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WMkiMiWer TWÄ Tlrntsblcrtt Zweites Blatt. Sonntag, den 18. Mai 1913. Nr. 112 1887 wird das Tintengeld abgeschafst. Wort zurückgegeben. So wie es mit mir siebt, In vorliegenden Ausführungen ist, soweit irgendwo bei Verwandten oder in einem Raum es gestattete und die Unterlagen es Stift einen Unterschlupf finden, bis — —" Bis ich in der Lage bin, sie zu ernähren", wenigstens die einzige Schwester in guter Hut lig her. und voraussichtlich versorgt zu sehen, ehe man MM sm W MU AMllMk Ms SM 7—9 Uhr und Donnerstag von 8—10 von Prozeß — — Werner suchte nach einer Ablenkung. Sein standen in gegenseitige Versamm- Lehrer-Ver- kaum lerne, mus, seiner Maße Wahrschein- Else wird jemals die eines seiner Lands- Sein unerschütterlicher Jdealis- die Ehrlichkeit und Offenheit Gesinnung waren in seltenem gepaart mit einem praktischen lag ein freu- Gottes. Else, Er soll noch Hier ist Ur ¬ ei er Wirklichteitsstnn und staatsmännischer Klarheit und Besonnenheit Voll und ganz gab er sich der Tätigkeit für sein Adoptiovaterland hin, zugleich aber hing er mit innigster Treue an dem alten Heimatland. Der rheinische Gastwirts sohn, der als Bonner Student und als Schüler Kinkels in die Wirren der Zeit verwickelt wurde, machte sich bald durch seine Flucht aus den Rastatter Kase matten und seine Befreiung Kinkels aus dem Spandauer Zuchthaus einen Namen, dessen Ruhm der gereifte Mann in Amerika als Heerführer im Bürgerkrieg, als Minister in dem Ka binett Hayes, als unerschrockener Be kämpfet der Korruption im republika nischen Lager und als Vorkämpfer einer durchgreifenden Reformbewegung zu wahren gewußt hat. Auch auf die An erkennung des Altreichskanzlers durfte er stolz sein. Blick fiel auf den Folianten, in dem er vor hin gelesen hatte. „Ein schönes Stück, diese Bibel," sagte er geschaffen habe. Mein Plan steht bereits fest. Ich gehe nach Kanada. Dort soll für einen tüchtigen Landwirt noch etwas zu holen fein." Fritz drückte dem Freunde kräftig die Hand. Hab Dank, Werner. Ich habe ja nie daran Für Karl Schurz ist, wie wir aus führlich berichteten, in Newyork ein Denkmal errichtet worden. Die Ameri kaner, insbesondere die Deutsch-Ameri kaner, tragen damit eine Dankesschuld ab, die sie gegen einen der edelsten und hervorragendsten Vertreter der Ver schmelzung deutschen und amerikanischen Wesens zu ersüllen haben Als Karl Schurz 1906 im 77. Lebensjahre sein tatenreiches und bewegtes Leben be schloß, da war alle Welt diesseits und jenseits des Ozeans darüber einig, daß seine Wirksamkeit das Ansehen des Deutschtums innerhalb der Vereinigten Staaten so gehoben hat, wie vor ihm ein, wie er später hieß, schloß sich später als Zweigverein an den Glauchauer und 1895 oder 1896 ait den Hohenfteiner Bezirkslehrerverein. 1839. StiftungSjahr der Sonntagsschule. Sie erhielt sich durch Schulgeld und Beiträge vom Ministerium und vom Fürsten von Schön burg. Die 1. Kl. hatte Unterricht Montags er sich auf. Auf seinem Gesichte digcr Glanz. „Das ist ein Wink laufe ins Schloß und hole Fritz, zwei oder drei Leute mitbringen. degg gehört uns, es bleibt uns." „Und dies Sümmchen hier, welches abge sehen vom Altertumswert der Münzen eine statt liche Summe repräsentiert, ist ein artiger Pfen nig zur rationellen Bewirtschaftung," lachte Wer ner und umarmte seine Braut. „Kanada mag gut sein, aber im Lande ist es besser. Ist es nicht ein reines Wunder, daß wir gerade den Augenblick erwischten, wo, allerdings nur im Schatten, der Satan bei den Obren gepackt wurde? Es war also doch kein altes Kirchen lied, was Dein Urgroßvater in die Bibel chrieb, sondern ein Sprüchlein, um den Enkeln den Platz des in Kriegszeilen vergrabenen Schatzes