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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Taeedlatt- -scheint täglich nochM. s Uhr für de« folgende« Tag. Bezugopreis: Lei Abholungin ^e» lieschästrAell« und r»r U-Sgadcstellen 2 Md. im Monat, bei Zustellung durch die Boten r^o Wb., bti Pvstbestellung K Mb. zugLgiich Abtrag, . , . gebühr. Einzelnummern »Pf«. «L-P-ftai'st-lt--' Wocyenvlatt für Wilsdruff n. Umaeaenv P»ftbotc»undunier-Aus- «igrrund Deschäflsftellen .. II - ——. nehmen zu jeder Zeit Be ¬ dell»«,»« entgegen. Im höherer Sewall, Krieg oder jonstig-r Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieserung ^er Zeitung oder Kürzung des Bezugopreise». — Siücksendu«, eingejandter Schriftstücke ersolgt nur, wen« Porto beiliegt. Rr.12 — 85. Jahrgang Trl.gr.Adt: .Amtsblatt- Wtlsdraff-Dresde» PoRLeck Druden 2640 Donnerstag, 14 Januar 1826 für Äürgertum, Beamte, Angestellte u Arbeiter Fernsprecher- Amt Wilsdruff Rr. « SLN'NLL - - SSSSS-WW-M H«» Wtledrnffer Tageblatt enthSlt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstreutamts Tharandt, Finanzamts Noffen. Äs dm «ge zm Ws« der Me. genug. Hier war der Wunsch der Vater des Gedankens, die außenpolitische Locarnokoalition auch für die In nen- Politik zu retten und sie in scharfen Gegensatz zur Rechten zu stellen. . Ds- Luther wird es jetzt nicht ganz leicht haben, da sich zwischen ihm und dem Zentrum und den Demokraten starke Mißhelligkeiten gezeigt haben: die Parteien wollten eben von sich aus eine Koalition zustande bringen. Das ist endgültig mißlungen und die Führung geht über den Reichspräsidenten, der die Parteien bisher hatte gewähren lassen, auf eine Persönlichkeit außerhalb der Fraktionen zurück. Jede Enttäuschung verstimmt, aber Dr. Luthers Stellung ist jetzt ziemlich klar. Ob er ein Kabinett der Mitte mit mehr oder weniger starkem Beamteneinschlag bilden wird oder ein Kabinett aus den Parteien der Mitte, ist noch zweifelhaft. Er muß sich aber im Reichstag oder"rechts Mehrheiten suchen - links oder rechts. Vielleicht aber wird er wie Marx vor drei Zähren seine Zuflucht zu einem Ermächtigungs gesetz nehmen. Sei es wie es sei: die Hauptsache ist, daß wir endlich in dieser schweren Not wieder eine Füh rung erhalten. Die Demokraten zur Mitarbeit bereit. Berlin, 14. Januar. Die demokratische Reichstagsfrat- tion nahm gestern abend den Bericht des Parteivorstandes Koch über seine Unterredung mit dem Reichspräsidenten entgegen. Die Fraktion stellte sich nach eingehender Debatte einmütig auf den Standpunkt, daß die Demokraten sich nach dem Versagen der Sozialdemokraten an dem Kabinett der Mitte beteiligen mühten. Dr. Luther hat also den Auftrag erhalten, eine „Neu trale Regierung der Mitte" zu bilden. Dem Vernehmen nach hat der Reichspräsident auf die Frage der Abgeord neten Koch und Fehrenbach den Begriff neutral dahin er läutert, daß die kommende Regierung unabhängig n a ch beiden Seiten, sowohl nach rechts wie nach links, sein solle. Das würde bedeuten, daß das zweite Kabinett Luther sich ausschließlich auf die Parteien der Mitte stützen soll — ohne ausgesprochene Hinneigung zu einer der großen Parteien von beiden Seiten. Nach all gemeiner Auffassung soll die neue Negierung sich auf vie Demokraten, das Zentrum, die Deutsche Volkspartei, die Bayerische Volkspartei und die Wirtschaftliche Vereinigung stützen. Dr. Luther empfing bereits die in Betracht kommenden Führer und beabsichtigt noch in dieser Woche die Verhand lungen zu Ende zu bringen. Bereits am Mittwoch abend traten die Fraktionen teilweise zusammen, um über die ihnen vorliegenden Programmpunkte Dr. Luthers und die Personenfragen zu beschließen. Am Mittwoch nächster Woche ist nach dem Beschluß des Ältestenrats