord deutschen Bund übergegangen. Das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten wird unter diesem seinem bisherigen Titel nur noch die Geschäfte zu besorgen haben, welche aus den Beziehungen des preußischen Staates zu den übrigen Bundesstaaten hervvrgeheo, ohne nach der Bundesverfassung einer der Behörden des Bundes obzuliegen. Für ern gejammten übrig.« Geschäftsbetrieb tritt das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten mit seinem bisherigen Persona«bestände und unter d.r Bezeichnung „Auswärtiges Amt des Norddeutschen Bundes" unter die unmittelbare Leitung des Bundeskanzlers. Der bisherige Untcrstaatssecretär behält zum Bundeskanzler die Beziehungen, in welchen er zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten ge standen hat, und führt den Titel: „Staatssccretär des auswärtigen Amts." Die Vertreter nn BundeSauslande werden den Titel „Gesandtschaft (Botschaft, Geschäfts träger) des Norddeutschen Bundes" und als Wappen den preußischen Adler mit der Umschrift: „Gesandt schaft des Nori deutsch n Bund s" führen, wie es dem Artikel 11 der Bundesverfassung entspricht, welcher die völkerrechtliche Vertretung des Bundes der Krone Preußen überträgt. — Wie der „St. A." meldet, hat heute die Commrssion zur weiteren Ausbildung der Statistik des Zollvereins ihre erste Sitzung ab gehalten. Den Vorsitz der Commission hat der k. preußische geheime Oberfinanzrath Hasse.bach über nommen. Zu Mitgliedern derselben sind bis jetzt be rufen wercen: Preußischcrseits der geheime Ob r- regi.rungsrath Herzog, der Direktor des statistischen Büreauo, geheimer Obcrrcgierungsrath vr. Engel, der Regrcruiigsrath Schede und als Protokollführer der Negicrungsrath Böckh; ferner der Vorstand des k. bayerschen statistischen Bureaus, Union sitätsprofcsjor Ur. Georg Mayr; der Vorstand des k. württcmberglschcn statistisch-topographischen Büreans, Staatsrath a. D. Or. v. Blümelin und der k. württembcrgische Ober finanzrath vr. v. Zeller; der k. sächsische geheime Finan rath Wahl; der Vorstand des grosch. badischen stalifit'che, Büreans L.,.allonsratb Harbeck; der großh. hessische Obersteuerraih Fabricius; der Vorstand les großh oldenburgischen stauttsichen Bureaus Becker; d.r großh. mecklenburgische Ministerialrath Dippe, der großh. mecklenburgische Obcrzollrath BocciuS; der Vor steher des Hamburgischen steuerstatistischen Büreaus Netzmann und der Vvisteher des Büreaus für Vremifche Statistik H. Frese. — Das Abgeordnetenhaus be schäftigte sich in seiner heutigen Sitzung mit Commis- stonsberichten über Petitionen, welche fast sämmilich durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt wurden. Sodann wurde noch ein Gesetzentwurf, betreffend die Thei'nahme der Siaatseiener »r Neuvorpowmern und Rügen an den Cvmmunalasten und Gemcindeverbänden beratben und angenommen, welcher inNenvorpemmcrn und Rügen diejenigen gesetzlichen Bestimmungen cin- führt, welche in allen übrigen Provinzen bestehen. — Die „N. Pr. Z " schreibt: Hiesige Correspondcn- ten fahren fort, über die Jnteniivnen des Bun deskanzlers Grafen v. Bismarck in Bezug anf die Abgabe einzelner Zweige seiner Thäti^kett allerlei widersprechende Angaben zu machen; wir glauben ver sichern zu dürfen, daß diese Mittheilungen durchweg auf bloser Vermnthung beruhen. — Alle die Gerüchte, die mit dem Weggange des französischen Botschafters Grafen Benedetti von hier sich beschäftigten, sind völlig grundlos. Wir ber crken, daß seit länger als einem Jahre jedes Gerücht dieser Art völlig aus der Lust gegriffen ist. — U.ber die Frage wegen Zulassung von Realschulabiturientcn zu den akad.imschen Fachstudien ist vor Kurzem auch von Seiten der Ber liner Universität ein Gutachten abgegeben worden. Alle Facuitäten derselben haben sich einmüthig gegen diese Zulassung erklärt. In gleichem Sinne ist auch noch von Rector und Senat ein Votum erfolgt und dem Gutachten der Facuitäten beigesügt. — Die in diesen Tagen hier durchpassirten Bergleute aus Walden burg, welche der Abg. vr. Hirsch nach Westfalen auswandern läßt, befanden sich in kläglichster Noth, da das Strikecvmiis Jedem nur 1 Lhlr. Reiseunter- stützung gegeben hatte. 