anzuzeigen." „Recht so," ermutigte Werner. „Nur den Mut nicht sinken lassen." Werner von Strehlen verließ das Haus, aber im Garten angelangt ging er nicht auf dem Kiesweg weiter, sondern wandte sich seit wärts durch die Büsche dem etwas verwilder ten äußersten Ende des Parkes zu, wo, wie er gut wußte, Elses Lieblingssitz war. Vor einem halbverfallenen Pavillon standen zwei verwit terte Steinstatuen. Die eine, ein Mann mit langem wallenden Bart, der die Hände wie segnend ausstreckte, war wohl ein Heiliger oder Gottvater selbst. Vom Postament gegenüber grinste ein Drache mit Menschengesicht herab, wohl eine naive Darstellung des Teufels. Dort trafen sich in der Regel die Brautleute, dort saßen sie auch heute beisammen, Hand in Hünd, und sprachen von ihren Hoffnungen und von der Zukunft, die ihnen trotz der drohen den Wolken, welche über ihrem Lebenshimmel standen, in schönstem Licht erschien. Im Fluge verging die Zeit. „Ich muß heim," sagte Else und entzog dem Bräutigam ihre Hand. „Es ist Mittag. Schau, wie hoch die Sonne am Himmel steht." Aber Werner blickte nicht zum Himmel hin auf, sein Blick haftete am Boden. Laut schrie er auf. „Else, da, schau her, er hat den Satan bei den Ohren. Rasch, rasch. Ist hier in der Nähe nicht irgendwo ein Werkzeug, ein Spaten oder dergleichen?" „Dort hinten im Pavillon bewahrt der Gärtner seine Werkzeuge auf. Aber was soll das?" Sie erhielt keine Antwort. Werner war schon verschwunden und erschien wenige Augen blicke später mit Schaufel und Spaten bewaff net. Sofort begann er zu graben. Else sah dem Beginnen ihres Bräutigams verwundert und erschrocken zu. Sie wagte keine Frage. Allmählich steckte der Eifer des andern sie an. Wohl erfahren in der Gartenbauarbeit nahm sie die Schaufel und half mit. Schweigend arbei teten die beiden in der Sonnenglut. Immer tiefer wurde die Höhlung, da, ein dumpfer Klang und noch einer. Werner warf den Spa ten fort und sprang in die Grube, wo er mit den Händen die Erde sortkratzte. Dann richtete der Raum es gestattete und die Unterlagen es ermöglichten, versucht worden, ein Bild der Oberlungwitzer Kirchen- und Schulverhältnisse zu geben. Selbstverständlich sind noch viele Er gänzungen möglich und sollen einer späteren Zeit oder Berufeneren Vorbehalten bleiben. Möge durch die geschichtlichen Darbietungen bei recht vielen der Sinn für Heimatforschung geweckt werden. „Die Beschäftigung mit der Vergan genheit, das Zurückgehen in dieselbe, hat einen überaus großen Reiz. Was ehemals gedacht und empfunden worden ist, hat den jetzigen Zu stand des Denkens, Empfindens und Wollens mitgebildet." Aus der Kirche hervorgegangen, war die Schule mit der Kirche durch Jahrhun derte eng verbunden und als Tochter abhängig von ihr. Seitdem ist sie äußerlich und inner lich selbständiger geworden und ist zur Kirche in ein schwesterliches Verhältnis getreten. Ob gleich Geistliche und Lehrer scheinbar zwei ganz verschiedene Stände mit verschiedenen Interessen und Bestrebungen sind, arbeiten doch beide an einem Werke und haben gleiche Kulturaufgaben. Werner schüttelte das Haupt. „Du magst großvaters Schatz vergraben. Gebe der Him mel, daß er genügt, um allen aus der Not zu helfen." Eine Stunde später stand die schwere, eisen- beschlagene Truhe, welcher die Zeit nichts hatte anhaben können, in der Bibliothek. Nach eini ger Mühe öffnete der herbeigerufene Schlosser die massiven alten Schlösser. Das erste was sie sahen, waren runde Beutel, sorgsam verschnürt und versiegelt. Fritz öffnete sie und schüttelte den Inhalt auf den Tisch. Blank wie aus der Münze leuchteten die Goldmünzen ihnen ent gegen, ein stattlicher Haufen. Dann kam aller hand goldenes und silbernes Gerät. Zu Unterst aber ein Papier, sorgsam