die Erklär» " S der neuen Regierung im Reichstag in Aussicht genommen. Die anberaumte Sitzung des Aus- wartigen Ausschusses des Reichstags ist um einen Tag ver- schoben worden. " Zurückhaltung beim Zentrum. Berlin, 14. Januar. Die Reichstagsfraktion des Zen trums hat sich gestern abend in mehr als dreistündiger Fraktions sitzung mit -er politisä en Lage beschäftigt, die durch den Auf trag zur Regierungsbildung an Dr. Luther geschaffen worden ist. Zu einer Beschlußfassung gelangte die Fraktion jedoch noch nicht. Sie machte vielmehr ihre Entscheidung von dem Ausfall der Verhandlungen über die sachlichen Voraussetzungen für den Ein tritt in das Kabinett von Zentrumsmitgliedern In das Kabinett abhängig. 2». Die Wirtschostsportei lehnt ab. Berlin, 14. Januar. Bon der Wirtschaftlichen Ver einigungen wurden die Abgeordneten Bredt und Drewitz vom Reichskanzler empfangen. Die Wirtschaftliche Vereinigung konnte, wie wir hören, einer Aufforderung, in das Kabinett einzutreten, wegen des Gesetzentwurfes über den Preisabbau, gegen den das Handwerk scharfen Widerspruch erhrcken, keine Folge geben. Die Partei wird sich dem neuen Kabinett gegenüber neutral und abwartend verhalten und sich die Entscheidung von Fall zu Fall Vorbehalten. Die erste Aussprache. Berlin, 14. Januar. Der Reichskanzler Dr. Luther empfing im Laufe des gestrigen Nack Mittages die Führer sämt licher Mittelparteien zu einer ersten Aussprache. Oie Hilfeleistung der „Hefien". Erster Vorstoß ins Eisgebiet. Rach kurzem Aufenthalt im Hafen von Reval verließ das deutsche Linienschiff „Hessen" vie estländischen Ge wässer und beaab sich weiter nach Osten. Da das Schiik Ministerkanhi-aten. Als vermutliche neue Minister werden sämtliche noch vorhandenen Mitglieder des bisherigen Kabinetts genannt mit Dr. Luther an der Spitze. Dr. Stresemann würde also Außenminister, Dr. Geßler Wehrminister bleiben, ebenso die anderen Herren. Für die durch den Austritt ver Deutschnationalen aus der Regierung frei- Posten sollen in Betracht kommen: für das . der sächsische Finanzminister Dr. Reinhold, für das Neichswirtschaftsministerium der Zentrumsabgcordnete Lammers Für die Be setzung des Neichsministerinms des Innern erwähnt man die.Abgeordneten Koch (Dem.) und von Kardorff (D. Vp.), für das Reichsjustizministerium die Abgeord neten Marx (Ztr.) und Curtins (D. VP>). Neue Möglichkeiten. Schneller noch als es der Reichspräsident ver langt hatte, ist in der Frage der Regierungsneubildung die Entscheidung gefallen. Die Sozialdemokra- tie beteiligt sich nicht an der Großen Koa. lition. Auf Grund dieser Erklärung hat dann Reichs- Präsident v. Hindenburg sofort den bisherigen R e i ch s - kanzler D r. Luther mit der Neubildung des Ka- binetts beauftragt. . Der Beschluß der sozialdemokratischen Fraktion kommt auf die im Dezember aufgestellten Forderun gen zurück, die die Voraussetzungen für eine Beteiligung bei der Großen Koalition waren. Diese Forderungen werden aufrechterhalten, aber als von der Gegenseite ab- - gelehnt betrachtet, weil die Gegenvorschläge nicht genügen, woran der Deutschen Volkspartei die Schuld ge geben wird. Es besteht kein Anzeichen dafür, heißt es in der sozialdemokratischen Erklärung, daß die Deutsche Volkspartci ihren bisherigen Rechtskurs aufgibt. In den Fragen des Achtstundentages, der Erwerbs losenfürsorge und der Fürstenabfindung habe diese Partei die sozialdemokratischen Forderungen abo ult. Mithin bestehe für die Große Koalition keine Gro age. merkenswert ist an diesem ablehnenden Beschluß, das; m mit genau derselben übergroßen Mehrheit gefaßt ist wie der gleiche vom 16. Dezember. Es hat also gar nichts geändert, daß sehr prominente Parteigenossen, wie z. B. Scheidemann und Braun, sich