7* Wien, 12. Januar. Die heutige amtliche „W. Z." ist aus Grund »peciellor allerhöchster Ermächtigung Sr. Majestät des Kaisers und Königs in der Lage, d'k deidcn von den Mitgliedern des gegenwärtigen Ministeriums für die im Neichsraihe vertretenen Königreiche und Länder an Se. Majestät erstattercn And den AdrrßanSschüsscn der beiden Häuser deS hohen Rcichsraths mitgetheilten Scparatvvtcrr über die schweben, en iurnrn Fragen ihr.m Wortlaute nach zu veröffentlichen. Im Nachstehenden geben wir eine ge drängte Inhaltsangabe dieser Lchriststücke. Das Memorandum der Majorität (welches die Unter schrift der Mimstcr Plener, Hasncr, Giskra, Herbst und Brcftel trägt und vom 18. Dercmber datnt ist) kmipy an die am >0. December unter dem Vorsitze des Kaisers abgchaltene Mimstcr- conscrenz, resp. den Auftrag Sr. Majestät an, „in bestimmter und ausführliche. Weise die Mittel und Wege anzugeben, welche eine Verständigung in Beziehung aus die Versüssung und sohin eine Vervollständigung der Reichsoertrcluug herbeimsühren geeignet wären." Die Majorität schickt voran, daß sic ihren Standpunkt seit dem Momente, in welchem sie in den kaiser lichen Raid berufen worden, unverrückt sestgehalten hat. Auch heute noch sind die Mitglieder der Majorität der Uebelzeugung, daß der schwierigen Lage gegenüber, m welche die Monarchie allerdings durch die sich gegenseitig widerstrebenden Richtungen ihrer Theile verseht ist, doch nichts erübrigt, als mit Beiseite lassung aller problematischen oder gefährlichen Prejecie den Mindestens relativ richtigsten Weg mit Geduld und jener Aus- daur weiter zu wandeln, deren Mangel so sehr geeignet ist, Mißtrauen gegen die Staatsverwaltung hervorzuiusen und dasselbe zu vergrößern. Gerade tue Schwierigkeit dieser Lage gestatte es nicht, ihre Ersolge mit Sicherheit zu verbüigcn; am allerwenigsten aber gestatte sie, e,ue solche Bürgschaft sür einen raschen Erfolg abzugeben. Die Unterzeichner des Programms der Majorität betrachten die derzeit in Kraft stehende Verfassung als das Resultat einer Reihe von Eom- promissen, welche mit dem föderalistischen Standpunkte abge schlossen worden sind. Hat die Verfassung vom Jahre l8«7 Unvollkommenheiten, so liegen sie sür eine unbefangene Bear- theilung doch nicht in den zu enge gezogenen Grenzen der Läuderautonomie Ohne jedoch selbst auch in diesem Betrachte der Diskussion über einzelne Fragen in Beziehung auf eine mögliche Corrcctnr starrsinnigen Widerstand entgegenzasetzea. müssen doch die Unterzeichner mit voller Entschiedenheit behaup ten , daß ein wesentliches llederschreiten der m der Verfassung vom Jahre iv<>7 gegebenen Länderautonomie die «lodenllche Kraft des Reichs auf Kosten von Forderungen gefährden müßte, welche, weder im pvsitwen Rechte, noch in reellen Bedüisuisien gegründet, eben deshalb ihren Grund nur in Druden,eu baden können, welchen das Interesse des Reichs widerspricht. Was die Frage der Abänderung des Wahlmodus sür den Reichsrath betrifft, so Kat die Regierung auch diele Frage nur mit aller Vorsicht in die Hand genommen. Sie hat sür die zu gewärti genden Aeußerungeu der Landtage die maßgebenden Gesichts- punkte sich gegenwärtig zu halten gesucht uud sie wird diese Frage mit den Mitgliedern des Reichsralhs besprechen, ehe sie in Beziehung auf dieselbe einen definitiven Entschluß faßt. Sie wird dem Kaiser keine Anträge uvterbreiteu, welche den vei fassung-mäßigen Boden verlasst,,, und sie wird, für welchen Antrag sie sich auch schließlich einigen möge, dewcldcu einem zweifelhaften Schicksale in den Verhandlungen und Beschlüssen des Reichsraths nicht auSsetzen. Dagegen aber müssen sich die Unterzeichner audererseits allen deni-nigen Projekten, welche