in dünnes Leder ge wickelt. Fritz entfaltete es und stieß einen Jubelruf aus. „Die Quittung, die fehlende Quittung über den erlegten Kaufpreis. Har- Seit 1895 hat sich das Lehrerkollegium das kann ich in absehbarer Zeit nicht daran denken, sogenannte Abbittgeld der Konfirmanden ver- mir einen Hausstand zu gründen, beten. lich gehe ich übers große Wasser. und hob das Buch wieder empor. „Es ist ein seltener Druck und manche Bibliothek wird Dich um dies Buch beneiden." Fritz nickte. „Es ist ein altes Erbstück der Fanals?, Schon Urgroßvater hat darin gelesen. Von seiner Hand stammt der Spruch aus der echten Seite." „Ich habe ihn gelesen," sagte Werner. „Er klingt etwas unverständlich." „Das finde ich nicht. Es ist jedenfalls ein Bruchstück aus einem alten vergessenen Kirchen lied, das dem Schreiber besonders gefiel. Die etwas derbe Ausdrucksweise ist für die da malige Zeit nichts außergewöhnliches." Uchr abends, die 2. KI. Sonntags von 1—3 Uhr im Sommer und 10—12 Uhr im Winter. Den höchsten Schülerstand hatte sie unter Leh rer Nebel. Von 1860 ab wurden die Schüler treulos und verlangten ihre Spareinlagen zu rück. 1862 löste sie sich ganz auf. 1839 wurde von Pastor Gumprecht die Dorfbibliothek ins Leben gerufen. Anfangs war sie im Lehrzimmer der Sonntagsfchule im Mei sterhaus (Hospital), später wurde sie in der Kirchschule aufgestellt, 1875 wurden die Bücher geteilt, seitdem hat sie noch mancherlei Ver änderung gehabt. 1843 klagt Pastor Gumprecht, daß das Foderschneiden und das Herbeischasjen der Tin tenfässer noch soviel Zeit in Anspruch nehme. 1844. Geh. Kirchenrat Dr. Schulze aus Dresden besucht den Unterricht Bernsteins. 1846. Nach einer gedruckten Ueberstcht hat Oberlungwitz bisher jährlich 265 Scheffel 5 Metzen Salz bezogen und bekommt als Ent schädigungsgeld 176 Taler 26 Gr. 3 Pfg. An teil, sowie für 3572 Einwohner 191 Taler 13 Gr. 8 Pfg. Stempelrente, Hermsdorf (Ober lungwitzer Anteil) hat jährlich 16 Scheffel 5 Metzen Salz bezogen und erhält 10 Taler 26 j Gr. 3 Pfg. Anteil, sowie für 202 Einwohner! 10 Taler 24 Gr. 8 Pfg. Stempelrente, Sa.j 390 Taler 1 Gr. 2 Pfg. Infolge dieser seih 1841 bezogenen Entschädigungsgelder war die! Schulkasje gefüllt und konnten Hypotheken aus- j geliehen werden. 1847. Im Meisterlwus werden zwei Zim mer für Kinderarbeit eingerichtet. 1849. Die Ferien, die bisher aus An-> suchen gegeben wurden, werden allgemein ein- geführt. 1850 und 51. Statt der bisher verschiede-' nen Schulbücher soll nur ein Schullesebuch und eine Fibel gebraucht werden. Auf Antrag des Lehrers Gerisch kommen das Berthelsche Lese buch und die Zwickauer Fibel zur Einfüh rung. 1853. Seminardirektor Dr. Schütze aus Waldenburg wohnt mit mehreren Schülern dem Unterrichte Bernsteins bei. 1854. Zur Einführung gelangt das Spruch buch von Kirchenrat Dr. Meißner. 1860. Die Zwickauer Fibel wird abge schafft und dafür „Der kleine Elementarschüler" von Winter eingeführt. 1861. In den Mittelklassen wird von jetzt ab das Leosche Lesebuch benutzt. 1863. Errichtung der Bernsteinstiftung. 1869. Von Sup. Leo wird angeregt, an der Kirchschule eine geistliche Collaboratorstelle als 1. Stelle und die Kantorstelle als 2. Stelle zu begründen. 