für den Anschluß an Vie Parteien der Mitte aussprachen. Ebenso wenig wie es etwas genutzt hat, daß Zentrum und Demo kraten mit allen Mitteln die Mehrheit ver Sozialvemo- kratie umzustimmen versuchten, um die Große Koalition zu bilden. Um so schärfer werden jetzt die Vorwürfe dieser beiden Parteien gegen die Sozialdemokratie sein, be sonders da die Volkspartei sich zur gemeinsamen Arbeit mit den Sozialdemokraten bereit erklärte und ein teilweises Entgegenkommen in den praktischen Fragen zugesagt hatte. Man war bereit, den der Volkspartei nahestehenden und doch stärksten Träger der Locarnopolitik, Dr. Luther, aufzugeben. Selbst die deutliche Drohung des Zentrums, eine Weigerung der Sozialdemokratie, im Reiche mitzu- machen, werde nicht ohne Rückwirkung in Preußen bleiben, ist verhallt. Der Schlüssel dazu ist in jenem Satz vcs sozialdemokratischen Beschlusses zu finden, wo von der steigenden Not gesprochen wird: man will nicht d'- Verantwortung übernehmen aus Besorgnis vor dem Äb- zug der Wähler nach der radikalen Seite. Locarno — das sollte die Grundlage abgeb n i"r das neue Kabinett der Großen Koalition. Diese Gruuv- lage, außenpolitisch fest, erwies sich für die innen- und wirtschaftspolitischen Strebungen nicht als tragfühig mer wuren uever an anverer Stelle sparen, wie beispielsweise bei der kostspieligen und volksvergiftenden Propaganda, die sie gegen Vie Sozialpolitik treiben. Die von den Unternehmern verbreiteten Zahlen über die hohe Belastung der Knappschasts- kasjen durch die Altershtlfe seien eitel Schwindel, tatsächlich sei die Altersgrenze viel zu niedrig. Daraus wurde die Beratung auf Donnerstag vertagt. 75000 Mann Zefchungstruwen? Enttäuschung in Deutschland. Em Korrespondent des „Daily Telegraph" meldet, * ber Unterausschuß der Botschafterkonferenz ->» «^ der Stärke der Bcsntzungstruppe» im Rheinland „!?^"den Zahlen so gut wie geeinigt habe: OOVVV Mann, Großbritannien 8000, Belgien '0 . Anann. Die militärischen Ratgeber der französischen Reg« rung hatten anscheinend ihre Auffassung durchgcsetzt, vast Frankreich durch vier Divisionen zu je 15 600 Mann sein solle. Die Entscheidung bedürfe noch der Besteigung durch die Botschaftcrkonferenz. Dazu bemerkt der Korrespondent des „Daily Tele graph", wenn die Botschafterkonferenz dem obigen Be- ichlnß zustimme, werde deutscherseits beträcht liche Enttäuschung herrschen. Die Deutschen be haupteten, daß ihnen in Locarno und in London eine weitergehende Zurückziehung der Besatzungs truppen versprochen worden sei. Briand habe, wie verlautet, diese deutsche Hoffnung als begründet angesehen, er sei aber anscheinend nicht imstande gewesen, ihre Be- Ettstchttgung in Paris durchzusetzen. Dieser Plan muß, wenn er von der Boischafterkonfe- kenz anaenommen werden sollte, Befremden erregen. In Locarno daß die Besatzungsarmee die Stärke der deutschen Vorkriegsbelegung m,i Mft.tar nicht überickreiten sollte. Die Garnisonen m der zweiten und dritten Zone zählte vor dem Kriege aber nur 45 000 Man n Diese Zahl würde also um Zweidrittel über schritten werden! nur einen kleinen Kohlenvorrat mitsüyrt, wird es voraus sichtlich nach drei Tagen Reval wieder anlaufen. In zwischen ist es den russischen Eisbrechern gelungen, drei zehn von den im Eis eingeschlossenen Schiffen in eine aufgebrochcne Fahrrinne zu bringen, jedoch werden die Nettungsarbeiten durch das starke Frostwetter sehr er- schwert. Ein neues Einfrieren ver Schiffe ist zu befürchten. Bisher können vrci Schiffe als gerettet angesehen werven, wovon jevoch zwei schwer beschädigt sind. Die ewgcftor- nen Schisse werden weiter von Flugzeugen mit Lebens mitteln versorg-. Die estnische Presse stellt Al ver A sprcchuna dieser Vorgänge fest. vaß ver ^ orsbu^cr L aien für ven Wntterverkehr nicht in Frage kommt. Usnöchr^ sind in ven letzten Tagen noch ungünstiger Oer Reichshaushalt für 2926. 