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MSMH-AMrr Anzig« Tageszeitung im Amtsgertchtsbeztrk Unabhängige Zetkmg für alle Stände in Stttdtnnd, Bischofswerda und den angrenzenden «Meten Land. MchtesteVerbreitungtnallenBolksschtchteu Di« Bla« enthält die amMchm Botamrtmochuogen d« «mtzhmpb- Beilagen: Bildrrwoche, Unser« Heimat, Fra« «d Heim. Landwirt^' Mannschaft, der Schnlinfpektion «ad d« Hanptzollamt, zu Bautzen schastliche Beilage, Iugmdpost, Modebeilage. - Druck «. Verlag von d« Amtsgericht, der Finanzamtes und des Stadtrat zu Bischofswerda. Friedrich May G. m.b.H. in Bischofswerda. FernsprecherRr.444 und «Di Esschedmuasmsti« Jede» Werktag abend« Mr den folgend. Tag. Be-ngupees» für dte Zett «in« halb« Monat: Feet tn« Han« halbmonatlich Mk. 1L0. bei« Abholen in-der G«schäftrstelle wöchentlich Sv Pfg. Ettytummmer 10 Ptz. (Sonnabend- und Sonntagenummer IS Pfg^ — Alle Postaustaltru, sowie unser« Zeitungsausträger u. die Geschästzstrll« nehmen Bestellungen entgeg« tnng« — hat der Bacher kein« Anspruch auf Lieferung oder Rachltzftrung der Aeitnng oder ans Rückzahlung des Bezugspreises. Vofticheck-btont» r «nrt Doeodr» St. 1821. Gemeind«« oerbeuedo^nolursie «tschofowerda Konto St. 04. I« Fall, HSb«ir Eewalt — Krieg oder sonstig« tzgend welch« von Anzeige» in besttuuuten Rummrrn und an Pläk« kein« Gewähr. — Rabatt »ach Laris. — Z anzeigen tarifmäßig« Auffchlag. — Erfüllungsort - Freitag, den 4. Mai 1928. Nr. 104 83. Jahrgang Tagesschau. * Das Reichsgericht hielt in feiner am Mittwoch getrof fenen Entscheidung ein Verbot des gesamten Rotfronlkämp- serbundes nicht für gerechtfertigt, sondern nur Einzeloerbote. Die Leichsbahngefellschafi hat am Mittwoch den formel len Antrag auf Erhöhung der Reichsbahntarife beim Reichs verkehrsministerium eingeckicht. * Das italienische Lufisäsiss .Italia" hat Donnerstag früh 3.24 von Stolp aus seinen Flug nach dem Nordpol fort gesetzt. Es sind noch weitere Zwischenlandungen vorgesehen. In der ungarischen Stadt Mus trat ein schwere» Hagel wetter auf, wobei sechs Sinder durch Hagelstücke erschlagen und zahlreiche Personen verletzt wurden. In Konstantinopel wurden am Mittwoch gegen Mitter nacht heftige Erdflöhe verspürt, die etwa 10 Sekunden an dauerten. Zu dm mit * bezeichneten Meldungen finden dl» Les« Au», silhrlich» an anderer Stelle. OaweS'Reviflon! Von Freiherrn von Lersner (vormals Präsident der Versailler Friedensdelegation). TSFich haben wir in der Sekunde 61, in der Minute 3660, in der Stunde 219 900, am Tage 5,27 Millionen, monatlich 158,33 Millionen Goldmark an unsere ehemaligen Kriegsgegner zu zahlen. Dom 1. September 1928 ab erhöhen sich diese Summen auf 2,5 MMiarden jährlich, d. h. Deutschland zahlt in der Sekunde 80, in der Stunde 288 000, am Tage 6,9 Millionen, im Monat 209 Millionen Goldmark. Das sind die Summen, die wir als Reparationszahlungen auf Grund des Dawes- Planes leisten müssen. Was hat Deutschland bisher an Reparationsleistungen getätigt? — Merkwürdig, daß der Deutsche hierüber fast gar nicht Bescheid weiß, während doch jeder von uns die riesen haften Opfer auswendig wissen sollte, die wir infolge des uns in Versailles aufgezwungenen Friedensdiktates auf bringen mMsen. Dom November 1918 bis zur Besetzung des Ruhrge bietes (Januar 1928) hat Deutschland