auf eine veränderte staatsrechtliche Stellung der Königreiche und Länder zum Reiche abzielen, beharrlich widersetzen. In Beziehung auf Galazien könnte eine Politik gedacht werden, welche in der Gewährung ein r selbstständigen Stellung diese- Kronlands freie und dämm kräftigere Hand sür die B.siegung der anderweitigen Schwierigkeiten des Reichs zu gewinnen suchte. Eine solche Politik aber müßte sich mit der Consequenz vertraut machen, datz eine Provokation Rußlands ein« firner« Verbioduug Galiziens mit Oesterreich ernstlich in Frage stellen könnte. Kaum aber wäre za erwarten, daß selbst mit den weltestgehcnden Eoncessionen, namentlich wenn sic einseitig für Galizien ausgesprochen wären, die Parteien befriedigt werden kön« ten. Dagegen würden dieselben den Widerstand >n andern Ländern nothwendig verstärken, weil die Regierung dem Vor würfe nicht entgehen würde, verschiedene Länder nach verscksie- denem Maße verfassungsmäßigen Rechts zu behandeln. Mehr indeß noch als diele Frage hat diejenige der sog. staatsrechtlichen Opposition in Böhmen der Regierung Schwiciigkeiten vereitel. Die Kluft zwischen der Verfassung und der sog. Declaration, vou welcher die Opposition bis zum heutigen Tage auch nicht einen Schritt weit gewichen ist, hat die Majorität vom Anfänge an für eine unaussüllbare betrachtet- Bei dem Mangel jedes greifbaren Ausgangspunkt.s eiuer politischen Aclion erreicht« mau nichts, als daß die öffentliche Meinung in die ganz salsch« Bahn der Annahme gebracht wurde, als widirletze sich eiu Ty«il der Regierung ha.sstarrig dem Gedanken der Versöhnung und praktischer Schritte, welche zu deisellen sühren könnten, und daß von einer Seite her, von welcher eS am wenigsten za er warten stand, ein Sturm gegen dieselbe hervorgernsen und mit allen Mitteln der Preßagüatwn wachgehalten wurde, der ihre Stellung bereits nahezu unhaltbar gemacht hat. Eine Ab weichung von den Grundlagen des bisher eingehaltencn System-, welche die gegnerischen Parteien zu besriedrgen vermöchte, ist der Majorität überhaupt nur unter folgenden drei Voraus setzungen verständlich: entweder in der Absicht, an die Stelle der heutigen Verfassung ein föderalistisches System zu setzen; oder in der Absicht, mit Cvncessionen, welche uoch nicht der Föderalismus selbst sind, aber die Macht in jene Hände legt, m welchen sie zum Föderalismus führen muß, über deuselb«» gleichwohl hinausznkommen; oder endlich in der Erwartung, man werde durch die zu machenden Eoncessionen über die Schwierigkeiten des Augenblicks hiuüberkommen, in der Folge aber die entfesselten Mächte wieder io die nothwcndigen Grenzen bannen können. Den ersten Standpunkt halten d e Unterzeichner sür einen der Monarchie absolut verderb lichen; den zweiten für eine bedauerliche Selbsttäuschung; den dritten für ein gewagtes Spiel, welches die Lag« der Monarchie nicht gestattet. Gleichwohl gesteht chie Majorität, zu, daß in so großen und schwierigen politischen Fragen eine Verschiedenheit der Anschauungen möglich ist und beachteuswerthe Gründe sür sich haben kann. Worüber aber nach ihrer Ueber- zeugung eine Verschiedenheit der Ansichten nicht bestehen kann, das ist dies, daß in keinem Staate, am wenigsten in Oester reich, die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten ohne die ernstesten Gefahren den Händen einer Regierung anverlraut bleiben kann, welche nicht in ihren Gliedern über den einzu- schlagcndcn Weg vollkommen einig ist und vor Allem nach äugen hin als einig erscheint. Die Unterzeichner sind der Ueberzeu- aung, daß jenes Maß von Schwierigkeiten, welches sich ihnen heule entgeacnstellt, nicht bestehen würde, wenn die Regierung mit einheitlicher Kraft ihren Weg zu verfolgen in der Lage ge wesen wäre, und knüpsen daran die allerunterthäuigste Bitie: „Geruhen Eiv. Majestät das Aüerhöchstdenselbcn geeignet Ec- scheincode zu versügcn aus daß die feiiiern Gcichicke des Reiches einem ungelheilt wirkenden, öes