260 lnm Personen von» Reich beschäftigt. Dem Reichstag ist der Entwurf des Reichshaushaltsvlancs für das Rechnungsjahr 1926 zugegangcn, der m Einnahme und Ausgabe mit 7.13 Millionen Mark abschtteßt. Im ein zelne» entfallen ans die sächlichen Verwaltungs ausgaben und auf die Ausgaben für allgemeine und be sondere Sachzwtcke 1872 Millionen Mark, auf Ruhegehäl ter und Versorgungsgebührnisse 1557 Millionen Marl, und zwar auf die Zivilversorgnng 8b Millionen, auf sic Militärversorgung 1467 Millionen und aus persönliche Ausgaben rund 676 Millionen Mark. Diese 67" Millionen Marl umfassen alle Bezüge von im ganzen 260 49L Personen, und zwar im einzelnen von 94 098 planmässigen Beamten, M9 außerplanmäßigen Beamten, 2216 Wartegeldempfängern und Landes- und Gemcinebcnmtcn, von 19 238 Angestellten, von 25862 Arbeitern und von 114 055 Soldaten der Wehrmacht. Von den 94 000 planmäßigen Beamten beschäftigt das Reichssinanzministerium 72 670, ihm folgt das Arbettsmin^ sterium mtt 8W und das Wehrministcrium mi- 4861 Auch die Angestellienzabl ist mit 9216 am größte» im Reichs- ftnanzminlsterium. an zweiter und dritter Stelle stehen das Wehrministcrium mit 3825 und das ReichsverkehrsMiNlstenum mit 2221. Von den rund 26 000 Arbeitern stehen 19 000 beim Wehrministerium und 3500 beim Neichssmanzrmmstcrimn in Arbeit. Verbesserte Ausrüstung. Don besonderem Interesse ist, daß beim Heeresetat zur ?"besserung des Stahlhelms SO000 Mark ausge- 'kv- Werden. Dazu wird bemerkt, daß die Eriahrungen vcs Krieges cs notwendig machen, den Stahlhelm dahin zu verbxsftim, daß er dem Träger einen größeren Schutz als bisher gewährt. Zur Anstellung von Versuchen zur Er möglichung einer Herabsetzung der Gepäcklast des Mannes werden 50 000 Mark angesordert. Dabei wird betont, daß im Interesse der Schlagfertigkeit des Heeres die Gcpäcklast des Mannes verringert werden muß. Eia Fort- kassen einzelner Betteidungs- und Ausrüstungsstücke sei aber nicht angängig, da der Mann nur Vie nötigsten Stücke mit sich trägt. Die Bekleidung und Ausrüstung solle daher im Material erleichtert werden, ohne daß die Feldbrauchbarkeil darum.l leidet. Deutscher Reichstag. (141. Sitzung.) B e r l, n, 13. Januar. Aus der Tagesordnung steh, die erste Beraiuna des vor. l" - b - ° m. Abg. von Gräfe (Volk ) meinte daß die Reichsregieruna vor ven von Spanien anaedrohten Zollkricgsmaßnahmen gleich kapituliert Hütte, obwohl Deutschlands Positionen in diesem Zeitpunkt weit stärker gewesen wären als die Spaniens Ohne weitere Aussprache wurde das Abkommen den zu- ständigen Ausschüssen überwiesen, ebenso die deu-sch- niederländischen Hansels- und Zollverträge. Daraus wurde die erste Beratung der Novelle zum Rcichsknappschaftsgcsetz fortgesetzt. Dabei führte der Abg. Janschel (Soz.z aus, da! Unlcruchmcnum habe gleich nach dem Inkrafttreten ves Rcichsknappschaftsgcsetzes gegen dieses einen erbittene» Kamps ausgenommen. Der Abbau ver Familienhilfe sei ein von ven Unternehmern an ven Bergarbeitern verttbles Ver. brechen. Mit der Bestimmung ver Familienhilfe als Pflicht- Wistung erfülle die Novelle eine Forderung der Notwendigkeit. Diesem Fortschritt ständen aber schwere Nachteile gegenüber, am schlimmsten sei die Kürzung der Altersrenten. Alg. Jmbusch lZtr.s bedauerte, daß das Reichsknapp, schastegcsetz nicht so durchgcsührt worden sei, wie es der Ge setzgeber gewollt hatte. Die widerrechtlich al. l aute Familien- für,o^ge müsse zur Pflichtleistung gemacht v c.'den. Über die aus diesem Gesetz den» Bergbau erwachsenden Lasten seien ganz. übertriebene Angaben gemacht worden. Die Unterneü-