nach deutscher Sach- verständigen-Berechnung 41,6 Milliarden Goldmark an die Entente abgeführt. Ditz Pariser Reparationskommission will hiervon nur 7,9 Milliarden Mark gelten lassen, das „Insti tut of Economies" in Washington erkennt 28,5 Milliarden Mart an. — Diese Verschiedenheit erklärt sich daraus, daß die von Frankreich beeinflußte Reparationskommission ein« Reihe von deutschen Leistungen nicht als Reparationslei stungen bezeichnen will. — Der deutschen Berechnung von 41,6 Milliarden sind noch 14,8 Milliarden hinzu zu rechnen, die für Besetzung des Rheinlandes, das Staatseigentum kn Eupen-Malmedy und andere kleine Posten aufzuführen sind. Die 41,6 Milliarden gliedern sich in Barzahlungen 1,78 Milliarden und Sachleistungen 39,82 „ Die 39,82 Milliarden Mark gliedern sich: Liquidiertes deutsches Privateigentum im Auslande 11,7 Milliarden Abgetretene Forderungen an unsere Kriegsverbündeten 8.6 Abgetretenes Reichs- und Staatseigen tum 5 See- und Binnenschiffe . 4,7 „ Kohlen und Koks . . 2,4 „ Verschiedenes 7,4 „ Die Verluste, die Deutschland durch die Abtretung von Elsaß-Lothringen, durch die Preisgabe der wirtschaftlich wichtigen Teile von Oberschlesien, Posen, West- und Ost preußen, der Kolonien und de» darin enthaltenen Reichs und Staatseigentum» erlitten hat, sind hierbei überhaupt nicht berücksichtigt. Während des Jahres 1923 — des Jahres der wider rechtlichen, den Friedensvtzrtrag brechenden Ruhrbefetzun- — hat Deutschland seinen Kriegsgegnern weitere riesenhafte Opfer bringen müssen: Die Schädigung der deutschen Produktion beläuft sich auf über 4 Milliarden Goldmark. Hierbei sind sehr beträcht liche, zahlenmäßig nicht erfaßbare Schäden nicht berechnet. Di« Schiwen fiskalischer Art kommen für ditz Ruhreinbruch«, zeit auf über zwei MMiarden Mark. E» fehlen aber die unübersehbaren Schäden, die Reichsbahn, Post, Wasser straßen erlitten haben. Auch ein beträchtlicher Teil der Schäden von -ändern, Gemeinden, verbänden ist «ächt er rechenbar. Schließlich fehlt naturgemäß der ganze Schaden, den Deutschland durch die Geldentwertung erlitten hat. Auf die Ruhrbesetzung folgte der Dawes-Plan. Diese Zahlungen haben nach den amtlichen Berichten Parker Gilberts folgende Höhe: Erstes Dawes-Reparations-Jahr 1 Milliarde, zweites Dawes-Reparations-Iahr 1,17 Milli arde, drittes Dawes-Reparations-Jahr 1,48 Milliarde, viertes Dawes-Reparations-Iahr (Voranschlag bis 81. 8. 1928) 1,9 Milliarde Mark. Zur Schätzung dieser Beträge muß man sich vor Augen halten, daß mit den Dawes-Jndustrieobligationen nicht weniger als 53 408 deutsche Betriebe zu 15,7 Prozent ihres Vermögenswerte» an erster Stelle belastet sind. Seit dem Dawes-Plan find an EaOieferungen bis zum vorigen Herbst für 2,1 Milliarden Mart geliefert worden. Di« rein rechnerisch festzustellenden deutschen Repara tionsopfer belaufen sich also auf über 67 Milliarden Gold mark. E» mutet «inen fast komisch an, damit die Gesamt kriegsentschädigung von 4 Milliarden Mark zu vergleichen, die das französische Volk nach 1871 an uns zu zahlen hatte. Dabei soll doch jetzt erst die Endsumme für unsere Reparationsschuld festgesetzt werden! Unsere bisherigen riesenhaften Reparationsleistungen haben wir nur aus führen können, weil in ungeahnter Höhe ausländisches — namentlich amerikanisches — Kapital in Deutschland ange ¬ legt worden ist. Dieses ausländische Kapital müssen wir im Schweiße unseres Angesichts verzinsen und zurückzghlen. ' Parker Gilbert, der amerikanische R^arationsagent, hat im vorigen Herbst das Reparationsproblem aufgerollt. Die Entente beschäftigt sich eingehend hiermit, denn allge mein erkennt die Welt, daß der Dawes-Plan revidiert wer den muß. Wenn die „New Park Times" von SO MMiarden Mark schreiben, die wir noch zahlen sollen, so übersteigt dtz» unsere Kräfte in erschreckendem Ausmaße. Daß eine solche' Sumifte überhaupt genannt werden konnte! Aber wir! Deutsche haben eben versäumt, immer wieder auf uns«« bisher geleisteten Kriegsentschädigungen hinzuweisen. Bei jeder Gelegenheit müssen wir diese gigantisch«» Leistungen Vorbringen, sonst sind wir selbst schuld, wenn sie! eines Tages unter den Tisch fallen. Der Tag kommt, an dem die Entente eine Dawes-Revision verschlägt. Dann werd«! wir unter kühlster, sachlichster Prüfung unserer Kräfte uns. zu entscheiden haben, ob wir den Entente-Vorschlag aft< nehmen können oder nicht. : Ist dem deutschen Volke klar, daß ihm diese Entscheidung ein« ungeheure Verantwortung für seine ganze Zukimft «H- erlegt? Weiß Deutschland, daß es — wenn je — bei dar Dawes-Revision einheitlich und einig zusammenstehen muß?, Fühlen wir, daß unsere und unserer Kinder Existenz auf dem Spiele steht? Das Roffrontverbot vom Reichsgericht abgewiesen. Lewzlg, 2. Mai. Dem Relchsiaaeamlnister ist vom 4. Strafsenat de» Reichsgerichte, heute folgende» Telegramm zugegangen: „Zn Sachen Rotfrontkänwferbnnd hat da» Reichsgericht im 4. Strafsenat heute beschlossen: 1) Die Weigerung der Landerzentralbe hörden, dem Ersuchen des Reichsinnenminister» vom 16. April 1S2S auf Verbot uud Auflösung des gesamten Rot- frontkämpserbuade», der Loten Manne und der Roten Jungfront mit sämtlichen Ortsgruppen nachzukommen, ist begründet. 2) Die Losten de» Verfahrens werden dem Reiche auferlegt. Der Senat hält di« Voraussetzungen de» 8 129 des Reichsstrasgesehbuche« für den ganzen Rotfroat- kämpferbund nud sämtliche Ortsgruppen nicht für er wiesen. Zn Frage kommen nur Eluzelverbotefür bestimmte Ortsgruppen oder Dauer, bei denen feuer Beweis vorliegt. Solche Verbote stehen heute nicht zur Entscheidung de» Gericht». Nähere Begründung folgt. (gez.) Reichsgericht. Nach 8 129 StGB, wird die Teilnahme an einer Ver bindung, zu deren Zwecken gehört, Maßregeln der Verwal tung oder die Vollziehung von Gesetzen durch ungesetzliche Mittel zu verhindern oder zu entkräften, mit Gefängnis be straft. Berlin, 2. Mai. Wie in volittschen Kreisen verlautet, ist anzunehmen, daß an zuständiger Berliner Stelle zunächst der amtliche Wortlaut und di« Begründung des Urteils des Staatsgerichtshofes zu dem Verbot des Roten Frontkämp ferbunde» abaewartet wird. Dazu kommt, daß der Reichs minister des Innern, Dr. v. Kelwell, augenblicklich nicht in Berlin anwesend ist, sondern sich auf einer Reise befindet, so daß schon deshalb «ine Entscheidung des Reichsinnenmlni- stertums im Augenblick nicht möglich ist. Don anderer Seite wird noch gemeldet: Die Stellungnahme de» Reichsgerichtes zu dem Antrag« de» Relchsinnenminister» wirkt in Berliner politischen Kr«l- sen als eine große Ue-erraschung. Wir batten schon seinerzeit mitgeteilt, dich