kaiserlichen Vertrauens sich erfreuenden Körper der Rälhe Ew. Majestät übcriragen wer den, und zu diesem Behufe über das ihren Händen übertragene Amt allergnädigst zu verfügen." Das Memorandum der Minorität (welches die Un terschriften der Minister Taaffe, Poiozli und Berger trägt und vom 28. December datirt ist) knüpst an den Auftrag des Kai sers an, „über das von der Majorität vorgelegte Programm ihre Meinung ubzuzeben und sohin ibrcn eigenen Standpunkt in Beziehung auf die zu befolgende Politik darzulegen und zu begründen". Die wesentliche, das Ministerium in zwei Par teien spaltende Differenz entstand bei den Berathongeu über Feuilleton. 's Theater nnd Musik. Die thüringische Ge- sammluntvrrftlät Jena feiert in diesen Tagen das 100jährige Bestehen ihrer akademischen Concerte im Rvscnsaal, die wohl Vielen in guter Erinnerung find, wenn sie auch erst in dm letzten 25 Jahren eine wirkliche Bedeutung in künstlerischer Beziehung erhal ten haben. Das am 13. Januar 1770 begründete aka demische Concert in Jena, dem an der dortigen Uni versität ein seit 1565 bestandenes sogenanntes „Oolle- ssiom musieum" vorauSgegangm war, ist neben den Ge wandhausconcerten in Leipzig daS älteste Institut dieser Artin Deutschland. Zur Feier dieses Jubiläums findet am 13. Januar ein Jubelconcert statt. — Wie man uns aus Stuttgart schreibt, zählt das dortige Conscrvatorium für Musik, welches sich des vortheilhaftesten RufcS er freut, gegenwärtig 460 Zöglinge und 25 Lehrer. — In Karlsruhe starb am 31. December der einst be rühmte Sänger (Tenorist) Anton Haizinqer, jubi- lirtrr großherzogl. badenfcher Hof- und Kammersänger. Er war cin geborener Oesterreicher und wurde fast 80 Jahre alt. Von der Bühne trat er schon im Jahre 1850 ab, während brkanntlich seine Gattin, die be rühmte Schauspielerin Amalie Haizinger, vrrw. gewe sene Neumann, ihre dramatische Thätigkeit auch jetzt noch nicht (sie ist 1800 geboren) aufgegeben hat und die Wiener heute noch entzückt. — Von einer Aende- rung in der Leitung der Karlsruher Hosbühne ist e- wteder ganz still geworden. Man schreibt hierüber der Frankfurter „Dtd.": „Unterrichtete Leute wollen wissen, Alles bleibe beim Alten und daS Ganze sei nur ein Manöver, um einst zu gelegener Zett die Surrogirung d«S jetzigen GeneraldtrectorS durch dessen Sohn, Otto Devrient, ju ermöglichen. Ein im Publicum mit sehr eigcnthümlichm Gefühlen aufg nommcncr Artikel der „Karlsr. Zig." behauptet zwar, die Gcsundhcits- umstände dcs Siebzigers verlangen unabweislich Ruhe. Aber Thatsache ist, daß er die Leitung dennoch behält." Wie die „Spen. Ztg." berichtet, befindet sich der frühere Regisseur der kgl. Schauspiele in Berlin, Hr. Kaiser, gegenwärtig in Karlsruhe, wo mit ihm wegen Ueber- nahmc der Direction dcs Hoftheaters unterhandelt würde. — Zur Hebung der Musikwerkindnstrie dcs Schwarzwaldes, welche bekanntlich eine große Aus dehnung gewonnen hat, aber bisher dcch unhr mecha nisch als künstlerisch betrieben wurde, ist nunmehr, wie die „Pr." erfährt, ein Musikwanderlehrer ange stellt worden, welcher in den einzelnen Ortschaften des Schwarzwaldes theoretischen und praktischen Musik unterricht erihcilen, die Partituren neuer Compvsitio- nen zum Zweck der Anfertigung von Walzm für die großen Musikwerke (Olchestrions) arrangtrrn, kurz, diesen eigenartigen Schwarzwälder Industriezweig mu sikalisch reformiren soll. Der Tonkünstlcr Karl Fend rich aus Freiburg im Breisgau, ein Schüler von Joseph Strauß in Karlsruhe und Dehn in Berlin, ist zum Musikwrndcrlehrer gewählt worden und hat sein Amt bereits angctretcn. — Nachdem am 5. Januar die feier liche Schlnßstcinlcgung dcs neuen Musikverrins- gebäudes in Wren stattgcfunden hatte, trat dasselbe schon am folgenden Tage in Activität mit dem ersten „ GesellschaftSconccrte." Auf der Seitentreppe waren die Herren vom Conscrvatorium schon mit dem Beginn de- Wintersemesters eingezogcn und hatten sich in