1883. Gründung der Lutherstistung durch Pastor Dr. Lange zum Besten armer Konfir manden. Vie alte Sibel. Erzählung von Adolf Stark. komme soeben von Marie!" „Nun, und?" Fritz atmete schwer. „Ich habe ihr das unterbrach ihn der andere. „Darüber mache dir keine Sorgen. Else und ich, wir beide kommen schon durch. Ich denke, daß ich mich zu einer anderen Abteilung versetzen lasse, wo die Aussichten auf Fortkommen besser sind. Für Dich steht die Sache freilich schlimmer. Ein Landwirt ohne Gut, das ist ein Feldherr ohne Heer". erlegt worden ist. Die,unglückselige Prozeß mit den Nachbarn, diebe vorhandenen Papiere genügen nicht. Ich hätte!haupteten, Hardegg gehöre ihnen, denn der den Streit nie begonnen, wenn Großvater nichts Kaufpreis sei nicht bezahlt worden. Durch drei so bestimmt behauptet hätte, daß das Gut wirk-! Generationen geht jetzt der Streit. Stück für grund und in Lichtenstein. Sie freundschaftlicher Verbindung durch Mitteilungen und gemeinschaftliche lung. Der Oberlungwitz Gersdorfer Fritz von Hardegg nickte. , „ „ ... , , verloren, jawohl. Es war nicht anders zu er-jein reicher Mann war, während der Großvater warten. Wir konnten nicht beweisen, daß die! schon zu kämpfen hatte. Dazu kam noch der Kaufsumme tatsächlich erlegt worden ist. Die, unglückselige Prozeß mit den Nachbarn, die be- (Nachdruck verboten.) ,Na endlich!" Werner von Strehlen lich uns gehöre. Doch wozu Worte machen?!Stück unseres Wohlstandes hat der teuere Pro Die Sache ist entschieden, gegen mich entschie-jzeß verschlungen, jetzt ist alles zu Ende." den. Morgen schnüre ich mein Bündel. Ich ll" hob sich, legte den Folianten, in welchem „Schwer ist es doch," sagte Hardegg. „Schei den müssen von der Väter Herd, den Boden verlassen, wo man geboren, wo man ausge wachsen ist, wo man jeden Fußbreit kennt und liebt, das ist schwer. Ein Trost bleibt mir: die wiesen hatte, beiseite und streckte dem eintre- Hardeggs sind nicht schuld an dem Verfall ihres enden Hausherrn die Hand entgegen. „Ich Reichtums. Zu Urgroßvaters Zeiten, als die warte schon eine gute halbe Stunde. Aber wie Schweden verheerend über das Land zogen, ist liehst Du denn aus? Ist vielleicht in Deinem,der Reichtum der Familie den Kriegswirren szum Opfer gefallen: gestohlen, geraubt, was „Der Prozeß ist weiß ich. Tatsache ist, daß Urgroßvater noch übers große Wasser geht, um dort von neuem recht haben, aber uns moderne Menschen be- sanzufangen. Uebrigens, Marie will auf mich rührt dieser Stil immerhin seltsam. Doch jetzt : warten. Sie will mir nachkommen in die Ferne, lebe wohl. Ich komme gegen Abend noch ein- wenn ich dort den Hardeggs einen neuen Besitz mal." MsMGesWleMMHWlM Von Oberlehrer Hommel. lEigenmmsleÄt Vorbehalten.) Die Schulen, (Schluß.) Einige geschichtliche Notizen, soweit sie mit der Schule noch in Verbindung stehen. Um 1770—80. Ortsgerichtlich abgeschätzt sind: die Kirchschule auf 225 Taler das Wohn haus und 25 Taler das Gebäude über dem Tor, — die Pfarrwohnung: 225 Taler das Wohnhaus, 200 Taler das Nebengebäude, 25 Taler der Pferde- und Zuchtviehstall, 50 Taler der große Schuppen, 75 Taler die Scheune und 25 Taler der Reisholzschuppen, — die Kirche: 2000 Taler, die Orgel 150 Taler, der Turm 400 Taler, die Glocken 800 Taler (600, 125 und 75), die Uhr 50 Taler, Sa. 3400 Taler. In einem Nachtrag ohne Jahreszahl wird der Gesamtwert der Kirche mit 6000 Talern ange geben. 1832. Seit diesem Jahre sind Protokolle über Schulangelegenheiten vorhanden. Kinder zahl 296 unten und 308 oben, hierzu nur 2 Lehrer. 1833. Unter Anregung des für Kirche und Schule unermüdlich tätigen Pastor Gumprecht wurde ein Oberlungwitzer Lehrervercin gegrün det. Die Mitglicderzahl wurde auf M festge setzt. Sie war 1835) erfüllt und blieben die Ueberzähligen vorderhand Ehrenmitglieder. Neue Vereine bildeten sich dann 1836 im Mülsen- Er schlug die Bibel auf und las: „Von Krieg und Streit erdröhnt das Land (ich gab , .... mein Gut in Gottes Hand) da ist es nicht ver- gezweifelt, daß Du von Else nicht lassen wirst, stören. Dem Satan stoß ins Herz dm Speer selbst wenn sie nichts mitbring't, als das, was (dreifußtief oder wohl noch mehr) nimmt Gott sie am Leibe trägt, aber trotzdem, es tut wohl, ihn bei den Ohren, dann gibt das Gut er Wil-