der Minister, bevor er seinen Antrag stellte, sich nicht nur bei den Ländervegterungen, son dern auch, soweit die» möglich war, beim Staatsgerichtshof über den vorausflchtlichm Verlauf der ganzen Angelegenheit informiert hatte, und daß er, nachdem ihm dle Absagen der Landerregierungen Mm Teil vorher bekannt waren, seinen Antrag trotzdem stellt«, weil er sich M der Austastung für berechtigt hielt, daß der Spruch de» Staawg«richt»böses im Sinn« seines Antrages ausfwlen würd«. Da» Schlammen- Ministerium hat auch «ine R«ihe von Sachverständigen ge- hiftt, die teils dem Ministerium selbst angehören, teil, außer halb stehen. In den Kresten der Retchyreaierung hat man «s an-qicht- dieser-kemlich gründlichen Vorbereitung der ganzen Aktion nicht für möallch gehalten, daß der Spruch de» Gerichte» «Mo ausfallen könnt«. Man wird die Be- gikwdftnn des Urteil» abwattm knüllen, um zu erfahren. aus welchen Erwägungen heraus da» Gericht jM-doch W» einer Ablehnung des Antrages gelangt ist. Zweiftlld» be deutet dieser Spruch des Staatsgerichtshofes ein« schwere po» littsche Niederlage für den Reichsinnenminister. Start der „Italia". Seddin, 3. Mai. (1 Uhr nachts.) Nachdem gegen Mit- ternacht günstige Wettermeldungen eingetrvffen waren, be schloß General Nobile, heute nacht zwischen 2 und 8 Uhr zu starten. Das Hilfsschiff „Citta di Milano" ist bereit» beute nachmittag auf Spitzbergen eingetroffen. Auf dem Flug platz herrscht fieberhaft« Tätigkeit. Die Reichswehrhilfs mannschaften sind bereits angefordert. Cs ist ei« Zwischen landung in Wadsoe in Norwegen geplant, um Benzin und Gas nachzufiilltzn. Seddin, 3. Mai Am 3.24 Uhr gab General MM« da» Kommando zum Stark der „Zkalia". Da» Luftschiff erhob sich sofort vom Erdboden und nahm Kur» dem Meer« zu. L» entschwand wenige Minuten später den Blicken der Au- schauer. Der Flug der „Italia". Berlin, 3. Mai. wie dle Flugflcherungsstell« mitteilt, versucht die „Ztalla" drahtlosen Verkehr mit Sarl^roaa auf- zunehmen. Da» Schiff gibt um 4,45 Uhr folgende Stand- ortrmetduug: „Zkalia" 90 km. Nordost Stolp. Berlin, 8. Mai. Um 6 Uhr 11 Mtn. war der Staadork der „Ztalla' 220 km. nordöstlich Stolp. Die Sremenflieger in Washington. Washington, 2. Mai. Staatssekretär Kellogg begrüßt« dl« Vremenslleger auf dem Flugplatz Lollingsleld mit fotzender AU- sprach«: Voll tiefst« Bewunderung für Ihre hervorragend« Lei stung heiße ich Sie namens der Regierung und des Volke» der Ver einigten Staaten willkommen. Da» Ach daß Sie sich steckt«», stellte an dle menschlich« Ausdauer wohl dle allerhöchsten Anforde rungen und dle erfolgreiche Durchführung Ihre» Vorhaben» Hal unser« ganz« Ration begelfiert. Sie hab«n eineu weiteren Meilen stein auf dem Wege der Bezwingung der Natnrgewalteu durchs« Menschen aufgenchlet. hierüber hiaausgehend möchte ich Ihr« »«-b-Ä Entfernungen zwischen dm Volkern der wegeuwaer imf»chna» nu» mer kürzer werde«. Ihr Unternehmen war «in Beispiel für dl« in- ternatlonale Zusammenarbeit, und wir fr««» uns Üb« da» glück liche Gelingen um so mchr, atz da» deutsch« und da» irisch« Volk UM^ Aufbim unsere» Staat«» in so reichem Maße brigrtragm Oberst Lindberahwar ebmfaltz zur Begrüßung «schien« uud richtet« herzliche Willkomm ensworte an die Brmrenflleger. Die Arrsreichmmg der DremenfUeger. MM MVl