dem linken Flügel ihre Kanzleien und Schulzimmcr ein gerichtet. Während dort bereits seit Monaten päda gogische Lorbeern verdient wurden, wurde in hem rie sigen Mtttelsaale und auf dem rechten Flügel, in dem Treppenhaus« des Vestibül- und in drn Kuppelgewölben der Loggia bis in die neueste Zeit ununterbrochen g, hämmert nnd gehobelt, gemalt und vergoldet, um die noch wüst und nackt aussehenden Räume nach dem Sinne dcs Meisters zu schmücken. Hansen, sagt die „Pr.", hat in dem Palast dcs MusikvercinS einen Monumentalbau geschaffen, dem gegenwärtig kein zwei ter in der Kaiscrstadt an die Seite gestellt werden kann. Der große Saal selbst hat überhaupt keinen Rivalen an Umfang nnd Schönheit. Sein Plafond hat 27 Klafter Länge und 10 Klafter Breite. Das Par terre des großen Saales enthält außer der großen, für das Oechcster bestimmten Fläch- und den zwei Rechen Seitenlogcn 1006 Sitzplätze, nebst der ent sprechenden Menge der Stehplätze auf der Estrade des Hintergrundes der Galerien. Im Ganzen sind 1606 Sitzplätze angebracht und können uuhr als 2000 Zuhörer bequem einer musikalischen Production beiwohnen. Der durch einen Corridor mit dem Hauptsaal verbundene kleine Saal, ein wahres Bijou in seiner künstlerischen Ausführung, ist 18 Klaftern lang und 4 Klaftern breit und soll für musikalische Productionen vor einem klei nen Publicum, sowie für Concertprobcn, bri Bällen mit den Nebenappartements als Speiselocal dienen. Leider gestattete die geringe Bausumme, welche zur Beifügung gestanden — im Ganzen nur 600,000 Fl. — nicht die Anwendung von kostbarerem Materiale; Marmor und Haustein mußten durch Ccmeut und Terracotta ersetzt werden. Eduard Hanslick, welcher in seiner Kritik des ersten GesellschaflSconcertS die Meinung auSspricht, der neue Musikvcreinssaal sei für einen Concertsaal vielleicht zu glänzend nnd prachtvoll, rühmt auch die gute Akustik; die Klangwirkung de- ersten Concrrts habe allgemeines Lob gesunden. Der Saal giebt den Ton mit großer Kraft ohne Echo zurück; man werde, besondere Anlässe ausgenommen, keine allzu starke Orchestclbcsetzung nöihig haben. Am schönsten entfaltete sich der Klang der Singstimmm. Im Orchester lasse der Ton der Violinen wie der Bläser kaum etwas zu wünschen; nur die Celli und Bässe wurden in den tieferen Lagen und in figurirtcn Stellen nicht recht deutlich. Schließlich plaidirt Hanslick für Erhöhung dcs Orchesters im Concertsaal, während er die Tiefcrlcgung dcs Opernorchesters, wie sie die Münchner Tycaterintendenz durchgcführt, eine so echt künstlerische Idee, ein so preiswürdiges Beispiel nennt, daß jener alle „Rheingold"-Sündcn dafür verziehen seien. — Die Nationaltheaterenquöte in Pesth hat beschlossen, daß sowohl für das Drama als für die Oper cin besonderer artistischer Leiter angcstellt werde. In einer der letzten Sitzunaen des Pcsther Nationaltheatcrcomitös hat Anton Zuby aus Anlaß eines concrcten Falles erklärt, daß der bisher bestandene Antagonismus zwischen dem Nationaltheater und d-ssen Conscrvatorium beseitigt wird und beide Institute unter eine Direction vereinigt weiden. Ungarische Original- opern sind seit 1837, d. h. seit Eröffnung des Pesther NationattheatcrS Alles in Allem 27 zur Ausführung gelangt. — Aus Paris wurde jüngst der Tod de- besonders durch seine Claviercomposttion „fia eloeb« cku monartdro" bekannten Organisten an der Kirche Saint-Sulpice, Leföbure-Wsly gemeldet. — Das P iriser Conservatorium für Musik eröffnet daS Jahr 1870 mit einer Oekonomie, von der man nicht weiß, ob man sich mit ihr einverstanden erklären soll. DaS genannte Institut verausgabte nämlich bisher im Jahre 13 bis 14,000 Francs für Prämien, welche an beson ders talentirte Zöglinge vertheilt wurden. Es bestanden 30 erste Preise zu 300 Franes (zusammen 9000 Francs) und 30 zweite Preise zu 150 Francs (zusammen 4500 Franc-; Totale 13,500 Francs). Es wurde nun be-
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